Geschäft ist Krieg. Sven Kyek

Geschäft ist Krieg - Sven Kyek


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Gestelle gefertigt. In Dallmin baute die damals noch existierende „Walter-Bau AG“ eine Stärkefabrik.

      Dabei haben wir uns als Expresslieferant für Stahleinbauteile im 24-Stunden- und Wochenenddienst einen Namen gemacht, so daß die „Walter-Bau AG“ uns als Subunternehmer gleich mit auf ihre nächste Baustelle in unserer Region nahm.

      Ein Bekannter aus Wittenberge hat uns seinen neuen Arbeitgeber, die VARIO Bauelemente GmbH in Quickborn, als weiteren Auftraggeber vermittelt.

      VARIO hatte in Quickborn und Berlin in großem Ausmaß Treppen und Balkongeländer hergestellt und angebaut. Wir sollten nun auch für den boomenden Markt in Berlin arbeiten.

      Bis „VARIO“ 1998 pleite ging, hatten wir pro Jahr etwa 15 km Geländer gefertigt und montiert.

      Inzwischen hatten auch die regionalen Baufirmen Vertrauen gewonnen und wir waren teilweise bis in die Nacht und am Wochenende mit der Ausführung von Aufträgen beschäftigt.

      Ich war wie süchtig nach Arbeit. Neben 16 Stunden täglicher Arbeit, habe ich selbst Geländer mit dem LKW ausgeliefert, in Berlin beim Montieren geholfen, nachts restliche Büroarbeit gemacht und am Samstag Autos geholt oder auf Knien den Beton auf dem alten Werkstatthof gereinigt, der aus DDR Zeiten ölverschmiert war.

      Sonntags habe ich dann den ganzen Tag geschlafen oder ich bin in der Gegend herumgefahren, um nach neuen Baustellenschildern Ausschau zu halten oder Autofahrer mit Pannen darauf hinzuweisen, daß sie doch zu uns in die Werkstatt kommen könnten. Es wurde von Jahr zu Jahr mehr Arbeit.

      Petra und Michael habe ich kaum noch gesehen.

      Einmal, ich glaube, es war 1994, sollte ich dann mit kommen auf eine Urlaubsreise. Missmutig stimmte ich zu. Wir fuhren zur Nordse. Nach Feierabend natürlich. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und bin zum Ärger meiner Frau am nächsten Morgen zurück zur Arbeit.

      Unsere Baustellen wurden immer größer. Erst haben wir Berlin Karow, und dann Potsdam-Kirchsteigfeld, Europas damals wohl größte Baustelle, mit Geländern ausgerüstet.

      Aber das sollte erst der Anfang sein. Um mich herum habe ich kaum etwas wahrgenommen, das nicht mit Arbeit zu tun hatte.Auch der Fahrzeugbereich entwickelte sich prächtig. Die alten „GPG Werkstattgebäude“ hatte ich inzwischen gekauft. Durch den ständigen Drang mehr zu machen hatte ich mich beim Polizeipräsidium um einen Vertrag zum Abschleppen beworben. Anfang 1992 bekamen wir den Zuschlag. Da ich permanent gewillt war, Kosten zu sparen, wollte ich auch persönlich die Abschleppaufträge ausführen. Ab sofort hieß es, rund um die Uhr für die Polizei, sowie für Schutzbriefversicherer, DKV und andere Kunden erreichbar und schnell einsatzbereit zu sein.

      Nachdem ich ab um 6 Uhr morgens Aufträge beschafft, Ausschreibungen bearbeitet, Angebote kalkuliert, Geländer zu Baustellen gefahren, in Berlin an Auftragsverhandlungen teilgenommen, Arbeiten in der Werkstatt überwacht, Montageabläufe kontrolliert. Abends und bis spät in die Nacht prüfte ich die Buchhaltung, gab Rechnungen frei und erledigte andere Dinge.

      Nun wurde mein Arbeitstag durch den Abschleppdienst um eine zusätzliche Belastung erweitert. Ich habe es aber nicht als Belastung empfunden.

      Ob am Werktag, am Samstag, am Sonntag oder an einem Feiertag, ich habe sechs Jahre lang wie gebannt darauf gewartet, daß mein Handy auf dem Nachtisch klingelt und mir ein Abschleppauftrag erteilt wird. Meistens kam dies allerdings, kurz nachdem ich um 22 Uhr nach Hause gekommen und beim Fernsehen eingeschlafen war.

      Zusätzlich zur 70 – 85 Stundenwoche habe ich Nachts und am Wochenende nochmal zwischen 600 – 700 Stunden pro Jahr mit Abschleppen auf Bundesstraßen und Autobahnen zugebracht.

       Erste Früchte

      Bis 1994 haben wir immer noch im Neubau gewohnt. Direkt vor meinem Balkon wurde das neue Arbeitsamt fertiggestellt.

      Daß wir die letzten Deutschenim Block waren, habe ich gar nicht mitbekommen. Andere Geschäftsleute bauten Villen, spielten Tennis und flogen um die Welt.

      Bekannte lästerten über mich, aber das störte mich nicht, ich wollte ja was schaffen.

      Doch um meiner Frau und meinem Sohn etwas zu bieten, fasste ich den Entschluß ein Haus zu bauen. Da ich aber meinen Arbeitstag nicht stören wollte, übertrug ich die Bauleitung meiner Frau.

      Sie holte Angebote ein, vergab den Auftrag, richtete ein und kümmerte sich um den Umzug.

      Ende 1994 war es soweit.

      Der Bauplatz war praktischerweise auf dem Hinterhof des Werkstattgeländes, was mir natürlich sehr entgegenkam. Durch meine ständige Akquisition von Aufträgen hatte sich der Kfz-Reparaturbereich richtig gut entwickelt. Nicht nur die von mir abgeschleppten Autos standen morgens oder nach dem Wochenende zur Reparatur in der Werkstatt, sondern auch die ersten Vertragspartner brachten ihre Fahrzeuge.

      Die Telekom, die Bundeswehr, das Technische Hilfswerk, Coca Cola, die WEMAG und viele andere brachten ihre PKW`s, Transporter und LKW`s zur Reparatur. Um die Kapazität anzupassen und auch LKW's reparieren zu können, mietete ich zusätzliche Hallen an. Ich war natürlich stolz wie Bolle.

      Mir selbst habe ich nach wie vor nichts gegönnt.

      Bei der Übernahme der Werkstätten 1990 von der GPG gab es neben Geräten und Maschinen einen Wartburg 1,3 Tourist, den ich ein Jahr in der neuen Firma fuhr. Den tauschte ich gegen einen Jeep Lada Niva, um beim Abschleppen und auf Baustellen ein geländegängiges Fahrzeug zu haben. Mein Freund, der Autohändler Rolf Deinert aus Schaafhausen hatte inzwischen eine Chrysler-Vertretung und ich stellte fest, daß dieser „Russenjeep“ doch nicht das passende Gefährt für den alleinigen Gesellschafter und Geschäftsführer einer mittlerweile 20 Mitarbeiter zählenden, erfolgreichen Firma ist.

      In meinem Tatendrang habe ich auch einen Vertrag mit der Sixt-Autovermietung gemacht und in der Spitze hatten wir bis zu zwanzig PKW's und LKW's auf Provisionsbasis vermietet.

      Dadurch kam ich auf den Geschmack, denn bei den Überführungen der Fahrzeuge zu unserer Betreuungsstation nach Berlin habe ich die Vorzüge neuer westlicher Fahrzeuge kennen gelernt.

      So reifte meine Entscheidung, bei Rolf einen Jeep „Wrangler“ zu bestellen.

      Um die Kapazitäten der Firma nicht anzutasten, finanzierte ich den Wagen bei der AKB-Bank Köln. Rolf füllte die AKB Formulare aus – 10.000 Mark als Anzahlung und eine monatliche Rate in Höhe von ca 765 Mark.

      Wenige Tage später, als die Bank grünes Licht gab, war mein neuer „Jeep Wrangler“ da.

      Nach 5 Monaten stellte ich fest, daß er zu klein und zu holprig war. Wieder fuhr ich zu Rolf und wir kamen darin überein, den „Wrangler“ gegen den größeren „Jeep Cherokee“ zu tauschen.

      Es sollte bei Inzahlungnahme des „Wranglers“ gleiche Kreditraten geben. Diesen Tausch und die Modalitäten hielten wir wieder auf AKB-Bankformularen fest.

      Den Rest wollte Rolf mit der Bank klären.

      Zwei Wochen später stellte ich Rolf den „Wrangler“ vor das Autohaus und nahm stolz meinen neuen „Cherokee“ mit.

      Zu diesem Zeitpunkt haben wir unsere Buchhaltung noch extern erledigen lassen. Die Buchhalterin meldete sich bei mir, nachdem ihr aufgefallen war, daß die AKB-Bank einmal 765 und kurz danach 778 Mark monatlich abgebucht hatte.

      Es stellte sich heraus, daß Rolf von der AKB-Bank den Kfz-Brief für den „Jeep Wrangler“ für angebliche technische Eintragungen eingefordert hatte.

      Die Bank hatte ihm daraufhin den Brief zugeschickt und er hatte den „Wrangler“ verkauft. Nur hatte er den Kredit dafür nicht abgelöst.

      Ich musste folglich Raten für zwei Autos bezahlen, obwohl ich nur eines hatte.

      Sofort


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