Der Zirkel. Nellie Schatz

Der Zirkel - Nellie Schatz


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sein. Wenn Sie es mir nicht sagen, werde ich mich im Rahmen eines sozialen Projektes für Prostituierte einsetzen. Ich finde, das ist eine hübsche Idee. Damit könnten sich auch die Gattinnen von Gregors Freunden identifizieren.“

      „Weil sie sich selbst wie Prostituierte verhalten? Ja. In der Tat.“ er grinst wieder. Er ist jetzt völlig offen. „Sie nehmen es hin, weil es sich finanziell auszahlt. Aus keinem anderen Grund. Sie sind wirklich die einzige, die in ihren Mann verliebt ist.“

      „Und Sie können es mir nicht sagen? Ein kleiner Hinweis?“ ich sehe ihn an, wie Otto das immer tut und dann ein Leckerchen einheimst. Robert wirft einen Blick auf den Hund.

      „Also schön. Hol das Stöckchen.“ sagt er. Ich sehe ihn verwirrt an.

      „Er spielt einen Hund?“

      „Nein. Er spielt keinen Hund.“

      „Ich bin der Hund. Er will mich an einer Leine führen.“

      „Es hat nichts mit dem Hund zu tun.“

      „Mit dem Stöckchen.“

      Robert stöhnt unwillig. „Frau Vandenberg. Bitte.“

      „Ich weiß, dass Sie nicht verklemmt sind. Ich habe Augen im Kopf. Und ich wette, diese Position hatten Sie nicht immer. Wenn Sie es mir nicht sagen, werde ich nachforschen.“

      „Das bringt Ihnen nichts, Herrn Vandenberg ist mein Vorleben bekannt.“

      „Schön. Was möchten Sie haben, damit Sie es mir erzählen? Oder soll ich ihn fragen?“

      „Das wird er Ihnen nicht sagen.“

      „Sie lassen mich also dumm sterben? Danke sehr.“ ich rausche beleidigt aus seinem Büro.

      Gregor kommt heute Abend nicht. Er übernachtet wieder in der Stadt. Als Frau Römer mir das Essen serviert, bekommt sie von mir einen kalten Blick. Ich reiße ihr den Teller aus der Hand, schnappe mir die Weinflasche, die Robert in der Hand hält und marschiere damit nach oben. Die können mich doch alle mal. Ich bin Frau Vandenberg. Ich esse im Bett und kann dann nicht einschlafen. Ich sehe ein wenig fern und beschließe, mich mit der Flasche Wein in den Garten zu verziehen, wo es kühler ist. Im Haus ist nur die kleine Beleuchtung an. Es ist ruhig. Frau Römer ist fort und Robert ist auch nicht mehr da. Es ist gegen elf, als ich dem Wachdienst Bescheid gebe. Ich bin dann doch so stilvoll und hole mir ein Glas für den Rotwein. Mit diesem Glas in der einen Hand und der Flasche in der anderen wandele ich an den Rosenbeeten vorbei, die einen betörenden Duft verströmen. Wie schade, dass ich ihn alleine genießen muss. Ich gehe hinaus zum Pool. Der ist riesig und mit einer Hecke umsäumt. Eine Runde Schwimmen wäre keine schlechte Idee, denke ich. Das hat Robert wahrscheinlich auch gefunden, denn er befindet sich bereits drin.

      „Entschuldigung. Ich wollte sie nicht stören, Robert.“ sage ich betreten.

      „Wie könnten Sie mich stören.“ sagt er in einer charmanten Anwandlung. Er hat getrunken. Er lallt ein wenig. Wie sympathisch. Den gleichen Gedanken habe ich auch, Alkohol kann unter Umständen recht hilfreich sein.

      „Was trinken Sie denn?“

      „Rotwein.“

      „Das passt. Trinken wir ein Glas zusammen?“ ich setze mich auf den Poolrand.

      „Sie werden sich bald daran gewöhnt haben.“ sagt er und kommt zu mir herüber geschwommen. Sein Glas steht neben mir und er nimmt einen kräftigen Schluck.

      „Woran? An den Alkohol? Bestimmt nicht.“

      „An die Gepflogenheiten.“

      Ich lache auf. Daran werde ich mich nie gewöhnen.

      „Frau Vandenberg? Heute ist Dienstag. Warum besuchen Sie ihren Mann nicht morgen in seinem Büro?“

      „Was sollte das für einen Sinn haben?“

      Er stützt sich mit den Armen auf den Poolrand und sieht mich mitleidig an.

      „Frischen Sie ein paar Erinnerungen auf. In Ihrer Wohnung.“ sagt er eindringlich.

      „In meiner Wohnung?“

      „Sie können es sehen, was er sich bei diesen Frauen holt.“ flüstert er vertraulich. Er hat schon ganz schön getankt. Er sieht richtig niedlich aus.

      „Ich kann es sehen?“

      „Ja. Verdammt, es hinterlässt Spuren.“ sagt er und taucht ab.

      Es hinterlässt Spuren. Irgendetwas Perverses. Etwas, das nicht in mein Sexualleben passt. Großer Gott. Ich kenne meinen Mann gar nicht.

      „He. Hauen Sie nicht ab. Was heißt das, es hinterlässt Spuren?“ Ich ziehe meinen Frotteemantel aus und springe in das Wasser. Ziemlich kalt, wenn man nicht darauf vorbereitet ist.

      „Frau Vandenberg. Das ist äußerst unpassend.“ ruft er.

      „Ach ja? Sag es mir sonst hinterlasse ich Spuren auf dir.“ ich bin ihm schon ziemlich nahe.

      „Wirklich? Das will ich sehen.“ sagt er übermütig und unterbricht seine Flucht.

      „Kannst du haben.“ ich drücke seinen Kopf nach unten und tauche ihn. Ich stütze mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihn. Prustend taucht er wieder auf. „Das war es schon? Schwach.“ grinst er. Dann wird er ernst. „Sie sind so süß, Frau Vandenberg. Wirklich. Also schön. Sie schlagen ihn.“

      „Sie schlagen ihn?“ ich gehe fast unter.

      „Ja. Mit einem Rohrstock. Und wenn Sie sagen dass, sie das von mir wissen, bin ich meinen Job los.“

      „Ich weiß es nicht von Ihnen. Ich werde es selbst feststellen. Heute Abend noch. Seien Sie so gut und bestellen mir ein Taxi, ja?“

      „Nein. Warten Sie bis morgen.“

      Das tue ich natürlich nicht. Ich bestelle mir selbst ein Taxi. In einem leichten Sommerkleid mit flachen Schuhen fahre ich zu Gregors Appartement. Ich drücke mit klopfendem Herzen auf die Klingel.

      „Ja bitte?“

      „Vandenberg Betriebskontrolle. Ich will sehen, ob Sie auch arbeiten.“

      „Nathalie.“ er drückt auf. Grinsend steht er an der Tür. „Was machst du hier?“ er gibt mir einen Kuss. Er sieht so völlig entspannt aus, als hätte er gerade Sex gehabt. Aber nicht mit mir. Ein Blick ins Schlafzimmer sagt mir, aber auch nicht mit einer anderen Frau.

      „Du hast mir gefehlt, Gregor.“ sage ich und drücke mein Gesicht an seine Brust. Sein Hemd ist offen. Wie gut mir das immer gefallen hat.

      „Du hast getrunken?“

      „Ja. Mit Robert im Pool.“ sage ich wahrheitsgemäß.

      „Natürlich.“ lächelt er. Er glaubt mir kein Wort.

      „Und? Was machst du?“

      „Ich brüte über einem Vertrag. Das ist eine ganz große Sache.“ er geht mit mir in sein Arbeitszimmer. Der Vertrag hat bestimmt 200 Seiten. Also arbeitet er wirklich. Er hat ihn mit gelben Zettelchen versehen und sich Notizen gemacht. Ich schmiege mich in seine Arme.

      „Ich bin so einsam in dem großen Haus.“ sage ich kläglich. Dann lege ich meine Hände auf seinen Hintern und er zuckt zusammen. Robert hat die Wahrheit gesagt. Deshalb schläft Gregor nur samstags mit mir. Weil bis dahin die Spuren nicht mehr zu sehen sind.

      „Ich bin ja morgen wieder da, Schatz.“ er küsst mich auf das Haar. Eigentlich hätte er mir anbieten sollen, hier zu übernachten. Das wäre selbstverständlich.

      „Gregor? Warum kann ich nicht hier übernachten?“ „Weil ich noch arbeiten muss,


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