Bas Duch. Thomas Häring

Bas Duch - Thomas Häring


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Sowas ist doch gar nicht möglich.“ „Du siehst ja, daß es geht. Außerdem machst Du auch nicht mehr. Schreibst ständig nur an Deinem langweiligen Buch, von dem man gleich einschläft.“ „Das liegt an Dir, weil Du überhaupt nicht belastbar, sondern immer gleich erschöpft bist. Ich mache alles hier. Ich koche, putze, wasche, bügle, wasche ab, wasche mich, wasche Dich und arbeite an einem Buch. Und Du, dreckiges Stück Scheiße, willst mir einreden, daß ich nichts mache?“ „Papperlapapp! So toll schmeckt Dein Essen auch wieder nicht. Ich würde ja auch was machen, aber erstens ist das Deine Wohnung und zweitens kannst Du sowieso alles besser.“ „Toller Trick, doch mich fängst Du damit nicht ein. Mir wäre ja schon geholfen, wenn Du zum Pinkeln aufs Klo gehen würdest, anstatt immer in die Hose zu machen.“ „In die Unterhose wohlgemerkt. Einverstanden, darüber läßt sich reden.“ Ja, es war offensichtlich, daß die Stimmung bei Marc und Charlotte einem neuen Höhepunkt entgegensteuerte. Sie war einmal mehr drauf und dran ihn rauszuwerfen, andererseits faszinierte sie sein aufgeblasenes Selbstbewußtsein. Seit sich Luzifer materialisiert hatte, war er mit Bert und Thea beschäftigt, weshalb die beiden Streithähne ihre Ruhe hatten und sich weiter fetzen konnten. Irgendwann reichte es Charlotte, weshalb sie sich wieder an ihren Computer setzte und an ihrem „Buch der Könige“ weiterschrieb: „Der König nutzt seine Mitmenschen aus, er gibt nicht, sondern nimmt nur, weil er denkt, daß es bereits ausreicht da zu sein. Könige haben keinen Bezug zu anderen Leuten, sie interessieren sich für andere Personen nur, wenn sie von ihnen etwas wollen. Schwache Könige machen ihre Bekannten vor anderen Leuten gerne schlecht, da sie glauben, dadurch selbst besser dazustehen. Meist halten die Könige fast alle ihre Mitmenschen, außer sich selbst, für Idioten und Volltrottel.“ Plötzlich kam Marc in ihr Zimmer gestürzt. „Charlotte, komm schnell! Im Bad ist das Licht auf einmal ausgegangen“, keuchte er. „Na dann wechsle halt die Glühbirne“, lautete ihre Reaktion. „Das kann ich nicht. Du weißt doch, daß ich mich im Dunkeln fürchte.“ Genervt stand die Psychologin auf, wechselte unter seinen bewundernden Blicken selbst die Glühbirne und kehrte danach zu ihrem Schreibtisch zurück. „Viele Könige sind so hilflos und unfähig wie Kleinkinder. Jedoch besteht der entscheidende Unterschied darin, daß sich Kleinkinder im Gegensatz zu Königen weiterentwickeln.“ Nachdem sie das in den Computer getippt hatte, seufzte Charlotte auf. Lange würde sie es mit jenem Typen nicht mehr in einer Wohnung aushalten, das war ihr klar. Aber was dann? Irgendwie hing sie doch an ihm, auch wenn er unglaublich viel schlief und obwohl oder weil er fast nichts machte. Andererseits war sie Psychologin und wußte eigentlich, wie man mit solchen Typen umgehen mußte. Aber Theorie und Praxis waren und blieben halt doch zwei Paar Schuhe. Währenddessen lungerte Marc untätig auf dem Sofa herum und wartete darauf, daß endlich etwas passierte. Er langweilte sich bei ihr. Lange würde er nicht mehr bleiben.

      Gott vs. Johannes Paul II.

      „Was willst Du denn hier, Karol?“ fragte Gott leicht verdattert, als der ehemalige Papst bei ihr auftauchte. „Für Dich immer noch Johannes Paul“, beharrte „Lolek“. „Hey, Alter, jetzt mach bloß keinen Streß, ich hab’ genug andere Probleme.“ „Du bist das Problem, Gott. Schlimm genug, daß Du eine Frau bist und daß Du den Spatzi Papst werden hast lassen, womit der arme Tropf völlig überfordert ist. Nein, Du verkaufst den Himmel auch noch an den schwulen, kommunistischen Teufel.“ „Na sowas. Seit wann ist denn der Luzi ein Kommunist?“ „Das spielt doch überhaupt keine Rolle. Ich kenne mich aus mit Kommunisten, ich habe sie schließlich besiegt. Auf alle Fälle haben schwule Engel und ein schwuler Teufel hier nichts zu suchen.“ „Und was ist mit den ganzen schwulen katholischen Priestern, wenn sie sterben?“ „Das ist wieder ganz was Anderes. Bei denen handelt es sich um arme Irregeleitete, denen man helfen kann. Homosexualität ist eine Krankheit, die heilbar ist.“ „Was bei Deiner Gehirnerweichung wohl leider nicht der Fall zu sein scheint. Wer rennt denn immer in Frauenkleidern rum wie Transvestiten? Das seid doch Ihr mit Euren komischen Riten.“ „Das sind Meßgewänder, Du Ignorantin. Ich wurde auf der Erde verehrt, was man von Dir nicht behaupten kann.“ „Pah, das war doch nur Mitleid mit einem alten Tatter- und Sabbergreis, Dich und Deine überholten Moralvorstellungen hat doch niemand mehr ernst genommen.“ „Jetzt reicht es mir aber“, entfuhr es Karol und er machte sich auf den Weg zu Jesus.

      „Na, Jopa, alles roger?“ erkundigte sich Jesus jovial. „Ich wundere mich, wie Du mit Deiner Mutter klarkommst. Diese Frau ist einfach nicht auszuhalten“, urteilte der Ex-Papst. „Du weißt ja: Seine Eltern kann man sich nicht aussuchen. Glückwunsch zu Deiner ewigen Amtszeit. Dein Wirken hat mir deutlich gezeigt, daß das mit der Kirche ein großer Fehler war.“ „Wie meinst Du das?“ „So wie ich es sage. Ihr Päpste, der Zölibat, der Kampf gegen Kondome, Pille, Abtreibung, Sterbehilfe, Vernunft, Verstand und Logik, seid der größte Irrtum der Menschheit. Die Verbrechen, die Ihr mit Eurer scheinheiligen Pseudomoral auf Erden verübt habt, haben hunderte Millionen von Menschen innerlich zerstört. Ihr wart und seid Psychoterroristen.“ „Das halte ich jetzt aber für das Jüngste Gerücht. Wir haben doch nur Deine Gebote befolgt.“ „Das ist ja lächerlich. Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. Ihr habt Eure Nächsten so gehaßt, wie Ihr Euch selbst gehaßt habt. Nur weil Ihr Euch verboten habt zu ficken, sollten auch alle anderen Leute enthaltsam sein. Aids habt Ihr als die Strafe und Geißel Gottes für die Schwulen angesehen und Ihr habt Regeln für ein Spiel aufgestellt, für das Ihr Euch selbst gesperrt hattet. Ihr seid Schizos, Du und Dein ganzer Verein. Ihr habt mit Gott nicht das Geringste zu tun und das wißt Ihr ganz genau. Jetzt verschwinde auf Deine Wolke! Deinesgleichen hat mich lange genug zur Weißglut getrieben.“ War das etwa heiliger Zorn? Schockiert flog Karol zu seiner Wolke zurück. Was war denn um Himmels Willen in jenem Himmel los? War er versehentlich in der Hölle gelandet? Na ja, abwarten und Nektar trinken. Vielleicht hatte Gott einfach nur ihre Tage und ihre schlechte Laune an Jesus ausgelassen. Hoffentlich war es so.

      Du hast doch’n Rad ab

      Thea fühlte sich noch unwohler als zuvor, denn der Anhalter entpuppte sich als ebenfalls merkwürdiger Typ, der mit Bert scheinbar auf einer Wellenlänge lag. Der Mann nannte sich Natan und bezeichnete sich als überzeugten Teufelsanbeter. Davon war Bert schwer beeindruckt, er schwärmte von den Satanisten in seiner ehemaligen Pfarrgemeinde, die viele tolle Feste auf dem örtlichen Friedhof veranstaltet hatten. Kurz und gut, Bert und „Natan“ unterhielten sich prächtig, bis sich Thea auf einmal lautstark artikulierte: „Scheiße! Ich glaube wir werden verfolgt.“ „Wie schön. Eine gläubige Frau“, spottete Bert, bevor er in den Rückspiegel blickte. „Verdammt, das sind Ernie und Roland. Aber wer zum Teufel ist die weißgekleidete Frau auf dem Rücksitz?“ forschte er. „Das ist der Heilige Geist. Vor der müßt Ihr Euch in Acht nehmen, die lügt wie gedruckt“, warnte sie Natan. „Wen Du alles kennst“, wunderte sich Thea, doch Sekunden später ging es schon zur Sache. Die Verfolger fuhren auf die Überholspur und versuchten, Berts Wagen auf die Standspur zu drängen. „Verrückte Katholikenschweine!“ brüllte Bert, lenkte gegen und schaffte es, auf der Fahrbahn zu bleiben. Jedoch gaben die drei Anderen nicht nach und so kam es, daß Minuten später eines von Berts Rädern an ihnen vorbeirollte. „Na toll“, murmelte Natan enttäuscht. Ihm war klar, daß die ganze Sache nun richtig kompliziert werden würde, so daß er beschloß, sich zu verdrücken. Im selben Moment verschwand auch der Heilige Geist aus dem anderen Auto und so standen sich, nachdem die beiden Wagen angehalten hatten, die vier Zurückgebliebenen gegenüber. „Aha! Das ist also der Grund für Deine flüchtige Kündigung“, stellte Ernie schnippisch fest, als er sich Thea genauer angeschaut hatte. „Ernie, jetzt mach’ Bert hier keine Szene“, beschwor ihn Roland, bevor er hinzufügte: „Er ist halt mal anders als Du und ich.“ „Was wollt Ihr von mir?“ fragte Bert wütend. „Ernie und Bert. Es hätte alles so romantisch sein können“, jammerte Ernie und verbarg sein Gesicht hinter einem überdimensionalen Taschentuch. „Ist er schwul?“ wollte Thea wissen. „Nein, nur zu viel Sesamstraße“, klärte Roland sie auf. Danach stiegen alle Vier in den protzigen Wagen, den natürlich die Katholiken per Kirchensteuer finanziert hatten und fuhren zurück in Richtung Bayern. Interessiert beobachtete Thea die drei Männer, die so unterschiedlich und sich doch so ähnlich waren. Sie konnte die sexuelle Verklemmtheit der beiden Bischofsdiener förmlich riechen und auch Bert kam ihr in deren Gesellschaft spießiger und angepaßter vor. War das derselbe Mann, der sich vor einer halben Stunde noch köstlich mit einem Satanisten über die Kirche amüsiert


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