Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban
vor Angst nahm er eine der beiden Pistolen von Lord Cheltenham entgegen, der als Schiedsrichter fungierte. Der Journalist hatte noch nie in seinem Leben von einer Schusswaffe Gebrauch gemacht. Cheltenham wollte eine Münze werfen, um zu entscheiden, welcher der beiden Kontrahenten den ersten Schuss abfeuern durfte. Arthur betrachtete den radikalen Politiker, der seine Angst nicht mehr verbergen konnte, voller Verachtung. Dann wandte der Soldat sich dem Schiedsrichter zu: "Lassen Sie gut sein, Cheltenham! Der Schmierenjournalist kann meinetwegen den ersten Schuss abgeben. Falls er sich jedoch jetzt in aller Form bei mir entschuldigt, dann bin ich bereit, auf Genugtuung zu verzichten." Cheltenham stellte Cobbett die Frage. Die beiden Sekundanten des Journalisten flehten ihn an, sich bei Arthur zu entschuldigen. Doch trotz seiner Angst schüttelte der Redakteur des Political Register nur bestimmt den Kopf: "Niemals werde ich mich vor diesem überheblichen, irischen Berufsmörder entschuldigen." Arthur zuckte mit den Schultern und nahm seine Pistole:" Zeigen Sie Cobbett wo der Abzug ist“, bat er Cheltenham, „ denn der krakeelende Schreiberling scheint es nicht zu wissen."
Der Schiedsrichter schritt die Distanz zwischen den Kontrahenten ab und wies Cobbett und Arthur ihre Plätze zu. Cobbett fingerte nervös an seiner Waffe herum. Er wusste immer noch nicht so genau, wie man das verflixte Ding spannte. Schließlich half ihm einer seiner Sekundanten. Arthur stand ruhig auf seinem Platz. Ein Duell war nichts Ungewöhnliches für ihn. Viele britische Offiziere hatten diese verhängnisvolle Angewohnheit, Meinungsverschiedenheiten mit der Waffe in der Hand zu regeln. Auch Arthur war kein Engel. Außerdem hatte er für Cobbett nach dessen erneuten, heimtückischen Angriff auf seinen guten Ruf nur Verachtung übrig. Zitternd hob der Journalist die Pistole mit beiden Händen. Sein Gegenüber bewegte sich nicht und blickte ihn aus eiskalten, blaugrauen Augen hochmütig an. Cobbett drückte ab. Der Schuss ging ins Leere. Der Journalist hatte seinen Gegner verfehlt. Nun hob Arthur seine Waffe und fluchte für alle gut hörbar:“ Das war es dann wohl für heute!“. Cobbett wurde bleich. Doch sein Kontrahent war kein Mörder. Der Soldat schoss in die Luft, drückte die leere Pistole dem Nächststehenden in die Hand und drehte sich verärgert um. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahm er seinem Sekundanten Oberst Frederick Ponsonby Elmores Zügel aus der Hand, saß auf und ritt von Battersea Commons fort. Arthur hatte natürlich Kitty nichts von diesem Duell erzählt, um sie nicht unnötig zu beunruhigen. Er hatte ihr lediglich einen kleinen Zettel auf den Nachttisch gelegt, auf dem geschrieben stand, dass er ausgeritten sei und hinterher wohl gleich in den Generalstab gehen würde. In diesem Augenblick war er so wütend auf Cobbett, dass er beschloss, trotz der frühen Stunde nicht wieder in die Harley Street zu reiten, um seine Frau nicht mit seiner schlechten Laune zu belästigen. Er würde irgendwo anders zu frühstücken. Das Stadtpalais der Richmonds lag auf seinem Weg zum Generalstab. Er sah auf die Uhr. Es war gerade kurz vor sechs Uhr morgens und Sarah musste noch zuhause sein. Er stellte sein Pferd im Stall seiner Freunde ab und klopfte an die Hintertür. Sarah öffnete selbst: "Na, hast Du Dein irisches Mütchen gekühlt, Arthur?", strahlte sie ihn an. "Ganz London scheint auf dem Laufenden zu sein.“, knurrte der Soldat, “Ich hätte diesen dusseligen Schmierenjournalisten ins Jenseits befördern sollen."
" Und warum hast Du es nicht getan, mein Lieber?", ärgerte ihn Sarah.
"Cobbett wusste nicht mal, wo der Abzugshahn einer Pistole ist. Ich bin kein skrupelloser Mörder, Sarah. Er hat sich in die Hosen gemacht und ich hoffe, in Zukunft wird er sich zweimal überlegen, bevor er mir Hochmut und Ehrgeiz vorwirft und behauptet, ich wollte eine britische Intervention auf dem Kontinent lediglich, um meinen ganz persönlichen, militärischen Spieltrieb zu befriedigen." Arthur ließ sich auf die Eckbank in der Küche fallen:" Bietest Du mir einen Kaffee an?" Sarah füllte ihm eine große Tasse mit dem heißen, schwarzen Getränk: "Die Armee fehlt Dir?" Arthur nickte traurig: "Mein Leben ist ziemlich ruhig geworden, seit ich nach England zurückgekommen bin. Und diese verdammten Parlamentsintrigen gehen mir auf die Nerven."
"Hast Du Probleme mit Deiner Frau?"
"Nein Sarah. Trotz meiner anfänglichen Bedenken und Eurer Unkenrufe …sie ist eigentlich ein nettes Mädchen, unser kleiner Sohn ist wunderbar und Arthur Freese ist ein reizender Bengel. Mein Privatleben ist in Ordnung. Ich bin bloß diese Ruhe und diesen Frieden nicht gewöhnt. Meine Soldaten fehlen mir, meine jungen Offiziere fehlen mir und die mangelnde, körperliche Anstrengung und fehlende Bewegung macht mich irgendwie nervös."
"Also hat Cobbett doch ein bisschen Recht?"
"Oh Sarah, ärgere mich doch nicht so! Du weißt schon was ich meine."
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