Analfissur. Franz Raulf
2 Akute Fissur dorsal, Erosionen perianal
Die Fissur kann spontan oder durch Therapie abheilen. Sie kann rezidivieren oder von der akuten in die chronische Analfissur übergehen.
Abb. 3 Akute Fissur ventral, Erosionen dorsal
3. Chronische Analfissur
3.1. Morphologie
Die chronische Fissur imponiert als längs gerichtetes, manchmal schmierig belegtes, tiefes Ulkus (Geschwür). Im Verlauf können sich Sekundärveränderungen bilden, wie z. B. die hypertrophe Analpapille am proximalen Fissurrand in Höhe der Linea dentata, die pathologisch veränderte Krypte (Analkryptitis), die Vorpostenfalte (sekundäre Mariske, Wachtposten) ohne oder mit inkompletter oder kompletter Fistel. In diesem Stadium sind die Wundränder narbig aufgeworfen, gelegentlich kallös oder unterminiert. Mitunter zeigen sich im Fissurgrund die quer verlaufenden, evtl. fibrosierten Fasern des M. sphincter ani internus. Nicht die Dauer des Bestehens der Fissur, sondern das Auftreten der vorgenannten Veränderungen ist pathognomonisch für die chronische Analfissur. Die Problematik einer morphologiebezogenen Definition der chronischen Fissur ist in Kapitel 5 dargestellt.
Tab. 1 Lokalisation der Analfissur
3.2. Lokalisation
Die Auswertung von 15 Arbeiten mit insgesamt 6.881 Patienten zeigt, dass die Fissuren mit einer Häufigkeit von 45,1 % bis 86,9 % an der hinteren Kommissur und mit 6,2 % bis 39,3 % an der vorderen lokalisiert sind. In den anderen Sektoren finden sie sich mit einer Häufigkeit von 0,5 % bis 12,3 %. Goligher et al. sahen bei Frauen deutlich mehr ventral gelegene Fissuren als bei Männern (10 vs. 1).
Abb. 4 Chronische Fissur dorsal mit Vorpostenfalte
Abb. 5 Chronische Fissur ventral und dorsal (mit Vorpostenfalte)
Abb. 6 Chronische Fissur dorsal mit hypertropher Papille (Ansicht im Spreizspekulum)
Abb. 7 Chronische Fissur dorsal mit ausgeprägten Sekundärveränderungen (Ansicht im Spreizspekulum)
Abb. 8 Dorsale Fissur mit Abszess; Eiteraustritt erkennbar bei spontaner Perforation des Abszesses
Abb. 9 Dorsale Fissur mit Fistel; Sondierung mit Hakensonde
LITERATUR
Böttcher KJ: Die operative Behandlung der Analfissur. Med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1977
Eißer H: Die chirurgische Behandlung der chronischen und akuten Analfissur. Med. Diss. Münster, 1990
Goligher JC: Surgery of the anus, rectum and colon. Ballière Tindall, London, 1975
Hananel N, Gordon PH: Lateral internal sphincterotomy for fissure-in-ano revisted. Re-examination of clinical manifestation and response to therapy of fissure-in-ano. Dis Colon Rectum 40, 229–233, 1997
Hasse C, Brune M, Bachmann S et al.: Laterale, partielle Sphinkteromyotomie zur Therapie der chronischen Analfissur. Langzeitergebnisse einer epidemiologischen Kohortenstudie. Chirurg 75, 160–167, 2004
Jost WH, Raulf F, Müller-Lobeck H: Analfissur: Ergebnisse der operativen Therapie. coloproctology 12, 110–113, 1991
Khubchandani IT, Reed JF: Sequelae of internal sphincterotomy for chronic fissure-in-ano. Br J Surg 76, 431–434, 1989
Kleinilbeck M: Ergebnisse und Behandlung von Patienten mit Analfissur: Untersuchung über den Zeitraum 1984–1985. Med. Diss. Münster, 1990
Kühn Th: Die chronische Analfissur. Ein Vergleich der chirurgischen Therapieformen anhand des Patientengutes der Chirurgischen Universitätsklinik Düsseldorf in den Jahren 1966–1975. Med. Diss. Düsseldorf, 1979
Lysy I, Israeli E, Levy S et al.: Long-term results of chemical sphincterotomy for chronic anal fissure: a prospective study. Dis Colon Rectum 49, 858–864, 2006
Mazier WP: An evaluation of the surgical treatment of anal fissure. Dis Colon Rectum 15, 222–227, 1972
Mazier WP, De Moraes RT, Dignan RD: Anal fissure and anal ulcers. Surg Clin North Am 58, 479–485, 1978
Oh C, Divino CM, Steinhagen RM: Anal fissure. 20 year experience. Dis Colon Rectum 38, 378–382, 1995
Schanne S: Therapeutischer Einsatz von Botulinumtoxin bei der unkomplizierten chronischen Analfissur. Med. Diss. Saarbrücken 1998
Soß K: Die Behandlung der Analfissur. Med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1973
Stürmlinger M: Funktionelle Ergebnisse der lateralen Sphinkterotomie im Rahmen der Behandlung der chronischen Analfissur. Med. Diss. Düsseldorf, 1986
Willemsen C: Ursachen von Analfissuren. Med. Diss. Düsseldorf, 1963
3.3. Altersverteilung
Die Auswertung von sieben Publikationen, die insgesamt 2.346 Analfissurpatienten berücksichtigen, zeigt folgende Altersverteilung:
Tab. 2 Prozentuale Altersverteilung bei Fissurpatienten
Der Häufigkeitsgipfel findet sich bei den 30- bis 50-jährigen Patienten. 24 klinische Studien mit insgesamt 4.978 Analfissurpatienten zeigten eine Altershäufung zwischen 35 und 51,2 Jahren. Im Kindesalter treten Fissuren selten auf.
Tab. 3 Durchschnittsalter der Fissurpatienten
LITERATUR
Abcarian H: Surgical correction of chronic anal fissure: Results of lateral internal sphincterotomy vs. fissurectomy – midline sphincterotomy. Dis Colon Rectum 23, 31–36, 1980
Altomare DF, Rinaldi M, Milito G et al.: Glyceryl trinitrate for chronic anal fissure – healing or headache? Dis Colon Rectum 43, 174–181, 2000
Arroyo A, Perez F, Serrano P et al.: Surgical versus chemical (botulinum toxin) sphincterotomy for chronic anal fissure: long term results of a prospective randomized clinical and manometric study. Am J Surg 189, 429–434, 2005
Bode WE, Clyde E, Culp MD et al.: Fissurectomy with superficial midline sphincterotomy. Dis Colon Rectum 27, 93–95, 1984
Böttcher KJ: Die operative Behandlung der Analfissur. Med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1977
Brisinda