Götzendämmerung III. Jörg Werner

Götzendämmerung III - Jörg Werner


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du bei dem Gespräch der Drei mithören, Rudolf?“

      „Nein, ich musste Drinks mixen und Feuerbohnen rösten. Nur einmal, als ich die Sachen aufgetragen habe, durfte ich einen Augenblick am Tisch warten, weil die Herrschaft probieren wollte, ob die Bohnen auch feurig genug sind.“

      „Kannst du mir erzählen was du da aufgeschnappt hast Rudolf?“

      „Jedes Wort, ich bin ein Rupert, aber vorher brache ich noch einen Doppelten“, erwiderte ihr Informant.

      Da meldete sich die Schiffsführung: „Noch eine Stunde bis zum Da-Da-Raumeintritt. Suchen sie unverzüglich ihre Tiefschlafquartieren auf. Ich wiederhole, suchen sie unverzüglich ihre Schlafquartiere auf. In dreißig Minuten werden alle Decks geräumt. Begeben sie sich in ihre Quartiere. Da-Da-Raumeintritt in einer Stunde Standardzeit.“

      Ihnen lief die Zeit davon. Wenn der Rupert jetzt nicht rechtzeitig redete, war die Information verloren. Am Tresen war einiges los. Alles drängelte und schob, um noch ein paar Drinks vor der Sperrstunde zu ergattern. Einige Schaumschläger, eine in der Galaxie recht unbeliebte Rasse, standen kurz davor sich mit einigen Ruperts um ein paar Fegefeuer, eine Saalschlacht zu liefern.

      Die Majorin boxte sich energisch durch das Chaos und ergatterte noch zwei der Fegefeuer, ein finales Mixgetränk, das nur kurz vor Feierabend ausgegeben wurde, um die hartnäckigsten Säufer zu erledigen. Genüsslich zog sich Rudolf den Stoff hinein und fragte: „Die Herrschaft heißt noch mal wie?“

      Soviel zu einem fotografischen Kurzzeitgedächtnis, dachte die Majorin und erwiderte: „Saa-Tan und der Arrogante heißt Michael.“

      „Na gut ich geb’s mal so wieder wie ich’s gespeichert habe.“

      „Fein Rudolf, dann mal los.“

      „Also dieser Michael sagt: Nun hör schon auf uns hier Vorhaltungen wegen dieser bescheuerten Majorin von der Innenrevision zu machen, du warst mit dem Plan genauso einverstanden wie wir.

      Sagt dieser Saa-Tan: Ja, weil ihr mir versichert habt, dass die in der richtigen Richtung ermittelt, gegen die Putten und die Menschen, stattdessen taucht sie bei mir auf und stellt Fragen.

      Sagt der andere, der Dritte …“, „Daniel“, wirft die Majorin ein. „….Genau der, der sagt also: Ist jetzt auch egal, wir forcieren den Plan und starten die Abstimmung einfach früher als ursprünglich vorgesehen.

      Fragt dieser Saa-Tan: Und wie habt ihr euch das vorgestellt?

      Sagt Michael: Wir haben schon angefangen die Bedrohung aufzubauschen wie besprochen. Wir werden die Putte verhaften und schieben ihr diesen ganzen Gottesmodulmist in die Schuhe und die Menschheit stilisieren wir noch weiter zur Superbedrohung hoch.

      Sagt dieser Daniel: Genau und beim galaktischen Golfturnier in den kommenden Tage, rufen wir den Wohlfahrtsausschuss zu einer geheimen Sitzung zusammen, als Begründung berufen wir uns auf die drohende Gefahr fürs Imperium.

      Und weiter?, fragt da dieser Saa-Tan.

      Sagt Michael: Wir bestehen auf einer geheimen Anhörung, die können sie uns nicht verweigern.

      Ergänzt Daniel: Da präsentieren wir ein paar Verhaftete und überzeugen den Ausschuss uns aus Sicherheitsgründen die Verwaltung der Erde wieder zu überlassen, wie früher, der Flotte und dem Ministerium.

      Fragt Saa-Tan: wenn die Verhafteten nicht mitspielen?

      Sagt Michael: Keine Sorge, mit denen werden wir schon fertig, im Kreuzverhör haben wir noch jede Aussage umdeuten können.

      Sagt Daniel: Jahrelange politische Erfahrung, die Gefangenen können sagen was sie wollen, wir drehen ihnen das Wort im Mund um, bis jemand merkt, was gespielt wird, haben wir von den anderen Erzengeln im Ausschuss grünes Licht für die Annexion des Blauen Planeten.

      Sagt Saa-Tan: Das überzeugt mich nicht, aber bitte. Wenn’s schief geht, habt ihr die Scharlatane im Nacken.

      Sagt Michael: Wenns schief geht sind wir alle drei am Arsch, du auch Saa-Tan, dann können wir gleich auf diesen famosen Planeten namens Hölle ins Exil gehen.

      Soll ganz passabel dort sein, mildes Klima, hab ich gehört, sagt da Daniel.

      Ach haltet die Klappe, antwortet Saa-Tan.

      Das war’s, dann musste ich gehen und hab nichts weiter mitbekommen“, erklärte der Rupert und widmete sich seinem finalen Drink.

      Was lief da nur für ein Film, fragte sich die Majorin. Im Großen und Ganzen hatte Rudolf mit seiner Gesprächswiedergabe ihre Vermutungen bestätigt. Bloß die Bemerkung von Satan über die Scharlatane vermochte sie nicht zu deuten. Wie diese ins Bild passten, blieb unklar. Natürlich hatten die Angehörigen dieser Kaste, denn das waren die Scharlatane, Angehörige einer Kaste, überall in der Milchstraße ihre Finger im Spiel. Das lag in der Natur der Sache. Die Scharlatane hatten gewöhnlich alle, ausnahmslos, an einer ihrer Eliteakademien das Universalstudium der speziellen oder allgemeinen Scharlatanerie studiert. Eine Ausbildung die Grundlagen von allem und jedem beinhaltete, vor allen Dingen aber Finanzmathematik, Verkaufspsychologie und Schischi. Darunter verstand man die Lehre vom Sein zum Schein, eine Wissenschaft, welche die Besten unter ihnen zur Kunst erhoben hatten.

      Ich bin, was ich scheine. Ein Idiot zum Beispiel, merkt aber keiner.

      Viele in der Galaxie beneideten die Scharlatane und jene, die das Spiel durchschauten, verachteten und bekämpften sie. Die Majorin konnte Schischi so wenig leiden, wie Cocktailpartys oder Kreuzzüge. Dummerweise betrieben die Scharlatane auch die größte Bank im Imperium, die BB, die Big Bank.

      „Bitte suchen sie unverzügliche ihre Schlafquartiere auf. In fünfzehn Minuten werden alle Decks geräumt. Ich wiederhole …“

      Fünfzehn Minuten, das musste reichen, um noch schnell den Hanger aufzusuchen. Die Majorin wollte unbedingt noch wissen, ob die Erzengel mit dem Kurierschiff wieder abgereist waren oder sich noch an Bord befanden. Sie bedankte sich bei ihrem Rupert und hastete zu den Fahrgleitern. Wenige Minuten später stand sie im Kontrollzentrum des Besucherschiffsverkehrs der Tannhäuser und ein dickes Geldbündel wechselte unauffällig seinen Besitzer. Der Leitende Wachoffizier schaute im Logbuch des Hangers nach und bestätigte der Majorin, dass das schnelle Kurierpostschiff mit zwei Passagieren angekommen, eine Stunde Standardzeit im Hanger geblieben und dann mit den zwei Passagieren wieder abgeflogen war.

      In immer kürzeren Intervallen forderten die Signalglocken der Tannhäuser ihre Passagiere auf, sich in die Schlafkojen zu begeben. Sicherheitskommandos hatten, damit begonnen die Decks zu durchstreifen und die Amüsierviertel und Freizeiteinrichtungen zu räumen. Immer wieder kam es vor, das uneinsichtige Passagiere versuchten den Da-Da-Raum im Wachzustand zu durchqueren. Das führte regelmäßig zum Tohuwabohu-Paradigma, und zahlreiche Anekdoten, die in der galaktischen Postraumfahrt kursierten, erzählten von solchen Zwischenfällen. So soll einmal einer dieser wach gebliebenen Teilzeitwahnsinnigen auf der Tannhäuser die Nachttankstelle für eine okkulte Opferstätte für ONTORUN gehalten haben und sich vergeblich bemüht haben, die purpurnen Zapfsäulen anzuzünden.

      Die Majorin hatte gerade zusammen mit den letzten, ultimativen Aufforderungen die Kojen aufzusuchen, welche von dem enervierenden Signalton einer Dampfpfeife in immer kürzeren Intervallen untermalt wurde, ihre Kabinentür erreicht. Da tauchte plötzlich Bernie, komplett in Golfmontur, aus dem Fahrstuhl auf und steuerte seine Suite im hintern Bereich des Korridors an. Neben ihr blieb er stehen. „Hey Debora, schön sie mal alleine zu treffen.“

      „Hallo Bertie, waren sie auf der Driving-Range?“

      „Nein, hab an meinem Handicap gearbeitet, kleiner Golfkurs mit acht Löchern, nur für VIPs, oben auf dem elften Deck.“

      „So, so Bertie, sie sind also ein VIP.“

      Daraufhin lachte der wohlwollend, irgendwie mochte er diesen seltsamen Engel. Dann, aus einer Laune heraus, die er sich auch später nicht


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