Der Sklave des Königs. R.S. Volant

Der Sklave des Königs - R.S. Volant


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er zufrieden lächelnd. „Ich hoffe, Ihr habt Eure Lektion verstanden!" Satorius richtete sich auf und zog sich ebenfalls an. Sein hübsches Gesicht war an der Stirn blutverschmiert und stark gerötet. „Werdet Ihr mir nun gehorchen?", fragte Henry energisch. „Ja, Eure Majestät", antwortete Satorius matt. „Gut, dann dürft Ihr Euch nun zurückziehen", sagte Henry und reichte ihm seine rechte Hand, mit dem königlichen Siegelring. Satorius kniete vor ihm nieder, ergriff seine Hand und küsste sie. „Bitte, ich bitte Euch, mein Vater darf es nicht erfahren!", sagte er flehend und küsste Henrys Hand nochmals innig. „Das liegt nur bei Euch, Satory, an Eurem Verhalten, mir gegenüber. Ich habe Gefallen an Euch gefunden und mag Euch. Wenn Ihr mir entgegenkommt, könntet Ihr es weit bringen! Denkt darüber nach! Ihr könnt jetzt gehen!", erwiderte Henry und lächelte ihn an. Als Satorius aus dem Zelt kam, ging er geradewegs auf sein Pferd zu, musste allerdings direkt an Falco und dessen Männern vorbei. Plötzlich taumelte er ein wenig, ging ein paar Schritte zur Seite, lehnte sich gegen einen Baum und erbrach sich heftig. „Was hat `n der", lachte Brac, „wohl zu viel Wein, was Hauptmann?", rief er ihm zu. „Sei still, Brac!", raunte Falco. Amanoue hatte sich erhoben und wollte zu Satorius gehen, doch Falco hielt ihn zurück. „Halt, ich werde nach ihm sehen! Ich denke, Ihr geht jetzt besser zu seiner Majestät!", sagte er schnell, ging hinüber zu Satorius und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung, mit Euch?", fragte er behutsam. Satorius wich entsetzt einen Schritt zurück, sah Falco an und erbebte am ganzen Körper. Als Falco Satorys blutiges Gesicht sah, erschrak er sichtlich, doch noch viel mehr, erschrak er vor dem, was er in Satorius` Augen las, als dieser den Blick voller Scham senkte. „Oh nein!", sagte Falco, „Satorius, es tut mir so leid!" Er fasste ihm an die Schulter, doch Satorius schlug Falco mit voller Wucht die Faust ins Gesicht. „Fasst mich nicht an!", schrie er und seine Stimme überschlug sich beinahe, „ich brauche Euer Mitleid nicht! Ich warne Euch, Falco, ich bring Euch um, wenn Ihr auch nur ein Wort sagt! Geht mir aus dem Weg!" Tränen liefen ihm übers Gesicht, er machte einen Bogen um Falco, lief zu seinem Pferd und versuchte aufzusteigen, schaffte es aber nicht beim ersten Mal, was bei Satorius so gut wie unmöglich war. Der große Hengst tänzelte nervös zur Seite, Satorius schlug ihm mit der Hand auf den Hals und riss hart am Zügel. Er setzte wieder

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      seinen Fuß in den Steigbügel und schwang sich hoch. Wieder machte das Pferd einen Satz zur Seite und Satorius wäre beinahe heruntergefallen, wenn er nicht in die lange Mähne des Tieres gegriffen hätte. Er riss den Hengst herum und galoppierte davon. Falco hatte sich wieder gefangen, der Schlag hatte ihn so unerwartet getroffen, dass er zurückgetaumelt war. Er hielt sich die Hand auf die blutende Nase und hörte, wie Brac Satorius noch hinterherrief: „He, Hauptmann Satorius! Wenn Ihr zu blöd zum Aufsteigen seid, dann legt Euch besser `nen kleineren Gaul zu!" Hämisches Gelächter folgte, von seinen Leuten. Falco war jetzt wieder bei ihnen und hielt sich immer noch, die Hand vor die Nase. „Scheiße", sagte er, blickte auf seine blutige Hand und die Soldaten lachten verhalten auf. „Was is`n in den gefahren?", meinte Brac kopfschüttelnd, „der hat sie zwar noch nie alle beisammengehabt, aber heute hätte man denken können, der Teufel wär hinter ihm her!" ´Das war er wahrscheinlich auch`, dachte Falco und wandte sich Amanoue zu, der immer noch dastand und sichtlich durcheinander schien. „Geht jetzt", sagte Falco zu ihm, „jetzt lässt man Euch sicher wieder ins Zelt!" Amanoue sah ihn kurz fragend an, nickte zaghaft und ging zum Zelt des Königs, wo man ihn sofort einließ. Als Amanoue eintrat, räumten die Diener gerade auf. Während einer der jüngeren, Kai, die Blutflecken vom Tisch wischte, hob Benedicto die heruntergefallenen Sachen auf. Ein Krug war zu Bruch gegangen und er las gerade die Scherben zusammen. Amanoue blickte sich besorgt um und sah den König hinten im Zelt stehen, halb vom Vorhang verdeckt. Er zog gerade, mit Sebastians Hilfe, seinen rotgoldenen Morgenmantel an und Amanoue ging zu ihm. „Seid Ihr in Ordnung, Herr, geht es Euch gut?", fragte er unsicher. Henry drehte sich um. „Aber natürlich, es geht mir hervorragend, komm her, mein Liebling! Wie war dein Tag?" Er zog Amanoue zu sich und lächelte sanft. „Oh Gott, du musst dich unbedingt waschen! Du riechst, wie eine alte Pferdedecke!" rief er dann, schob Amanoue gleich wieder von sich und lachte dabei. Amanoue lächelte ihn an und begann sich auszuziehen. Er streckte sich und gähnte herzhaft. „Mein Tag war herrlich! Ich bin so glücklich, dass Ihr mich mit den Soldaten reiten lasst! Ich bin Euch so dankbar, Herr!", rief er aufgeregt und wollte Henry umarmen, doch der wehrte ihn ab. „Wasche dich erst einmal, mein kleiner Soldat", sagte er zärtlich, „und dann esse etwas!" „Oh, ich habe schon gegessen! Mit der Wache, draußen am Feuer! Brac, das ist der ganz große, hat eine Suppe gekocht, mit Brot", erwiderte Amanoue und er zeigte mit seinen Händen in die Luft, um Henry zu zeigen, wie groß Brac war. Und er erzählte, sprudelte fast über, bis Henry ihn lachend aufhielt. „Amanoue, langsam! Ich verstehe kaum noch ein Wort! Du bist ja total aus dem Häuschen! Ja, ich kenne Brac! Ich kenne jeden, meiner Soldaten und ich freue mich, dass sie so nett zu

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      dir waren!" Amanoue hatte sich mittlerweile gewaschen und es fröstelte ihn etwas. Er ging zum Bett und schlüpfte unter die weiche Fuchsfelldecke, auf der sie sonst meistens gelegen hatten. Der August ging langsam zu Ende und wenn es auch tagsüber noch sehr heiß war, so wurde es jetzt nachts bereits deutlich kühler. Henry kam zum Bett und legte sich zu ihm, aber als Amanoue anfing zärtlich zu werden, blockte der König ab und hielt seine Hände fest. „Heute Nacht nicht, Amanoue, ich bin sehr müde!", sagte er bestimmt, küsste ihn aber zärtlich. Er nahm ihn in seine Arme und so schliefen sie ein. Am nächsten Morgen ging es Amanoue nicht gut. Er hatte starke Kopfschmerzen und ihm war furchtbar schlecht. Als Sebastian das Frühstück brachte, wandte er sich stöhnend ab und wollte nichts essen, doch Henry verlangte es von ihm. „Iss wenigstens ein bisschen Brot", sagte er fürsorglich, „sieh mal, wir haben Honig! Und trink einen Becher Milch, ja?", meinte er und lächelte ihn aufmunternd an. Amanoue zwang sich schließlich dazu, tauchte ein Stückchen Brot in den Honig und aß. Doch sobald er die Milch getrunken hatte, stand er auf, rannte zum Waschtisch und erbrach sich in eine der Schüsseln. Der König seufzte und schob seinen Teller angewidert von sich. „Danke", sagte er kopfschüttelnd zu Sebastian, der ihm gerade noch einmal nachschenken wollte, „aber ich habe keinen Appetit mehr. Geh und sieh nach ihm!" Sebastian ging zu Amanoue und erschrak, als er ihn sah. Amanoue war sichtlich blass, zitterte am ganzen Körper und schien nach Luft zu ringen. Seine Pupillen waren stark geweitet und er griff sich voller Entsetzen an die Kehle, dann verdrehte er seine Augen unnatürlich. „Eure Majestät!", rief der alte Diener noch, „wir sollten sofort Gregorius holen!" Doch genau in diesem Moment, brach Amanoue zusammen.

      Als Amanoue erwachte, lag er im Bett. Der König stand mit sorgenvoller Miene daneben, mit Sebastian an seiner Seite. Gregorius saß auf der Bettkante und fühlte gerade Amanoues Stirn. „Nun, ich kann nichts Besonderes feststellen, Eure Majestät. Fieber hat er jedenfalls nicht. Hat er sehr stark gezittert?", fragte der Heiler nachdenklich und Sebastian nickte. „Am ganzen Körper, er hat richtiggehend gebebt", antwortete der Diener, immer noch entsetzt. „Es war schrecklich!" Der Heiler hob erstaunt seine Augenbrauen und sah dann wieder auf Amanoue, der leise stöhnte. „Ah, er kommt zu sich. Tut Euch etwas weh?" Amanoue sah ihn matt an. „Kopf", sagte er leise und fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Ich denke, es ist nur eine starke Migräne und ein dadurch verursachter Schwächeanfall. Ihr sagtet, er war gestern den ganzen Tag, mit den Soldaten unterwegs?" Henry nickte.

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      „Nun, er ist sehr zart gebaut, das kann ihn schon überanstrengt haben! Ich denke, er braucht einfach nur ein Wenig Ruhe!", meinte Gregorius und sah den König an. Lag da ein stiller Vorwurf in Gregorius Augen? Henry kniff kurz seine Augen zusammen. „Ich werde ihn aber besser mit zu mir nehmen, in den Wagen, nur zur Beobachtung", fügte er schnell beschwichtigend hinzu. „Ihr braucht Euch nicht zu sorgen, Eure Majestät." Henry nickte wieder. „Gut, wie Ihr meint. Ich lasse ihn zu Euch bringen", erwiderte er, gab Sebastian die Anweisung und wenig später trugen zwei der Wachen, Finn und Matto, Amanoue auf einer Bahre zum Wagen des Heilers. Amanoue hatte erneut das Bewusstsein verloren. „Was fehlt ihm denn? Er sieht gar nicht gut aus", fragte der junge Soldat besorgt. „Ruhe", antwortete der Heiler, „einfach nur Ruhe."

      Gleich nachdem die Wachen mit Amanoue gegangen waren, brachen sie das Lager ab und setzten ihren Weg am Fluss entlang, fort. Am Abend


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