Insolvenz – das Ende?. S. M. Brenner

Insolvenz – das Ende? - S. M. Brenner


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enttäuscht und auch sehr wütend und nach genauerer Betrachtung fragte ich mich, warum er schrieb „die Investoren“. Er selbst war doch federführend in diesem Rentnerclub. Nachdem ich Ihn 14 Tage später nach gefühlten 2.000 Versuchen endlich per Telefon zur Rede gestellt habe, bot er mir an, in einem 2. Termin in Mainz – zwischenzeitlich ist er umgezogen – mit dem „Investor aus München“ (häääääh?) an einem Tisch die Sache zu Ende zu bringen. Also fuhr ich Schafskopf nochmals Richtung Süden nach Mainz und als wir dann zu dritt am Tisch saßen, war der „Investor aus München“ kein Investor, sondern ein Unternehmensberater, der bis gerade noch nie von meiner Sache gehört hatte. Er bat mir aber sogleich an, einen Businessplan für 2.000 € Unkostenbeitrag zu erstellen, mit dem ich dann auf Investorensuche gehen könnte.

      In dieser Sekunde ist meine aufgestaute Wut schlagartig entwichen und ich schrie den „Rentner“ mit hochrotem Kopf an er solle nun endlich die Karten auf den Tisch legen. Er stotterte und versicherte mir, das sei alles nur ein Missverständnis und das es mit der ersten Überweisung nicht geklappt hat wäre ja nicht seine Schuld. Schließlich kann er ja nichts dafür, das sein Kompagnon so plötzlich verstarb…….. Moment mal: war der Grund nicht sein wenig loyaler Mitarbeiter? Das reicht! Ich also wutentbrannt und wilde Verwünschungen ausstossend aus dem Büro und ab nach Hause.

      Als ich dann später einige Male beim „Rentner“ anrief, um meine 1.700 € zurückzufordern, meldete sich die Bürodame immer mit dem Firmennamen der Beteiligungsgesellschaft, die ich bezahlt habe; also praktisch mit meiner Firma!

      Sinngemäß bekam ich folgende Antwort: Ich könnte es mir ja eh nicht leisten Ihn zu verklagen, weil das meine Reserven aufbrauchen würde und ich mich dadurch nur selbst in den Ruin treibe. Einen Anwalt nahm ich mir trotzdem, der über 1 Jahr lang nach anderen Opfern dieses Herrn forschte und vor einigen Monaten konnte ich dann endlich bei der Polizei eine Aussage dazu machen. So erfuhr ich dann über halblegalem Wege und übers Internet, das dieser Rentner ein bekannter Betrüger ist, 4 Jahre im Gefängnis saß und das eine Menge Anzeigen gegen Ihn vorlagen.

      Das wäre ja alles halb so schlimm gewesen, wenn ich nicht schon in Voraussicht auf das Investitionskapital eine Menge Dinge eingeleitet hätte, die ich für den neuen Geschäftsauftritt

      in „alternativen Energien“ benötigt hätte, z.B. Visitenkarten, Prospekte, Plakate, Banner, großes Firmenschild, Markeneintrag, Handelsregistereintrag, Großbestellung Wärmepumpen, Server mit Domain und und und.

      Also blieb mir nichts anderes, als beim Hersteller bezüglich der Stückzahlen zurück zu rudern, was letztendlich den Einkaufspreis ordentlich nach oben schnellen ließ. Ich fing es also etwas kleiner an und war damit auch erfolgreich, wenn auch nicht in dem Maße wie ursprünglich geplant und wesentlich langsamer. Da ich sehr viel Zeit mit den vertrieblichen Dingen zubrachte und meine Familie auch nicht zu kurz kommen sollte, kam mir der Gedanke eine Bürohilfe einzustellen.

      Auf meine Annonce in unserer regionalen Zeitung bekam ich dann tatsächlich etwa 120 Bewerbungen ins Haus. Nach dem ersten Vorsortieren blieben dann noch 15 Bewerberinnen übrig, die ich dann auch zum persönlichen Gespräch einlud. Eine blieb dann nach den Gesprächen übrig und meine Wahl sollte sich als echter Glücksgriff erweisen.

      So konnte ich mich dann wieder auf den Einkauf, den Vertrieb und die Technik konzentrieren und meine Mitarbeiterin kümmerte sich um den Papierkram und das Telefon.

      Um den Erfolg zu beschleunigen, lieh ich mir von meiner Schwester viel Geld, oder richtiger gesagt: meine Schwester bürgte mit Ihrer Wohnung für ein Geschäftskredit. In meinem direkten Umfeld gab es bei Gesprächen über dieses Geschäft viel Zuspruch und so kam mir die Idee, meinen Gesprächspartnern an diesem Erfolg zu beteiligen.

      Also bot ich Freunden bei Investitionen sehr gute Renditen an und einige haben diese Chance auch wahrgenommen. So stieg ein Freund vom Fußball mit 5.000 €, ein anderer mit 7.000 € ein. Eine alte Bekannte war mit 10.000 € und mein bester Freund gar mit 50.000 € dabei. Dann gab es noch 2 Ex-Kollegen, die mit 10.000 € und 15.000 € Einlage etwas dazu verdienen wollten. Genau wie ich dachten diese Geldgeber an den großen Erfolg, zumal die alternativen Energien in aller Munde waren.

      Mit diesem Kapital kam dieses Vorhaben dann so richtig in Schwung:

      Insgesamt lieferte ich innerhalb von 15 Monaten 120 Wärmepumpen für einen Durchschnittspreis von ca. 3.000 € aus.

      Die großzügige Ausschüttung an meine Investoren erfolgte monatlich und alle waren mit dieser funktionierenden Regelung sehr zufrieden.

      Solche Renditen gab es bei keiner Bank!

      Das war ein tolles Gefühl; den richtigen Riecher gehabt zu haben und die Wärmepumpen unter meinem eigenen Label europaweit etabliert.

      Und was mit Wärmepumpen aus Asien funktionierte, mußte sich doch auch auf andere Produkte übertragen lassen.

      Also fing ich wieder an zu suchen: Maschinen, die in Deutschland und Europa sehr teuer waren und in Asien in guter Qualität günstig angeboten wurden.

      Also sicherte ich mir parallel zu den Wärmepumpen noch die Deutschlandrechte für den Vertrieb von richtig guten Softeismaschinen eines asiatischen Herstellers.

      Auch dafür gründete ich ein eigenes Label und dieses Geschäft lief auch gut, wenn auch nicht annähernd so gut wie der Bereich Wärmepumpen.

      Ich verkaufte diese Softeismaschinen sogar nach Asien! Von Asien nach Asien! Ein Hoch auf die Globale Marktwirtschaft.

      Sogar auf Asiatischen Handelsplattformen war ich mit meinen Softeismaschinen vertreten und eines Tages erhielt ich eine Anfrage aus Nigeria über den Export von 46 Softeismaschinen. Das klang erst einmal gut und ich fragte nach dem Ablauf der Transaktion, da ich auf Grund von Berichten über betrügerische Aktivitäten aus Nigeria, Kongo und Gana in dieser Sache kein gutes Gefühl hatte.

      Um das Geld zu erhalten (etwa 120.000 €) sollte ich an einen nigerianischen Treuhänder ca. 700 Dollar überweisen, dann könnte die Gesamtsumme sofort auf mein Geschäftskonto transferiert werden.

      Nach kurzer Internetrecherche beim BKA und diverser Erfahrungsberichte von Geschädigten war klar, was ich schon vermutete: organisierte Kriminalität. Schade, wäre ein schöner Auftrag gewesen.

      Auch für die Wärmepumpen stand ich in Verhandlungen für die alleinigen Verkaufsrechte in Deutschland, Schweiz und Österreich. Irgendwann bekam ich dann nach einem persönlichen Gespräch die Zusage. Erst mündlich, dann noch einmal per e-mail. Der unterschriebene Vertrag ließ dann lange auf sich warten. Auf meine Nachfrage hin sagte mir der asiatische Hersteller, daß man es sich anders überlegt hätte und keinem einzelnen Händler die alleinigen Verkaufsrechte übertragen wolle.

      Zwischenzeitlich habe ich in Deutschland und Österreich ein Netz von Kooperationspartnern für Montage und Wartung aufgebaut. Das habe ich noch als Argument für die Verkaufsrechte in die Waagschale geworfen, wenn auch vergeblich. Da lief es mir schon kalt den Rücken runter, schließlich war es eine Frage der Zeit, bis der erste Nachahmer die gleichen Geräte auf den deutschen Markt werfen würde. Gleiches habe ich schon zuvor mit einigen anderen Artikeln erlebt und bin damals immer wieder auf andere Artikel umgesprungen. Aber das hier wollte ich nicht einfach so kampflos aufgeben.

      Also auf in die Schlacht. Natürlich gab es kurz darauf die ersten Nachahmer und die Verkaufspreise fielen. Da ich aber das Beste Servicenetz und die größten Stückzahlen hatte, hielt sich der Einbruch in erträglichen Grenzen.

      Des weiteren bot ich einen Bedruckungsservice an, um die Kundengeräte zu individualisieren. Kunden konnten uns Bild schicken, wir haben es von einer Werbeagentur bearbeiten lassen und auf die Wärmepumpen geklebt. Die Idee war, ein Foto von der Stelle im Garten zu machen, wo die Wärmepumpe stehen sollte. Dieses Bild wird dann auf die Wärmepumpe geklebt und macht diese dann praktisch „unsichtbar“.

      Der Ärger ging los, als nach etwa 12 Monaten die ersten Reklamationen eintrafen:

      Steuerungsausfall, Kompressor saß fest, Wärmetauscher schlugen Leck und Kältemittel mischte sich mit Heizungswasser, was sowohl den Heizkreis sowie auch den Kältemittelkreis einschließlich


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