Der meergrüne Tod. Hans-Jürgen Setzer

Der meergrüne Tod - Hans-Jürgen Setzer


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Abend loben“, antwortete sie schlagfertig.

      Das reizte Leon natürlich. Er liebte schlagfertige Frauen.

      Das Laufen mit ihr machte ihm wirklich großen Spaß. Sie hatten fast das gleiche Lauftempo und für eine Frau schien sie extrem gut trainiert. Von der wunderschönen Figur her wären die einzigen Steigerungsmöglichkeiten gewesen, hinter ihr herzulaufen, schwimmen zu gehen oder eine Sauna zu besuchen. Doch wer wusste schon, ob das nicht früher oder später im Bereich des Möglichen liegen würde. Diese Gedanken gefielen Leon. Sie unterhielten sich über Koblenz, den Rhein, ihre Hobbys. Es war eine angenehme gemeinsame Stunde, offensichtlich wirklich für beide, wie Leon vermutete. Sie joggten dann an ihrer Wohnung in der Nähe der Koblenzer Altstadt vorbei und sie verabschiedeten sich für ein knappes Stündchen, damit jeder seiner Körperpflege in Ruhe nachgehen konnte. Leon versprach, Sophie wieder zu Hause abzuholen, denn sie wollten zunächst ins Irish Pub gehen und anschließend einfach sehen, wohin sie der Abend vielleicht noch verschlagen würde.

      Karaoke im Irish Pub

      Leon kam pünktlich an Sophies Haustür und klingelte.

      „Moment, ich komme runter.“

      „Mein lieber Schwan, hat die sich feingemacht, nicht wieder zu erkennen“, dachte Leon, als Sophie im kurzen Schwarzen aus der Tür trat. Sie konnte es sich wirklich leisten. Leon glaubte, noch nie so hübsche, wohlgeformte lange Beine gesehen zu haben und musste sich bemühen, nicht zu auffällig hinzusehen. Außerdem trug sie ihr langes blondes Haar mit ganz leichten Wellen offen, frisch gewaschen und geföhnt.

      „Hast du einen Waffenschein dabei?“, witzelte Leon.

      „Wieso, wie meinst du das?“, fragte Sophie scheinheilig lächelnd.

      „Na, toll siehst du aus. Dann werde ich heute wohl nicht lange allein das Vergnügen mit dir haben.“

      „Keine Sorge, ich bin eine ganz, ganz treue Seele. Wer mich abholt, darf mich bestimmt später wieder nach Hause bringen. Danke für das Kompliment.“ Sie lächelte Leon bei diesem Satz an und er bekam ganz weiche Knie.

      „Gehen wir?“, fragte sie.

      „Klaro.“ Er bemühte sich, ein wenig den obercoolen Macho zu mimen, in der selbstironischen Variante.

      Sie gingen fröhlich lachend bis zum Irish Pub nebeneinander her.

      „Leon, mir ist, als würden wir uns schon zwanzig Jahre kennen.“

      „Geht mir ebenso und ist mir wirklich ewig lange schon nicht mehr passiert.“

      Sie alberten herum wie Teenies und mir nichts dir nichts standen sie vor dem Pub. An der Eingangstür begrüßte sie ein großes Plakat: Heute Abend Karaoke – einfach trauen und mitmachen. Hauptpreis heute: ein Wochenende für zwei Personen, inklusive Flug, Vollpension sowie einem Musikabend in einem Irish Pub in Irland.

      „Fliegen wir zusammen nach Irland?“, fragte Leon.

      „Aber selbstverständlich. Welches Lied wollen wir denn darbieten?“ Sophie spielte Leons Spielchen mit. Sie ahnte nicht, dass er keine Witze über solche Themen machte.

      Die Atmosphäre im Pub war angenehm. Es war nicht zu voll, doch die Stimmung der meisten Gäste schien gut. Sie setzten sich zunächst im Obergeschoss an einen Tisch, von dem aus sie einen guten Blick über alles hatten.

      „Na, du hast wohl gerne den Überblick und den Rücken frei, oder?“, fragte Leon.

      „Berufskrankheit, wie bei dir, nehme ich an.“ Sie zwinkerte ihm zu.

      Sie tranken ein Kilkenny, ein frisch gezapftes irisches Bier, und prosteten sich zu.

      „Auf Irland und unseren Sieg, der so sicher kommen wird, wie das Wasser den Rhein hinunterfließt“, sagte Leon mit einem Augenzwinkern.

      „Na, dann auf unseren gemeinsamen Irlandurlaub.“

      Sie redeten ziemlich viel belangloses Zeug und hatten, für alle sichtbar, großen Spaß dabei. Gegen 22:00 Uhr hörte man dann die Ankündigung des Karaoke-Wettbewerbs.

      „Liebe Gäste, wir bitten um Anmeldungen für den heutigen Karaoke-Wettbewerb. Hauptpreis: ein Irland-Wochenende für zwei. Sie fliegen an einem Wochenende Ihrer Wahl mit Flug, Vollpension und erleben einen unvergesslichen Musikabend in einem Irish Pub in Irland. Also trauen Sie sich. Es lohnt sich.“

      „Na, dann wollen wir mal.“ Leon ging zur Bar und gab die Anmeldung für ein Duett mit Sophie ab.

      „Ich glaub ’s einfach nicht. Hast du wirklich …“ Sophie war fassungslos.

      „Klar und wir werden gewinnen. Du wirst es sehen.“ Leon lachte.

      Etwa 30 Minuten später begann der Wettbewerb. Auf einem Bildschirm lief der Text der ausgewählten Songs und es gab eine kleine Bühne im Erdgeschoss, auf der die Auftritte stattfanden. Sophie und Leon sollten auf einem der letzten Startplätze, also ziemlich spät, auftreten.

      Die nächste Stunde bot allen Gästen ziemlich viel Spaß, doch musikalisch gesehen, auch häufiger schlimme Ohrenschmerzen.

      Sophie und Leon hatten sich einen Song ausgesucht, den sie beide kannten und wurden langsam ein kleines bisschen nervös. Immerhin schauten an die 150 Gäste bei ihrem Auftritt zu.

      Ihr Lied klang fantastisch. Sie sangen sich gegenseitig an, wie bei einer Liebeserklärung und das Publikum ging begeistert mit.

      „We' ve got tonight

      Who needs tomorrow?

      Let's make it last

      Let's find a way

      Turn out the light

      Come take my hand now

      We've got tonight babe

      Why don't we stay?

      We've got tonight babe

      Why don't we stay?“

      Ein tosender Applaus ging durch den Raum und allein dafür schon hatte sich die Teilnahme gelohnt. Sie fühlten sich großartig, hatten eine ordentliche Adrenalinausschüttung und spürten einen richtigen Kick. Sie umarmten sich, gaben sich ein Küsschen und gingen unter Applaus von der Bühne und zurück an ihren Platz. Zwei Darbietungen folgten und anschließend wurden die Wertungen der Gäste angenommen und ausgewertet.

      „Was meinst du, Leon? Wer fliegt wohl nach Irland?“, fragte Sophie.

      „Das fragst du noch? Waren wir nicht großartig? Das müssen wir unbedingt öfters machen. Ich fand es richtig geil.“ Leon kam gar nicht mehr herunter von seinem Hochgefühl.

      „Wir waren wirklich gut. Aber einige andere waren, glaube ich, ebenfalls nicht schlecht. Gleich wird es spannend“, sagte sie.

      Sie hielten sich gegenseitig die Hände und warteten auf das Ergebnis. Natürlich wurde, wie üblich, von hinten angefangen. Es gab Trostpreise, die rote Laterne für den letzten Platz als Motivationshilfe und für die drei besten Sänger gab es größere Preise.

      „Der dritte Preis, ein Wochenende mit einem Porsche und unbegrenzten Kilometern, geht an: Alina mit What a night. Komm auf die Bühne Alina. Sing es noch einmal für uns und viel Spaß mit dem Porsche wünschen wir dir.“

      „Oh nein, sagte Sophie. Jetzt dauert es noch länger. Zweiter oder Erster, Wahnsinn. Sie zitterte am ganzen Leib vor Freude und zerrte immer wieder an Leon.“

      „Der zweite Preis, einen Monat freier Verzehr hier im Irish Pub in Koblenz für zwei Personen, geht an: Sebastian mit dem Titel Never give up. Auf Sebastian, zeig es uns. Niemals aufgeben. Und überleg dir schon einmal, mit welcher Süßen du den Gutschein einlösen willst. Na, da sehe ich ganz viele Anwärterinnen im Raum.“

      „Das gibt’s doch nicht. Wir fliegen nach Irland. Das kann nicht sein. Die haben uns bestimmt vergessen. Sophie hielt vor Freude die Hände vor das Gesicht.“

      „Und hier,


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