Zwischen Zweifeln und Hoffen - 163 Seiten zum Mega-Sonder-Einführungspreis. Olga Scholz
komisch in ihrer Nähe.
In der Theorie wusste sie schon früh was sich alles hinter „Sexualität“ verbergen kann.
Seit sie den Computer ihres ältesten Bruders bekam (er hatte seine Festplatte nicht gelöscht), hatte sie Zugriff auf hunderte von Filmchen, Bildern und einschlägige Internetseiten.
Es war ja auch nicht so, dass es nicht hin und wieder auch bei ihr kribbelte, aber wie jedes Mädchen träumte sie von einem strahlenden Ritter auf stolzen Pferd, der sie vor einem Drachen rettet und zum Dank ihre Unschuld nehmen darf.
Nur waren solche Ritter in ihrem Umfeld sehr dünn gesät. Und wenn es mal einen Jungen gab, der sie interessiert hätte, dann stand ihr meist ihr Ruf im Weg.
Sie hatte schon in der Grundschule Jungs verprügelt, wenn diese ihr zu frech wurden. So etwas spricht sich in einem kleinen Ort schnell herum.
Und einmal hatte sie gleich drei junge Türken am Strand krankenhausreif geschlagen als dies aufdringlich wurden und ihr das Bikinioberteil herunter gerissen hatten. Da hatte es sich gelohnt, seit der frühen Kindheit mindesten 3 mal in der Woche den Nahkampf zu trainieren.
Seit diesen Ereignissen gingen die Jungs ihr lieber aus dem Weg.
Und es kam hinzu, dass schminken, schöne Fingernägel oder hübsche Kleider beim Basteln an alten Motoren oder dem Schleifen eines Schiffsrumpfes nicht hilfreich sind. Sie kleidete sich, wie sie fand, lieber zweckmäßig.
Die wenigen Freunde, die Vanessa auch als solche ansah, waren ausschließlich Jungs.
Eigentlich waren es die Freunde ihres 18 Jahre älteren Bruders Jörg. Aber Vanessa hing lieber mit ihnen rum als eine Minute mit anderen Mädchen zusammen zu sein.
Mit den Jungs konnte sie über Boote, Segeln oder Fußball reden und nicht über Puppen oder Teenystars wie es bei Mädchen üblich war.
Sie fand es immer sehr praktisch mit diesen deutlich älteren Jungs befreundet zu sein.
Und die Jungs akzeptierten Vanessa dank ihrer kumpelhaften Art oft mehr als ihren Bruder.
Da war John. Seine Mutter war einige Jahre mit einem schwarzen US-Soldaten leiert gewesen, und so war Johns Haut auch tief schwarz. Er selbst hatte als einziges schwarzes Kind im Ort früher einiges mitgemacht. Um so fester war seine Freundschaft mit den anderen Jungs dieser Clique, da die immer zu ihm gehalten hatten.
Andreas, ein blonder muskelbepackter Kleiderschrank.
Nicht besonders pfiffig aber stark und stur wie ein Ochse.
Roland, ein schlanker sportlicher Kerl, der vermutlich deutlich mehr Geld für gutes Aussehen ausgab als manche Frau. Und dann war da noch Stefan. Vanessa war eigentlich schon im Sandkastenalter in ihn verliebt.
Ein junger Mann, mit der Figur einer griechischen Götterstatue.
Gute 1,90 groß, V-förmiger Oberkörper, knackiger Po, Waschbrettbauch und einem strahlenden Lächeln, das, gepaart mit den blauen Augen, vermutlich auch Klosterschülerinnen erweicht hätte.
Aber Vanessa war sicher, dass ein Junge wie er, der jede haben kann, sicher nicht darauf eingehen würde, ausgerechnet sie zu nehmen. Und so hatte sie all die Jahre nie gesagt, was sie für ihn fühlte.
Im letzten Sommer hatte Vanessas Vater darauf bestanden, dass sie in den Ferien nicht wieder nur in der Marina arbeitet sondern sie sollte Urlaub machen. Gegen ihren Willen war sie mit einer Jugendgruppe in die Alpen gefahren um dort drei Wochen zu wandern.
Einer der Betreuer, ein Sportstudent, hatte die nötigen Verführungskünste an den Tag gelegt und so war Vanessa nun entjungfert und hatte zumindest einige anfängliche Erfahrungen.
Auch nach den Ferien war der Kontakt zu diesem Kerl noch eine Zeit lang geblieben, aber da Vanessa noch sehr jung war, hatte ihr Schwarm Angst vor einer Strafanzeige und so verlief diese erste Liebe dank männlicher Feigheit im Sand.
Vanessa war nicht wirklich traurig darüber. Verliebt war sie nicht gewesen, nur neugierig.
Und außerdem hatte sie beim Kuscheln immer die Augen geschlossen und sich vorgestellt, es wäre ihr Schwarm Stefan, der grade bei ihr ist.
Nach dem Ende ihrer ersten Beziehung kümmerte sie sich wieder mehr um ihre Jungs. Und so erfuhr sie, dass die für den nächsten Sommer einen 5-wöchigen Segeltörn in der Karibik geplant hatten.
Bis dahin wären sie mit dem Abitur fertig und mit etwas elterlichem Geld, sollte das der große Traum von Freiheit und Abenteuer werden, bevor der Ernst des Lebens beginnt.
Vanessa hatte, als sie davon hörte, gleich mitkommen wollen, aber die Jungs, mit denen sie sonst alles gemeinsam unternommen hatte, blockten das gleich ab.
Vanessa dachte zuerst, es sei nur ein Spaß der Jungs, merkte aber, das die es diesmal sehr ernst meinten.
Immer wieder versuchte sie, die Jungs zu überreden, dass sie sie doch mitnehmen sollten, aber die blieben eisern.
Wirklich verstehen konnte sie es nicht.
Sie hatten schon oft mehrtägige Segeltörns auf der Ostsee zusammen gemacht. Und nie hatte es Probleme oder Anmachversuche durch die Jungs gegeben.
Dann spielte ihr der Zufall in die Hände. Es war im Spätherbst als Vanessa beim Joggen von eisigem Schneeregen überrascht worden war. Sie war auf dem schnellsten Weg Heim gelaufen.
Eiskalt und von einem Ausrutscher in einer nassen Wiese ganz schlammig betrat sie das Haus durch die Waschküche.
Schnell die nassen Sachen runter und unter der Dusche im Vorraum zur Sauna aufwärmen.
Unglücklicherweise hingen auf der Leine im Keller nur Socken und Höschen.
Aber Mittwochs nachmittags war normalerweise eh keiner zu hause. Also ging Vanessa nur mit Slip und Socken bekleidet hoch unters Dach um sich in ihrem Zimmer an zu ziehen. Sie war froh, das ihr iPhone den Regenschauer überstanden hatte.
Rechts von der Treppe stand die Tür zum Zimmer ihres Bruders auf. Und Vanessa sah die neue CD, die sie sich gestern gekauft hatte dort auf dem Tisch liegen.
Etwas angesäuert über die Dreistigkeit ihres Bruders sich einfach so bedient zu haben ging sie in sein Zimmer.
Plötzlich hörte sie unten die Haustür ins Schloss fallen und die Stimmen der Jungs kamen rasch die Treppe hoch.
Aus Markos Zimmer zu laufen, hätte sie den Jungs quasi in die Arme rennen lassen. Es gab nur einen Ort. Die Dachschräge war mit Holz zu einem Verschlag ausgebaut, mit einer Tür aus Holzlamellen. Mit einem raschen Schritt war Vanessa nun hinter der Tür und kauerte sich in die hinterste Ecke des Verschlages.
Schon waren die Jungs da.
John fragte Vanessas Bruder, ob auch wirklich keiner im Hause sei, was dieser offensichtlich zum wiederholten male erklärte.
„Vater ist zum Skat und Vanessa joggt. Die ist nie vor 20 Uhr zurück.
Kannst ja mal in ihrem Zimmer nachsehen“
Zwei Minuten später glaubte Vanessa zu wissen, warum die Jungs so heimlich taten.
Sie schauten sich zusammen einen Porno an. Aber es geschah noch mehr als das! Denn die Jungs zogen sich aus. John und Andreas saßen so, das Vanessa sie gut sehen konnte.
Stefan saß im Sessel mit dem Rücken zu ihr und Marko und Roland waren durch den Sessel von ihrem Versteck aus nicht zu sehen.
„Gruppenwichsen?“ Vanessa schoss dieses Wort durch den Kopf.
Mit dem iPhone Bilder machen war zu gefährlich, aber die Gespräche