Bas Duch. Thomas Häring
Sie etwa auch Pfarrer?“ forschte Bert interessiert nach. „Eher weniger“, gab Satan von sich. „Sehr gut. Ich bin nämlich Pfarrer gewesen, aber jetzt habe ich gekündigt, denn ich glaube, daß es keinen Gott gibt.“ „Schön wär’s.“ „Was soll das heißen? Sind Sie etwa ein Abgesandter des Bischofs, der mich zurückbringen soll?“ „Nicht wirklich. Den seine Leute sitzen in einem Bonzenwagen und befinden sich zehn Kilometer hinter uns.“ Thea und Bert erschraken. Was hatten sie da nur für einen komischen Typen aufgegabelt?
Derweil war der Heilige Geist in Form von Energie im Auto von Ernie und Roland aufgetaucht und hatte jene ziemlich durcheinandergebracht. „Mir schwirrt der Kopf. Gedanken kreisen und kreisen, mein Hirn würde am liebsten scheißen“, äußerte sich Roland. „Ich wische die Kacke nicht weg, aber mir geht es ähnlich. Irgendwas stimmt hier nicht“, stimmte ihm Ernie zu. Da wurde es dem Heiligen Geist zu dumm, so daß sie sich in eine Stimme verwandelte, die Folgendes raushaute: „Ich bin der Geist der Wahrheit und ich bin gekommen, um Euch dabei zu helfen, Eure göttliche Mission zu erfüllen.“ „Na toll, jetzt höre ich auch noch Stimmen! Scheiß Psychopharmaka!“ schimpfte Roland. „Warte mal, mir ging es eben genauso. Wir sind auserwählt, Rohling“, freute sich Ernie. „Blödsinn! Ihr seid Vollidioten, aber ich brauche Euch, um diesen durchgeknallten Priester zu holen und zum Bischof zu bringen. Also, Ihr habt einen Rückstand von zehn Kilometern. Drückt mal aufs Gas, Ihr Luschen! Wozu habt Ihr schließlich so ein Protzauto?“ waren die Worte der Stimme. „Die Tante ist aber ganz schön frech“, beschwerte sich Roland. „Die darf das, das ist der Geist der Wahrheit“, beschwichtigte ihn Ernie. Daraufhin beschleunigten sie und kamen ihrem Ziel immer näher. Plötzlich materialisierte sich der Heilige Geist und wurde als weißgekleidete junge Frau sichtbar. „So ein Beschiß. Und ich dachte immer, Du wärst eine Taube“, murmelte Ernie enttäuscht. „Klappe halten. Eigentlich wollte ich ja unsichtbar bleiben, aber Ihr Beiden würdet bestimmt wieder mal alles vermasseln. Außerdem ist der Teufel auch Mensch geworden“, erzählte sie. Da erschraken die beiden Männer.
Ein Unglück kommt selten allein
Wie so oft saß der Autor allein daheim und verbrachte seinen Feierabend in trauter Einsamkeit. Auf einmal klingelte es an seiner Tür. Er haßte jenes seltene Geräusch, denn er wollte so oft wie möglich nichts weiter als seine Ruhe haben. Daraus würde an jenem Abend voraussichtlich nichts werden. Er öffnete die Tür, sah zwei Frauen, nämlich Gitta und Luise, erschrak heftig und knallte die Tür wieder zu. Chaos herrschte in seinem Kopf, denn mit den Beiden hatte er nie und nimmer gerechnet gehabt. Vorsichtig öffnete er noch einmal seine Haustür, allerdings standen die Damen immer noch da. „Guten Abend. Was wollen Sie hier?“ erkundigte sich der Autor ein wenig ungehalten. „Meine Freundin und ich“, dabei deutete Luise auf Gitta, die ihn schüchtern anlächelte, „würden Sie gerne mal besuchen, um zu sehen, wie so ein grandioser Schriftsteller denn so lebt“, bekannte Luise. „Ja, klar, damit diese Kritikhyäne sich in Zukunft auch noch über mein Haus und meinen Lebensstil lustig machen kann“, entgegnete der Autor gereizt. Doch es half alles nichts. Wenige Minuten später saßen die beiden Freundinnen auf seiner Couch und bewunderten seine Einrichtung. Es folgte ein ewig langer Small talk, der sich über zwei Stunden ausdehnte, bis Luise sich plötzlich gähnend erhob, irgendwas von früh aufstehen murmelte und sich verdrückte. Schön langsam wurde ihm die Situation sichtlich unangenehm. „Möchten Sie Ihre Freundin denn nicht nach Hause begleiten?“ wunderte er sich, doch sie erwiderte: „Wozu? Die kennt doch den Weg.“ So setzten die beiden Verbliebenen ihr Gespräch noch eine Weile lang fort, bis Gitta irgendwann mit einem Mal aufsprang, sich die Klamotten vom Leib riß, „Ich will Dich!“ brüllte und sich auf ihn stürzte. Nur mit allergrößter Mühe und unter Aufbietung seiner gesamten Kräfte gelang es ihm, sie sich vom Leib zu halten. „Was soll denn das? Erst machst Du mich jahrelang fertig und jetzt willst Du mich plötzlich vernaschen“, staunte der Autor. „Ich liebe Dich. Du bist so unfähig, ich muß Dich haben“, erklärte sie. „Vielen Dank für die Blumen. Ich habe aber kein Interesse.“ „Bist Du schwul, oder was?“ „Nicht daß ich wüßte.“ „Was ist dann los mit Dir? Sowas habe ich ja noch nie erlebt.“ „Dann wird es aber allerhöchste Zeit.“ „Was soll das? Du warst doch mal verheiratet, da wirst Du wohl bestimmt wissen wie man bumst.“ „Kein Kommentar.“ „Jetzt wird mir alles klar! Du asexuelles Schwein! Du solltest Dich was schämen!“ „Warum?“ „Weil das krank ist. Wenn Du wenigstens schwul wärst, dann wäre das ja noch irgendwie normal. Aber sowas Abartiges!“ „Was soll jetzt diese „schwul ist cool“-Nummer?“ „Idiot. Schwule sind nicht cool, sondern hot. Ich bin entsetzt. Impotenter Hurenbock!“ „Unzutreffender kann eine Metapher überhaupt nicht sein. Ich bin weder impotent, noch verkehre ich mit Prostituierten.“ „Na dann wird es aber allerhöchste Zeit.“ „Das sehe ich anders. Und jetzt ziehen Sie sich bitte wieder an und verlassen Sie mein Haus.“ „Oh ja, mit dem größten Vergnügen. Und eins schwöre ich Dir, Du unfähiger Schreibknecht: Ab heute herrscht Krieg zwischen uns“, giftete Gitta, bevor sie total aufgewühlt das Haus des Autors verließ. Jener zuckte nur mit den Schultern und dachte sich: „Zu schade, daß ich so ein Erlebnis nicht literarisch verwerten kann. Aber warum eigentlich nicht?“
Zwei Engel auf Erden
Kerosin und Dopamin waren nicht irgendwelche Engel. Sie hatten vor einer Ewigkeit zu Gottes treuesten Dienern gehört. Auch zu Beginn der Revolte, die Luzifer dann angezettelt hatte, hatten sie auf der Seite Gottes gestanden, doch auf einmal hatten sie erkannt gehabt, daß sie selbst zu den homosexuellen Engeln gehörten, die sie bis dahin bekämpft hatten und so verliebten sie sich damals ineinander und hatten blitzschnell die Fronten gewechselt. Tja und nun schloß sich der Kreis irgendwie, denn jetzt bekämpften sie wieder den Teufel, so wie ganz zu Beginn.
„Also das hätte ich von Zifi nie gedacht. Daß er mit Gott rummacht, so eine Schweinerei“, stöhnte Kerosin. „Ich bin genauso entsetzt wie Du. Mich würde ja nur interessieren wie sie ihn rumgekriegt hat“, gab Dopamin zu. „Was spielt das schon für eine Rolle? Luzifer war bereits seit dem Aufstand damals ein gefallener Engel und ist jetzt ein zweites Mal gefallen, diesmal sogar umgefallen. Wenn wir nur wüßten wo er sich gerade befindet.“ Kerosin war der Kühlere der beiden warmen Engel. Er ließ seinen Verstand arbeiten, während Dopamin eher emotional reagierte. Sie waren ein perfektes Team, ergänzten sich vorzüglich, stritten sich äußerst selten und waren immer noch ineinander verliebt. „Glaubst Du wirklich, daß Feri bisexuell ist?“ begehrte Dopamin zu wissen. „Ich fürchte ja. Und wenn schon? Von sowas dürfen wir uns nicht beeinflussen lassen. Wir haben einen Auftrag“, erwiderte Kerosin. „Sei mir nicht böse, aber ehrlich gesagt würde ich auch ganz gerne in den Himmel zurückkehren.“ „Spinnst Du, Dopamin? Nur in der Hölle können wir unsere Homosexualität ungestört ausleben. Im Himmel sind wir Outlaws. Du verklärst die Vergangenheit. Im Himmel war es beschissen.“ „Das ist nicht wahr und das weißt Du ganz genau. Im Himmel war es herrlich. So viel Frieden und Liebe, diese Harmonie.“ „Alles nur Schein. Gott ist ein Tyrann. Sie duldet keine Anderen neben sich und keine Andersartigkeit.“ „Das stimmt doch gar nicht. Luzifer war an allem schuld. Er war damals viel zu radikal und unversöhnlich, er wollte alles und bekam nichts.“ „Was redest Du denn da für Blech? Er hat die Hölle gegründet, die tollste Errungenschaft in der Geschichte der Ewigkeit. Dopamin, ich mache mir ernsthafte Sorgen um Dich. Du gefährdest unseren Auftrag.“ „Entschuldige, das wird nicht wieder vorkommen. Ich habe lediglich versucht, mich in Feri hineinzuversetzen.“ „Ferkel! Jetzt ist aber Schluß mit den Schweinereien. Wir müssen Zifi finden.“ Wenig später landeten die beiden Engel in einem Altenheim auf der Pflegestation, wo sie zwar so manchen Zivi entdeckten, allerdings keinen Satan. Durch ihr Erscheinen und ihre großen, mächtigen Flügel sorgten sie jedoch für großes Aufsehen, was dazu führte, daß so mancher Greis bereits glaubte tot zu sein, weil er ja schon echte Engel sah. Relativ schnell erkannten die fliegenden zärtlichen Chaoten, daß sie sich zur falschen Zeit am falschen Ort befanden, so daß sie weiterflogen, bevor die ersten Heimbewohner einen Herzinfarkt bekamen. „Wo, verdammt noch mal, ist dieser verdammte Höllenfürst?“ rief Dopamin verzweifelt. Da hörten sie vom Himmel eine Stimme, die Folgendes verkündete: „Jedenfalls nicht dort wo er hingehört.“ „Hast Du das gehört? Das war Jesus!“ schrie Kerosin entzückt. Was war nur mit den schwulen Engeln los?
Was