Korsett-Anprobe mit Folgen. Victoria Trenton
schwanger bin ich bis heute nicht geworden. Und Du weißt, ich war erst kürzlich wieder bei der Frauenärztin: Bei mir ist alles in Ordnung.“
„Was willst Du damit sagen? Ich bin kerngesund! Ich war seit Jahren nicht beim Arzt oder auch nur krankgeschrieben.“
„Die Ärztin hat ja auch gesagt, ich brauche nur Geduld. Sie hat aber außerdem noch gesagt, manchmal passen Samen und Eizellen nicht richtig zusammen. Es könnte möglich sein, daß Deine Spermien nicht so gut sind. Aber Du willst Dich nicht untersuchen lassen. Du hast selbst gesagt, Du würdest eher ein armes Kind adoptieren, als beim Arzt in den Becher zu wichsen. Das hast Du wörtlich gesagt!“
„Und ich stehe auch dazu. - Aber wir haben doch jetzt über was ganz anderes gesprochen; ob Du diesen Typen anrufst.“
„Du hast auch gesagt, wenn die Ärzte nachhelfen können, damit ich schwanger werde, dann wärst Du damit einverstanden.“
„Ich weiß, was ich gesagt habe: Ich möchte gern der leibliche Vater sein, aber das wäre mir nicht so wichtig, wenn wir nur eine richtige Familie sein könnten. Und dazu gehören nun mal Kinder. Ich würde ein Adoptivkind genauso annehmen, wie ein eigenes. Das Kind kann ja schließlich nichts dafür, wer seine Eltern sind und jedes Kind sollte die gleichen guten Möglichkeiten erhalten.“
„Das ist auch etwas, was ich an Dir liebe: Du bist so altruistisch.“
„Ich verstehe nur nicht, worauf Du hinaus willst.“
„Mir ist der Gedanke eigentlich erst in den letzten Tagen gekommen: Angenommen, Dein Samen ist wirklich nicht so gut geeignet - wir wissen das nicht, weil Du Dich nicht untersuchen läßt...“
„...ich habe das auch nicht vor und Du kannst mich auch nicht dazu überreden...“
„...dann käme eine künstliche Befruchtung in Frage. Wir haben schon mal darüber gesprochen und Du warst im Grunde auch einverstanden, daß das eine Möglichkeit ist.“
„Ja.“
„Warum soll ich dann, wenn ich doch gesund bin, Hormone schlucken, um extra viele Eizellen zu produzieren, die man mir entnimmt - das soll sehr unangenehm sein - damit sie im Reagenzglas mit fremden Sperma befruchtet werden, um mir wieder eingepflanzt zu werden? Du willst Dich nicht untersuchen lassen, aber ich soll die ganze Prozedur ertragen.“
„Du mußt das nicht. Wir können uns auch, so wie die Menschen früher, dem Schicksal fügen und den lieben Gott dafür verantwortlich machen.“
„Du weißt, daß ich nicht besonders religiös bin, auch wenn ich im katholischen Kindergarten als Erzieherin arbeite. Der Pfarrer ermahnt uns jedes Mal, daß wir nur zu Weihnachten und Ostern in die Kirche gehen.“
„Wenn überhaupt; - aber langsam ahne ich, worauf Du hinaus willst. Ich muß schon sagen, wenn Du wirklich so drauf bist... Das ist eine Seite, die ich von Dir gar nicht kenne!“
„Ich will ganz offen sein: Ja, ich habe daran gedacht, daß es viel natürlicher wäre, wenn ich von einem fremden Mann geschwängert würde, als diese ganze Reagenzglas-Geschichte. Aber ich würde das dann nur tun, um mit dem fremden Sperma schwanger zu werden. Und nur wenn Du es auch akzeptieren könntest.“
„Das macht mich jetzt einigermaßen sprachlos.“
„Und ich habe gedacht, dieser, nennen wir ihn Samenspender: das kann natürlich nicht irgend ein Penner sein. Es darf auch keiner aus unserem Bekanntenkreis sein, denn das muß ja unser Geheimnis bleiben. Gleichzeitig muß er schon intelligent sein und einigermaßen gut aussehen, denn das werden ja unsere Kinder daraus. Es müßte so jemand sein, wie der Typ aus Rüsselsheim. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, daß ich ihn kennengelernt habe. Gottes seltsame Fügung.“
„Das Du so etwas überhaupt denkst! Laß uns lieber selbst noch mal versuchen, ob es nicht doch noch klappt, mit dem Schwängern.“
„Ja, das machen wir! Gleich. Aber erst rufe ich diesen Sören an - ein komischer Name, oder?“
„Ist glaube ich skandinavisch. Aber ich will nicht, daß Du ihn anrufst. Vergiß ihn einfach.“
„Leider vergiß ich ihn nicht so leicht. Ich finde es spannend und bin neugierig, was er für ein Typ ist. Du hörst einfach mit am Lautsprecher, ohne daß er es weiß. So wie früher bei den Scherzanrufen, ja?“
„Also ich bin dagegen.“
„Sei bitte kein Spielverderber. Bist Du nicht neugierig? Oder bist Du etwa so eifersüchtig? Dazu hast Du gar keinen Grund, denn ich mache ja nichts Heimliches, sondern will grade, das Du zuhörst.“
„Du willst mich damit quälen.“
„Überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich liebe Dich.“
Dann wählte Sie die Nummer auf der Karte, die sie die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte.
„Hallo?“
„Ja hallo, ist dort Sören Syno?
„Ja, wer spricht?“
„Ich bin es, die Manuela.“
„Manuela? Welche Manuela?“
„Manuela Maierhofer, wir kennen uns aus dem Theater, Sie haben mir Ihre Karte gegeben. Ist schon ein paar Tage her.“
„Habe ich das? - Ja, ich glaube jetzt ich erinnere mich. Sie hatten ein schwarzes Kleid an, und Ihr Mann kam später dazu.“
„Genau. Ich dachte ich rufe mal an, denn meine Nummer haben Sie ja nicht.“
„Richtig. Da hatte ich nicht aufgepaßt. Ich hätte sie sicher schon angerufen, denn unsere kurze Unterhaltung fand ich - interessant.“
„Fand ich auch. Warum haben Sie mich eigentlich angesprochen? Ich meine, gab es einen bestimmten Grund? Eine Äußerlichkeit, meine Haarfarbe oder so?
Lacht. „Nein nichts Bestimmtes. Oder vielleicht doch: Ihre Haltung. Sie haben so gerade gestanden. Und die hohen Schuhe. Keine andere Frau hatte so hohe Schuhe an diesem Abend getragen. Das sieht sehr schön aus, vor allem, weil sie selbstbewußt und sicher in solchen Schuhen laufen können.“
„Ach so: die Schuhe. Und sonst nichts?“
„Was wollen Sie hören? Oder soll ich sagen, was willst Du hören? - Wollen wir uns duzen? Wenn Du mich schon anrufst...“
Ich denke mir, der geht aber ran. Manuela geht auch gleich darauf ein: „Gern, also ich bin die Manuela.“
„Gut, Manuela. Ich bin Sören, aber daß wußtest Du ja schon. - Also ich fand Dich einfach sehr hübsch und sexy. Nach den Schuhen und Deinem Gang ist mir Dein schlanke Figur aufgefallen, Dein wohlgeformter Po und erst dann habe ich Dein Gesicht gesehen, mit Deinen tollen grünen Augen und den schönen braunen Haaren, da dachte ich so: wow! Und dann bin ich gezielt in Deine Richtung geschlendert und habe Dich angesprochen.“
„Und warst dann enttäuscht, als mein Mann kam?“
Es entstand eine Pause. Dann antwortete er: „Sagen wir so: begeistert war ich nicht. Aber vielleicht wäre es zuviel des Guten gewesen, wenn Du auch noch allein gewesen wärst. Ich meine, eine so hübsche Frau, die ist wahrscheinlich verheiratet; oder geschieden - oder eine Lesbe.“
Manuela lacht kurz: „Eine Lesbe bin ich nicht und zu einer Geschiedenen möchte ich nicht werden.“
„Ich hatte noch nie eine Affäre mit einer verheirateten Frau. Ich bin da vielleicht etwas konservativ, aber bislang habe ich immer die Ehen anderer Leute respektiert. Auch wenn das mein Jagdrevier sehr beschränkt. In meinem Alter sind die schönsten Frauen schon vergeben, so wie Du.“