Liebe, rette mich!. Kilda Cirus

Liebe, rette mich! - Kilda Cirus


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zu Grischa, er spürt den Blick und sieht mich kurz an. Er grinst. Dann widmet er sich wieder ernst den Gefangenen. Die Frauen nähern sich dem Bus, wie Hühner, die abends in den Stall gescheucht werden. Im Gegensatz zum Federvieh versucht keine Einzige zu entwischen. Zwei der Männer stehen an den beiden Türen und winken die Frauen zu einer schnelleren Gangart. Mit den Pistolen gestikulieren sie, damit die Entführten weitergehen. Keine von ihnen zögert, niemand hat sich auffällig verhalten. Sie sind nicht einmal laut geworden. Sind sie so verschüchtert? Warum hat niemand einen Fluchtversuch gestartet? Wäre ich so mutig gewesen? Hätte ich die anderen Frauen zu einem Übergriff angestiftet? Nein, sicher nicht. Sechs bewaffnete Männer haben einen ganz eigenen Einfluss auf das Denkvermögen. Auch ich hätte nicht herausfinden wollen, ob sie tatsächlich schießen. Ich wäre liegen geblieben. Die letzte Frau verschwindet in der hinteren Tür. Grischa fasst sanft meinen Arm und murmelt:

      „Komm, wir müssen weiter.“

      „Wo müssen wir hin?“, frage ich genauso leise.

      Grischa schüttelt nur den Kopf. Er fasst nach meiner rechten Hand, nimmt sie vorsichtig und zieht mich vorwärts. Vor der ersten Busstufe bleibt er stehen, dreht sich um und küsst mich sanft auf den Mund. In seinen Augen steht Schmerz. Der Moment ist so schnell vorbei, dass ich erstaunt bin. Schon dreht er sich wieder weg, zieht mich an der Hand in den Bus hinein und bedeutet mir, mit einem Druck auf die Hand, mich zu setzen. Er sucht die Augen des widerlichen Mannes, der den Bus hinten sichert, dieser nickt und Grischa gibt mit einem Wink seiner Hand dem Fahrer das Zeichen zum Start.

      Grischa hat Angst um mich. Das erkenne ich in seinem traurigen Blick. Wir sitzen uns schweigend gegenüber, doch die Stille nagt an mir. Warum sieht er mich so traurig an und weshalb spricht er nicht mit mir? Wenn er Angst um mich hat, kann er doch etwas unternehmen. Soll er mich irgendwo rauslassen. Niemand wird ihn aufhalten. Aber weil er nichts unternimmt, gibt es wahrscheinlich jemanden, dem er Rechenschaft schuldig ist. Da Grischa nicht darüber spricht, kann ich nur vermuten. Er lässt mich im Unklaren und trotzdem bin ich glücklich. So widersinnig das auch ist. Ich bin glücklich bei Grischa, in seiner Nähe. Ich sehe ihm in die Augen, verfolge die Gesichtszüge, allein das lässt meine Seele leuchten. Ich lerne, auf die kleinste Veränderung in seinem Gesicht zu achten und obwohl er die meiste Zeit eine ausdruckslose Maske trägt, huschen manchmal, wenn er sich unbeobachtet glaubt, Gefühle über sein Gesicht. Meist zieht er die Stirn kraus, ist nachdenklich, besorgt, vielleicht auch wütend, nur selten ist er heiter, freut sich scheinbar über meine Anwesenheit und selbst dann schlägt Grischas Stimmung schlagartig um, als ob er ebenso innerlich gespalten ist wie ich. Dann wünsche ich mir, ich könnte seine Gedanken lesen, könnte in seinen Kopf kriechen und die Bilder darin sehen, so wie er. Ich wage nicht, noch einmal zu fragen, wohin wir fahren. Ich lebe mit dieser leeren Zukunft. Es interessiert mich nicht, woher er kommt, was er liebt, was er hasst. Es genügt mir völlig, diese Zeit mit ihm zu teilen. Was er für Ziele hat, welche Interessen, ob er Familie hat, ist mir alles egal. Ich möchte gar nicht mit ihm darüber sprechen. Ich möchte nicht Teil seines Lebens werden. Ich will diese Fahrt ohne Schaden überstehen. Den Gedanken an meine Zukunft nach dieser Entführung dränge ich erfolgreich und unerwartet leicht in das Unbewusste zurück. Ich atme jetzt, nicht morgen, ich trage diesen Wahnsinn jetzt in mir, wer weiß, wie lange noch und welche Gelegenheit sich bietet. Nein. Die Zukunft existiert nicht mehr. Nur dieser Mann, ich und die reine Begierde. Es ist, als habe jemand meine Gene entschlüsselt, den perfekten Partner dazu gebaut und ihn mir gegenüber gesetzt. Alles in mir schreit nach Paarung, so gedankenlos, so zukunftslos, dass es mich erschrecken würde, könnte ich denken. Stattdessen sitze ich wie ein Kind vor einer Tafel Schokolade und warte, bis ich die Erlaubnis habe, dieses glücklich machende, genussvolle Etwas zu verschlingen. Es ist ein Fieber in mir, das mich strahlend am Leben erhält und mich innerlich ausdörrt. Ich hungere danach, Grischa zu berühren, seine Hüfte zwischen meinen Beinen zu spüren. Immer wieder starre ich die langsam untergehende Sonne an, aber sie hängt am Himmel wie an ihrem Leben.

      Als die langweilige Sonne ihre letzten Strahlen über diesen Flecken Erde verteilt, lächle ich. Ungeduldig drehe ich mich um und sehe die Frauen schemenhaft in ihren Sitzen. Ich nehme sie nicht mehr genau wahr. Ihren Gesichtsausdruck erkenne ich nicht. Langsam drehe ich mich wieder um und richte die Augen auf den Mann, dessen Duft meine Hormone in höchste Aufregung versetzt, so dass sie in unbekanntem Ausmaß ihre Macht über mich ausspielen. Im Bus brennt wie letzte Nacht kein Licht. Wenn die Dämmerung vorbei ist, ist es zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen. Nur noch eine halbe Stunde. Verlangend sehe ich Grischa an, fliege mit den Augen entlang seines Körpers, wie meine Hände es gern täten. Sein Blick ist wieder offen, ohne Bedenken. Stattdessen ist der Funke in ihn zurückgekehrt, der mich seit dem ersten Augenblick fasziniert. Ein Funke der Herausforderung, gleichzeitig auch der Überraschung, als ob Grischa nicht glauben kann, dass es jemanden gibt, der keine Furcht ihm gegenüber empfindet. Dieser kleine Funke ist wie eine Anerkennung meiner selbst, er macht mir Mut, den ich ohne dieses winzige Leuchten nie aufgebracht hätte.

      Der Himmel ist noch immer von hohen Wolken bedeckt, die sich nun in einem dunklen Orange von einem fast cyanfarbenen Hintergrund abzeichnen. Es ist ein seltsames Licht, das durch diese Wolken auf die Erde fällt. Von den Wolken abstrahlend vibriert das Licht durch die Teilchen der Luft und bringt diese ebenfalls als warme orangefarbene Partikel zum Leuchten, eine merkwürdige Zwischenwelt entsteht. Der Bus fährt durch diese sanfte Materie, ohne Teil von ihr zu sein, und ist doch von ihr geschluckt. In Zeitlupe nehme ich alles wahr. Jede Veränderung des Lichts führt unweigerlich zum Tod dieser Zwischenwelt, jede Bewegung der Erde lässt sie weiter sterben. Zu schnell wandelt sich das tiefe orangefarbene Leuchten in ein dumpf glühendes Rot, welches fast nicht mehr wahrnehmbar ist. In seinen letzten Atemzügen pulsiert es wie ein Herzschlag. Dann versiegt es. Es dauert noch eine Weile, bis ich die Augen von der nun einheitlich dunkelgrauen Masse abwende. Ich blicke wieder zu Grischa und erkenne ihn kaum. Ich beuge mich vor und berühre sein Knie. Er fasst mein Handgelenk, zieht daran, so dass ich aufstehe. Er legt seinen rechten Arm um meine Taille und drückt mich nach unten. Es ist so dunkel, dass ich nichts erkenne. Er schiebt seine Knie zwischen meine Beine, zieht mich weiter nach unten, bis ich auf seinem Schoß sitze. Mit der linken Hand greift er in mein Haar und drückt meinen Kopf zu sich. Wir sind uns so nah, dass ich seinen Atem an der Oberlippe spüre. Ich neige den Kopf etwas nach vorn und stoße mit der Nase gegen sein Gesicht. Meine Nasenspitze ist kalt, seine Haut warm. Ich schließe die Augen und ziehe seinen Duft tief in mich hinein. Es ist ein warmer Duft, dunkel, geschlossen, vertrauenerweckend, nur ein leichter frischer Bestandteil ist in ihm, ein bisschen riecht er nach Zitrusfrüchten und nach frisch geschnittenem Gras, wie eine Frühlingswiese nach einem kräftigen Regen, der das Erdreich durchtränkt hat. So feucht wie die Erde nach einem Regen fühle ich meinen Schoß auf seinem. Ich ziehe den Rock über die Hüfte, damit ich meine Beine weiter spreizen kann. Gleichzeitig fasst mir Grischa mit der einen Hand an die Brust und zieht mich mit der anderen zu sich heran. Seine Lippen treffen auf meine ohne einen Hauch der Distanz, ohne einen Moment zu zögern. Vollkommen unverspielt verschlingt er meinen Mund mit seinem, dringt in mich mit einer kräftigen Zunge, saugt halb, beißt halb ohne einen Laut. Sein Verlangen brennt im selben Feuer wie meines und während ich die Orientierung verliere, mein Gehör und mein Sehen mich im Stich lassen, werde ich zu einer Schlange, die sich an Geruch und Wärme orientiert. Ich beiße in Grischas Hals und lecke sein Ohr, fahre ihm durch die Haare und lasse meinen Hals von ihm küssen. Er zieht meinen Schoß noch näher zu sich heran. Sein hartes Glied drückt gegen meine Scheide, dass es fast schmerzt. Besinnungslos beuge ich mich nach hinten. Grischa zieht mein Shirt nach oben und küsst den Bauch mit seinem unbändigen Mund, ich komme weiter nach oben, damit er meine Brüste küsst. Er schiebt den BH hoch, fährt mit der Zunge am unteren Ansatz der Brust entlang und saugt dann verlangend an meiner linken Brustwarze. Ich halte das nicht lange aus. Wie unter Drogen gesetzt, fasse ich seinen Kopf, ziehe ihn zu mir und küsse ihn erneut. Ich fahre mit der Zunge über seine Lippen, stoße in seine Mundhöhle, streichle seine Zunge und beiße zart hinein. Beiße auf seine Lippen und rieche an der Haut hinter seinem Nasenflügel, bewege mich schon in einem Rhythmus, der noch gar keinen Sinn hat, klammere mich an ihm fest und ziehe gleichzeitig an ihm, küsse ihn immer weiter bis ich irgendwann merke, dass er nur noch still daliegt. Er erwidert meine Küsse nicht mehr, seine Hände halten mich ruhig am Rücken fest. Ich höre auf, ihn zu küssen. Meine Lippen fühlen sich geschwollen an, mein Kopf


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