Die Weltgesundheitsformel 2. David Ekwe Ebobisse
unsere Gehirnleistung beeinflusst und kommt zu einem entsetzlichen Ergebnis: "Wir essen uns dumm."
Die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung lassen den Supermarkt als einen Risiko-Parcours erscheinen: Die Welt der 5-Minuten-Terrinen und der pulvrigen Kartoffelpürees, der Softdrinks und der künstlichen Süßstoffe, der ganze Kosmos aus Cola, Knorr und Dany-plus-Sahne, aus Vivil-Drops und Smarties, aus Maggis Brühwürfeln und Nogger-Eisstengel, all das wird, im Lichte jüngster neurowissenschaftlicher Publikationen, zur Drohkulisse fürs Denkorgan. Die Zeichen stehen nicht gut. Der Hirnschwund breitet sich aus, stetig und scheinbar unaufhaltsam. Morbus Alzheimer kann jeden treffen. Die Krankheit droht zur Geißel des neuen Jahrhunderts zu werden.
"Wir sind mitten in einer internationalen Epidemie", sagt Edward Truschke, Präsident der amerikanischen Alzheimer-Gesellschaft schon heute. 2 Alzheimer ist eine schlimme Krankheit, bei der man langsam aber sicher sein Gedächtnis, seine Erinnerung und schließlich sich selbst verliert, bis man nur noch ein Wrack ist. "Die Ernährung ist wahrscheinlich die ganz entscheidende Komponente bei Alzheimer", sagt der Heidelberger Alzheimer-Forscher Konrad Beyreuther, der auch darüber klagt, dass wir in Form der Aluminium-Verbindungen E 520 bis E 559 viel zu hohe Dosen Leichtmetall zu uns nehmen. Aluminium sei der prominenteste Alzheimer-Förderer, so der Kenner. Aluminiumsalze befinden sich als Trockenpulver in bestimmten Käsescheibletten und allem was nicht zusammenkleben soll, damit man es auseinander kriegt. Der Aluminiumwert im Körper von Erwachsenen übersteigt die akzeptable Tagesdosis um das bis zu Sechsfache. Bei den meisten Kleinkindern bis zu drei Jahren sogar um das 7,5-fache. Mithilfe der aus Schimmelpilzen hergestellten Zitronensäure — der wir uns gleich noch ausführlich widmen werden — gelangt das Aluminium dann besonders gut in unser Gehirn: "Und wenn es durch die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangt, hat es keine Chance mehr rauszukommen", so der Bayreuther Hirnforscher, der beteuert, auch der Geschmacksverstärker Glutamat und der Süßstoff Aspartam seien ideale Transporteure für Aluminium ins Gehirn. Allein von Glutamat werden weltweit 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr am Tag gegessen. Nun kann man sich ja ausrechnen, wie es um die neuronalen Potenziale der Weltbevölkerung steht.
Gewiss nicht gerade gut.
Das ist noch weit untertrieben. Immerhin sind die drei Industrielieblinge nicht die einzigen Nahrungsmittelzusätze, die unser Denkorgan zerstören und unsere Neurochemie durcheinanderbringen. Warum die Zahlen von Morbus Alzheimer, Parkinson und anderen Nervenkrankheiten stark zunehmen, werden wir erst völlig begreifen, wenn wir gesehen haben, wie viele Dinge wir mit einer zu hohen Neurotoxizität zu uns nehmen.
Nicht ohne Grund kommentiert der Saarländische Rundfunk Grimms Buch »Die Ernährungslüge — wie uns die Lebensmittelindustrie um den Verstand bringt« so begeistert: »Das Buch ist ein absolutes Muss und sollte Pflichtlektüre vor dem nächsten Gang in den Supermarkt sein.« Und die Zeit schreibt: »Ein Stück Verbraucheraufklärung, dessen Wichtigkeit gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.«
Was Dr. Grimm beschreibt, werden wir allmählich verstehen und nachvollziehen, während wir uns auf den Spuren der Lebensmittelmafia bewegen. Einer Gangsterbande, deren Aushängeschilder Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Metro heißen.
Die Big Five — und ihre Mogelpackungen
»Sie kontrollieren zusammen 90 Prozent des deutschen Lebensmitteleinzelhandels. Und über sie verkauft sie uns die Mehrzahl ihrer Produkte.« 3 Selbstverständlich betreiben die »Big Five« Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Metro interne Preisabsprachen und bieten billige No-Name-Produkte sowie teure Markenprodukte gleichzeitig an, die sich inhaltlich kaum bis gar nicht unterscheiden, wie Markendetektiv Stefan Duphorn berichtet.
Es macht also gar keinen Unterschied, in welchem Supermarkt ich gehe und welche Produkte ich dort kaufe — es kommt immer von denselben?
Ja. Wenn man bei Edeka ausschließlich JA-Produkte kauft, kostet der Vergleichseinkauf bei Aldi genauso viel. Viele Rewe-Kunden meinen bei Rewe dennoch bessere Produkte zu haben und den Billignahrungsmitteln der ärmeren Unterschichten zu entgehen. 4 In Wahrheit bekommen sie anders verpackte Produkte mit unterschiedlichem Preisniveau, aber mit gleichen Inhaltsstoffen. Wer sich gesund und vollwertig ernähren will, sucht deshalb nach Alternativen in der Umgebung, um den großen Supermarktketten ihre unangefochtene Marktstellung zu nehmen. Damit auch die Produkte kleinerer Hersteller wie Bioland oder Demeter Absatz finden, meidet man die »Big Five« am besten und kauft selbst solche Dinge im Bioladen, die auf den ersten Blick nur teurer aber wenig biologisch wirken. Die Ideologie dahinter ist die, dass man lieber jenen das Geld gibt, die ganzheitlich den Biomarkt vorantreiben, als jenen, die ihn zerstören. Solche Initiativen tun sich zurzeit in allen Großstädten auf. Meist eingebettet in eine ganzheitliche Philosophie, bei der alle Vorteile der Bioproduktion in den Entscheidungsfindungsprozess einbezogen werden. Seien es der Verzicht auf Pflanzengifte, das allgemein bessere Betriebsklima, ihre internationale Solidarität oder ihre Fairness — Bioläden werden hoch frequentiert. Umweltbewusstsein wird groß geschrieben, im Bewusstsein von Frieden, Nachhaltigkeit, Natürlichkeit, Gesundheit und Langlebigkeit. Die eigenen finanziellen Mittel den großen Oligopolen Edeka, Rewe, Lidl, Penny, Metro und Aldi zuzuschieben, damit sie weiterhin skandalöse Preispolitik betreiben können, gehört heute allerdings zum Standard. Durchschnittlich geben Deutsche heute noch rund zehn Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus — womit für den Gang zum Bioladen kaum etwas übrig bleibt. 1970 waren es noch 25 Prozent.
Die extrem auf Effizienz getrimmte Herstellung von nachweislich gesundheitsgefährlichen Billigprodukten hat zu einer rasanten Verbreitung zahlreicher Krankheiten geführt, deren Entstehungsgeschichte wir im Einzelnen nachvollziehen werden. Wir sparen uns zu Tode, könnte man sagen, weil wir fälschlicherweise annehmen uns mit Produkten von Großdiscountern vollwertig ernähren zu können. Ist es nicht die Lebensmittemafia selbst, die uns das einredet? Die Industrie natürlich auch. Um gleichzeitig zu verstehen, wieso wir sie kaufen, mit welchen psychologischen Tricks die Industrie arbeitet und wo die Manipulation ihren Anfang nahm, können wir in der Zeit zurückreisen und erforschen, wie all das begann.
Fundiert recherchieren meinst du?
Ja. Der Sache richtig auf den Grund gehen!
Der unbewusst getäuschte Kunde vergisst seinen freien Willen
Jeder Deutsche geht durchschnittlich dreimal die Woche im Supermarkt einkaufen.5 Dabei greift er besonders gern zu bestimmten Produkten, ohne zu wissen wieso. 80 Prozent unserer Kaufentscheidungen sind unbewusst. 6
Das wollen wir nun ändern!
Richtig. Denn was der Kunde dabei meistens außen vor lässt ist, dass er mit jedem Produkt, das er kauft, ein Votum abgibt und dadurch bewusst oder unbewusst entscheidet was, wie, wo und wann unter welchen Umständen produziert wird. Kauft er billig konventionell produzierte Lebensmittel, müssen die Konzerne nachziehen und im Ausland auf sämtliche Schutzmaßnahmen verzichten, nehmen sich billige Arbeitskräfte und verschmutzen die Umwelt. Kauft er bewusst regionale Bioware mit dem höchsten Bioland- oder Demeter-Siegel, unterstützt er biodynamisch-organischen Anbau, nach dem Prinzip des geschlossenen Betriebskreislaufs, respektiert die Natur samt all ihrer Lebewesen, heilt seinen Körper und kann dadurch einen erheblichen Beitrag zu Reduktion des Leids auf der Erde beitragen. Doch lässt sich bisher nur ein winziger Teil der Weltbevölkerung dazu hinreißen. Die Mehrheit kauft konventionell oder Marken, die ein bestimmtes Image haben, ohne zu wissen wieso und was man als Käufer damit anrichtet. In Zukunft wird es noch schlimmer, denn die moderne Firma verkauft keine Produkte mehr, sondern Marken-Identitäten. Inwieweit die Unwissenheit zahlender Kunden wirklich Leid verursacht und wie man sie zum Konsum verleitet, können wir erst verstehen, wenn wir einen kleinen Exkurs in Psychoneurologie gemacht haben.
Diesen beginnen wir mit einem Forschungsergebnis: Fünf Prozent all unserer Entscheidungen sind solche, die wir bewusst treffen. Die verbleibenden 95 Prozent unterlaufen uns unbewusst, also ohne darüber nachzudenken. Wir entscheiden nach Kriterien, die wir nicht einmal kennen, weil wir nie gelernt haben bewusst oder gar achtsam Entscheidungsprozesse zu führen. Der Psychologe