gesucht gefunden. Madlen Schaffhauser
Sohn.
„Leider nicht so glücklich. Der Fussballstar hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Er möchte seine Mutter keinesfalls treffen und er liess mich keinen Augenblick daran zweifeln, dass er es nicht auch wirklich so meint. Frau Kyssen hingegen gibt nicht so klein bei.“
„Und was machst du nun?“
„Ich habe ihr gesagt, dass es an ihrem Sohn liegt. Er ist der, der bestimmt, ob sie sich jemals begegnen werden oder nicht. Wenn er sich anders entscheidet, werde ich ihnen zur Seite stehen. Aber momentan ist meine Arbeit getan.“
„Wie hat sie es aufgenommen?“
„Was glaubst du?“
Tina zuckt nur mit den Schultern und schaut mich mitleidig an.
Das Gespräch mit Frau Wermelinger verspricht eine einfache Angelegenheit zu werden. Es ist genau das, was ich jetzt brauche. Etwas, das ich auch lösen kann. Denn es ist geradezu deprimierend, wenn einem die aufgetragene Aufgabe nicht gelingt.
Seit beinahe zwei Stunden bin ich zurück in meinem Büro, nachdem ich mich im Schwanen mit Frau Wermelinger getroffen habe und versuche die ehemalige Schulfreundin von meiner neusten Kundin zu erreichen. Es war ein Leichtes sie ausfindig zu machen, aber nicht einfach mit ihr in Verbindung zu treten.
Ich wähle ein viertes Mal eine Nummer und genau in dem Augenblick, als eine Stimme durch den Telefonhörer an mein Ohr dringt, höre ich Tina durch die offene Tür, wie sie sich draussen mit jemandem unterhält und sich von ihrem Platz erhebt, um zu mir herüberzukommen.
„Verena, da ist jemand für dich.“ In ihrem Blick liegt etwas wie Überraschung.
Meine Neugierde ist schon geweckt und da es wieder nur der Telefonbeantworter von einer gewissen Frau Schulz ist, der auf der anderen Seite des Hörers spricht, lege ich umgehend auf und folge meiner Schwester nach draussen.
„Frau Rapone.“
Meine Verwunderung und Verwirrung kann nicht grösser sein und muss mir ins Gesicht geschrieben sein, denn der Mann vor mir sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und wartet wahrscheinlich auf irgendeine höfliche Begrüssung von mir, die nicht aus meinem Mund rutschen möchte.
„Was tun Sie hier, Herr...?“
„Mitchell.“ antwortet er mir sofort. „Ich möchte Sie abholen.“
„Abholen? Wozu?“
„Mein Boss möchte sich mit Ihnen unterhalten.“
„Er hat mir seine Meinung klipp und klar mitgeteilt. Also was möchte er nun noch von mir?“
„Ich habe nur den Auftrag erhalten, Sie abzuholen.“
„Und jetzt soll ich gleich springen, nur weil ihr Chef das wünscht?“
„Es ist allein Ihnen überlassen, ob Sie mich begleiten möchten oder nicht. Ich würde mir jedoch wünschen, dass Sie mit mir kommen.“ Mit einem abwartendem Blick sieht er mich an.
Was soll ich nur davon halten, dass der attraktive Fussballer wünscht, mich zu sehen. Vor zwei Tagen hat er mir eindeutig klar gemacht, dass er nichts von seiner Mutter hören möchten, geschweige denn sie sehen. Hat er seine Meinung etwa geändert? „Na gut. Bringen Sie mich zu ihm.“
„Darf ich Sie dann bitten?“
„Einen Moment noch. Ich hole nur kurz meine Handtasche. Ich komme gleich nach.“
Ich sehe dem Bodyguard von Oliver Falk nach, der beabsichtigt, mich zu seinem Chef zu bringen.
„Was soll das bedeuten?“ Die Stimme von meiner Schwester reisst mich aus meinen wirren Gedanken.
„Wenn ich das wüsste. Aber ich werde es in wenigen Minuten erfahren.“
„Du gehst also mit?“
„Na klar. Warum nicht? Wahrscheinlich hat der weltweit bekannte Sportler seine Meinung geändert.“
„Warum kommt er dann nicht hierher?“
„Das habe ich mich auch schon gefragt, hingegen ist es mir egal. Ich werde jetzt meine Sachen holen und mit diesem Muskelprotz mitgehen.“ und zeige auf die Tür, durch der Bodyguard soeben gegangen ist.
Mitchell wartet direkt vor meinem Büro. Er steht stramm vor dem Offroader, den ich schon das letzte Mal gesehen habe, als Oliver Falk mich aufgesucht hat. Sobald ich am Ende der Treppe angelangt bin, dreht er sich zur Wagentür und öffnet sie mir. Galant setzte ich mich auf den hinteren Rücksitze und versuche mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, während er mich bittet mich anzugurten. Danach begibt er sich hinter das Steuer und setzt sich einen Stöpsel ins Ohr, bevor er den Motor startet und aufs Gaspedal drückt.
Konzentriert schaut er auf die Strasse, ohne sich ein einziges Mal zu mir umzudrehen oder auch nur ein Wort mit mir zu wechseln. Mein Pulsschlag erhöht sich leicht, als er in Richtung Zuzwil fährt, wo sich meine Wohnung befindet und verlangsamt sich wieder, als wir nach einer knapp zehnminütigen Fahrt vor dem imposanten Fünfsternehotel von Zuzwil halten und nicht vor meinem zu Hause, wie ich schon befürchtet habe. Von aussen kenne ich jeden Zentimeter des Hotels, aber das Innere ist mir vollkommen fremd.
Als Mitchell aussteigt und mir die Tür aufhält, sehe ich ihn verständnislos an. „Was soll ich hier?“
„Herr Falk wartet bereits auf Sie. Er möchte mit Ihnen zu Mittagessen.“
Dieser Fussballer denkt wohl, er kann jeden herumkommandieren, wie es ihm gerade beliebt, rasen meine Worte durch den Kopf, spreche sie jedoch nicht laut aus. Widerstandslos lasse ich mich von Falks Bodyguard hineinführen. Allerdings werde ich diesem reichen Angeber meine Meinung noch ganz offen sagen. Darauf kann er Gift nehmen.
Wir betreten eine helle Lobby, die mit elfenbeinfarbenen Marmorsäulen unterteilt ist. Die Theke scheint aus dem gleichen wunderbaren Gestein zu bestehen. Der Boden schimmert weiss, auf dem meine hohen Schuhe bei jedem Schritt ein lautes Klacken erzeugen, was mir überaus unangenehm ist, da ich jeden Blick auch so schon auf mir spüren kann.
Gegenüber der Rezeption sehe ich einige teure Ledersessel, die um passende, polierte Holztische stehen. Auf einem dieser bequemen Sessel sitzt ein Mann mit kurzen schwarzen Haaren, der mich mit seinen Blicken einzufangen scheint. Ich erkenne ihn sofort. Er sieht unglaublich sexy aus, in seinem dunkelgrauen Anzug und weissem Hemd. Wie er lässig dasitzt und mich mit seinen atemberaubenden Augen taxiert. Ich stelle erschrocken fest, wie sich ein schwaches Kribbeln in meiner Bauchgegend ausbreitet, während ich auf ihn zugehe.
„Ich bin sehr erfreut, dass Sie meine Einladung angenommen haben.“ Er erhebt sich geschmeidig aus seinem Sessel und begrüsst mich mit einem umwerfenden Lächeln, als ich nur noch zwei Schritte von ihm entfernt bin. Noch bevor ich seine Hand berühre, vollführt mein Herz einen Salto, was mich beinahe aus der Fassung bringt.
Was ist bloss in mich gefahren? Warum flattert mein Herz, beim Anblick dieses Mannes? Warum werden meine Knie weich, während er mir ein herrliches Lächeln schenkt? Solche Gefühle habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Warum dann gerade jetzt und warum bei diesem arroganten Fussballer?
Ich versuche meine Verwirrung nicht anmerken zu lassen und antworte ihm so unverkrampft wie möglich. „Ich habe keine Einladung angenommen. Man hat mir gesagt, dass Sie sich mit mir unterhalten möchten. Da bin ich nun. Also, was wollen Sie mit mir besprechen?“ Die Worte, die ich ihm vorhin noch an den Kopf werfen wollte, sind wie aus meinem Gedächtnis gelöscht, als hätten sie nie existiert. Ich muss mich ziemlich anstrengen, ihn nicht zu fest anzustarren und versuche einen kühlen Kopf zu bewahren, während er meine Hand weiterhin in seiner hält.
„Aber Sie haben doch bestimmt Hunger?“
„Nein.“ Wie auf ein Kommando fängt mein Magen fürchterlich an zu knurren. Dieser Verräter. „Warum bin ich hier? Warum konnten Sie nicht in mein Büro kommen, sondern mussten ihren Beschützer schicken, um mich zu holen?“
„Ich hatte noch andere Angelegenheiten zu erledigen.“ lautet