Das Medaillon von Ofon. Jessica Giffard

Das Medaillon von Ofon - Jessica Giffard


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sind 30 Minuten bis zum Flughafen und du musst noch dein Ticket von Schalter abholen. Also starten wir am besten morgen um 6.00 Uhr. Am Flughafen dauert es ja immer etwas.«

      »Ok, dann gehe ich nach dem Packen gleich ins Bett. Gute Nacht, Mom.«

      »Gute Nacht, Liebes. Falls du Hilfe beim Packen brauchst, sag Bescheid!«

      »Danke, Mom, aber ich glaube, das bekomme ich alleine hin.«

      Als ich oben war, fiel mir Jane wieder ein, die ich heute Abend anrufen wollte. Aber was sollte ich ihr sagen, wenn sie sich morgen mit mir treffen möchte? Irgendwie musste ich mir etwas einfallen lassen, denn sie war nicht so leicht zu überzeugen wie meine Mutter oder was noch schlimmer wäre, das sie angeboten hätte mit mir zu fliegen, denn das konnte sie sich leisten. Ihr Vater war ein angesehener Mann in der Stadt und verdiente das Doppelte als andere Anwälte. Plötzlich klingelte mein Handy. Es war Jane. Was soll ich ihr nur sagen? Ich hatte mir doch noch nichts überlegt, aber ich musste abheben.

      »Hallo, Jane.«

      »Hallo, Sarah, du wirst mir nicht glauben, was passiert ist.«

      Sie klang ganz aufgeregt.

      »Was denn, Jane?«

      »Nachdem wir uns verabschiedet hatten, bin ich in den Laden gegangen, der auf meinem Heimweg liegt. Es war noch zu früh, um nach Hause zu gehen. Du kennst doch den kleinen Geschenke Laden?«

      »Ja.«

      »Ich bin rein und da war so eine Gewinnziehung zum 10-jährigen Jubiläum. Ich wollte zwar nicht an der Verlosung teilnehmen, weil ich noch nie etwas gewonnen habe. Aber da war so ein älterer Herr, der mich überredete mitzumachen. Ich sollte mein Glück versuchen, also habe ich in den Topf gegriffen und du wirst es mir nicht glauben! Ich habe eine zweiwöchige Reise gewonnen! Ist das nicht toll? Bist du noch dran, Sarah?«

      »Ja, Jane, das ist toll! Ich freue mich so für dich! Wo geht es denn hin und wann?«

      »Leider schon morgen. Ich habe nicht viel Zeit, um mich vorzubereiten. Das Gute daran ist, dass ich nicht so ein schweres Gepäck mitzunehmen brauche. Es ist nämlich direkt am Strand. Das Einzige, das ich brauche, ist Badezeug und das nimmt nicht viel Platz ein.

      Leider werden wir uns jetzt zwei Wochen nicht sehen. Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht. Es wäre natürlich viel schöner gewesen, mit dir in den Urlaub zu fliegen.«

      »Ah Jane, natürlich wäre es schöner gewesen, wenn wir zusammen Urlaub gemacht hätten. Aber ich freue mich so für dich, dass du die Reise gewonnen hast.«

      »Danke, Sarah. Ich bin so aufgeregt! Ich habe noch so viel zu tun. Ich muss noch packen, was auch ohne viel Gepäck nicht einfach sein wird, denn ich kann mich nie entscheiden, was ich mitnehmen soll.«

      »Dann möchte ich dich nicht länger vom Packen abhalten. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub!«

      »Ok Sarah, wir hören uns, wenn ich wieder da bin. Ich erzähle dir dann alle Einzelheiten. Machs gut!«

      »Du auch, Jane.«

      Nachdem ich aufgelegt hatte, musste ich mich setzen. Ich war froh darüber, Jane nicht wieder anlügen zu müssen und freute mich wirklich für sie.

      Es war nicht normal. Einen Job für Mom und eine Reise für Jane – und das alles am selben Tag. Morgen frage ich Ben, ob er mit all dem etwas zu tun hat, denn an so viele Zufälle glaube ich nicht.

      Ich fing an zu packen. Auf keinen Fall hätte ich mir von Mom helfen lassen können, da sie gedacht hätte, dass ich den Verstand verloren habe, da ich statt Badesachen fast nur Sportsachen einpackte.

      Ben sagte, dass wir zwei Wochen nur trainieren würden. Ich wusste zwar nicht genau, was mich erwarten würde, aber Sportkleidung war bestimmt das Richtige. Als ich fertig gepackt hatte, legte ich mich hin, konnte aber nicht schlafen.

      Ich war so aufgeregt. Was mich wohl alles erwarten würde? Alles ging so schnell! Gestern noch, als ich aufstand, war mein Leben ganz normal und heute sah die Welt schon ganz anders aus. Irgendeine große Aufgabe erwartete mich. Mein Leben hatte sich radikal verändert.

      Als ich am kommenden Morgen erwachte, schaute ich auf die Uhr. Es war noch sehr früh, aber ich konnte nicht wieder einschlafen. Somit hatte ich Zeit, um erneut meinen Koffer aus und wieder einzupacken, bevor ich mich anzog und hinunterging.

      Ich schenkte mir gerade Kaffee ein, als meine Mom in die Küche kam.

      »Schatz, du bist schon wach?«

      »Ja, Mom, ich habe bereits Kaffee gekocht. Ich bin einfach so aufgeregt. Soll ich dir eine Tasse einschenken?«

      »Gerne, Schatz.«

      Sie nahm die Tasse und setzte sich hin. Sie hatte eine Ausstrahlung, die ich sehr selten bei ihr gesehen hatte. Sie wirkte einfach glücklich. Das lag bestimmt an dem neuen Jobangebot.

      »Dass du aufgeregt bist, kann ich gut verstehen. Schließlich ist es das erste Mal, dass du alleine Urlaub machst.«

      »Ich war doch schon mal mit der Klasse eine Woche weg.«

      »Das ist was anderes.«

      »Na ja Mom, mir wäre es lieber gewesen, wenn wir den Urlaub zusammen machen könnten.«

      »Das werden wir, Schatz. Ich ziehe mich lieber schnell um und dann können wir losfahren, bevor wir noch deinen Flug verpassen.«

      »Ok, Mom.«

      Sie ging hoch. Es dauerte nicht lange und sie kam zurück. Sie sah wunderschön aus. Sie strahlte, ich hatte sie schon lange nicht so glücklich gesehen.

      »Mom, ich habe dieses Kleid vorher noch nie gesehen! Du siehst einfach toll aus!«

      »Meinst du? Danke, Schatz. Ich bin so weit, wir können losfahren. Es ist schon fast 6.00 Uhr«

      Ich nahm mein Gepäck und wir gingen zum Auto. Nachdem ich meinen Koffer im Kofferraum verstaut hatte, setzte ich mich neben meine Mutter auf die Beifahrerseite.

      »Ich hoffe, du wirst viel Spaß haben, Schatz.«

      »Danke, Mom. Das werde ich bestimmt.«

      Ich war wirklich aufgeregt, wusste ich doch nicht, was mich in der Villa erwartete. Zwei Wochen werde ich dort verweilen. Ob Ben mit mir die ganze Zeit trainieren wird? Ich konnte letzte Nacht fast nicht schlafen vor lauter Aufregung und nun war es so weit. Ich würde alles über meinen Vater von Ben erfahren.

      Als wir an der Villa vorbeifuhren, schaute ich durch das Tor, aber ich sah das Auto von Ben nicht. Er musste wohl schon losgefahren sein.

      »Schatz, du bist so ruhig. Hast du etwa Bedenken?«

      »Wieso?«

      »Wegen des Urlaubs?«

      »Ah, nein, Mom. Ich war nur mit den Gedanken schon am Strand. Ich hoffe, dass mein Zimmer mit Meerblick ist.«

      »Hoffentlich, mein Schatz. Mach so viele Bilder wie möglich. Dann sehen wir uns gemeinsam an, wo du überall warst und was du erlebt hast.«

      »Ja, Mom.«

      Verdammt! Daran habe ich nicht gedacht. Wie soll ich Bilder vom Strand und dem Hotel machen, wenn ich doch gar nicht verreise? Ich musste dringend mit Ben darüber sprechen. Er wird bestimmt auch dafür eine Lösung haben.

      Als wir uns dem Flughafen näherten, hatte ich wieder dieses ungute Gefühl. Lag es vielleicht daran, dass ich meine Mom anlog? Oder daran, dass ich nicht sicher war, was mich wirklich erwartete? Wie auch immer, ich hoffte, dass es vorbeiging, wenn Mom wegfuhr.

      »Endlich, wir sind da. Mist, es gibt keinen freien Parkplatz!«

      Wir machten zwei Runden, doch wir fanden einfach keinen Parkplatz, genau wie Ben es vorhergesagt hatte. Als wir erneut am Eingang vorbeifuhren, blieb sie stehen und schaute gestresst auf die Uhr.

      »Mom, du kommst noch zu spät zu deinem Termin. Lass mich hier raus, ich komme schon alleine klar.«


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