Geschäft ist Krieg. Sven Kyek

Geschäft ist Krieg - Sven Kyek


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ich mit der AKB gesprochen hatte, versprach mir Frau Nussbaum aus Köln, daß es nicht meine Schuld sei und sie alles mit ihrem Vertragpartner Deinert klären werde. Später zeigte mir Rolf Schriftverkehr, in dem die AKB-Bank ihn aufforderte, den Kfz-Brief zurückzusenden oder umgehend den Kreditbetrag abzulösen.

      Aber das konnte er nicht. Rolf hatte eine gute Zeit mit dem Verkauf seiner Autos und er war immer für hilfreiche Ratschläge gut, aber musste dann selbst Insolvenz anmelden.

      So verklagte die Bank mich und ich verlor vor dem Landgericht Neuruppin und dem Oberlandesgericht Brandenburg. Bis heute verstehe ich nicht, warum ein Kunde für das haften muss, was eine Bank mit ihrem als Kreditverkäufer autorisierten Händler aushandelt.

      Somit musste ich DM 20.000,00 zuzüglich Anwalts- und Gerichtskosten ausgleichen. Ich habe Rolf dann wegen Betrugs angezeigt.

      Zwischenzeitlich war unser Firmenfuhrpark auf 5 Abschleppwagen und einen Tiefladerzug angewachsen. So schickte ich einen Schlosser mit dem Tiefladerzug zu Rolf nach Dannenberg und er brachte einen Geländewagen und zwei PKW`s mit.

      Später stellte sich heraus, daß es Fahrzeuge waren, die Rolf in Kommission zum Verkauf auf dem Hof hatte. Er war außer sich vor Wut, als ich die Fahrzeuge nicht herausgeben wollte.

      Mithilfe meines Anwalts Alf Roth aus Schwerin nötigte ich Rolf ein persönliches notarielles Schuldanerkenntnis für sich und seine Firma ab.

      Als ich dies in den Händen hielt, gab ich ihm die Pfandfahrzeuge heraus.

      Ich wusste von Rolf, daß er noch eine LKW-Werkstatt in Schrampe am Arendsee betrieben hatte, die mit der Insolvenz auch geschlossen wurde. Hier ließ ich mich nach Banken und Lieferanten an siebenter Stelle in das Grundbuch eintragen und beantragte daraufhin 2003 die Versteigerung.

      Rolf hatte mir erzählt, daß er mit allen Gläubigern ein Stillhalteabkommen geschlossen habe, weil das Grundstück parzelliert und als Feriensiedlung vermarktet werden sollte. Ich wollte aber eben nicht stillhalten.

      Wenige Wochen später brannte das gesamte Objekt mit Verdacht auf Brandstiftung ab. Die Versicherungen zahlten fast 2 Million Mark an eine Hinterlegungsstelle in Karlsruhe.

      Irgendwann kam dann ein Schreiben der Hamburger Kanzlei Johlke, Niethammer und Partner.

      Rechtsanwalt Fialski schrieb mir, daß ich die Freigabe zu erklären habe.

      Alle anderen Gläubiger hätten Freigabe für die hinterlegte Summe erklärt und er als Insolvenzverwalter wolle die hinterlegte Summe aus Karlsruhe abrufen. Andernfalls –er drohte mir mit einem beigefügtem BGH-Urteil– würde ich für die verspätete Auszahlung und Gerichtskosten haften.

      Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mehrere Anwälte befragt, die mir alle eindringlich rieten, ich sollte sofort Freigabe erklären.

      Da ich oftmals ein ganz eigenes Rechtsempfinden hatte und noch immer habe, wollte ich nicht aufgeben. Über Nacht kam mir eine Idee:

      Ich schrieb einen Brief an Herrn Fialski, in dem ich ihm erklärte, wie ich von Rolf Deinert betrogen wurde und daß ich mir das nicht gefallen lasse.

      Am Ende des Briefes erklärte ich Teilfreigabe, so daß er bis auf meine 13.000 Euro über das Geld verfügen konnte.

      Nach zwei Wochen bekam ich von der Hamburger Kanzlei einen Scheck und die Sache mit den zwei Geländewagen hatte nach mehr als 10 Jahren ein gutes Ende gefunden.

       Erste kleine Gefechte

      Kämpfen gelernt hatte ich schon in den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit. Ich habe das Finanzamt wegen nicht gewährter Investitionszulage verklagt und habe so DM 23.000,00 erstritten.

      Auch mein Steuerberater musste mir über seine Versicherung wegen einer Falschberatung 25.000 Mark erstatten.

      Weniger Glück hatte ich mit einem Obst- und Gemüsehändler. „Bananen-Klaus“ fuhr eine S-Klasse und hatte außerdem einen klapprigen LKW, mit dem er Ware aus Hamburg holte, die er dann auf Wochenmärkten in unserer Region verkaufte.

      Er brachte seine Fahrzeuge zu uns und bezahlte stets bar. Seine Hosentaschen waren dementsprechend immer prall mit Geldscheinen gefüllt. Eines Tages war der Motor seiner S-Klasse kaputt.

      Ungefähr zeitgleich gab sein alter LKW den Geist auf. Wir wechselten ihm den Motor der S-Klasse und der LKW blieb erstmal in der Werkstatt.

      Jeglicher Versuch, ihm einen guten gebrauchten oder neuen LKW per Finanzierung zu verkaufen, scheiterte an der Zustimmung von Bananen-Klaus' Bank. Mein Freund Rolf sagte mir, das sei normal. Als Händler eine schlechte betriebswirtschaftliche Auswertung, aber die Taschen voller Bargeld.

      So entstand der Plan, Bananen-Klaus den LKW komplett aufzubauen. Von Achsen, Bremsen und Austauschmotor bis hin zur Lackierung haben wir drei Monate daran gearbeitet.

      Auf daß Bananen-Klaus indessen seinem Tagewerk nachgehen konnte, haben wir ihm einen Sixt Koffer-LKW vermietet. Da Sixt jede Woche die Geldeinnahmen, die wir als Vermietstation erzielten, einforderte, haben wir für die drei Monate 8.000 Mark für Bananen-klaus verauslagt.

      So standen am Ende mit den Reparaturen und Vermietung fast 90.000 Mark zur Abrechnung an.

      Nur hatte Bananen-Klaus das Geld leider nicht und bot mir einen Wechsel an. Ich wusste von einer Buchhalterschulung 1991 bei der „Dresdner Bank“, auf der ich und noch ein paar ostdeutsche Neuankömmlinge in der Marktwirtschaft geschult wurden: „Ein Wechsel ist das sicherste, was es gibt! Kein Geschäftsmann lässt einen Wechsel platzen oder zu Protest gehen!“

      Neben meiner Hausbank, der Volks- und Raiffeisenbank Prignitz, hatte ich noch eine Bankverbindung bei der Deutschen Bank in Wittenberge. Dort rief ich die Leiterin an und auch die versicherte mir, der Wechsel sei wie Bargeld und mir könne nichts passieren. Ich reichte also den Wechsel bei ihr ein, übergab „Bananen-Klaus“ feierlich sein Fahrzeug und freute mich.

      Der Wechsel platzte, ging zu Protest und ich war 90.000 Mark los.

      In der Sendung „WISO“ hatte ich erfahren, daß ein Mannheimer Anwalt erfolgreich gegen Banken klagt. Also machte ich mich nach Mannheim auf, um zu erfragen, was man gegen die Bank machen kann, durch deren Falschberatung wir um unseren Lohn gebracht wurden. Die Fahrt war umsonst.

      Er ließ mich erst drei Stunden warten und gab mir dann eine Handynummer von „Toni, der mir mit links das Geld von „Bananen-Klaus“ eintreiben kann.“ Ich verzichtete und fuhr deprimiert zurück.

      Aber das war schnell vergessen, denn alle Geschäftsbereiche entwickelten sich prächtig .Abschleppen, Stahlbau, Autoreparaturen.

      1995 war schon eine Liquidität von mehreren hunderttausend Mark vorhanden. Unsere Werkstätten platzten aus allen Nähten. Ich entschloss mich, neu zu bauen. Nach Verhandlungen mit der Stadt Perleberg konnte ich fast 30.000 qm Land in einem Gewerbegebiet kaufen. Dort ließ ich, um alle Gewerke und Fahrzeuge auf einen Hof bzw. unter ein Dach zu bekommen, einen ca. 2500 qm großen Werkstattkomplex errichten.

      Zur Einweihungsfeier kamen ca. 300 Gäste. Um etwas zu bieten, gab es neben einem abschließenden Feuerwerk Gunter Gabriel und eine Vorband.

      Daß meine Entscheidung für Gunter Gabriel etwas schicksalhaftes haben würde, habe ich damals noch nicht geahnt...

      Durch den ansprechenden Neubau, die gute Ausstattung der Werkstätten und den 24Std- Service nahm unsere Auftragslage ständig zu.

      Selbst der „Mercedes-Vertreter“ Erich Schulz, dem das Gebiet Prignitz-Ostprignitz


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