unGlaubliche Patienten. Marcus Schütz
aus Hamburg eigens zu diesem Zweck angefertigt und geschenkt habe. Der Juwelier kreiere die jährliche Schmuckkollektion für einen bekannten Modemacher.
Kokain ist eine Durchhaltedroge, die Managerdroge.
Im Club könne man das ganze Wochenende durchtanzen ohne müde zu werden, auf Arbeit die Firma drangsalieren ohne erschöpft zu Boden zu fallen, im Sexstudio stundenlang rumficken ohne zu kommen. Es peitsche ihn auf, mache ihn geil, es fühle sich großartig an. Nur mit dem Abspritzen hapert es oft, da fehle dann noch ein weiterer Kick. Für den ultimativen Kick lasse er sich nackig in eine Aushöhlung der Kellerwand seines Clubs sperren, die mit einer Metalltür luftdicht verschlossen werden könne. Nachdem er darin den Sauerstoff weggeatmet habe, lasse er das Kohlendioxid in seinem Sexualzentrum arbeiten, und kurz bevor er ersticke, entlade sein wundgeriebener Schwanz eine ordentliche Ladung Ejakulat in die durchgeschwitzte Höhle. Schon mancher sei bei solch einer Aktion auf der Strecke geblieben, bisher habe er Glück gehabt. Seine Kumpels haben ihn immer rechtzeitig befreit.
Die Gerichtsmedizin kann eine ganze Liste von Luftverknappungsmöglichkeiten mit Todesfolge aufzählen, denke ich. Ist nicht neulich der Kung-Fu-Darsteller David Carradine an einem Kleiderbügel hängend im Wandschrank eines Bangkoker Hotels kalt aufgefunden worden? Todesursache: autoerotisches Erstickungsspiel. Schöner Tod, außerdem kommt es wie generell beim Erhängen noch einmal zum finalen Samenerguss. Immerhin hatte er es auf 72 Jahre geschafft.
Er sei sogar schon einmal bei minus 10 Grad mit freiem Oberkörper auf der Stadtautobahn herumirrend von der Polizei aufgegriffen worden.
Viele Drogen verändern auch das Temperaturempfinden. Nun ja, jetzt sitzt er genauso vor mir.
Doch das sei heute nicht sein Problem. Mit dem übermäßigen Konsum nähmen die Pickel auf seinem Rücken zu, ob ich dagegen etwas tun könne.
Weniger Drogen konsumieren, wäre die richtige Antwort gewesen, doch die will er nicht hören. Ich überdenke ein Ausleitverfahren. Der junge Bursche muss sich auf meine Behandlungsliege legen. Ich reibe seinen Rücken mit Alkohol ab, dann gleite ich mit einer sterilen Nadelrolle über seinen muskulösen Rücken, raue die Haut auf, bis kleine Blutströpfchen die verpickelte Haut besprenkeln. Ich gieße etwas Baunscheidt-Öl auf meinen Latexhandschuh und verteile das Öl auf seinem Rücken. Dann decke ich den Rücken mit dampfend heißen Tüchern ab und der Junge muss das Jucken des Öles auf der aufgerauten Haut für ein Stündchen ertragen.
Das Baunscheidtieren stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Ingenieur Herr Baunscheidt hatte zu dieser Zeit Rheuma in seiner linken Hand. Als ihn eine Mücke ins Handgelenk stach, verschwand die Krankheit. Seitdem experimentierte er mit verschiedenen Stechwerkzeugen und Ölen, bis er die rechte Rezeptur gefunden geglaubt zu haben schien, die den Insektenstich perfekt imitierte. Neben Nelken-, Sassafras-, Wacholder- und Rainfarnöl ist insbesondere ein Tröpfchen Histamin in der Ölmischung enthalten, die den quaddelartigen Juckeffekt hervorruft, der nach ein paar Stunden aber wieder abklingt. Bleibt zu Hoffen, dass dieses mittelalterliche Verfahren hilft, die Giftstoffe aus dem Körper meines speziellen Patienten herauszulösen.
Zu guter Letzt injiziere ich ihm jedenfalls noch etwas Gift vom Buschmeister, einer südamerikanischen Grubenotter, die die Haut wieder schön und geschmeidig werden lässt.
Mit knallrotem Rücken schicke ich ihn nach Hause.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.