Das magische Armband. Janine Zachariae

Das magische Armband - Janine Zachariae


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mir ähnlich.« In seiner Stimme schwang eine Unsicherheit mit, die ich nicht richtig deuten konnte.

      »Ich vertraue Ihnen«, sagte ich in die Stille, die plötzlich komisch wirkte, und hörte ihn überrascht aufatmen. Trotzdem musste ich noch mein Bad aufsuchen, da ich etwas daraus brauchte. Auch hier begleitete er mich und während ich mich zurechtmachte, inspizierte er den Raum. Ich beobachtete ihn durch den Spiegel.

      Wir ließen die Polizei eintreten und besprachen alles. Kurz darauf konnten wir joggen. Molly lief neben uns her.

      »Was geht dir durch den Kopf, Maja?«

      »Wie verrückt das alles ist.« Er sagte nichts, aber ich wusste, er stimmte mit mir überein. Molly jagte einen Schmetterling und war vollkommen zufrieden.

      »Wenn Sie darüber reden wollen, was Sie gehört haben, könnten wir auch irgendwo einen Kaffee trinken. Die Polizei wird die Wohnung für einige Stunden in Beschlag nehmen und uns anrufen, wenn sie fertig sind.«

      »Gerne«, antwortete er hörbar erleichtert. Wir liefen noch eine halbe Stunde und gingen in einen Bäcker, um zu frühstücken.

      »Was möchten Sie essen?«

      »Entscheide du.«

      »Suchen Sie uns schon mal einen Platz, ich bin gleich da.« Er lächelte. Draußen konnten wir mit Molly sitzen. Es war schon warm und wirklich schön. Einige Minuten später kam ich mit einem Tablett zum Tisch.

      »Der Kaffee hier schmeckt nicht so, daher Milchcafé. Ein paar Schokoladentaler, Nussecken und jeweils einen Obstsalat. Oder hätten Sie lieber Kuchen gewollt? Ich mag Kuchen nicht, der ist mir zu üppig, besonders in der Früh.«

      »Nein, ist perfekt.« Aus einer Tasche holte ich eine Wasserflasche und goss Molly was in eine Schale. Dazu gab ich ihr etwas zum Knabbern. »Ich hatte gar nicht gemerkt, das du was eingepackt hast«, bemerkte er anerkennend. Ich zuckte mit den Schultern.

      »Was genau haben Sie gehört?«

      »Du hast dich mit jemandem unterhalten, klang jedenfalls danach. Wobei ich nur deines hörte.«

      »Ja, mit meiner Oma. Sie ist so was wie mein Traumengel. Schon seltsam. Ich verstehe nicht mal, wie das möglich ist. Es ist mehr als nur ein Traum. Aber egal. Möchten Sie was dazu sagen?« Während ich das sprach, hielt ich die Tasse mit dem Milchcafé in der Hand und konnte zwar Herrn Traum sehen, aber er bemerkte nicht, wie unglaublich rot ich wurde. Nahm einen Schluck und stellte sie wieder ab.

      »Du hast mit deiner Oma über Gefühle geredet.«

      »Nur fürs Protokoll, diese Unterhaltung wird das zweit Peinlichste, seitdem wir uns kennen.« ›Und solange kennen wir uns nicht!‹, fügte ich in Gedanken hinzu.

      »Das Peinlichste war der Toilettengang?« Ich nickte beschämt. »Dein Kuss mit Marie?«, bohrte er nach. Warum? Weil ich jemanden geküsst habe? Weil es ein Mädchen war?

      »Nicht annähernd.« Er lachte.

      »Du hast gesagt: Du kennst ›ihn‹ noch nicht lange und es dich vollkommen unerwartet getroffen hat. Und dass die Liebe unglaublich sei.« Ich nickte und sah auf mein Essen. »Du hast nun verstanden, warum sich deine Oma in diesen Jack verliebt hat. So schnell, so plötzlich«, fasste er ziemlich gut meinen Traum zusammen.

      »Das stimmt. Ich kannte mich damit nicht aus, nicht persönlich. Ich war geschockt, als ich erfuhr, dass sie in ihrer Ehe in jemand anderes verliebt war. Mittlerweile aber kann ich sie verstehen. Manchmal trifft es einen einfach unerwartet.

      Aus heiterem Himmel. Ich hätte mir einfach nur Glück für sie gewünscht. Und bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt glücklich war.«

      »Das war sie ... bestimmt. Sie hatte dich und sie konnte vielleicht durch dich wieder jung werden«, stammelte er. Ich blickte hoch und sah in seine Augen. So vollkommen, so rein. »Verrätst du mir, über wen ihr geredet habt?«

      »Sie sollten vielleicht erfahren, was sie sagte.« Er nickte und ich erzählte es ihm. »Sie wissen, um wen es geht«, endete ich.

      »Und warum sagst du immer noch ›Sie‹ zu mir?«

      »Ganz einfach: Sie haben mir das ›Du‹ noch nicht angeboten.« Da musste er lachen.

      »Wir haben die Nacht in einem Bett geschlafen«, stellte er fest.

      »Mir wurde beigebracht, Lehrer zu siezen und auch ältere Personen.« Oh, ich glaube, das kam falsch rüber.

      »Autsch«, sagte er und griff sich theatralisch ans Herz.

      »Nein, tut mir leid. So alt sind Sie nicht. Unter anderen Umständen hätte ich wahrscheinlich direkt ›Du‹ gesagt, ohne darauf zu warten. Aber Sie sind immer noch mein Lehrer und ich möchte Sie auf keinen Fall als solchen missen wollen. Sie sind der beste Lehrer, den ich mir vorstellen kann.«

      »Das schmeichelt, auch wenn es zu viel des Guten ist.«

      »Nicht im Geringsten.«

      »Du musst mich nicht in der Schule ›duzen‹, aber außerhalb wäre es doch okay«, bot er mir an.

      »Das ich Sie Jacob nenne, ist schon eine Überschreitung dessen, was vernünftig wäre.«

      »Möchtest du dann wenigstens über deine Gefühle reden?«

      »Sie wissen es und das reicht mir«, versuchte ich, dem ein Ende zu setzen. Das Gespräch war unangebracht. Und doch - dessen war ich mir unglaublich sicher - tat er es mir zuliebe, nicht weil er irgendetwas von mir wollte. Es mag naiv klingen und andere Mädchen, in meiner Situation, würde ich raten, schnellstmöglich abzuhauen, aber es war etwas anderes. Ich fühlte und spürte einfach, dass er niemals unangebrachte Gedanken hegte. Er war ein guter Mann, durch und durch. Und doch sollte sich niemand von dem Schein dessen, was jemand vorgibt zu sein, beeindrucken lassen.

      »Möchtest du nicht wissen, was ich darüber denke?«

      »Natürlich. Sehr gerne sogar. Aber es würde keinen Unterschied machen.«

      »Deine Oma hatte jedenfalls Recht«, sagte er ohne Umschweife und sah mir dabei in die Augen. Er blinzelte nicht einmal, sondern schien einfach nur abzuwarten. Abwarten und hoffen, dass ich nicht Reißaus nehme.

      »Ich weiß«, seufzte ich. »Sie hat immer recht.« Er lächelte und trank seinen Milchkaffee.

      »Beunruhigt es dich?«, hakte er nun doch vorsichtig nach.

      »Das sie immer recht hat? Und wie! Aber das sie in Bezug auf Ihnen recht hat, nein. Tief im Inneren wusste ich es.« Er nickte. Ich lächelte in meine Tasse hinein. »Es ist schön, die Gewissheit zu haben. Und doch frage ich mich, wie es nun weitergeht.« Er sah mich an und ich fügte hinzu: »Werden Sie mich jetzt vor die Tür setzen oder meiden?«

      »Warum sollte ich?«

      »Weil es ein Spiel mit dem Feuer werden könnte. Wenn wir nicht aufpassen.«

      »Du hast zu viel Angst.« Er meinte es nicht so, wie es klang, dachte ich. Eher: Als ob ich doch zu viel Angst vor ihm hätte und nicht, als würde ich übertreiben mit dem, was ich sagte.

      »Nicht vor Ihnen«, meinte ich ehrlich. Er wirkte ein wenig erleichtert.

      »Darf ich Ihnen ein Geheimnis anvertrauen?« Er nickte. »Marie hatte ich von meinem ersten Kuss erzählt. Aber ich verschwieg das Wichtigste.« Er hörte aufmerksam zu. »Nein, es blieb beim Kuss. Er war etwas älter als ich. Nicht viel, nur anderthalb Jahre.« Irgendwas an seinem Blick verriet mir, dass meine Wortwahl falsch war. »‹tschuldigung. So war es nicht gemeint.« Ein Lächeln zierte seine Lippen, wunderschön. »Wie dem auch sei. Wir waren befreundet, da er der Bruder einer Freundin war. Wir fanden uns beide toll. Wir waren nicht wirklich verliebt. Aber irgendwas war. Wir beschlossen, uns zu küssen, um festzustellen, ob wir unsere Freundschaft vielleicht vertiefen sollten. Es war, wie gesagt, mein erster Kuss. Und er war schön. Wir waren uns einig, Freunde zubleiben. Es war okay, vollkommen. Wir waren ja nicht in einander verliebt. Zudem Zeitpunkt konnte ich mich noch nicht so in meine


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