Auf ihren Spuren. Sabine von der Wellen

Auf ihren Spuren - Sabine von der Wellen


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als die Tür aufgeht, sehe ich verunsichert hinaus. Mein Herz pocht bis in meine Schläfen und mir ist etwas Übel. Aber ich reiße mich zusammen. Ich hatte mich so über Katja geärgert, dass ich vorher gar nicht groß Zeit gehabt hatte, nervös zu werden. Das ändert sich jetzt.

      Ich brauche einige Zeit, bis ich die Nummer finde. Sie ist die letzte in einer der hintersten Ecken. Unschlüssig stehe ich davor und frage mich, ob ich einfach klopfen darf. Hätte ich vielleicht doch besser vorher Bescheid sagen sollen oder zumindest anrufen? Kurz frage ich mich, ob ich wieder zum Fahrstuhl gehen soll und diesen Marco anrufe, um ihm zu sagen, dass ich im Hotel bin und gleich vor seiner Tür stehe. Aber dann verwerfe ich den Gedanken und klopfe an die Tür.

      Es tut sich nichts und ich klopfe lauter.

      In dem Moment wird sie aufgerissen und ich starre in ein dunkelhäutiges Gesicht mit unerwartet grünen Augen, einem dunklen, kurzgehaltenen Bart und schwarzen, schulterlangen Korkenzieherlocken.

      Einen Moment bin ich irritiert. Dann wird mir klar, dass natürlich zu der dunklen Michelle auch der passende Mann gehörte.

      „Hi Joel. Ich bin Marco.“ Der Typ schenkt mir ein kurzes Lächeln mit unglaublich weißen Zähnen.

      „Ja … ähm ja. Ich bin Joel“, stottere ich und schüttele die hingehaltene, kräftige Hand.

      Die grünen Augen wandern von meinem Gesicht über meinen Körper und ich höre ein anerkennendes: „Cecilia hat nicht übertrieben. Sie sagte immer, ihr Sohn ist eines der wenigen schönen Geschöpfe auf diesem Planeten.“

      Ich werde bestimmt rot und finde, Mama hat maßlos übertrieben. Aber ich weiß ja, dass sie Mutterliebe trieb, die nie unvoreingenommen ist.

      „Komm herein.“

      Ich werde in eine Suite eingeladen, die wirklich atemberaubend ist. Absolut passend zu dem Mann, der vor mir geht. Er ist groß und unverkennbar gut gebaut. Seine Muskeln spannen sich unter dem weißen Hemd und seine schwarze Anzughose sitzt tadellos. Ich komme mir in meinem T-Shirt und meiner Jeans plötzlich underdressed vor.

      Marco dreht sich zu mir um und erneut bekommt sein Blick diesen abschätzenden Ausdruck. „Setz dich“, weist er mich an und zeigt zu einer opulenten weißen Sitzgarnitur. „Magst du ein Bier?“

      Ich setze mich auf das Sofa und nicke.

      Um nicht völlig fehl am Platz zu wirken, ziehe ich Mamas Laptop aus meiner Schultasche und lege ihn demonstrativ auf den Tisch. Marco soll ja denken, dass ich deswegen da bin.

      Er kommt zum Sofa und reicht mir das Bier. Dann setzt er sich auf einen der Sessel und starrt Mamas Laptop an, als erwarte er, dass er explodiert.

      Ich besehe mir den Mann genauer. Er sieht wirklich gut aus und ich kann Mama nicht verübeln, dass sie ihn gerne als Freund hatte. Etwas anderes will ich mir zwischen den beiden nicht vorstellen.

      „Joel“, sagt Marco und sieht mich an. „Ich weiß, dass du selbst fit am Computer bist und ich glaube, du weißt längst, was noch auf dem Laptop ist und was nicht.“

      Nun werde ich auf alle Fälle rot und fühle mich durchschaut.

      „Also, warum bist du wirklich hier?“

      Was soll ich sagen?

      Weil ich gar nichts sage, erklärt Marco leise: „Deine Mutter hat viel von dir erzählt. Immer und ständig. Joel hier, Joel da, Joel ist das Wichtigste. Ich wollte dich aufsuchen, als das mit ihr passierte. Aber ich war selbst zu geschockt.“ Er sieht auf seine Hände.

      Ich weiß immer noch nicht, was ich sagen soll.

      Er sieht auf. „Und nun bist du hier und sitzt auf meinem Sofa.“

      Ich trinke einen Schluck Bier, weil ich einfach nicht weiß, was ich dazu sagen kann.

      Marco erhebt sich ruckartig und sieht auf mich hinunter. Dann trinkt auch er einen Schluck aus seiner Flasche und raunt leise, als er zum Fenster geht: „Cecilia hat sich immer Sorgen gemacht, was passiert, wenn ihr mal etwas zustößt. Das war eine ihrer Hauptsorgen.“

      Er sieht aus dem Fenster und ich starre auf seinen breiten Rücken.

      „Sie hat aber nie gesagt, dass ich mich kümmern soll. Niemals.“

      Ich bin von seinen Worten überrascht und frage mich, ob er meint, dass ich deshalb hergekommen bin.

      Plötzlich dreht er sich um und in seinem Blick liegt etwas, das mich erschreckt. „Wer war für dich da, als das mit deiner Mutter passierte? Wer hat sich um dich gekümmert?“ Er klingt aufgebracht und wütend.

      Ich erwidere verunsichert: „Onkel Andreas.“

      Seine ganze Gestalt, die wie zum Angriff gespannt war, scheint zusammenzusinken. „Cecilias Bruder“, raunt er nur und klingt seltsam niedergeschlagen.

      Ich bin überrascht, dass Marco ihn kennt. Scheinbar weiß er eine Menge über unsere Familie. Ich nicke.

      „Sonst niemand? Kam niemand sonst?“, brummt er plötzlich, als glaube er mir nicht.

      Ich bin über seine Frage verwirrt und schüttele den Kopf.

      Marco geht zu seinem Sessel zurück und lässt sich hineinfallen. Leise und mehr zu sich selbst murmelt er: „Dann gab es wirklich niemand anderen?“

      Ich bin verwirrt. Aber ich sage, weil ich denke, es ist wichtig. „Nur Onkel Andreas.“

      Marco nickt und seine dunklen Korkenzieherlocken fallen über sein Gesicht, wie ein Vorhang, als er sich vornüberbeugt und die Arme auf seinen Beinen abstützt.

      „Verdammt!“ Er klingt wirklich aufgebracht. „Ich hätte mich bei dir melden müssen. Das war ich ihr schuldig!“ Er sieht auf und diese unglaublich grünen Augen treffen meinen Blick. „Ich war mir sicher, es gibt andere, die sie darum gebeten hat, sich um dich zu kümmern, wenn ihr mal etwas passiert.“

      Ich sehe ihn nur an und verstehe nichts.

      Marco setzt sich in dem Sessel zurück und trinkt sein Bier leer. „Du hast keinen Plan, von was ich rede, oder?“, fragt er.

      Ich schüttele den Kopf und er nickt verstehend. Dann raunt er: „Egal. Also, was treibt dich wirklich hier her? Hat Cecilia dir gesagt, dass du mich aufsuchen sollst, wenn was ist?“ Es scheint fast, als wäre das eine Hoffnung für ihn.

      Ich verstehe immer weniger. Aber ich schüttele den Kopf und erkläre: „Michelle brachte mir ein paar Sachen von Mama und erwähnte dich als irgendwie mitbeteiligt bei dem Internetcafe.“

      „Michelle? Das ausgerechnet sie uns beide zusammenbringt!“

      Das klingt nun wieder wütend und ich beeile mich zu erklären: „Nein, sie erwähnte, dass du der PC Spezialist bist und ich dachte mir, dass du dann vielleicht auch …“ Mir fällt ein, dass er meine Lüge schon durchschaute und wahrscheinlich beim ersten Blick auf den Laptop herausfinden wird, dass wir ihn schon nach Mamas Tod in der Mangel hatten. Darum schwenke ich um. Das bringt so auch nichts. Entweder Marco hilft mir oder nicht. Ich muss es aber zumindest versuchen. „Naja, ich sagte ihr, dass ich Probleme mit meinem PC habe und deine Nummer haben möchte. Da gab sie sie mir.“

      Die grünen Augen mustern mich nur und ich fühle mich genötigt zu erklären: „Ich hoffte, dass du mir etwas über Mama erzählen kannst.“

      „Ob ich dir was?“, braust er auf. „Joel, wenn ich eins weiß, dann, dass Cecilia nicht wollte, dass du von mir irgendwelche Belehrungen bekommst, über was auch immer. Oder warum glaubst du, hat sie mich nie gebeten, mich um dich zu kümmern?“

      Ich verstehe seine „Kümmer-Geschichte“ nicht. Irgendwie klingt es, als wenn er wütend ist, weil meine Mutter ihn nicht als meinen Babysitter eingespannt hat.

      „Sie wusste doch nicht, dass das nötig werden wird. Und ich brauche auch niemanden. Ich will nur mehr über Mama erfahren. Was sie so machte und so …“

      Marco starrt mich an. Dann raunt er leise: „Was


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