Bas Duch. Thomas Häring

Bas Duch - Thomas Häring


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alles drehte sich nur um ihn. In solchen Momenten glaubte Marc fest daran, daß seine Traumwelt die wirkliche Welt war, während das vermeintlich wirkliche Leben allenfalls eine Illusion darstellte, einen Alptraum sozusagen, der nie enden wollte.

      Eng, enger, Engel

      „Luzi ist wirklich ein schlaues Kerlchen. Bringt seine Leute gleich zusammen, damit sie dem Autor den Garaus machen können. Zum Glück haben wir rechtzeitig dazwischengefunkt“, faßte Gott zufrieden zusammen. „Aber wir müssen auf der Hut sein. Du immer mit Deinen leichtsinnigen Wetten“, bemängelte Jesus. „Entschuldige mal, das ist allein meine Sache. Ich brauche Abwechslung, sonst langweile ich mich hier zu Tode.“ „Auf diesen versauten Teufel kann ich hier oben gerne verzichten. Der hat mich schon damals im himmlischen Sandkasten befummelt. Und als ich auf der Erde war, hat er mich bis in die Wüste verfolgt und dort angemacht.“ „Tja, der warme Bruder steht halt mal auf Sandkastenspiele, besonders im heißen Wüstensand. Weißt Du, Söhnlein brillant, ich werde alles dafür tun, um diese Wette zu gewinnen, weil ich die drei Störenfriede endlich loswerden will, aber wenn der Luzi tatsächlich besser sein sollte als ich, dann haben sich er und die Seinen die Rückkehr in den Himmel redlich verdient.“ „Mag sein. Schließlich leben wir ja auch in einer anderen Ewigkeit, wenn es sogar auf Erden die Homo-Ehe gibt. Aber das mit dem Drittel der göttlichen Allmacht halte ich für einen schweren Fehler. Hast Du etwa vergessen, daß wir schon zu dritt sind?“ „Für uns Beide ändert sich nichts, Jesus Christ Superstar. Wir bleiben so allmächtig wie immer. Nur der Heilige Geist hat Pech gehabt, denn der wird seine ganze Macht verlieren. Aber uns kann das egal sein, denn der war eh eine totale Fehlbesetzung. Mal hier, mal dort, ein ewiger Wandervogel, überall und nirgends, unzuverlässig, ein Windei sondergleichen. Macht die ganze Zeit fast nur Urlaub, belauscht alle, nervt Engel und Menschen, beschäftigt unzählige Gerichte, sogar das Jüngste hier oben und hat nur Blödsinn im Kopf. Dieser windige Typ ist ein Flop und wäre demzufolge auch kein Verlust.“ „Na ja, wahrscheinlich hast Du Recht, aber als ich auf der Erde war, hat er mir schon sehr geholfen.“ „Mag sein, aber vergiß nicht, wie die Geschichte endete: Am Kreuz. Da hat er sich wieder mal ganz schnell aus dem Staub gemacht.“ „Stimmt. Also gut, wir sind uns einig. Ich geh’ jetzt mit Petrus einen saufen. Ciao, Alte.“

      Kaum war Jesus verschwunden, tauchte Engels auf, äh, Quatsch, Erzengel Michael kam angedüst und meldete: „Pfarrer Bert und das Flittchen befinden sich auf der Flucht. Das hat Satan gefickt eingeschädelt. Wir haben sofort ein paar Mitarbeiter des Bischofs hinterher geschickt und die Polizei informiert.“ „Sehr gut, mein Lieber. Dann wird dieses Gummi-Pärchen nicht weit kommen. Diese Mischung ist gefährlich. Bert weiß zuviel über uns, zum Glück glaubt er nicht an mich. Thea kennt die Macht der Sexualität. Wir müssen höllisch aufpassen. Wenn ich nur wüßte, wie Luzi die Vier in die Realität schleusen will“, sinnierte Gott. Da tauchte plötzlich, wie immer aus dem Nichts, der Heilige Geist auf. „Ich habe alles mitgehört. Ihr Schweine habt mich ausgebootet und wollt mir meinen Anteil an der göttlichen Allmacht entreißen. Aber das wird Euch nicht gelingen. Ich fliege jetzt zur Erde und werde dafür sorgen, daß Beelzi seine Wette haushoch verliert“, stellte die Dritte im Bunde klar und machte sich auf den Weg. „Ausgezeichnet. Auf diese Art und Weise haben wir unsere beste Mitarbeiterin so provoziert und motiviert, daß Luzi es verdammt schwer haben wird“, freute sich Gott, die Allmächtige.

      Katholisator

      „Wohin fahren wir?“ erkundigte sich Thea. „Dorthin, wo es fast keine Katholiken gibt. Nach Ostdeutschland“, lautete Berts Antwort. Doch auf einmal wurden sie von einem Polizeiauto überholt und aufgefordert, rechts ranzufahren und anzuhalten. „Scheiß Marsmännchen!“ ärgerte sich der Geistliche. „Wo?“ fragte Nutti baff. „Ihren Führerschein und den Fahrzeugschein bitte!“ verlangte ein älterer Polizist höflich. Nach einer Weile meinte er dann: „Tut mir leid, Sie dürfen Bayern nicht verlassen, Sie werden von der katholischen Kirche per Schafbefehl gesucht.“ Plötzlich schaute Thea den Polizisten an. „Donnerflittchen!“ entfuhr es ihm, denn er hatte sie sogleich wiedererkannt. Nun befand sich der Grüne in einer unangenehmen Situation: Den Priester sollte er eigentlich festnehmen, was er aber viel lieber mit der Frau gemacht hätte. Doch sie kannte ihn und konnte ihn vor dem Pfarrer noch in peinliche Verlegenheit bringen. „Ach, wissen Sie was: Fahren Sie weiter! Schließlich gehöre ich zum Staat und bin kein Gehaltsempfänger der Kirche“, sagte der Polizist. „Vielen Dank! Ich kann Sie beruhigen: Ich glaube auch nicht an Gott“, gab Bert zu. Da erstarrte der Polizist und zischte: „Gottverdammter Atheistenpfarrer!“ Danach bekreuzigte er sich und wandte sich von ihnen ab. Bert startete den Wagen und fuhr los. Erst nach einer Weile bemerkte er, daß Thea ganz still war, weshalb er kurz zu ihr hinüberblickte. Leichenblaß saß sie auf dem Beifahrersitz. „Was ist denn mit Dir los? War der Bulle so schlecht im Bett damals? Hatte er die Handschellenschlüssel verlegt oder seinen Schlagstock nicht mehr rausgekriegt?“ wollte Bert wissen. „Bist Du der Teufel?“ platzte es aus ihr heraus. Da begann er lauthals zu lachen. „Wie kommst Du denn darauf?“ „Ein Priester, der nicht an Gott glaubt, dem sämtliche Ge- und Verbote scheißegal sind, der bei den ehemaligen Sozialisten und Kommunisten Unterschlupf sucht, der muß doch der Teufel sein.“ „Hmh, Deine Argumente klingen logisch und vernünftig, aber ich muß Dich leider enttäuschen: Ich bin es nicht.“ „Das spielt keine Rolle, was Du dazu sagst. Denn der Teufel ist der Geist, der stets verneint.“ „Na toll.“

      Sie waren ihnen auf den Fersen. Zusammen saßen sie in dem teuren Luxus-Mercedes, die beiden hohen Mitarbeiter des Bischofs, Ernie und Roland. „Wir müssen Bert unbedingt kriegen“, bekräftigte Ernie. „Natürlich. Und dann bringen wir ihn zu unserem geliebten hochheiligen Bischof, der ihm den Kopf waschen wird“, fügte Roland hinzu. „Genau. Hoffentlich haben wir noch genügend Anti-Schuppen-Shampoo. Dieser blöde, vertrottelte Polizist. Hat der doch tatsächlich behauptet, hier wäre kein Pfarrer namens Bert vorbeigefahren. Verdammter Lügner. Den habe ich sofort an Ort und Stelle verflucht.“ „Das hättest Du Dir sparen können, der hat schon vorher nur gezittert. Ganz so, als ob er den Leibhaftigen gesehen hätte.“ „Findest Du? Glaubst Du etwa am Ende gar, daß der schwule Teufel wieder hier ist?“ „Gut möglich. Das Böse ist überall, sagt unser Bischof.“ „Das ist wahr und es ergibt durchaus Sinn. Ich befürchte fast, daß Satan in unseren Bert eingedrungen ist, was auch erklärt, warum Berti den warmen, sicheren Schoß von Mutter Kirche verlassen und sich mit einer Hure davongemacht hat.“ „Alles Teufelswerk. So, Vorsicht jetzt. Laß alle Kreuze verschwinden! Wir verlassen gerade den katholischen Sektor.“ „Die Hakenkreuze auch?“ „Nein, die nicht. Die können uns bei unserer Suche noch sehr nützlich sein.“

      Oh mein Gott!

      Wieder einmal telefonierte Gitta mit ihrer besten Freundin Luise. „Dieser Mann macht mich noch wahnsinnig. Er schreibt Bücher wie ein Kleinkind, hält sich für den Größten und kann mit Kritik nicht umgehen“, klagte Gitta. „Na und? Das ist doch sein Problem. Was kümmert Dich das?“ forschte Luise. „Ich liebe ihn.“ „Wie bitte?“ „Ja, ich liebe ihn.“ „Aber das ist doch völlig unmöglich. Du kritisierst ihn andauernd, läßt kein gutes Haar an seiner Arbeit, verspottest alle seine Werke, legst Dich ständig öffentlich mit ihm an und redest nur schlecht über ihn.“ „Stimmt. Vielleicht liebe ich ihn gerade deshalb.“ „Du bist krank, Gitta.“ „Möglich. Bitte hilf mir! Ich will diesen Mann.“ „Also gut, dann laß uns mal überlegen, wie wir das anstellen können. Eins steht fest: Mit dem Kritisieren muß Schluß sein.“ „Warum das denn? Das ist doch das Einzige, was ich kann.“ „Aber er mag es nicht, sonst hätte er sich schon längst an Dich rangemacht. Vielleicht solltest Du ihn öfter mal loben.“ „Das geht nicht. Er mag keine Speichellecker und ich wüßte auch nicht, was ich an ihm loben sollte.“ „Na hör mal, Du liebst ihn doch.“ „Na und? Ich liebe halt mal die Unvollkommenheit, was wohl auch daran liegen könnte, daß ich vollkommen bin.“ „Ja genau. Auf alle Fälle mußt Du Deine Strategie ändern, sonst kommst Du nie an ihn heran.“ „Du redest Dich leicht. Das würde ihn doch nur durcheinanderbringen. Ich glaube eher, ich sollte ihn noch härter kritisieren.“ „Damit erreichst Du gar nichts. Wenn Du diesen Spinner wirklich liebst, dann mußt Du ihm das auch zeigen.“ „Wie denn?“ „Lade ihn zu Dir nach Hause ein!“ „Das geht nicht.“ „Warum nicht?“ „Weil er sich momentan im Flugzeug


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