Insolvenz – das Ende?. S. M. Brenner

Insolvenz – das Ende? - S. M. Brenner


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sind und der Hersteller bei der nächsten Lieferung diese Mängel abgestellt hat. Leider war das nicht der Fall.

      Es gab zwar seitens Hersteller eine Garantie auf die Geräte, aber dafür wollte dieser erst einmal diverse Werte wie Temperaturen, Drücke usw. von jedem defekten Gerät haben. Gerne, aber wie soll das gehen bei einem defekten Gerät. Es läuft ja schließlich nicht mehr. Soviel zum Thema zuverlässiger Geschäftspartner aus China.

      Die Kunden mit den defekten Geräten forderten berechtigter Weise Ihr Geld zurück, gleichwertigen Ersatz (sprich eine andere Wärmepumpe) oder zumindest eine Reparatur. Aber auch eine Reparatur vor Ort verschlang ordentlich Geld, da ich mich Handwerkern aus der Region der Kunden bedienen musste. Da kamen dann je nach Defekt zwischen 500 und 1.700 € auf mich zu (pro Kunde!).

      Man kann sich leicht vorstellen, daß da die Gewinne nicht allzu lange vorhalten.

      So schnell wollte ich natürlich nicht aufgeben und schaute mich zusätzlich nach weiteren Geschäftsfeldern um.

      Wieder einmal suchte ich nach Produkten, die gerade groß in den Medien besprochen wurden und die es derzeit nur von den Premiumherstellern zu horrenden Preisen gab.

      Da regenerative Energie und Energieeinsparungen in aller Munde waren, suchte ich nach weiteren Produkten aus diesem Segmenten. Solaranlagen und Wohnungslüftungsgeräte schienen sehr interessant zu sein und so schaffte ich ein Umfeld, das den Vertrieb dieser Produkte möglich machte. So baute ich Kontakte zu deutschen und englischen Herstellern für diese Artikel auf und erschuf einen neuen online-Handel. Im Nachhinein kann man sagen, dass dieser Weg grundsätzlich richtig war, aber viel zu spät gegangen wurde.

      Richtig deshalb, weil ich in Europa einkaufen konnte mit europäischer Garantieleistung, kleineren Stückzahlen und kürzeren Lieferzeiten. Die Gewinne waren nicht ganz so groß, dafür war es insgesamt überschaubarer und sicherer.

      Zu spät, weil die Verpflichtungen aus den Garantieansprüchen der Wärmepumpen bereits die neuen Gewinne um ein vielfaches überstiegen.

      Irgendwann kam dann schließlich der Punkt, an dem ich keine Ware mehr einkaufen konnte. Es war schlicht und einfach kein Geld mehr für den Einkauf von solch hochpreisigen Produkten übrig. Ich versuchte dann noch kleinere Produkte zu vertreiben, die Situation war jedoch bereits so verfahren, daß das überhaupt keinen Einfluss mehr auf die finanzielle Situation hatte. Das habe ich jedoch nicht wahr haben wollen und habe auch mit Niemandem darüber gesprochen. Als ich dann noch nicht einmal mehr die Raten für Fahrzeugleasing, monatliche Miete für unser Haus und das Haushaltsgeld an meine Frau zahlen konnte, wurde mir die Situation erst richtig bewusst. Nicht, dass ich nicht schon vorher die Schwierigkeiten bemerkt hätte, aber ich habe es verdrängt und in mich hineingefressen weil ich immer dachte: „das kriegst Du wieder hin“. Weit gefehlt.

      Der Zusammenbruch

      Am Anfang kam ich den Forderungen der Kunden auch nach, aber irgendwann konnte ich diesen Ansturm von Forderungen nicht mehr standhalten. Die Gewinne und das Angesparte gingen mittlerweile dafür drauf und irgendwann kündigte dann auch noch meine Bürokraft, weil wir nur noch bitterböse Anrufe und Briefe bekamen. Anwälte machten enormen Druck, Kunden zeigten mich wegen Betruges an und ich konnte meine Rechnungen dann auch bald nicht mehr bezahlen.

      Dann kamen die ersten Mahnbescheide und mir lief es heiß und kalt den Rücken runter und ich erinnere mich noch gut, dass ich dachte „das ist nicht real, das kann einfach nicht wirklich sein“! Was dann folgte waren natürlich die Vollstreckungsbescheide, die ich folgerichtig dann auch nicht bezahlen konnte.

      Eines Tages klingelte es an der Tür und als ich sie öffnete, stand der Gerichtsvollzieher da. Übrigens ein sehr netter Mensch, der aber leider seine Pflicht tun mußte.

      Von da an kam er immer öfter und ich wurde immer öfter in sein Büro vorgeladen. Er fragte mich, ob ich schon mal mit meiner Frau über die doch etwas „schwierigen Situation gesprochen hätte.“ Als ich dies verneinte, empfahl er mir, das doch zu tun. Er hätte schon so einige Ehen auseinander brechen sehen, weil der Ehepartner aus heiterem Himmel vor einen Scherbenhaufen gestellt wurde und der Schock zu tief saß.

      Gerichtsvollzieher und Kontopfändungen waren letztlich auch nichts Unbekanntes mehr. Dieser Absturz vollzog sich innerhalb nur eines Jahres.

      Meine Frau, die Familie und auch meine Freunde wussten nichts davon. Erst später gestanden sie, dass ich mich verändert hätte und nur halbherzig bei Gesprächen oder gemeinsamen Abenden dabei gewesen wäre.

      Der Druck auf mich wurde so groß, das ich erst nicht mehr ans Telefon gehen konnte und später gar nicht mehr ins Büro ging.

      Meiner Frau gegenüber gab ich an, dass ich nun ein wenig mehr von zu Hause arbeiten wollte, da durch das Internet meine Anwesenheit im Büro nicht unbedingt nötig wäre. Ich habe zwar noch einige Versuche unternommen mit anderen Artikeln die Situation in den Griff zu bekommen, aber nur damit und durch ignorieren der Probleme wurde es nicht besser sondern schlechter. Ich kam mir vor wie betäubt oder geistig gelähmt und war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Aus meinem Mund kamen nur noch Lügen, schließlich sollte ja keiner etwas davon erfahren. Die Angst vor dem Versagen wurde immer erdrückender und bestimmte letztlich meine Tage und Nächte. Monatelang hatte ich Schweißausbrüche, Magenschmerzen, Schlaflosigkeit, Durchfall und Angst. Ich sah alles durch einen Schleier, ständig hatte ich Hitzeattacken und einen hochroten Kopf.

      All diese Symtome wurden immer schlimmer und gingen immer weiter auf den Level „unerträglich“ zu.

      Die Haushaltsgeldzahlungen an meine Frau und die monatlichen Mietzahlungen an meinen Schwiegervater, dem das Haus in dem wir wohnen gehört, waren längst überfällig – zuletzt sogar im 3. Monat. Ich vertröstete beide mit verspäteten Kundenzahlungen (ich hatte jedoch seit 3 Monaten keine Einnahmen mehr), Fehler bei der Überweisung, Fehler bei den Banken usw..

      Dann kam mir der rettende Gedanke: Da ich wegen meinem kleinen Sohn und meiner Frau keinen Selbstmord begehen wollte (ich war mir auch nicht sicher, ob ich das könnte), blieb nur noch ein Bankraub. Ich habe mal irgendwo gelesen, das nur die Hälfte aller Bankraube aufgedeckt würden und da sicher auch schon blödere wie ich unentdeckt blieben, ständen die Chancen ganz gut. Also nahm ich meine geerbte Schreckschusspistole, alte Schuhe zum wegwerfen, eine Sturmhaube, ein Schal, 2 Plastiktüten und ein Mantel und steckte diese Utensilien in einen alten Rucksack – meinen Bankräuberrucksack. Dann kaufte ich mir noch eine Kappe; die Sonnenbrille ließ ich erst einmal weg, das kam mir dann doch zu albern und auffällig vor.

      Zuerst fing ich an verschiedene Banken auszukundschaften und legte mir Fluchtpläne zurecht.

      Im Internet las ich einiges zum Thema Ringfahndung und ich dachte, das das kein Problem sein dürfte. Der schwierigste Moment dürfte wohl der Augenblick sein, in dem ich die Bank betreten würde, da ich die Maske nicht zu früh aufziehen durfte. In diesem Fall hätten Passanten ausserhalb der Bank sofort gesehen was läuft und die Polizei wäre vor Ort noch bevor ich wieder aus der Bank raus gekommen wäre.

      Ich durfte die Maske aber auch nicht zu spät aufziehen, da ich dann ganz prima auf den Überwachungskameras der Bank zu sehen wäre.

      Ich habe dann etwa 20 mal auf der Lauer gelegen um eine Bank zu überfallen, habe es aber dann doch nicht über mich gebracht. Dann kam der Mittwoch, an dem ich bis nachmittags einige offene Forderungen begleichen musste – Frau, Schwiegervater, Gläubiger. Ich nahm also morgends allen Mut zusammen und legte das Credo für diesen Tag fest: Bankraub bis 13 Uhr oder Tod!

      Die Bank machte mittags um 13 Uhr zu und bis dahin musste ich Geld mit der Sturmhaube über dem Kopf „abgehoben“ haben. Minute um Minute verging und ich habe mich nicht getraut. Um 13 Uhr bin ich dann wie betäubt und mit der Gewissheit, dass ich nicht mehr nach Hause gehen würde und könnte in den nächsten Ort gefahren um mir ein Prepaidhandy zu kaufen (mein anderes Handy war außer Betrieb, da mir der Anbieter wegen unbezahlter Rechnungen den Hahn zugedreht hat). Meiner Frau konnte ich nicht mehr unter die Augen treten - Schamgefühl und abgrundtiefe Verzweiflung trieben mich dann in den Wald. Für mich gab es jetzt nur noch einen Ausweg: ich wollte mich erhängen……..

      Ich


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