Das magische Armband. Janine Zachariae

Das magische Armband - Janine Zachariae


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es auch.«

      »Nein, tue es nicht« , flehte sie.

      »Pass auf dich auf, Marie.« Sie stieg in den Bus, als dieser anhielt, lächelte und winkte. Ich wartete solange, bis er wegfuhr. Dann ging ich, mit einem seltsamen Gefühl, zum Schulhof. Molly und ich warteten auf Jacob.

      13. Unerwartet

      Wir spielten gerade Ball, als Frau Bertel aus dem Gebäude kam. Sie wirkte verärgert. Als sie mich sah, kam sie direkt zu mir.

      »Wie konntest du es wagen!«

      »Sie haben ein Problem, nicht ich.«

      »Doch, hast du! Du bist gestört!«

      »Hören Sie, Frau Bertel, Sie haben eine wirkliche tolle Tochter. Sie sollten sie nicht nach dem Beurteilen, was sie ist.«

      »Sag mir nicht, wie ich meine Tochter zu behandeln habe.« Ich zuckte mit den Schultern. »Wir sollen einen Elternkurs belegen und zusammen zu einem Psychologen.«

      »Das ist eine tolle Idee.« Sie sah aus, als würde sie mich jeden Augenblick erwürgen. »Ihre Tochter ist durcheinander. Sie sollten sie für einige Tage in Ruhe lassen. Und dann mit ihr Reden.«

      »Den Teufel werde ich ...«

      »Lassen Sie ihn doch da raus, der kann nichts dafür«, meinte ich genervt. »In einigen Tagen wird sich die Stimmung beruhigt haben und Sie können in Ruhe über alles reden, da Sie genug Zeit hatten, um darüber nachzudenken.«

      »Bist du mit meiner Tochter zusammen?«

      »Nein. Ich bin nicht lesbisch. Es gibt allerdings eine Menge Mädchen, die gerne mit jemanden wie Marie zusammen sein würden.«

      »Treib es nicht zu weit.« Ihre Augen funkelten mich an.

      »Sie sollten zu Ihrem Mann gehen und ein paar Tage all das machen, was Sie seit Jahren schon machen wollten, es aber nicht konnten. Gehen Sie und amüsieren Sie sich. Marie geht es gut. Sie wird sich schon wieder fangen. Da bin ich mir sicher. Denn, auch wenn Sie es nicht hören wollen, sie ist ein tolles Mädchen. Seien Sie für sie da, wenn sie Sie braucht.«

      »Warum trug sie eigentlich deine Klamotten?«, erkundigte sie sich schroff.

      »Weil ich sie ihr gab. Herr Traum hat Ihnen hoffentlich erzählt, wie wir sie heute Morgen fanden. Marie würde alles machen, nur um Ihren Erwartungen gerecht zu bleiben. Aber Sie sollten es nicht von ihr verlangen.« Damit wandte ich mich wieder Molly zu. »Eins noch, Frau Bertel, seien Sie stolz auf Ihre Tochter. Sie hatte sich getraut, Ihnen die Wahrheit zu sagen.«

      Ich sah sie nicht an und wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde. Alles, was ich hörte, waren ihre Absätze, die sich entfernten. Irgendwann setzte ich mich auf eine Mauer, vor dem Gebäude. Molly lag neben mir auf dem Boden. Sie hatte genug getobt. Und ich musste mit meinen Gedanken zurechtkommen. Ich merkte nicht mal, wie es anfing zu regnen. Erst als jemand mich an meiner Schulter berührte, schaute ich auf.

      »Oh, Hallo, Herr Traum.« Er lächelte. Wir waren immer noch auf dem Schulhof, also nannte ich ihn Herrn Traum.

      »Hallo, Maja.« Er beugte sich runter und begrüßte seine Hündin. »Alles klar?« Ich zuckte mit den Schultern.

      »Ich würde Sie gerne zum Essen einladen.«

      Er wirkte überrascht. »Sehr gerne.«

      »Wir sollten uns umziehen«, schlug ich vor. Er nickte und wir fuhren zurück. Molly ließ die Zunge aus dem Fenster hängen, wahrscheinlich um die Regentropfen aufzufangen.

      Ich ging in mein Zimmer und zog mich um, meine Tür hatte ich leicht angelehnt. Jacob stand davor und fragte, ob alles in Ordnung sei. Er stieß die Tür auf, ich war mit dem Rücken zu ihm gedreht und streifte gerade eine Bluse über und knöpfte sie zu.

      »Tut mir leid«, stammelte er. Ich drehte mich um.

      »Nicht nötig.« Ich schlich mich an ihm vorbei ins Badezimmer und öffnete die Tür, als ich gerade meine Haare machte. Zaghaft lächelte ich ihn an, weil er nicht wusste, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.

      »Nein, keine Sorge. Es wird kein Date, oder so was«, erklärte ich, als ich seinen Gesichtsausdruck bemerkte. »Aber ich würde gerne einen netten Abend in einem Restaurant verbringen.« Dann sah ich ihn an und fragte zögernd: »Es sei denn, Sie haben etwas vor?«

      »Ja«, sagte er und fügte lachend hinzu: »Mit dir Essen zu gehen.« Ich hatte gerade mit meinem Lipgloss Farbe auf die Lippen gezaubert und stockte für den Bruchteil einer Sekunde.

      »Okay, ich wäre dann soweit.« Er huschte noch einmal in sein Zimmer und kam kurz darauf zurück, während ich dabei war, meine Schuhe anzuziehen. Ich blickte hinauf und konnte kaum glauben, was ich da sah.

      »Mmh?«

      »Sie sehen gut aus«, stellte ich fest.

      »Du auch.«

      ›Es ist kein Date, es ist kein Date, es ist kein Date, es ist kein Date. Es ist kein Date, es ist kein Date, es ist kein Date‹, sagte ich mir immer wieder.

      Glaubte es aber nicht mehr. Ich musste tierisch errötet sein, denn er zwinkerte mir zu. Oje. Das war keine so gute Idee. Aber ich brauchte das. Und ich wusste, es würde ihm auch guttun. Wir gingen nach draußen und sogen die frische Luft ein. Er hielt mir seinen Arm hin und ich hakte mich unter.

      »Danke.«

      »Für was, Maja?«

      »Hierfür. Ich weiß, es ist unangebracht.«

      »Schon okay.«

      Wir fuhren in eine andere Stadt. Und bekamen einen schönen Tisch am Fenster mit einem tollen Blick auf die Skyline. Wir saßen in einem asiatischen Restaurant und bestellten eine Sushi-Platte für zwei, dazu alkoholfreie Cocktails. Wir sagten nichts, bis das Essen da war. Jacob wirkte etwas irritiert und ich selbst musste auch meine Gedanken sortieren.

      »Marie hat mich geküsst«, gestand ich, als Jacob gerade etwas mit den Stäbchen packen wollte. Er hätte sich fast verschluckt. »Ich wich zurück. Vielleicht nicht sofort, aber ich tat es. Als ich ihren Gesichtsausdruck sah, war ich von mir selbst enttäuscht.«

      »Wie meinst du das?«

      »Da rede ich so viel über Toleranz und reagiere dann so. Als sie mir sagte, dass dies ihr erster Kuss war, kam ich mir wirklich blöd vor.« Ich beobachtete Jacob. Er nahm sich erneut ein Stück Sushi und dieses Mal wartete ich. »Ich wollte sie nicht verletzen. Das wäre das Letzte, was sie gebraucht hätte. Ich sagte ihr, ich sei nicht lesbisch und das ich definitiv auf Jungs bzw. Männern stehe. Nichtsdestotrotz sollte sie ihren ersten Kuss nicht so in Erinnerung behalten. Es wäre nicht schön. Und so küsste ich sie.« Jacob wäre fast vom Stuhl gefallen.

      »Was?«

      »Ich vergewisserte mich, das niemand in der Nähe war. Und nun frage ich mich, ob es richtig war.«

      »Bist du denn jetzt irgendwie verwirrt?« Ich lächelte.

      »Nein. Im Gegenteil. Mir sind mehrere Sachen durch den Kopf geschossen. Ich weiß schon sehr lange was ich will und in wen ich mich verlieben würde. Ich hatte es schon vor einer Weile gespürt. Ich dachte, ich würde ihr damit einen Gefallen tun. Dabei glaube ich, es nur noch schlimmer gemacht zu haben. Als ich sie küsste, kam eine Welle der Traurigkeit zu mir. Traurigkeit, die so überwältigend war, dass ich erst einmal mit Molly toben musste, um wieder klar denken zu können. Es war wie eine Last. So viele Emotionen, die plötzlich ans Licht traten. Sie kamen nicht von mir, dessen bin ich mir bewusst. Ich glaube, sie waren von Marie. Als ob sich irgendwas von ihr löste. Glauben Sie, sie wird verstehen, warum ich es tat? Warum ich nicht wollte, dass sie sich so mies fühlte?«

      »Wow.« Ich schaute in seine unglaublich, unglaublich goldenen Augen. »Was genau hast du gespürt, als du sie geküsst hast?«

      »Neben dieser Traurigkeit? Ich fühlte mich glücklich.


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