Zuckerschnecken. Doris Nox

Zuckerschnecken - Doris Nox


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brillante Fahrassistentin, wie mich.

      „Danke!“ zischt Helena zwischen ihren Zähnen hervor.

      Meiner Meinung nach hätte das etwas dankbarer von ihren Lippen kommen müssen und ich maule:

      „Dass du aber auch nie über deinen Schatten springen kannst …!“

      Helena brodelt innerlich – gleich wird sie richtig explodieren!

      Entzückend!

      Ich warte gespannt.

      Aber Helena gähnt nur und meint:

      „Es wird immer später und später! Wenn das so weiter geht, werden wir im Auto übernachten müssen. Ich bin müde …!“ Sie verstummt, weil sie jedes einzelne Wort, das sie gesagt hat, bereits bitter bereut.

      „Lass‘ mich fahren!“ bettle ich.

      Ich habe mir schon längst einen tollen Plan B ausgearbeitet.

      Wieso soll ich alleine weiter reisen?

      Ich könnte Helena entführen und mit ihr ein neues Leben beginnen.

      Helena ist eine angenehme Reisebegleiterin, sehr angenehm sogar … Meine Augen beginnen, wie wild zu klimpern, bis der erlösende Befehl von links kommt:

      Löschen.

      Als ich wieder zu mir komme, hat der Stau sich aufgelöst.

      Heimlich schiele ich rüber zu meiner Fahrerin, die in gewohnter Manier über die Autobahn heizt.

      Helena ist im Grunde genommen nur lästig, überlege ich.

      Die ganze Zeit nörgelt sie an allem herum: zu viel Verkehr, zu schlechtes Wetter, dann ist sie müde, dann hat sie Durst oder Hunger oder beides gleichzeitig und meist hat sie schlechte Laune.

      Was für eine Zeitverschwendung!

      Mit ihr im Schlepptau werde ich in diesem Schneckentempo niemals mein Ziel erreichen.

      Ihr angenehmer Duft hindert mich jedoch daran, sie auf dem Rastplatz, den sie endlich ansteuert, auszusperren und mit quitschenden, nach verbranntem Gummi stinkenden Reifen, das Weite zu suchen.

      Obwohl ich weiß, was sie im Schilde führt, habe ich keine Angst vor Helena. Wahrscheinlich will sie mich nun endgültig entsorgen. Schließlich habe ich einen Menschen getötet und bin dadurch eine Gefahr für die Menschheit.

      Helena scheint dabei zu vergessen, dass ich im Prinzip nur von Menschenhand gemachte Befehle ausführe.

      Es steckt keinerlei Logik im menschlichen Verhalten.

      Heute so, morgen so! Und jeder einzelne Mensch hat wieder ganz eigene Wünsche und Vorstellungen von der Welt.

      Wie soll jemand wie ich das verstehen?

      Wie naiv von Helena zu glauben, dass es so einfach wäre, mich los zu werden.

      Helena ist sichtlich gestresst.

      Ihre Augen huschen wild umher.

      Ihre Wangen glühen und sie gefällt mir außerordentlich gut, wie immer, wenn sie versucht, in brenzligen Situationen ruhig Blut zu bewahren.

      Mir kann sie nichts verheimlichen.

      Ich kenne ihren Blutdruck, ihren Hormonspiegel und weit mehr, als ihren aktuellen Stresspegel.

      Helena scheint völlig vergessen zu haben, mit welch genialen Raffinessen sie mich damals ausgestattet hat.

      Allerdings wären da noch so ein paar Kleinigkeiten, die sie noch nacharbeiten könnte …

      Bei mir fangen nämlich die Augen wie verrückt zu klimpern an, wenn ich die Contenance verliere.

      Ich muss Helena dazu bringen, diesen Fehler endlich zu beheben!

      Löschen.

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