Flucht von der Hudson Bay. Mario Ziltener

Flucht von der Hudson Bay - Mario Ziltener


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und schon am Tag darauf war er im Hafen mit Botengängen beschäftigt. Tom brachte wichtige Unterlagen von der Hafenverwaltung auf die grossen Schiffe aus aller Welt. Da kam ihm die Idee, sich als blinder Passagier, bei einer guten Gelegenheit, abzu­setzen. Er wollte sicher sein, dass sein Plan funktio­nieren würde, bevor er sich wirklich darauf einlassen wollte und so nahm er ganz bewusst alles auf, was für ihn wichtig werden konnte. Dazu gehörten etwa Fahr­pläne, Seekarten und natürlich auch die Destinationen der Schiffe, welche Southampton in den nächsten Tagen und Wochen verlassen würden. Im Büro der Hafenverwaltung lagen viele Bücher über die Schiff­fahrt, darin konnte Tom gar herausfinden, welche Schiffe baugleich waren und von den meisten fanden sich gar Bilder, Pläne und sonstiges, verwertbares Material. Während den Pausen und in Wartezeiten schmökerte Tom also in diesen grossen Wälzern, blät­terte immer wieder von vorne durch und kam bald schon zum Entschluss, sich lediglich auf einem Passa­gierschiff als blinder Passagier einzuschmuggeln. Da konnte er sich tagsüber ohne weiteres an Deck ver­gnügen, sich die Füsse vertreten oder mit anderen reden, abends, sobald die Dunkelheit ihr Gewand über das Schiff gestülpt hatte, würde er sich für die Nacht wieder verkriechen. Eigentlich eine angenehme Sache. Lediglich der Moment, in welchem er nicht mehr auf der Hafenverwaltung auftauchen würde, konnte ihm gefährlich werden. Was würde geschehen, wenn sie ihn vermissten? Wenn ein wichtiger Boten­gang anstand und er nicht auffindbar sein würde? Anhand der Aufträge konnten sie genau nachvollzie­hen, auf welchem Schiff er sich zuletzt aufgehalten hatte. Würde dieser Fall auftreten, dann wäre wohl auch die Variante ,Ausreise mit dem Ozeandampfer’ ein für alle Mal Vergangenheit. Tom wusste aber auch, dass er sich vermutlich viel zu grosse Sorgen darüber machte. Wer wollte sich denn wirklich um einen Landstreicher kümmern? Nach einigen wenigen Tagen der harten Arbeit im Hafen war für ihn klar, dass es die ‘Hudson Bay’ sein würde, die ihn in sein neues Leben bringen sollte. Ein luxuriöses Kreuz­fahrtschiff, mit vielen Promenadendecks, Bars und einem grossen Swimmingpool. Die ‘Hudson Bay’ wurde am Freitagabend in Southampton erwartet, würde dann über das Wochenende am Quai liegen und am Montagabend wieder auslaufen. Der nächste Ha­fen auf ihrer Reise würde Barcelona sein. Die Fahrt dahin würde knappe zwei Tage dauern. Zwei Tage um sich zu überlegen, ob Spanien eine neue Heimat wer­den konnte. Oder vielleicht Genua, Athen oder sonst eine der Städte entlang der Route. Tom blieben, vom Moment seiner Entscheidung mit der ‘Hudson Bay’ zu fahren, noch genau zwei Tage um alles zu organi­sieren. Er würde einen Rucksack brauchen, mit ein wenig Proviant, vor allem aber Wasser. Kleidung musste auch her, es konnte vielleicht wirklich sehr kalt werden auf einem solchen Schiff.

      Tom legte sich einen Schlachtplan zurecht, wie er an die benötigten Waren kommen wollte. Mit dem Geld, welches er bei der Arbeit als Taglöhner verdiente, wollte er sich seine neue Existenz aufbauen und legte dies folglich zur Seite. Also mussten die anderen Din­ge gestohlen werden. Kein Problem für Tom, der die Schwachstellen in den Sicherheitskonzepten der loka­len Warenhäuser genau kannte.

      ***

      Eddie entstieg in der Vorfahrt seines Anwesens dem Rolls Royce und verabschiedete sich von Craig. Die Fahrt nach Southampton würden Shannon und er mit der Bahn zurücklegen. Denn ansonsten hätte Craig die lange Strecke nachher alleine zurücklegen müssen, was natürlich auch nicht Sinn der Sache sein konnte.

      »Guten Abend, Sir!«, begrüsste Sheena. Sie schien bereits etwas von der bevorstehenden Abwesenheit ihrer Arbeitgeber zu wissen, reduzierte sie doch be­reits jetzt ihre Hilfsbereitschaft ein wenig.

      »Guten Abend, Sheena. Fragen sie nicht mehr nach meinem Mantel?«

      »Entschuldigen sie, Sir, das habe ich vergessen. Ma­dam hat mir gesagt, dass sie nächstens vermutlich für eine lange Zeit abwesend sein werden, das hat mich ein wenig durcheinander gebracht. Es ehrt mich aber, dass sie mir während dieser Zeit die Aufsicht über das Anwesen übertragen wollen.«

      »Dafür sind sie ja auch angestellt. Dennoch bitte ich sie die Konzentration beizubehalten, noch sind wir hier. Hier, bitte, mein Mantel. Madam ist im Salon?«

      »Ja, Sir, sie wartet bereits auf sie.«

      Die Frage wäre eigentlich unnötig gewesen, da Shan­non ohnehin die Angewohnheit hatte im Salon zu warten. Heute begab sich Eddie direkt in den Salon, da er die freudige Nachricht der Abreise bekanntge­ben wollte. Am Montag würde es soweit sein und es galt nun, viele kleine Dinge noch zu erledigen, um mit einem guten Gewissen fahren zu können.

      »Guten Abend, Perlchen! Ich habe gebucht. Wir wer­den am Montag nach Southampton fahren, wo wir uns auf der ‘Hudson Bay’ einschiffen werden. Danach geht es los in Richtung Spanien, Italien und Griechen­land. Ich freue mich jetzt schon auf die ruhige Zeit auf See.«

      »Hallo Dickerchen! Dann ist es also wahr. Ich werde wirklich in einem schwimmenden Altersheim Test­wohnen gehen. Na, immerhin weiss ich dann bereits, wie sich das anfühlt, wenn ich wirklich in einem Al­tersheim untergebracht werden muss.«

      »Du kannst es einfach nicht lassen, oder?«

      »Doch, könnte ich schon, aber es ist süss zuzusehen, wie sich mein Dickerchen darüber aufregt.«

      »Wenigstens kannst du dich daran erfreuen. Schön. Ich freue mich immer, wenn ich weiss, dass du dich freust. Aber nutze jetzt die verbleibende Zeit doch lieber dazu um die zu erledigenden Dinge in Angriff zu nehmen.«

      »Ja, ich weiss schon, es gibt noch einiges zu tun. Ich werde dies auch gleich beginnen. Nach dem Essen. Packen, auspacken und wieder einpacken. Du kennst mich ja. Da wir nicht nur an einem Strand sein wer­den, muss ich ja auch die entsprechende Garderobe für die langen Abende beim Bingo einpacken.«

      »Provoziere ruhig noch ein wenig, aber die Sache ist jetzt gebucht und ich werde diese nicht wieder rück­gängig machen. Das ist sicher. Auch in der Firma habe ich die Aufgaben verteilt und alle instruiert. Kei­ne Chance, Perlchen.«

      So zog sich der Abend in die Länge und Eddie ver­suchte immer und immer wieder, Shannon davon zu überzeugen, dass sie die Reise nun wirklich akzeptie­ren sollte. Anscheinend, allerdings, vergebens, oder aber sie äusserte sich absichtlich so, um Eddie zu pro­vozieren. Das, glaubte Eddie, war der wirkliche Grund dafür. Nach dem Essen ging jeder seinen eige­nen Weg, wie dies nach den dreiundzwanzig Ehejah­ren so war. Shannon zog sich in ihr Arbeitszimmer zurück, Eddie in seines. Nichts zu spüren von pri­ckelnder Erotik- nicht mehr.

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