Unvergängliches Blut - Sammelband. S.C. Keidner

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vertrau mir. Wir schaffen das.«

      Sie schmiegte sich an ihn. Ja, sie vertraute ihm. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie es schaffen würden.

      Kapitel 24

      Die Aussaat des Getreides und des Wurzelgemüses begann. Jeder Arbeiter trug einen flachen Korb mit Saatgut und warf die Körner in die Erdfurchen, während er langsam über das Feld schritt.

      Rodica fühlte sich in dieser Nacht nicht gut. Ihr war übel. Nur das schöne Wetter, nicht zu heiß und nicht zu kalt, mit einem angenehmen Wind, half ihr, die Übelkeit in Schach zu halten und nicht hinter den nächsten Busch zu rennen, um sich dort zu übergeben. Inams Angriff war nun schon lang her und noch immer spürte sie die Auswirkungen!

      Sie seufzte und warf eine Handvoll Körner. Als sie wieder in den Korb greifen wollte, blieb sie stocksteif stehen. Übelkeit.

      »Oh, nein!«

      Hastig rechnete sie nach. Bitte, ihr Götter, lasst es nicht wahr sein!

      Doch selbst, als sie zum dritten Mal nachrechnete, kam sie zu dem Ergebnis, dass ihr Mondfluss ausgeblieben war. Auch ein viertes Nachrechnen änderte das nicht. Und ein fünftes.

      »Alles in Ordnung?« Einer der Krieger, die die Sklaven bewachten, kam zu ihr geritten. Die lange Reihe der Arbeiter hatte sich fortbewegt, während sie noch immer an dieser einen Stelle stand.

      »Was? Ja, ja, natürlich.« Hastig warf sie eine Handvoll Körner. »Alles in Ordnung.«

      Der Krieger sah sie scharf an, zuckte mit den Schultern und kehrte zum Feldrand zurück.

      Eilig holte sie zu den anderen Arbeitern auf. In ihrem Kopf wirbelte es. Konnte das sein? Sie hatte bei Maksim gelegen, aber wie wahrscheinlich war es, dass sie sein Kind in sich trug? Nicht besonders, antwortete sie sich. Aus der Verbindung von Vampir und Mensch ging nur selten ein Kind hervor, ein Ewiger. Sehr selten, versuchte sie, sich einzureden. Wahrscheinlich war es der Schock über Inams Angriff, der ihren Mondfluss verzögert hatte. Das musste es sein! Nur, dass sie ihren Mondfluss schon vor dem Angriff gehabt haben sollte.

      Es gab nur eine Erklärung. Sie erwartete ein Kind von Maksim. Ihrem letzten Mondfluss nach zu urteilen, würde es zum Ende des Sommers geboren werden.

      Ein Kind! Das durfte nicht sein!

      Wie betäubt schritt sie weiter in der langen Reihe der Säleute, warf mechanisch Hände voller Körner in die gefurchte frische Erde. Wie hier die Saat aufging, würde in ihrem Leib ein Kind heranwachsen.

      Wieder hielt sie inne. Ihr Kind war ein Ewiger. Vampire töteten Ewige.

      Der Arbeiter neben ihr warf ihr einen seltsamen Blick zu und sie ging rasch weiter.

      Sie würden ihr Kind töten.

      »Bei den Göttern«, flüsterte sie erschüttert. »Was soll ich nur tun?«

      Kapitel 25

      Die folgende Zeit war die schwerste ihres Lebens.

      Ihre Verzweiflung wusste sie gut zu verstecken, schon, damit weder Emese noch Vazha etwas bemerkten. Mehr als einmal war sie versucht, Maksim zu sagen, dass sie sein Kind erwartete, aber etwas hielt sie zurück. Vielleicht war es die Angst, ihn noch mehr zu belasten. Denn Maksim, der sonst jede ihrer Gefühlsregungen wahrnahm, spürte nichts von ihrer Niedergeschlagenheit, war er doch selbst abgelenkt.

      »Der Rat debattiert und debattiert und kommt zu keinem Schluss«, sagte er eines Nachts verbittert. »Meine und Zelinkans Ideen werden kaum gehört. Und jetzt konzentrieren sie sich tatsächlich auf die Wahnsinnsidee, das Niemandsland mit Krieg zu überziehen, um sich Menschenblut zu sichern!«

      »Und was bedeutet das für die neuen Gesetze?«

      »Es wird dauern und ein harter Kampf werden«, erwiderte er grimmig und zog sie an sich. »Aber wir werden sie durchsetzen!«

      Es war dieser Moment, in dem sie mit kristallener Klarheit wusste, dass sie es ihm nicht sagen konnte. Nicht einen Augenblick zweifelte sie, dass er sein Kind anerkennen und lieben würde. Doch die Gesetze waren eindeutig. Er konnte das Kind nicht retten, wenn er es nicht schaffte, sie bis zum Sommer zu ändern. Und er würde es nicht schaffen. Er würde daran zerbrechen, wenn man seinen Sohn oder seine Tochter umbrachte. Vor allen Dingen, falls es sein Vater wäre, der es befahl. Alaric würde dem Gesetz Folge leisten, da war sie sicher.

      Nein, es war ihr Kind, der Beweis ihrer Liebe.

      Das sie ihr nicht wegnehmen durften.

      Dessen Tötung sie nicht zulassen würde.

      Als er in der Nacht zur Ratssitzung ging, verkroch sie sich in den Verliesen, damit niemand ihre Tränen sah. Schon lange gab es dort keine Gefangenen mehr und sie hatte die feuchten Gänge und leeren Zellen für sich.

      Sie wanderte die Gänge auf und ab, wieder und wieder, doch ihr fiel nur eine Lösung ein. Sie musste fliehen, um ihr Kind zu retten. Sie musste Maksim verlassen. Bei dem Gedanken schluchzte sie laut auf und die steinernen Wände warfen das Geräusch auf unheimliche Weise zurück. Es war, als ob sie mit ihr weinten.

      »Aber was bleibt mir denn übrig?«, flüsterte sie tränenüberströmt. »Sie werden dein Kind töten, Maksim. Es geht nicht anders.« Sie krümmte sich unter dem Schmerz der Verzweiflung und der Angst zusammen. Maksim verlassen. Emese, Vazha und die Festung verlassen. Sie vielleicht niemals wiederzusehen.

      So lief sie dort umher, bis ihre Tränen versiegten und eine sonderbare Gefasstheit von ihr Besitz ergriff. Sie musste fliehen. Wo sollte sie hingehen? Sie kannte nichts und niemanden außerhalb der Festung. Das einzige, von dem sie wusste, war das Haus des Bundes der Ewigen. Warin hatte gesagt, dass man es erreichte, indem man dem Bach folgte, der dem See entsprang und in den Fluss mündete. Wo der Fluss das Gebirge verließ, sollte das Haus liegen. Konnte ihr Kind dort eine Heimat finden?

      Sie legte die Hand auf ihren Bauch. »Was bleibt mir anderes übrig?«, wiederholte sie leise, aber mit fester Stimme. »Es tut weh, Maksim zu verlassen. Doch wie groß wird unser Schmerz sein, wenn sie dich töten?«

      Und vielleicht … ja, vielleicht konnte sie, sobald er seine Vorhaben durchgesetzt hatte, zu ihm zurückkehren! Sie würde davon hören, wenn sich die Dinge im Qanicengebirge änderten, und mit ihrem Kind zu ihm zurückkommen. Sie hoffte, dass Maksim ihr dann verzieh.

      Sie wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel trocken. Ihr Entschluss stand fest. Sie würde Maksim verlassen, damit sein Kind leben konnte.

      In den darauffolgenden Nächten fragte sie sich oft, ob sie wirklich gehen sollte. Wenn er neben ihr schlief, beobachtete sie Maksim mit zärtlicher Wehmut. Ihr Herz wollte schier zerbersten bei dem Gedanken, ihn zu verlassen. Ihm sein Kind vorzuenthalten. Aber es war für ihn das Beste, dessen war sie sich sicher. Sein Kind würde leben. Und er konnte seine Vorhaben ohne Leidensdruck durchführen.

      Sie musste fortgehen, bevor man ihr das Kind ansah. Es blieben ihr noch etwa zwei Monde, aber sie wollte vorsichtig rechnen. Wer wusste schon, wie lange sie für ihre Reise durch das Gebirge brauchen würde? Ab einem gewissen Punkt wäre das Reisen zu beschwerlich oder gar nicht mehr möglich. Also gab sie sich noch einen Mond, nicht mehr.

      Dass man sie zur Feldarbeit eingeteilt hatte, war ein Geschenk der Götter. Sie schmuggelte Proviant für ihre Reise aus der Festung, Trockenfleisch, Dörrobst, Nüsse, harter Käse. Die Nahrung, einen Lederschlauch, ein kleines Messer und etwas Zunder versteckte sie in einem hohlen Baum, der nahe der Felder in Richtung des Sees lag. Sie hatte den Baum gefunden, als sie sich einmal dort erleichtert hatte, und gab acht, dass den Kriegern nicht auffiel, wie sie diesen Ort wiederholt aufsuchte. Der gefährlichste Abschnitt ihres Fluchtwegs war von dem Baum bis zum Bach, eine Strecke, die durch Wald verlief, aber wo sie kaum Versteckmöglichkeiten hatte, da dort nur schlanke hohe Tannen ohne jegliches Unterholz standen. Außerdem wusste sie nicht, wie lange sie brauchen würde, um den Bach zu finden, da sie nur aus Erzählungen wusste, wo er entsprang, ihn aber


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