Aufstieg durch Bildung?. DIE ZEIT

Aufstieg durch Bildung? - DIE ZEIT


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bin – sind mir die Menschen aus meinem früheren Leben nicht manchmal peinlich? Ist mir meine eigene Familie nicht manchmal fremd? Mein Hund damals hieß Wastl, meine langjährige WG-Katze heute heißt Gretchen. Meine Familie kauft bei Aldi, ich erlaube mir, soweit es geht, Bioprodukte. Es ist nicht so, dass die soziale Kluft sich aufgelöst hätte, bloß weil sie inzwischen mitten durch meine Familie geht. Ich spüre an mir selbst, wie stark das Magnetfeld sozialer Kreise ist. Ich muss zugeben, dass auch ich in Schichten denke. Ich orientiere mich an denen, die mir ähnlich sind. Oder an denen, die ich für ähnlich halte. Vielleicht ist diese Erkenntnis der wichtigste Grund, warum ich glaube, dass die Schule die sozialen Grenzen durchbrechen muss.

      Herr Proksch wohnt noch immer in Lauterbach, dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, wo er unterrichtete.

      Die Tür öffnet sich, er steht vor mir, ich erkenne ihn sofort wieder.

      Erster Satz: »Marco, schön, dass du da bist.«

      Zweiter Satz: »Sag mal, die ZEIT, wie hast du es denn dorthin geschafft?«

      Diese Worte schnüren mir den Hals zu. Wir gehen zu einer Sitzecke, ich sehe Zinnpokale, gestickte Bilder in dunklen Holzrahmen, setze mich auf ein Sofa und sinke so tief ein, dass ich meine, ich säße wieder zusammengesunken auf der Schulbank. Dazu passt, dass Herr Proksch – heute 66 Jahre alt und in Pension – noch immer Du zu mir sagt.

      »Wissen Sie, was Sie mir damals empfohlen haben, Herr Proksch?«

      »Nein. Ich kann mich nicht erinnern.«

      Ich erzähle es ihm. Er sagt: »Da muss ich mich bei dir und deiner Mutter entschuldigen. Ich bin sprachlos, das ist eine schlimme Sache.«

      Nach einer kleinen Pause fügt er an: »Eigentlich finde ich es sogar unanständig.«

      Diese Worte fühlen sich gut an. Sie erinnern mich an die Reaktion von Frau Bäumler, der Realschuldirektorin, die uns zunächst hinauskomplimentieren wollte. Sie sagte nach unserem Vortrag, man müsse »letztlich« für unsere Arbeit dankbar sein. Sie lächelte sogar, als sie das sagte, obwohl man ihre Zähne dabei fast knirschen hören konnte.

      In Herrn Prokschs Wohnzimmer ist es still geworden. Die Wanduhr tickt vor sich hin, und ich frage meinen alten Lehrer, was er davon hält, dass in diesen Wochen überall in Deutschland wieder Variationen des Wortes »Hauptschulempfehlung« auf Zeugnisse gedruckt werden. Welchen Wert haben solche Begriffe, wenn sie manche Schüler auf Jahre hin entmutigen und Begabungen vernichten?

      »Marco, das frage ich mich jetzt auch«, sagt Herr Proksch.

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