Frauenvolle Morde. Martin Cordemann

Frauenvolle Morde - Martin Cordemann


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Essen ist leicht zu identifizieren.“ Er wurde nervös. „Tjaaaaaa“, ich seufzte, „was wollen wir beide jetzt machen?“

      „Was? Ich verstehe nicht...“

      „Der Autopsiebericht hat ergeben, dass Ihre Frau kurz nach dem Essen gestorben sein muss. Und so Schlaftabletten brauchen ja nun auch ein paar Minuten, um ihre Wirkung zu verbreiten, nicht wahr? Aus beidem kann man nun ableiten, dass es Ihrer Frau schwer gefallen sein wird, Sie zwei Stunden später in der Bank anzurufen!“

      „Wa… warum?“

      „Weil sie da schon tot war!“

      Das war ein ziemlich guter Grund – und schwer zu widerlegen!

      „Ich... ich gebe zu“, begann er nun, „ich habe sie hier gefunden. Sie... sie hat in Wirklichkeit nicht in der Bank angerufen.“

      „Ach, nicht?“

      „Nein.“

      „Sehen Sie, und da haben wir doch den Beweis!“ Hmm, das hatte ich schlecht aufgebaut, der Beweis gehörte eigentlich an den Schluss, so quasi als Überraschung und Bestätigung für den cleveren Leser, der das alles schon selbst ausgetüftelt hatte.

      „Beweis? Wofür?“

      „Dafür, dass Sie Ihre Frau ermordet haben!“ Das war zugegebenermaßen etwas hoch gegriffen, aber das musste ich ihm ja nicht verraten.

      „Und wie soll ich meine Frau Ihrer Meinung nach umgebracht haben?“

      Meine Kollegin Schrägstrich Partnerin sah mich so, als würde sie auf diese Frage auch gerne eine Antwort haben. Das gab mir Gelegenheit, den Beweis doch an den Schluss zu verschieben.

      „Aber das war doch noch der einfachste Teil der ganzen Geschichte.“ Und damit hatte ich ausnahmsweise mal Recht. „Sie wissen, dass Ihre Frau Schlaftabletten verschrieben bekommen hat.“

      „Und die hat sie auch genommen.“

      „Das hat sie eben nicht.“

      Nun war er verwirrt.

      „Hat sie nicht?“

      „Hat sie nicht! Jedenfalls nicht, um sich damit umzubringen.“

      „Wie? Aber sie hat sich doch mit Schlaftabletten umgebracht. Mit ihren Schlaftabletten!“

      „Mit ihren alten Schlaftabletten! Was merkwürdig ist, da sie gegen diese Tabletten allergisch war.“

      „Was?“

      Ich nahm die Packung aus der Handtasche. „Das hier ist das neue Mittel, das man ihr verschrieben hat. Ich nehme an, wenn man sich schon umbringen will, dann nimmt man die guten Tabletten und nicht das Mittel, auf das man allergisch reagiert, oder?“

      Da waren verdammt viele „Oders“ in meiner Argumentation – aber es waren rhetorische Oders!

      „Das beweist gar nichts.“

      „Ich dachte, den Beweis hätten wir schon dadurch erbracht, dass Sie Ihren Vorgesetzten vom Tod Ihrer Frau berichtet haben, obwohl Sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vom Tod Ihrer Frau wissen konnten – und das hier wäre reine Zugabe.“ Mein Humor kam bei ihm nicht an – bei meiner Kollegin auch nicht. Ich seufzte. „Sie wollen also wissen, wie Sie es gemacht haben? Ganz einfach: Die Peperoni-Pizza!“

      „Häh?“ kam es… von ihr, denn er wusste ja wohl, worauf ich hinaus wollte.

      „Sie wollten, dass Ihre Frau ein Glas mit Schlaftabletten trinkt – und Sie wollten, dass Sie nichts davon weiß. Also wie ‚überredet’ man jemanden dazu? Indem man ihn durstig macht.“ Das war nun wirklich einfach – die gute alte Columbo-Schule! „Sie gaukeln ihm vor, es ist nichts zu trinken da, Sie lassen ihn durstig werden durch scharfes Essen… und dann trinkt er ein solches Glas auf Ex. Das Glas müssen Sie natürlich vorbereitet haben und trotzdem das ganze unauffällig aussehen lassen. Dann legen Sie die betreffende Person ins Schlafzimmer, das Geschirr in die Spülmaschine, fahren zur Arbeit und tun so, als sei nichts passiert. Problem ist nur, dass das Essen nicht verdaut wird und eine recht präzise Todeszeit angibt. Tja, wirklich schade.“

      „Und Ihr Beweis?“

      Ah, da dachte jemand mit.

      „Nun, Sie sind doch frühzeitig aus der Bank nach Hause gegangen, oder?“

      „Ja.“

      „Aber denen haben Sie dafür doch einen Grund angegeben, oder?“

      Es kam etwas stockender. „Ja.“

      „Und der wäre?“

      „Dass… meine Frau Selbstmord begangen hätte… begehen wollte und ich lieber mal nachsehen sollte.“

      „Sehen Sie. Das haben die da auch bestätigt. Sie wollten sich also unter dem Vorwand, Ihre Frau hätte Selbstmord begangen, aus der Bank frühzeitig frei nehmen?! Und dann hinterher behaupten, alles wäre gut ausgegangen, nur um einen freien Nachmittag zu bekommen?“ Das klang ein wenig fadenscheinig. „Klingt ein bisschen weit hergeholt, finden Sie nicht?“ Oder so.

      Er nickte.

      „Nichtsdestotrotz haben Sie aber in Ihrer Bank diese Geschichte erzählt, stimmt das?“

      Er nickte.

      „Aber wie konnten Sie das, wenn Sie zu diesem Zeitpunkt noch nichts vom Selbstmord Ihrer Frau wussten?!“

      Wie üblich hatte er sich verraten. Und das sah er nun auch ein.

      „Ja, verdammt, ich habe meine Frau umgebracht!“ Beweis, Satz und Sieg. Irgendwie bekamen die ertappten Täter bei mir nach ihrer Entdeckung immer so einen leicht aggressiven Ton. Ich wandte mich an meine Partner-Kollegin. „Liebe Frau Fischer, hätten Sie wohl die Güte, unsere Kollegen zu rufen?“ Sie hatte.

      Als Nickel abgeführt wurde, sah sie mich merkwürdig an. Ich wusste, was jetzt kommen würde. „Das...“ Ihr Blick verriet Kritik, aber auch Ironie: „Das war doch reines Glück!“

      Da konnte ich ihr wohl kaum widersprechen. „Es war Glück, es war Zufall, es war der Mangel an Wissen des Täters, seine Fehler... Aber lösen Sie mal einen Fall ohne diese Hilfen!“

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