Pussycat. Peter Splitt

Pussycat - Peter Splitt


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grinste. „Sie wollen die Welt auffressen, nicht wahr? Nun, vielleicht kann ich zeigen, wo Sie zuerst hinbeißen müssen.“

      So war der Frühling.

      Der Arzt hieß Ralf Frohsinn. Er brachte mich in seine Praxis. Die kam mir reichlich halbseiden vor. Sie hatte einen großen Vorraum, die Wände waren hell gestrichen, an einer stand ein großes Waschbecken. Dann gab es noch einen Schreibtisch, der aussah, als wäre er beim Trödler gekauft worden, eine Stehlampe mit braunem Samtschirm und einen faltbaren Paravent. Dahinter befand sich ein etwas altersschwach wirkender Untersuchungstisch auf Chrombeinen. Ich schenkte dem Doc ein Lächeln, das ich allen Männern schenkte, wenn ich sagen wollte, mit mir stehe alles zum Besten. Vermutlich würde er gleich zur Sache kommen. Das dachte ich jedenfalls, aber zunächst beachtete er mich überhaupt nicht. Dafür lümmelte er sich auf seinem Schreibtisch und hantierte mit dem Telefon. Anscheinend wartete er auf eine Verbindung mit irgendeinem Krankenhaus. Auf einmal nickte er mir zu, deutete auf eine Tür, die ich öffnen sollte, um einen Blick in die Räumlichkeiten dahinter zu werfen.

      „Mein Reich“, sagte er. „Hier lebe ich, wenn es mir nicht gut geht. Aber derzeit wohne ich woanders.“

      Also ging es ihm gut.

      Während er telefonierte, durchschritt ich die Räume hinter der Tür. Es sah nicht so aus, als verstünde er unter Armut dasselbe wie ich. Hier sah es aus wie in einem Museum. Es gab ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer, Marmorböden, Veloursvorhänge, schwere, alte Möbel, Ölgemälde in goldenen Rahmen. Ich besah mir das Bett. Es hatte einen Baldachin mit Fransen, wie Schneewittchen bei den sieben Zwergen. Ich legte mich darauf, um es auszuprobieren. Die Matratze war hart, genau richtig. Ich drehte mich auf den Rücken und blickte nach oben, da sah ich sie – die Kamera. Sie war in die Holzverkleidung eingebaut. Anscheinend pflegte sich der Herr Doktor beim Sex mit seinen Eroberungen zu filmen. Nun, das konnte er haben. Ich gähnte und wartete. Wartete darauf, dass er kam, um nach mir zu sehen, doch nichts geschah. Ich zog meinen Rock so weit hinauf, dass man den Ansatz meiner Strümpfe sehen konnte. Dann drehte ich mich auf den Bauch und begrub mein Gesicht in den Armen. Ich war bereit, doch er kam nicht. Ich erinnerte mich daran, dass ich manchmal zu trocken war. Also schob ich meine linke Hand unter mein Höschen. Manchmal half das, und es tat auch weniger weh, wenn ich ein wenig an mir spielte, bevor es losging. Wie ich da so lag und die wohlige Wärme in meinem Körper spürte, nickte ich ein.

      „Larissa …? Larissa!“

      Ich schreckte auf. Doktor Frohsinn stand über mich gebeugt. Er deutete an, ich solle mit ihm in den Vorraum gehen. Dort habe er etwas ganz Spezielles vorbereitet.

      Ich stand auf und folgte ihm. Dann sah ich die Bescherung. Der Untersuchungstisch hatte auf einmal schalenförmige Halterungen bekommen.

      „Leg dich hin, Larissa!“

      Er duzte mich und ich tat, was er von mir verlangte, hängte meine Beine in die dafür vorgesehenen Schalen. Er schnallte mich fest und bekam so einen unbeschränkten Zugang zu meinem Anus und zu meiner Vagina. Das schien ihm zu gefallen. Überhaupt schien er das erotische Rollenspiel verdammt ernst zu nehmen, denn er zeigte mir eine Anzahl medizinischer Geräte und Hilfsmittel, die er anscheinend an mir ausprobieren wollte. Ich kam mir ziemlich hilflos vor. Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Ich stand nicht auf Kliniksex. Vor mir lag eine Auswahl an Spritzen und Zangen, ein Katheter, ein Spekulum, Löffel und Gummihandschuhe. Ich fühlte mich zunehmend unwohl, wusste, es ging um Kontrollverlust. Um das Gefühl der Ohnmacht Ärzten und Pflegenden gegenüber, um die Unterwerfung unter ihren Entscheidungen sowie um die Vorstellung eines absoluten Zwangs, dem man als Patient unterliegt.

      Ich lag vor ihm, meine Schenkel weit gespreizt. Er nahm auf einem Stuhl zwischen meinen Beinen Platz. Ich ahnte, was jetzt kam. Er stülpte sich die Gummihandschuhe über, genoss den Moment, ließ sich Zeit. Ich war ängstlich und erregt zugleich. Doktor Frohsinn strich vorsichtig über meinen Bauch und über meine Scham. Dann brachte er eine Lampe in Position. Mit seinem Daumen und Zeigefinger ertastete er meine Schamlippen. Ich atmete hektisch, versuchte, meine Erregung zu unterdrücken. Er griff zu dem Spekulum, gab etwas Gleitcreme darauf und führte es langsam in mich ein. Das Ding saß perfekt. Er konnte meinen Muttermund betrachten. Er schien zu mögen, was er sah, tastete mich ab, sein Mittelfinger glitt zu meinem Anus. Ich spürte die Creme und die Anspannung. Er überwand den Muskel, drang weiter in mich ein. Ich schloss die Augen. Es tat nicht weh. Er entfernte das Spekulum, versuchte, die Untersuchung so realitätsnah wie möglich auszuführen. Seine Hände wussten die geheimsten Dinge über mich, doch sie machten sich nicht darüber lustig. Aber sie begehrten mich auch nicht, versuchten nicht, mich in Erregung zu versetzen. Ich zitterte. Er tat so, als merkte er es nicht, nahm einen Waschlappen, seifte ihn ein und fuhr damit zwischen meine Beine. Ich ließ ihn machen, hörte, wie er tief atmete, spürte, wie sich das flimmernde Pochen von meiner Schamgegend in meinen Beinen fortsetzte. Plötzlich hörte ich das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss der Eingangstür drehte. Ich konnte es ganz deutlich hören, lauschte mit angehaltenem Atem, wie das Schloss aufsprang. Dem folgte das Klappern hoher Absätze auf dem Marmorboden.

      „O Gott“, sagte er. „Ich fürchte, ich habe etwas vergessen, meine Liebe. Bitte entschuldige mich für einen Augenblick.“

      Ich wusste nicht, wie mir geschah, riss an den Ledergurten herum, mit denen meine Knöchel an den Kunststoffschalen festgebunden waren. Mein erster Gedanke war, dass seine Frau oder die Sprechstundenhilfe gekommen waren. Ich hätte mich am liebsten in dem Untersuchungstisch verkrochen, wenn er nur groß genug gewesen wäre.

      „Etwas vergessen, tzz …“, ich war einem Verrückten in die Hände gefallen, der vergaß, dass Ehefrauen und Sprechstundengehilfinnen kamen, wann immer es ihnen passte. Ich griff nach einer Zange. Immerhin besaß ich jetzt etwas, womit ich mich verteidigen konnte.

      „Larissa?“ Ich hörte seine Stimme. „Larissa, Liebes, das ist meine Frau Iris.“

      Wahnsinn! Eine Frau, wenigstens Einmeterachtzig groß, kam direkt in den Vorraum und sagte einfach: „Hallo.“

      Der Doc erklärte es mir. „Ich habe vergessen, dass ich ihr versprochen habe, heute Abend etwas mit ihr zu besprechen. Warte, ich binde dich los. Du kannst dich anziehen. Ich mach uns schnell einen Kaffee. Bitte ruf mich, wenn du noch etwas brauchst.“

      Na, der hatte vielleicht Nerven. Die große Frau musterte mich mit einem schnellen Blick und machte eine mitleidsvolle Geste.

      „Lassen Sie sich nicht von mir stören, Larissa. Ich bin sowieso gleich wieder weg. Und fallen Sie nicht auf seine Streiche herein. Er liebt es, mit den Frauen zu spielen.“

      Ich wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Und der Gipfel von allem war, dass sie meine Kleider mitnahmen. Doktor Frohsinn fischte sie einfach vom Boden auf, bevor die beiden wieder hinausgingen.

      „Wir werden für dich etwas Neues finden“, sagte er noch.

      Wer sollte daraus klug werden?

      Ich wartete und wartete, und je länger es dauerte, desto unwohler fühlte ich mich. Es musste eine Viertelstunde vergangen sein, als die Tür aufging und Iris hereinkam. Sie brachte mir tatsächlich neue Kleider.

      „In diesen Räumlichkeiten geht es zu wie in einer Kommune. Die Leute kommen und gehen. Hier, das müsste Ihre Größe sein.“

      Ich nahm ihr die Kleider ab, versuchte, kühl und unbeteiligt zu bleiben. Was gingen mich die Perversitäten eines alternden Ehepaares an? Die würden mich nicht unterkriegen, niemals.

      Die Kleider passten, ich zog mich an. Dabei konnte ich nicht anders, als ihr einen sanften Seitenhieb zu verpassen. „Ist Ihr Mann ein Warmer?“

      „Wie bitte?“

      „Ich meine, ist er schwul?“

      Sie lächelte. „Er führt ein merkwürdiges Leben, aber schwul ist er nicht, eher geistvoll.“

      Ich fragte mich, ob sie die Wahrheit wusste. Bestimmt ahnte sie nicht die Dimensionen, die sich hinter dem verbargen, was sie geistvoll nannte, auch wenn in ihrem sexuellen Horizont mehr Platz war als für ein junges


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