Reich mir den Apfel, Eva!. Julianne Becker
Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.
Der Sündenfall
Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die GOTT der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte GOTT gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat GOTT gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!
Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern GOTT weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie GOTT und wissen, was gut und böse ist.
Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
Und sie hörten GOTT den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht GOTTES des HERRN unter den Bäumen im Garten. Und GOTT der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?
Da sprach Adam: Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß. Da sprach GOTT der HERR zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog mich, so dass ich aß. Da sprach GOTT der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.
Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.
Und Adam nannte seine Frau Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da leben. Und GOTT der HERR machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an. Und GOTT der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
Da wies ihn GOTT der HERR aus dem Garten Eden, dass er die Erde bebaute, von der er genommen war. Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.
Zusammenfassung
Es gibt im Garten Eden neben vielen großartigen Bepflanzungen auch einen verbotenen Baum, eigentlich sogar zwei Bäume. Die Bezeichnung 'Garten' lässt darauf schließen, dass er künstlich angelegt wurde und einer gewissen Pflege bedarf. GOTT setzte den Menschen hinein, dass er ihn bebaue und pflege, heißt es ja. Doch so ein riesiger Garten brauchte wohl mehr als einen Menschen, daher vermute ich, dass neben Adam und Eva noch viele weitere Menschen als Gärtner beschäftigt waren. Es ist ja ganz allgemein von "dem Menschen" die Rede, und das schließt eine ganze Gattung mit ein, so wie wir ja auch sagen, "der Hund ist ein treuer Begleiter des Menschen". Im Text ist einfach das ganze Menschengeschlecht gemeint.
Die Gärtner ernähren sich wohl selbst auch vom Garten Eden, nur die Früchte der beiden Bäume in der Mitte sind für sie tabu. Wenn sie davon essen, werden sie sterben, so wurde ihnen gesagt. Früher verstand ich das so, dass diese Früchte giftig waren für den Menschen und ihr Verzehr zum Tode führen müsse. Doch man kann diese Stelle auch anders auslegen: Diese Früchte zu essen war ihnen bei Todesstrafe verboten!
Und dann ist da eine Schlange, sie flüstert der Eva rebellische Töne ins Ohr: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern GOTT weiß: An dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie GOTT und wissen, was gut und böse ist.“ Dieses sprechende Wesen erinnerte die Menschen, die uns diese Geschichte überlieferten, im Aussehen an eine Schlange. War es die Haut, der Kopf, der Schwanz? Und dieses Geschöpf ist offenbar mit dem nicht einverstanden, was GOTT befohlen hat und ermutigt Eva heimlich, sich über das Verbot hinwegzusetzen.
Die Scham
Als Adam und Eva von der Frucht des ersten Baumes kosten, wird der Verstand der beiden geweckt und sie beginnen, sich selbst zu erkennen. Das ist der Moment, in dem sie sich selbst gewahr und sich ihrer selbst bewusstwerden. In diesem Augenblick erkennen sie auch, dass sie sich von den anderen Tieren im Garten unterscheiden. Sie erfinden die erste Kleidung aus Naturmaterial (Lendenschurz), weil sie erkennen, dass sie nackt sind und sich dafür schämen sollten. Und sie bedecken sich damit. Uns hat der Pfarrer von einem Lendenschurz berichtet.
Dass sie sich schämten, glaube ich nicht so recht. Im Prozess der Bewusstwerdung ist keine natürliche Scham vorhanden (oder schämt sich ein Kleinkind, nackt zu sein?). Scham ist anerzogen und kulturell an Tabus gebunden. Viel eher haben sie wohl erkannt, dass sie GOTT und seinen Heerscharen ziemlich ähnlich sahen, viel ähnlicher als den Tieren im Garten, die nackt bzw. ausschließlich in der eigenen Haut umherliefen. Gott und seine Engel waren offenbar immer bekleidet. Diese HERRschaften trugen Gewänder. Als Konsequenz ihrer Erkenntnis (wenn sie ihnen ähnlich sehen) sollten sie sich auch bekleiden) machten sich die bewusst erwachten Menschen nun ebenfalls Kleider. Und begannen, GOTT und seine Engel zu imitieren. Das ist eine großartige Verstandesleistung, die wir bei einem Schimpansen begeistert feiern würden: So zeigt sich eine aufkeimende Intelligenz! Adam und Eva haben ihren Verstand also sofort vortrefflich genutzt.
Ich vermute auch, sie versteckten sich, weil sie die Todesstrafe fürchteten. GOTT rief nach ihnen und vermutete gleich richtig, dass sie vom verbotenen Apfel gegessen hatten. Er verfluchte sie und warf sie aus dem Garten. Der Fluch ist allumfassend und betrifft alles, was das Leben normalerweise schön und angenehm machen könnte. Die Menschen hätten in Konsequenz eigentlich kaum überleben dürfen. Der Fluch sollte Mann und Frau auch unterschiedlich treffen. Die Frau soll Mühsal erleben und unter Schmerzen gebären. Und sie soll ein Verlangen haben nach dem Mann, aber er soll über sie herrschen. Und dem Mann verflucht er seinen Acker und auch er soll Mühsal haben, wenn er sich vom Kraut ernährt. Dornen und Disteln sollen auf seinem Acker wachsen und er soll viel arbeiten, bis er stirbt. Auch die Schlange wird verflucht und verbannt.
Und nun lies mal genau, denn jetzt wird es interessant: Die beiden werden nicht wegen ihres Ungehorsams als Gärtner gefeuert oder weil sie nackt umherliefen, sondern einzig, damit sie nicht auch noch vom Baum des Lebens essen! Und es ging vermutlich nicht nur um Adam und Eva, es betraf alle menschlichen Gärtner. Die gesamte Mannschaft wurde auf der Stelle entlassen und die Männer musste sofort mitsamt ihren Familien ausziehen. Es war GOTT sogar so wichtig, dass er seine Cherubin (Leibgarde, englische Heerscharen, Heer der Engel) mit den blitzenden Schwertern vor dem Tor aufstellte, um sicher zu gehen, dass keiner mehr zurückkehren konnte, nicht einmal heimlich.
Ein realer Garten
Gehen wir mal davon aus, dass es sich um einen Tatsachenbericht handelt und tun wir mal alle bedeutungsschwangeren