Der Zirkel. Nellie Schatz

Der Zirkel - Nellie Schatz


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musste. Dieses kleine Appartement hatte bestimmt 150 qm und war exquisit eingerichtet. Es dauerte nicht lange, und ich hatte mich hier häuslich eingerichtet. Es war seine Wohnung. Die Wohnung eines Mannes, die nie eine Frau betreten hatte außer der Zugehfrau. Sie roch nach ihm und gab mir einen Eindruck davon, wo er herkam. Ich nannte es Geldadel.

      Gregor lachte, als ich ihm das sagte. Er ließ mich nie fühlen, dass ich nicht aus seinen Kreisen kam, in denen die Damen nur ein einziges Problem beschäftigt, nämlich ein Kleid zu tragen, das die Kleider der anderen bei weitem übertrifft. So eine Frau wollte er nicht, erklärte er mir. Er wollte mich. Einfach so. Ich konnte es nicht fassen und war drauf und dran, den Boden zu küssen, auf dem er ging. Das ging aber nicht, weil er mich einfach auf Händen trug. Ein Mann in seiner Position, der für alles Personal hatte, ließ es sich nicht nehmen, höchst persönlich meine Lieblingsmarmelade zu besorgen und mir das Frühstück zu bereiten. Er brachte es mir sogar ans Bett und versüßte mir den Tag noch zusätzlich mit seinem zärtlichen Liebesspiel, das mich an den Rand der Verzückung brachte.

      Noch hatte er mich nicht der Öffentlichkeit präsentiert und er bereitete mich gründlich darauf vor. Wir posierten sogar vor dem Spiegel, wie man sich günstig präsentiert und wir hatten eine Menge Spaß dabei, wir taten es nämlich unbekleidet. Er brachte mir eine Stylistin und einen Friseur, die mich in eine völlig andere Frau verwandelten. In einem leuchtend blauen Kleid und mit meinen aufgestecktem roten Haar erkannte ich mich gar nicht wieder. Was gaben wir ein schönes Paar ab. Das fand auch die Presse, und ein Foto von uns erschien in einer Zeitung, das uns auf dem roten Teppich einer Filmpremiere zeigte.

      Gregor war sehr stolz auf mich und beschenkte mich mit einem auffälligen Schmuckstück, einem Armband in Form einer Schlange, deren Schuppen aus edlen, roten Steinen bestand, deren Namen mir leider entfallen ist. Ich weigerte mich, es anzunehmen. Ich konnte ein solch teures Geschenk doch nicht annehmen. Also einigten wir uns darauf, dass es ihm weiterhin gehören sollte und ich es manchmal trug. Gregor grinste, sagte aber nichts weiter dazu.

      Jetzt sind wir aus Südfrankreich zurück gekehrt, frisch verheiratet in einem Standesamt in einem kleinen Küstenort und unsere Trauzeugen waren der Küster und der Wirt eines Bistros, der sich vor Begeisterung über dieses schöne Paar nicht mehr ein bekam.

      Gregor hat mich darauf vorbereitet, dass nicht alle Reaktionen auf mich positiv werden würden. Man würde mich als Goldgräberin betrachten, als einen Emporkömmling, der es auf sein Geld abgesehen hatte. Die Damen der Gesellschaft würden höchst empfindlich auf mich reagieren und er bittet mich eindringlich, nichts Privates verlauten zu lassen. Ich würde es früher oder später in der Presse wieder finden.

      Wir sind in seiner Wohnung und er sitzt am Schreibtisch. Er hat mich in sein kleines Büro gebeten.

      „Es ist dir bestimmt klar, dass ich dich habe überprüfen lassen? Das ist üblich in meiner Position.“ sagt er und sieht mich liebevoll an.

      „Und? Dunkle Flecken in meiner Biografie gefunden?“ frage ich und beuge mich über seinen Nacken, um ihn dort zu küssen.

      „Nein. Wie ich es erwartet habe. Selbst wenn es dunkle Flecken gäbe, wäre es nicht so schlimm. Ich muss es nur vor der Presse wissen, Frau Vandenberg.“ sagt er und zieht mich auf seinen Schoß. „Wie das klingt.“ sagt er träumerisch. „Die Frau an meiner Seite.“

      „Hoffentlich sind wir nicht die einzigen, die das so sehen.“ wage ich eine vorsichtige Prognose. Ich werde viele Feinde haben. Er wird mich zur Teilhaberin seines Konzerns machen, das wird mir nicht unbedingt viele Sympathien einbringen. Erst jetzt, hier in seiner Wohnung wird mir klar, worauf ich mich eingelassen habe. Mein öffentliches Leben, also das außerhalb seines Hauses, wird mit Argusaugen beobachtet werden. Und sogar das in seinem Haus, das ich heute zum ersten Mal betreten werde. Ich stelle es mir so ähnlich vor wie in einem Hotel. Eine Haushälterin und, ich bin fast umgefallen, als ich das hörte, ein Butler.

      Ich kenne dieses Haus. Er hat mir ein Foto gezeigt. Es heißt Vandenberg- Haus und ich bin ein paar Mal daran vorbei gefahren. Ich hielt es wirklich aufgrund seines Ausmaßes für ein Hotel. Oder einen Firmensitz. Auf die Idee, dass hier ein einziger Mann wohnen könnte, bin ich nie gekommen. Und ich werde in Zukunft auch darin wohnen. Charly, der Chauffeur wird uns gleich hier abholen und ich werde dem Personal vorgestellt. Ich bin ganz schön aufgeregt.

      Niemand weiß, dass wir geheiratet haben. Noch nicht einmal sein engster Vertrauter Robert Zorn, sein Butler. Er wollte sich nicht in seine Entscheidung hereinreden lassen. Sie wissen zwar, dass es mich gibt, aber nicht, welche Position ich in Zukunft einnehmen werde.

      Da klingelt Charly. Er begrüßt uns höflich. Gregor gibt im die Hand. Dann sagt er:

      „Charly? Das ist Frau Vandenberg, meine Frau.“ Er grinst in diebischer Freude.

      „Ist nicht wahr.“ entfährt es Charly und er starrt mich an. Endlich hat es eine geschafft, steht auf seiner Stirn geschrieben. Wahrscheinlich ist er froh, dass Gregor doch nicht schwul ist. Und mit mir kann er leben. Wir gehen sehr freundlich miteinander um, Charly und ich.

      „Wir werden ab heute im Vandenberg-Haus wohnen.“ sagt Gregor. Charly nickt.

      „Haben Sie ihr denn schon eine Skizze gemacht? Sie wird sich verlaufen und sie werden Sie erst zur Silberhochzeit wieder sehen.“ Er freut sich darüber, dass Gregor nicht mehr alleine ist, das kann man ihm anmerken.

      „So groß ist es auch nicht. Sie finden ja auch den Weg von der Garage in die Küche.“ entgegnet Gregor fröhlich. „Frau Römer kocht nämlich exzellent, ist es nicht so, Charly?“

      Ich kann nichts sagen, als wir an diesem Märznachmittag zu seinen Haus fahren. Zum ersten Mal sitze ich in diesem Wagen als seine Frau, die dieses Leben mit ihm teilen wird. Ich weiß gar nicht, was mich erwartet. Ich habe keine Vorstellung davon, wie man mir begegnen wird.

      Vor dem Haus steht ein Cabrio, das meins sein wird, erklärt Gregor. Dann noch ein Mercedes, den Herr Zorn benutzt und einen Kombi, der der Haushälterin gehört.

      Herr Zorn ist der Chef des Hauses, erklärt Gregor. Er ist der Chef über das gesamte Personal und ich kann mich mit allen Angelegenheiten an ihn wenden. Auch mit persönlichen Dingen. Er wird sich diskret und kompetent um alles kümmern. Da bin ich ja mal gespannt. Ich kenne nur den Butler vom Eaton Place, wenn ich ehrlich bin. Ein spießiger Erbsenzähler, dem Korrektheit über alles ging. Dann kann er mir ja direkt mal einen Kurs in Ordnungsliebe geben, merke ich schüchtern an. Ordnungssinn gehört nämlich nicht zu meinen überragenden Fähigkeiten.

      „Du hat mir beigebracht, dass mit einem Fleck auf der Krawatte die Welt nicht untergeht.“ flüstert Gregor mir ins Ohr. „Das ist eine der Eigenschaften, die ich so an dir liebe.“

      „Ich glaube nicht, dass Herr Zorn das ebenso sieht.“

      „Mein Personal ist nicht dazu eingestellt, sich Meinungen über uns zu bilden, Nathalie. Das tun sie zwar, aber sie werden es nicht äußern. Sie sollen ihren Job machen, mehr nicht. Leg dir ein dickes Fell zu. Es braucht dich nicht zu kümmern, was andere über dich denken.“

      „Ich glaube schon, dass Charly mich mag. Und das bedeutet mir etwas.“ sage ich widerspenstig.

      „Aber du hast es nicht darauf angelegt, ihm zuzusagen. Er mag dich, weil du du selbst bist. Wir sind da. Willkommen zu Hause, Schatz.“ sagt er.

      Und was für ein Zuhause das ist! Herr Zorn wartet auf der riesigen Freitreppe auf uns. Er ist korrekt gekleidet, wie auch Gregor immer. Dunkler Anzug, weißes Hemd, rosa Krawatte. Herr Zorn ist etwa Anfang vierzig, schlank und drahtig, sehr groß, schwarzhaarig mit interessanten grauen Schläfen. Ein wirklich attraktiver Mann. Warum er sich einen solchen Job ausgesucht hat, überlege ich. Jemand anderem zu dienen. Das käme für mich nicht in Frage. Er könnte auch gut als Manager durchgehen, als Geschäftsführer einer Firma.

      „Robert.“

      „Willkommen zuhause, Herr Vandenberg.“ sagt Zorn mit einer dunklen Stimme. Er sieht mich neugierig an, nachdem er Gregor die Hand


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