Die Weltgesundheitsformel 2. David Ekwe Ebobisse

Die Weltgesundheitsformel 2 - David Ekwe Ebobisse


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wo sie uns institutionell und industriell einverleibt wurden, ohne dass wir etwas dagegen hätten tun können. Wir sind also in keinster Weise schuld daran, dass wir so sind wie wir sind und so denken wie wir denken. Was wir aber tun können, ist diese Konditionierungen aufzuheben und alles, was uns suggeriert wurde, faktisch zu hinterfragen. Wir können alle Programme, nach denen du bisher agiert hast, ans Licht der Bewusstheit heben und durch stichhaltige Information überprüfen, ob sie angesichts der Weltlage immer noch vernünftig und sinnvoll sind oder es doch Zeit für eine kollektive Umprogrammierung ist.

      Dazu fangen wir am besten klein an und steigen mit der Frage ein, ob wir von der Lebensmittelindustrie in dir Irre geführt werden oder nicht. Denn eins ist gewiss: Nichts wird so häufig und so unbewusst konsumiert wie Lebensmittel. Ständig werden wir deshalb mit Werbebotschaften befeuert und zum Kauf aller möglichen Schweinereien angeregt. Von unseren Sinnen geleitet, sind wir zu durchschaubaren Opfern einer Industrie geworden, die genau weiß wie sie uns ansprechen muss. Preis, Qualität oder gar die Produktionsbedingungen der Waren, die wir in diesem Trancezustand kaufen, sind dabei zweitrangig und werden nur allzu gern den vielversprechenden Werbebotschaften untergeordnet. Gleiches gilt für Dienstleistungen oder Produkte wie Urlaubsreisen.

      Ergattern wir bei Aldi oder Lidl eine günstige Kreuzfahrt, wissen wir meist nicht, was für Folgen diese Entscheidung hat.

       Dann klär mich auf!

      Fahren wir beispielsweise mit einem Kreuzfahrtschiff in den Urlaub, verbraucht die Fahrt genauso viel Sprit, als ob fünf Millionen Pkw die gleiche Strecke zurücklegen würden.12

       Ernsthaft?

      Ja. Und die Kreuzfahrtindustrie hat 2012 gerade erst wieder ganze drei Milliarden Euro Umsatz gemacht und damit ein neues Rekordhoch erreicht. Während sich die einen bei Ryanair einen billigen Flug kaufen, machen die anderen halt eine Kreuzfahrt und bringen sich von ihrer Reise gleich noch paar Billigklamotten aus Südostasien oder Chinaware aus Amerika mit. Jede solcher Waren ist allerdings ein Bekenntnis zu dem System der globalen Marktwirtschaft und zu den rücksichtslosen Vorgehensweisen der Raubtierkapitalisten, denn die Nachfrage bestimmt das Angebot und nicht umgekehrt.

      Die Konzerne allein für den Zustand der Welt verantwortlich zu machen wäre außerordentlich verantwortungslos und entspräche nicht der Wahrheit. Es gibt nämlich keine Antwort, die dem erwidert werden könnte, der sagt, dass ohne Käufer, die Leidprodukte kaufen, keine Leidprodukte mehr produziert werden würden. Wer solche Produkte nicht kauft, weil sie zu menschenunwürdigen Verhältnissen produziert wurden, der beteiligt sich demnach auch nicht an der modernen Sklaverei am anderen Enden der Welt und trägt aktiv dazu bei Leid zu verhindern. Fragt der Konsument jedoch nach billigen Produkten und will bei H&M oder Zara ein Oberteil für 19 Euro, anstatt eines das umweltfreundlich, nachhaltig und fair produziert wurde und im Reformhaus oder im Ökoladen für 40 Euro zu kaufen ist, unterstützt er ein System, durch dessen Arbeits- und Produktionsbedingungen jährlich Abertausende Menschen zugrunde gehen. Machen Millionen Menschen es ihm nach, muss die Konzernmacht natürlich nachziehen und dafür sorgen, dass sie ihre Produktionskosten so gering wie möglich hält.

      Weil unsere begrenzte Wahrnehmung alle Reize selektiert, ist unser Verhalten extrem berechenbar geworden und jene, die wissen wie man es steuern kann, nutzen ihr Wissen eiskalt aus. Sie manipulieren unsere Wahrnehmung so subtil sie nur können und lenken unsere Aufmerksamkeit so gekonnt auf die Produkte unserer Wahl, dass wir davon kaum etwas mitbekommen. Beispielsweise werden inzwischen Hotels bewusst attraktiver gemacht, indem man ein spezielles Geruchsdesign und das Bindungshormon Oxytocin verwendet, das Menschen unterbewusst anspricht und in seinen Bann zieht; Staubsauger werden so präpariert, dass ihre Motoren sich Leistungsstark anhören, selbst wenn sie es gar nicht sind: Mit Sounddesigns werden Autotüren so konstruiert, dass sie sich beim Zuschlagen kraftvoller anhören und mit bestimmten Farbspektren in den Beleuchtungen unsere Supermärkte wird Obst- und Gemüse attraktiver gemacht, als es in Wirklichkeit ist — um nur eine der vielen Supermarktverkaufsstrategien zu nennen, auf die wir gleich noch intensiver zu sprechen kommen. 13

       Alles kleine Tricks, um uns unterbewusst zu manipulieren?

      Ja!

      Wir werden bewusstlos gehalten und getäuscht, damit wir unbewusst konsumieren und nicht auf die Qualität oder die Herkunft der Produkte achten, die wir einkaufen. Hinzu kommt, dass wir Opfer von Trendsettern und Marketingexperten sind, die unser Konsumverhalten so genau studiert haben, dass sie schon passgenaue Prognosen für die nächsten Jahre anfertigen können. So kommt es, dass Farbspezialisten jetzt schon den Farbtrend für das kommende Jahr designen und jetzt schon wissen, wie die Winterkollektion für nächstes Jahr aussieht. Wer sich nicht fügt, liegt nicht im Trend, gilt als Außenseiter und hat weniger Chancen bei seinen Mitmenschen gut anzukommen. Ein Phänomen, das als »Gruppenzwang« oder auch als »Gruppendynamik« bezeichnet wird und von dem wir später noch so einiges hören werden. Vorerst reicht es allerdings zu wissen, dass der Verbraucher ein Endprodukt vorgesetzt bekommt, das speziell auf ihn zugeschnitten wurde und ihn magisch anziehen soll.

       Also designen Experten, die für die Industrie arbeiten, das Leben unzähliger Verbraucher und setzen die Trends fest, während die Konsumenten denken, dass sie es durch ihre Kaufentscheidung tun würden?

      Richtig: "Der, der am hoffnungslosesten versklavt ist, ist der Mensch, der fälschlicherweise glaubt frei zu sein", wusste bereits Albert Einstein. So jemandem wird es schwerfallen Freiheit zu finden, weil er ständig glaubt recht zu haben, mit dem was ihm eingeredet wurde, ohne sich jemals dazu bereit erklären zu wollen, es selbst einmal zu überprüfen. Gestehen wir uns aber ein, dass wir eben nicht frei von industrieller Denkweise sind und es heutzutage ganz normal ist, können wir mit der Macht von Informationen und Wissen dagegen vorgehen, um endlich wieder freie Entscheidungen zu treffen — als eine Art von Entscheidungen, die mittlerweile kaum mehr einer trifft, da wir alle seit unserer Kindheit suggeriert bekamen mit der Masse und den Trends zu gehen, ohne dass uns jemand erklärt hat, zu welchem Leid dieses blinde Konsumieren führt.

       Du meinst, dass unser ganzes Leben designt ist?

      Ja. Formell heißt es zwar, wir seien alle Individuen mit einem freien Willen, doch in Wirklichkeit sind die meisten von uns fremdgesteuerte Industrieroboter, die nicht nur genau das konsumieren, was ihnen unbewusst einprogrammiert wurde, sondern auch noch genau die Meinungen vertreten, die sie davon abhalten, sich gegen diese Form der Manipulation zu schützen. Beispielsweise glaubt heute fast jeder, dass er Fleisch braucht um gesund zu bleiben und Milch trinken sollte, damit er Kalzium aufnimmt. Lügen, die wir demaskieren werden, indem wir wieder einmal selbst zu Experten werden, die eigenständig die neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse der unterschiedlichsten Fachbereiche studieren. Experten auf allen Gebieten, für die du dich interessierst und die du vertiefen willst, um nicht länger auf die manipulativen Informationen der Industrie angewiesen zu sein. Ein Muss für jeden, der diesbezüglich Klarheit schaffen will, ohne blind industrielle Propaganda zu glauben. Denn die Industrie will, dass wir ihre Produkte kaufen, ohne groß darüber nachzudenken. Aus diesem Grund lügt sie uns das Blaue vom Himmel herunter und versteckt Gifte hinter Gesundheitsversprechen.

       Machen wir uns auf, all diese Lügen der Industrie zu entlarven und die gesamte Nahrungsmittelproduktion von der Saat über die Verpackung bis zu den Inhalten, auf mögliche Fallen und Manipulationstricks hin zu untersuchen.

      Wahrscheinlich eine der ersten, wirklich freien Entscheidungen in deinem Leben. Eine Entscheidung, die dein Konsumverhalten und somit dein Leben gänzlich verändern könnte, die du aber sicherlich nicht bereuen wirst.

      1 Quelle: Thilo Bode, Die Essensfälscher — Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen

      2 Quelle: Hans-Ulrich Grimm, Die Ernährungslüge


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