Bas Duch. Thomas Häring

Bas Duch - Thomas Häring


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berühmt und überall gefragt. Ich verdiene viel Geld und führe ein sorgenfreies Leben. Ideen für neue Bücher habe ich auch wieder und momentan schreibe ich an einer total abgefahrenen Geschichte. Aber irgendwas fehlt mir. Ach ja, genau, mein Kugelschreiber.“ Schnell holte er jenen aus seiner Hosentasche hervor und kritzelte ein Gedicht auf ein kleines Blatt Papier: „Im Regen stehn, ein letzter Kuß, dann weitergehn, weil es sein muß, ich hab’ verstanden, auch wenn es weh tat, daß sich die Beiden fanden, wünsche ihnen eine gute Fahrt. Die grauen Wolken, im Nebelschein, wie Kühe gemolken, soll es das gewesen sein, ich bin nur Gast, und doch auch dabei, habe nichts verpaßt, nur das laute Geschrei. Verletzte Gefühle, vereisen die Sicht, eine drückende Schwüle, verdüstert das Licht, ein letztes Mal, den Stift zerbrochen, das Kopfhaupt kahl, zu viel versprochen.“ Immer wenn der Autor ein kleines bißchen unglücklich war, schrieb er ein kleines Gedicht, um alles rauszulassen. Danach ging es ihm fast jedesmal besser, aber dieses Mal war es anders. Nein, er war nicht einsam, denn er liebte das Alleinsein, jedoch spürte er, daß bald etwas Einschneidendes in seinem Leben passieren würde. Es war nicht so, daß er das bedrohlich fand, ihn störte lediglich der Gedanke, daß das alles mit dem Buch zu tun haben könnte, an dem er gerade schrieb. Es sollte ein besonderes Buch werden. „Bas Duch“ schlechthin, eine Generalabrechnung ohne General. Doch womöglich hatte er die Abrechnung ohne den Wirt gemacht.

      Gaywatch

      In der Hölle war der Teufel los. Ja, wirklich, Luzifer war plötzlich abgereist, ohne sich zu verabschieden. Sofort fand eine Krisensitzung der verheizten Jungs statt. „Ich sage es Euch: Zifi hat uns hinterlistig hereingelegt. Ich bin fest davon überzeugt, daß dieses bisexuelle Schwein Gott gevögelt hat“, stellte Xerus fest. Empörung machte sich breit. „Von dem lasse ich mich nicht mehr ficken“, machte ein enttäuschter Jüngling deutlich. „Wir müssen ihn aufhalten. Er will unsere geliebte superwarme Hölle aufgeben, nur um wieder bei Gott zu sein“, behauptete Erzbengel Detlef. „Diese Dreckshalbschwuchtel. Verrät alle unsere Ideale. Aber es hilft nichts, er ist der Boß hier, deshalb müssen wir ihn stoppen, sonst ist Schluß mit Poppen“, fürchtete der heiße Knut. „Fürchtet Euch nicht, denn ich verkünde Euch eine frohe Botschaft: Stockholm. War nur ein Gag. Wir werden unser schwules Sado-Maso-Paradies niemals opfern, das verspreche ich Euch. Deswegen werden sich jetzt zwei unserer besten und tuffigsten Männer aufmachen, um Zifi daran zu hindern, unsere Ewigkeit zu opfern“, sprach Xerus. Danach war es eine Weile still, da alle überlegten, wen er damit meinen konnte. Die Wahl fiel auf zwei Engel, die sich in der Hölle gefunden hatten und schon lange ein glückliches Paar waren: Kerosin und Dopamin. Jene Beiden wurden auserwählt, um ihren Vorgesetzten zu behindern, damit die Hölle niemals zufrieren und Luzifer keinen Blödsinn anstellen konnte. Was machte eigentlich der dunkle Herr der Finsternis?

      Der war bumsfidel im Roman des Autors angekommen, hatte erst mal ein paar unwichtige Statisten verführt und sich dann an sein teuflisches Werk gemacht. Beelzi begleitete sowohl Bert und Thea, als auch Marc und Charlotte durch ihre Geschichte. Doch damit nicht genug. Außerdem beobachtete er Ernie und Roland, aber ebenso den Heiligen Geist, der mittlerweile auch überall herumspukte. Luzi hatte also alle Hände voll zu tun, aber das Ziel lockte verheißungsvoll und so machte er sich voller Vorfreude ans Werk. Die Zeit drängte und noch wußte er nicht, wie er die Romanfiguren in die Welt des Autors schleusen konnte, aber da würde ihm bestimmt schon noch etwas einfallen. Zunächst galt es, die vier Auserwählten zusammenzubringen, ein an sich harmloses Unterfangen, das trotzdem nicht so leicht zu bewerkstelligen war. Schließlich gab es da noch den Autor, der nicht merken durfte, daß sich seine erdachten Figuren selbständig machten und der nie das Gefühl verlieren durfte, daß er den Lauf seiner Geschichte selbst bestimmte. Satan hatte den Kopf des Autors durcheinandergebracht, er mußte den Schreiberling ablenken, damit er sein großes Ziel erreichen konnte. Doch es wurde alles immer schwerer und mit Erschrecken stellte Mephistopheles fest, daß ihm zwei Engel aus der Hölle gefolgt waren, um sein teuflisches Werk zu zerstören. In solchen Augenblicken bereute es Feri, ganz allein zu sein und fast alle gegen sich zu haben. Es hätte doch alles so schön und gut funktionieren können, aber nein! Nur Feinde um ihn herum, die seine Rückkehr in den Himmel verhindern wollten. Aber es hatte keinen Sinn, sich großartig darüber zu ärgern. Je größer die Herausforderung, desto genialer wurde Luzifer. Er war ein Meister der Täuschung und er wußte und konnte viel mehr als seine Widersacher. Allerdings waren die in der Überzahl.

      Betrachtung einer Spezies

      Marc wunderte sich, denn Charlotte schien sich nicht mehr sonderlich für ihn zu interessieren, aber wenigstens hatte sie ihn doch noch nicht rausgeschmissen. Sie hatte kurzfristig ihre Praxis geschlossen und saß daheim die ganze Zeit vor dem Computer, in den sie unentwegt per Tastatur Buchstaben hinein hämmerte. „Was machst Du da?“ fragte Marc irgendwann, nachdem er gemerkt hatte, daß er sich als Einziger um sich selbst drehte. „Schreiben“, antwortete die Psychologin knapp. „Und was?“ „Ein Buch.“ „Aha. Toll. Und worum geht’s?“ „Die Psychologie der Könige.“ „Komisch. Das kauft doch niemand. Die Monarchie ist out.“ „Darum geht es auch gar nicht. Es geht um die Leute, die sich für Könige halten und von denen gibt es mehr als genug.“ „Interessant. Da bin ich aber gespannt“, gestand Marc und schnappte sich eines der ausgedruckten Blätter, die da lose herumlagen. Dann begann er zu lesen: „Bei den Königen handelt es sich um Menschen, die als Kind zu sehr verwöhnt worden sind. Dadurch empfanden sie diese Überversorgung als normal, gewöhnten sich daran und glauben, es müßte ihr ganzes Leben lang so weitergehen. Das allerdings ist ein Irrtum. In unserer Zeit haben nur noch wenige Leute Lust darauf, einem selbsternannten König zu dienen. Noch dazu, da es sich meist um schwache Könige handelt. Jene sind von Natur aus mißtrauisch, nachtragend und unzufrieden mit sich selbst. Da sie ihre eigene Unfähigkeit nicht wahrhaben wollen, schieben sie die Schuld immer auf die Anderen und machen jene für ihr eigenes Versagen verantwortlich. Könige brauchen immer Diener um sich herum, welche sie kommandieren und schlecht behandeln können, um ihre eigene Unzufriedenheit an jenen auslassen zu können. Könige sind unfähig, sie können nichts und wollen dafür geliebt werden, daß sie da sind. Ein Zusammenleben mit Königen ist sehr schwierig, vielleicht sogar unmöglich. Könige sind nicht wirklich in der Lage, sich selbst zu versorgen oder auch zu unterhalten und deshalb abhängig. Diese Abhängigkeit wiederum kotzt sie an, weil sie ihnen ihre eigene Schwäche vor Augen führt. Des Weiteren ...“ Nach jenen Worten schlief Marc ein, ohne auf die Idee gekommen zu sein, daß auch er selbst zu jenen Königen zählen könnte, die da beschrieben wurden. Andererseits machte das nichts, da Marc ja nichts weiter als eine Romanfigur war, eine Erfindung, kein Mensch und kein Geist, eine ins Leben gerufene Phantasiegestalt, die nach ein paar hundert Seiten wieder in der Versenkung verschwunden sein würde. Charlotte schrieb noch einige Stunden weiter, bevor sie geistig erschöpft mit ihrer Arbeit aufhörte. Zweifellos würde ihr Buch ein Bestseller werden, denn es gab so viele vermeintliche Könige in jener Welt, daß viele Frauen und Männer in der Beschreibung ihren Partner oder ihre Partnerin wiederfinden würden. Doch eine Frage blieb offen: Wie um alles in der Welt konnte man jenen kranken Königen helfen? Sie waren ja nicht wirklich glücklich mit ihrem Dasein, ganz im Gegenteil. Hätte man ihnen als Kinder bereits Eigenverantwortung und Selbständigkeit beigebracht, würden sie im wahren Leben da draußen nicht ständig auf die Schnauze fallen. Na ja, womöglich konnte Charlotte an Marc erproben, ob jene Königskrankheit heilbar war. Sie konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen, daß in jenem Spiel noch ganz andere, echte Könige mitmischten.

      Toi toi Teufel

      Nach wie vor beäugte Thea ihren Fahrer, den Pfarrer, mißtrauisch von der Seite. „Was ist los?“ fragte Bert nach einer Weile genervt. „Ich habe Angst vor Dir.“ „Du meine Güte, jetzt geht das schon wieder los. Lange halte ich das nicht mehr aus. Kuck mal, da vorne steht ein Anhalter. Und das mitten an der Autobahn. Sehr merkwürdig.“ „Der sieht gut aus, den nehmen wir mit. Halt an!“ „Du denkst auch nur ans Ficken.“ „Unsinn. Der Typ ist doch schwul.“ „Was Du alles weißt. Aber warum sollen wir ihn dann mitnehmen?“ „Der ist der ideale Mitfahrer. Du willst nichts von ihm und er will nichts von mir.“ „Und was ist, wenn er was von mir will, die Tunte?“ „Dagegen kommst Du schon an. Der merkt das ja, daß Du ein Hetero bist.“ „Unverschämtheit! Wie kannst Du mich als Mitglied eines 1904 abgeschlachteten Stammes bezeichnen?“ „Ich sagte Hetero, nicht Herero, Du


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