Der Sklave des Königs. R.S. Volant
ging. Kurz darauf kam Sebastian herein. „Steh auf!", herrschte er ihn an, „oder denkst du, du kannst hier den ganzen Tag lang faul herumliegen? Die Zeiten sind jetzt vorbei!" Amanoue zwinkerte einige Male nervös mit den Augen, stand sofort auf und ging schüchtern zu dem Stuhl, auf dem die Kleider, die man ihm gestern gegeben hatte, lagen. Er zog sich schnell an, doch Sebastian achtete nicht auf ihn, er war bereits damit beschäftigt, alles zusammen zu räumen. Plötzlich hielt er inne, als er vor dem Bett stand und die frischen Blutflecken auf dem Laken sah. „Zieh es ab und wasche es", befahl er ihm drohend, „und wenn ich hinterher auch nur den geringsten Fleck darauf finde, dann hau` ich es dir um die Ohren, solange bis es ganz sauber ist! Hast du mich verstanden?" Amanoue nickte nur verschüchtert, eilte zum Bett und zog das Laken ab. Er wickelte es zusammen und wollte gerade damit hinausgehen, als der König wieder hereinkam. „Was willst du denn damit?", fragte er lächelnd.
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„Waschen", antwortete Amanoue verlegen und wäre am liebsten im Erdboden versunken. „So ein Unsinn", sagte Henry, nahm ihm das Laken ab und warf es Sebastian zu. „Du bist kein Diener, Amanoue“, raunte er, umfasste Amanoues Taille, zog ihn an sich und versuchte ihn auf die Lippen zu küssen. Amanoue wich jedoch zurück, blickte dabei verschämt zu Sebastian und Henry lachte leise auf. „Vor ihm brauchst du dich nicht zu schämen. Das ist Sebastian und er weiß von allem, was in diesem Zelt stattfindet und in diesem Bett. Und ganz sicher, musst du dich nicht vor ihm fürchten! Nicht wahr, Sebastian?", sagte er und sah den an, doch der alte Diener brummte nur etwas Unverständliches und warf das Laken wieder aufs Bett zurück. Amanoue schluckte verlegen, sah dann aber über Henrys Schulter auf die reichlichen Reste des Frühstücks, der König folgte seinem Blick und lachte erneut auf. „Bist du hungrig?", fragte er freundlich, „dann iss. Es freut mich, dass du endlich Appetit hast. Komm und setzte dich! Sebastian, bringe ihm doch einen Krug frische Ziegenmilch!" Amanoue ging zögernd um den Tisch herum und setzte sich. Er nahm sich eine Scheibe Brot, brach sich ein Stück davon ab, steckte es in den Mund und sah dabei Henry an. „Ich sehe dir gerne beim Essen zu", sagte Henry lächelnd und ergriff dessen Hand, während Sebastian die Milch brachte und sie ein wenig barsch auf den Tisch stellte, bevor er sich wieder zurückzog, um weiter aufzuräumen. Amanoue setzte den Krug an die Lippen und trank einen langen Zug daraus und als er ihn wieder absetzte, hatte er einen deutlichen Milchbart. Henry lachte kurz, beugte sich zu ihm, leckte ihm die Milch von den Lippen und dieses Mal zuckte Amanoue nur leicht zurück. Er schloss sogar kurz dabei seine Augen, dann brach er sich erneut ein Stückchen Brot ab, tunkte es in die Milch und steckte es sich genüsslich in seinen schönen Mund. Der König strich ihm noch einmal zärtlich über die Wange, stand schließlich auf und verließ das Zelt. Sofort kam Sebastian wieder zum Tisch geeilt. „Beeile dich gefälligst", blaffte er ihn an, „wir sind schon sehr spät dran!" Amanoue nickte nur, nahm noch einen Schluck Milch, stopfte sich das letzte Stück Brot in den Mund und erhob sich. „Was soll isch tun?", fragte er unsicher und versuchte Sebastian anzulächeln. „Nichts! Du hast seine Majestät doch gehört! Du bist kein Diener und anscheinend nur zu einem zu gebrauchen!", fauchte der zurück und begann abzuräumen. Amanoue wankte leicht zurück, atmete tief ein und aus, zwinkerte dabei wieder nervös, drehte sich um und verließ sofort das Zelt. Draußen wusste er aber nicht, was er tun sollte und so stand er eine Weile völlig verloren herum. Um ihn herum war überall geschäftiges Treiben und so nahm er schließlich auch eine der Kisten und trug sie zu einem der Wagen, den die Diener gerade beluden.
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Innerhalb kürzester Zeit, war das gesamte Lager abgebaut und aufbruchbereit. Er fuhr im Wagen der Diener mit, aber keiner sprach ein Wort mit ihm, sondern die jüngeren Diener tuschelten miteinander und kicherten dabei, ganz offensichtlich über ihn. Vor Schmerzen wusste er nicht, wie er sich hinsetzen sollte und so rutschte er immer wieder nervös hin und her, bis der Wagen endlich anhielt. Sie machten eine kurze Pause, um die Pferde zu tränken und selbst einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen. Für die Diener gab es nur trockenes Brot und Wasser und etwas Trockenfleisch, das Amanoue aber dankend ablehnte. Als er in das Brot biss, das trocken und fast hart war, rümpfte er leicht die Nase, denn es war nicht mit dem Brot zu vergleichen, welches er morgens an der Tafel des Königs gegessen hatte. Sebastian war dies nicht entgangen und er fing sofort wieder an, mit ihm zu schimpfen. „Das ist wohl nicht gut genug, für den Herrn! Aber daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen, wenn seine Majestät, dich erst wieder satthat!", zeterte er los, woraufhin Amanoue sich sofort erhob und aus dem Wagen sprang. Ihm war zum Heulen zumute und als sich der Tross wieder in Bewegung setzte, ging er lieber zu Fuß weiter. Doch mit jedem Schritt, den er machte, wurde der brennende Schmerz schlimmer und bald konnte er nicht mehr weiter. Also schwang er sich wieder in den Wagen, kroch hinein, rollte sich in einer Ecke zusammen und blieb einfach liegen, bis der Wagen erneut anhielt. Ein tiefer, aber unruhiger Schlaf war über ihn gekommen und er erwachte erst, als einer der jüngeren Diener an seiner Schulter rüttelte. „Wach auf, du Schlafmütze", rief der unsanft, „wir bauen bereits das neue Lager auf!" Amanoue setzte sich auf, gähnte herzhaft, rutschte zum Ende des Wagens und sprang heraus. Tatsächlich stand schon ein Großteil der Zelte, hauptsächlich die der Edelleute und er schlenderte durchs Lager, bis er auf Gregorius traf. „Ah", rief der schon von Weitem, „ich habe Euch schon gesucht! Kommt, ich werde Euch die Salbe geben", meinte er freundlich, verschwand auch gleich im Innern seines Zeltes und Amanoue wartete geduldig davor. Etwas gelangweilt stand er da und sah sich um. Nicht weit von ihm entfernt lachten ein paar Soldaten, die wohl zur Leibwache des Königs gehörten und er blickte neugierig zu ihnen hinüber. Auch der junge Hauptmann war dabei, der, der mit dem König und dessen Freunden im Hurenhaus gefeiert hatte und Amanoue musterte ihn verstohlen. Er hatte dunkles, volles Haar, das ihm in sanften Locken bis in den Nacken reichte, sein Gesicht war männlich und eher markant, aber er trug keinen Bart, im Gegensatz zu Henry, der einen kurzen, gepflegten Vollbart trug. Plötzlich sah er zu Amanoue herüber und dieser drehte sich schnell weg, doch der Hauptmann kam bereits auf ihn zu. „Da bist du ja! Ich bin Hauptmann Falco“, sagte er lächelnd und sah ihn direkt dabei an, aber Amanoue hielt seinen Blick wie immer gesenkt. „Der König hat bereits nach dir gefragt, wo warst du denn?", fragte er freundlich. „Spasieren", antwortete Amanoue schüchtern und Falco hob überrascht die Augenbrauen.
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„So? Naja, dann komm, ich soll dich zu ihm bringen!", erwiderte er achselzuckend. Amanoue wollte noch etwas erwidern, doch der Hauptmann hatte ihn bereits am Arm gepackt und wollte ihn mit sich führen, da kam endlich Gregorius wieder aus seinem Zelt. „Wartet, Hauptmann", rief er ihnen nach und war in wenigen Schritten bei ihnen. „Hier ist die Salbe, wie gesagt", meinte er zu Amanoue und reichte ihm einen kleinen Tiegel. „Ihr müsst sie mehrmals täglich auftragen und wenn in ein paar Tagen alles verheilt ist, könnt Ihr sie auch vorher zum Schutz benutzen, dann wird es leichter gehen", sagte er wie nebenbei. Amanoue wäre am liebsten im Erdboden versunken vor Scham, sein Gesicht glühte und wäre es nicht bereits so dämmrig gewesen, dann hätte man gesehen, dass sein Gesicht dunkelrot angelaufen war. Er nahm rasch das Töpfchen, bedankte sich noch verlegen und Falco zog ihn auch schon weiter, doch bereits nach wenigen Schritten entwand er sich aus dessen Griff. „Ich kann sehr gut alleine laufen! Ich brauche Eure Hilfe nicht", sagte er in seinem starken, asconischen Akzent. „Hilfe", wiederholte Falco. „Was?" „Es heißt ´Hilfe`, nicht ´ilfe`", schmunzelte der Hauptmann ihn an. Amanoue hatte mit der Aussprache einiger Laute Schwierigkeiten, so konnte er kein ´H` aussprechen und ´ch ` klang bei ihm wie ´sch`, allerdings sprach er das ´Sch` am Anfang eines Wortes, nur als ´S` aus. Er blinzelte Falco kurz irritiert an und dieser lachte amüsiert auf. „Ist schon gut! Komm einfach mit!", meinte er und ging voran, doch als sie beim Zelt des Königs angekommen waren, schob Falco ihn trotzdem wieder ein Wenig an. Zusammen traten sie ein und Amanoue blickte kurz auf. Der König war nicht allein. An seinem großen Tisch saßen der General, Herzog Richard, Graf Satorius mit seinem Sohn und noch ein älterer Hauptmann, den Amanoue nicht kannte. ´Na bravo`, dachte er bei sich, ´da wäre ja die ganze Gesellschaft wieder beisammen!` Beide blieben sie am Eingang stehen, bis der König sich ihnen zuwandte. „Ah, Hauptmann Falco! Bringt Ihr mir mein asconisches Kätzchen zurück? Kommt, tretet näher und speist mit uns!", sagte Henry, machte eine einladende Geste und deutete auf den freien Stuhl, neben dem jungen Satorius. Falco salutierte, trat etwas näher und