Janas Entscheidung. Gerhard Wolff

Janas Entscheidung - Gerhard Wolff


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betrunken war, sondern weil er an Mary, der Freundin eines Arbeitskollegen herummachte. „Fasching, was soll´s!“, versuchte sie sich zu trösten. Sie atmete tief durch.

      Ihr Blick streifte über die Gäste, die sich wieder über den gesamten Wohnbereich verteilt hatten und ausgelassen feierten.

      „Oh, nein!“, entfuhr es ihr, als sie bemerkte, wie ein Gast aus Versehen sein Glas über ihre weiße Ledercouch kippte. „Das dauert wieder Tage, bis ich das wieder rauskriege!“

      Dann fiel ihr Blick wieder auf die Getränke, dann auf Birdie, der immer weiter die Freundin seines Arbeitskollegen bearbeitete. „Wo ist eigentlich Marys Freund?“, überlegte sie. „Kann der nicht auf seine Freundin aufpassen?“ Da entdeckte sie ihn, wie er völlig betrunken neben dem Sofa lag und schlief.

      „Fasching!“, versuchte sie sich zu beruhigen. Sie begriff, dass auf Birdie wieder einmal nicht zu zählen war und beschloss, selbst die Getränke zu holen.

      Da war plötzlich Robin neben ihr aufgetaucht. „Kann ich dir helfen?“, wiederholte er sein Angebot.

      „Gerne, Robin!“, meinte sie dankbar. „Du siehst ja, Birdie ist ja anderweitig beschäftigt. Und ich glaube in seinem Zustand ist es besser, wenn er nicht mehr die Kellertreppe benutzt!“

      Robin nickte lachend. „Fasching!“

      Jana nickte bestätigend.

      Sie stiegen die Kellertreppe hinunter und liefen zum Getränkekeller.

      „Vielleicht kannst du einen Bierkasten nehmen …!“

      „Zwei schaffe ich schon!“

      „Dann eben zwei und ich sorge für Asbach!“

      „Geht klar!“

      „Wenn es dir nichts ausmacht, holen wir dann gleich danach noch Cola!“, fragte sie vorsichtig.

      „Ich nehm einen Kasten Bier und einen Kasten Cola, dann sind die da oben versorgt und dann holen wir das gleich nochmal!“, schlug er vor.

      „Danke!“, meinte sie ehrlich.

      Sie trugen die Kästen nach oben und kehrten in den Keller zurück. Jana stellte in wieder einige Flaschen mit scharfen Getränken in ihren Getränkekorb und wollte wieder nach oben, aber Robin verstellte ihr den Weg.

      „Was ist?“, fragte sie unbedarft.

      „Die Gäste sind erst mal versorgt. Da dachte ich, vielleicht hast du Lust, mich mal zu verarzten?“ Er grinste sie spitzbübisch an.

      „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“, antwortete Jana und verzog die Miene.

      „Wieso nicht?“, wunderte sich Robin. „Du bist eine umwerfende Frau und so übel bin ich auch nicht!“

      „Das mag ja alles wahr sein, aber ich bin fest liiert, schon vergessen?“ Sie sah ihn vorwurfsvoll an.

      „Das ist Birdie auch!“, konterte Robin. „Das hindert ihn aber nicht, es da oben mit Marry krachen zu lassen. Da ist noch nicht sicher, wo die zwei sich am Morgen wiederfinden!“

      Jana ärgerte sich, weil sie wusste, dass er Recht hatte, wollte es sich aber nicht anmerken lassen. „Fasching, so ist es halt im Fasching!“

      Robin sah sie bestätigend an. „Na klar, Fasching, was sonst. Das hier ist auch bloß Fasching. Also, genieße den Fasching!“ Er lächelte sie liebevoll an. „Obwohl, wenn ich ehrlich bin, es könnte mehr als nur Fasching zwischen uns sein!“

      Sie sahen sich eine Weile in die Augen.

      „Lieb von dir, Robin. Aber ich glaube, das wird nichts mit uns beiden. Ich liebe nun mal den Kerl da oben, auch wenn er mir gerade weh tut!“

      Robin sah sie verständnisvoll an. „Schade!“, meinte er. „Ich glaube an dir wäre ich noch mehr interessiert gewesen, als an einer flüchtigen Faschingsbekanntschaft!“

      „Danke!“, meinte sie ehrlich.

      „Also, dann, was soll ich jetzt mit nach oben nehmen?“

      10

      „Oh, schaut mal, Jana hat den Brautstrauß gefangen!“, rief einer der Hochzeitsgäste seiner Frau zu und begann zu klatschen.

      Auch alle anderen Hochzeitsgäste klatschten Beifall und jubelten. „Jana, Jana!“, riefen einige.

      „Na, da sind wir aber gespannt, was du uns da zu sagen hast?“

      Jana stand verlegen da, sah von einem zum anderen und wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war abgelenkt worden, als die Braut den Strauß hinter sich warf, als sie sich wieder ihr zuwandte, flog ein schwarzer Schatten auf sie zu, sie hob reflexartig die Hände zum Schutz, dann berührte etwas ihre Hände, sie griff zu. Da hatte sie den Strauß gefangen.

      Jana räusperte sich verlegen. „Ich, ich wollte, äh, …!“

      Sie sah zu Birdie. Der stand mit breitem Grinsen neben ihr. Das verwirrte sie.

      „Birdie, kannst du uns etwas sagen, Jana bringt ja kein Wort heraus, so aufgeregt ist sie!“

      Jana wusste wirklich nicht, was sie sagen sollte. Sie waren schon eine ganze Weile zusammen, sie hatte schon des Öfteren darüber nachgedacht, zu heiraten, sehnte sich irgendwo danach, verheiratet zu sein, eine Familie zu haben, kannte Birdies ablehnende Haltung und wagte es deshalb nicht, das Thema anzusprechen. Nun sah sie Birdie fragend an, wunderte sich über sein Grinsen, das sie richtig nicht als Lächeln identifizierte.

      „Ich will euch nicht eure Illusionen rauben!“, begann er.

      „Ooohhhhh!“, riefen die Umstehenden.

      „Damit meine ich mehr, als ihr denkt!“

      „So?“, fragte eine Frau spitz. „Was kann man da mehr meinen, als man denkt?“ Alle lachten.

      Aber Birdie blieb ganz souverän. „Ich meine damit, dass ich euch den Glauben an den Firlefanz, der hier heute abgeht, nicht nehmen will!“

      „Ohhhh!“ Die Festgemeinde verstand und war enttäuscht, wollte sich nicht aus der Stimmung bringen lassen.

      „Doch, doch, nun müsst ihr schon meine Meinung ertragen!“, fuhr Birdie unbeirrt fort. „Ihr wolltet es so!“ Er räusperte sich. „Ich glaube nicht an die Ehe. Ich denken, dass man sich schon eine Weile attraktiv findet, liebenswert findet, aber ein ganzes Leben. Schaut euch doch um! Die meisten Ehen gehen doch schief.“

      „Spielverderber!“

      „Ich für meinen Teil brauche die Ehe nicht, ich will nicht verheiratet sein, weil ich nicht an die ewige Dauer glaube. Das ist klar!“

      „Arschloch!“, rief eine Frau.

      „Außerdem!“ Birdie hob den Zeigefinger. „Jana und ich haben unser Reihenhaus gemeinsam gekauft. Da sind wir sozusagen kalt verheiratet!“, grinste er.

      „Ohhhh!“, raunte die Menge wieder. Einige winkten mit der Hand ab. „Den kannste doch vergessen!“

      „Ihr wolltet meine Meinung wissen. Nun müsst ihr damit leben!“

      „Und Jana, was meint eigentlich Jana dazu?“, fragte plötzlich jemand.

      Sofort war es totenstill, alle wandten sich Jana zu und sahen sie interessiert an.

      Sie stand ein bisschen zusammengesackt da, richtete sich schnell wieder auf, mit einem Gefühl aus Enttäuschung und Verunsicherung. Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. „Ich denke genauso, wie Birdie!“, log sie.

      „Ohhhhh!“, riefen die Umstehenden.

      „Dann gib den Strauß gefälligst her!“

      „Ja, warum fängst du den Strauß erst und willst ihn dann doch nicht?“

      „Gib ihn der Braut, sie soll nochmals werfen!“

      „Aber,


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