Die Frau des Kommissars. Mart Schreiber

Die Frau des Kommissars - Mart Schreiber


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blonden Zopf dazu gestoßen und Bram hat sie als seine Frau vorgestellt. „Wir sind schon international hier“, hat er mit stolzer Stimme gesagt. Gespielt oder ernst, wer weiß das schon? Mit Ana hat sich Marlies schnell angefreundet. Sie geht leidenschaftlich gerne Schitouren und hat Marlies eingeladen, mit auf eine Tour zu kommen. „Gerne. Warum nicht?“, hat Marlies geantwortet. Tauplitz ist von Graz aus in eineinhalb Stunden zu erreichen und Marlies hat Zeit. Ihr Sabbatical geht noch bis Ende Juni.

      „Das ist alles ein großes Missverständnis, Herr Kommissar.“ Bram stürzt auf Joe zu und schüttelt ihm die Hand. Er ist groß und schwarzhaarig. Sein linkes Bein zieht er etwas nach. Die Folgen eines schweren Unfalls mit dem Mountainbike, hat ihr Ana erzählt.

      „Gut, dass Sie kommen. Da brauche ich Sie nicht nach Graz vorladen.“

      „Vorladen? Warum?“

      „Wo können wir ungestört reden?“

      „Kommen Sie mit in mein Büro.“

      Marlies geht wie selbstverständlich hinter den beiden Männern her. Vor der Bürotür will Joe sie wegschicken.

      „Lassen Sie nur. Die Marlies kann ruhig dabei sein. Ich habe ja nichts zu verbergen.“

      Marlies grinst Joe triumphierend an und setzt sich im Büro neben ihn, als wäre sie seine Assistentin.

      „Fangen wir der Reihe nach an. Zeigen Sie mir zuerst die Gästeanmeldung für diesen Kurt und seiner Begleitung.“

      „So leid es mir tut, aber das waren keine zahlenden Gäste. Der Kurt wartet ja unsere Software. Da ist es selbstverständlich, dass er gratis hier wohnt.“

      „Aber Sie haben doch sicher Adresse und Telefonnummer. Marlies, kannst du bitte mitschreiben.“

      „Ich habe leider nichts zum Schreiben dabei, Joe.“

      „Kein Problem. Ich mach das schon. Von seiner Begleitung habe ich aber rein gar nichts, außer ihren Vornamen. Die war zum ersten Mal da.“

      Bram reißt das Blatt vom Notizblock und gibt es Joe. Aus den Augenwinkeln kann Marlies den Namen Hankler und eine Adresse in Leoben entziffern.

      „Also, die Polizei hat doch hier angerufen und nach einer abgängigen Frau gefragt. Was haben Sie denen erzählt?“

      „Der Kurt hat mir schon am Donnerstag aufgeregt berichtet, dass seine Begleitung auf und davon ist. Sie hatten Streit beim Schifahren. Genaueres weiß ich leider nicht. Der Kurt war total fertig, als er ins Hotel gekommen ist. Ihr Gepäck war nicht mehr im Zimmer. Also sind wir alle davon ausgegangen, dass sie Hals über Kopf abgereist ist.“

      „Das mit dem Gepäck hat dir der Kurt erzählt, oder?“, fragt Marlies.

      „Hallo, hallo“, fährt Joe dazwischen. „Ich stelle hier die Fragen.“ Er schaut Marlies kopfschüttelnd an.

      „Kein Problem für mich.“ Bram lächelt Marlies zu.

      „Ja, das hat der Kurt erzählt. Ich hab doch keinen Grund gehabt, das zu überprüfen.“

      „Haben Sie oder jemand anders sie abreisen gesehen?“

      „Ich nicht. Ana und das Personal kann ich gerne fragen.“

      „Was mich so wundert. Beim Anruf der Polizei haben Sie nicht an Frau Oswalt gedacht?“

      „Nein, überhaupt nicht! Die Anke war ja schon am Vortag weg.“

      „Und woher weißt du, dass die Anke mit Nachnamen Oswalt geheißen hat?“ Schon wieder Marlies.

      Bram runzelt die Stirn.

      „Ach so, das habe ich jetzt aus dem Zusammenhang geschlossen.“

      „Noch eine Frage. Ist Frau Oswalt mit dem eigenen Auto hier gewesen?“

      „Sorry. Nicht einmal das weiß ich.“

      Es entsteht eine kleine Pause. Joe wischt einige Male über seine Glatze, ganz so, als wolle er sein Gehirn stimuliere. Marlies würde gerne weitere Fragen stellen, aber sie fürchtet, dass Joe dann ärgerlich werden könnte.

      „Kommen wir mal zu Herrn Hankler. Wie häufig ist der bei Ihnen im Hotel?“

      „Meinen Sie privat oder geschäftlich?“

      Marlies lacht: „Das dürfte er nicht so eng sehen, oder?“

      Sie schaut zu Joe, aber der tut so, als hätte er sie nicht gehört.

      „Na ja, er ist manchmal auch mit seiner Familie da. In den letzten Jahren aber kaum mehr. Der Basti ist ja schon ein junger Mann.“

      „Und beruflich?“

      „Ich schätze, einmal im Monat.“

      „Finden Sie das nicht ungewöhnlich, dass Ihr Abrechnungssystem monatlich gewartet werden muss?“

      „Es gibt immer wieder Updates und Korrekturen. Heutzutage könnte man das auch übers Internet erledigen. Es hat sich bei uns halt so eingebürgert, dass der Kurt persönlich vorbeikommt. Er ist ja auch ein guter Freund.“

      „Und wie steht Ihre Frau zu Herrn Hankler?“

      „Wie meinen Sie das? Sie hat nicht viel mit ihm zu tun, weil ich mich um die Abrechnung kümmere.“

      „Und Antonia?“, fragt Marlies dazwischen.

      „Natürlich kennen sich die gut. Antonia arbeitet seit fast zehn Jahren hier.“

      „Ich würde jetzt noch gerne mit Ihrer Frau und Antonia, wie ist gleich ihr Nachname, reden.“

      „Kanczler, Antonia Kanczler. Sie ist Ungarin.“

      „Ich hätte ohnehin gerne alle Namen, Adressen und Telefonnummern Ihrer Bediensteten, auch von Ihrer Frau.“

      Bram ruft Ana an. Die kommt kurz danach zur Tür herein.

      Sie umarmt Marlies.

      „Schade, dass wir uns so wiedersehen“, sagt sie.

      „Nicht vergessen. Ich bin nur die Frau des Kommissars.“ Marlies lacht. „Ich hoffe, die Einladung zu einer Schitour gilt trotzdem noch.“

      „Selbstverständlich.“

      Joe verzieht das Gesicht.

      „Ich geh ja schon“, sagt Marlies und winkt Ana zu, die sich auf den Platz von Bram gesetzt hat. „Auf bald“, sagt Ana hinter Marlies her, die die Türe hinter sich schließt. Enttäuscht, von der weiteren Befragung ausgeschlossen zu sein, blickt sie den Gang in Richtung Speisesaal hinunter und sieht gerade noch Antonia im Speisesaal verschwinden. Marlies folgt ihr mit leisen Schritten. Warum schleiche ich so, wundert sie sich.

      „Hallo Antonia“, spricht Marlies in deren Rücken. Antonia dreht sich mit weit geöffnetem Mund um und hält die rechte Hand aufs Herz.

      „Jesus Maria, jetzt haben Sie mich erschreckt.“

      „Tschuldigung. Das Sie könnten wir doch weglassen, oder? Ich bin die Marlies.“

      Sie streckt ihr die Hand hin.

      „Aber Sie gehören doch auch zur Polizei.“

      „Nein, ich bin nur die Frau des Kommissars. Von Beruf bin ich Lehrerin, Zeichenlehrerin.“

      „Ach so. Es ist nur, dass ich jetzt verhört werden soll. Hat mir die Ana gesagt.“

      „Du brauchst dich nicht zu fürchten. Mit der Sache hast du ja nichts zu tun.“

      „Nein, gar nichts. Warum werde ich dann befragt?“

      „Du weißt vielleicht Details, die dir gar nicht wichtig zu sein scheinen. Ich meine zum Kurt und seiner Begleitung.“

      „Die Frau habe ich zum ersten Mal gesehen.“

      „Und Kurt?“

      „Natürlich kenne ich ihn schon


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