Little Pearl. Madlen Schaffhauser

Little Pearl - Madlen Schaffhauser


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auch durch.

      Ich schiele zu meiner Schwester, die mir einen ungläubigen Seitenblick zuwirft. Wahrscheinlich ist sie überrascht, weil ich niemandem von Dylans und meinem Zusammentreffen erzählt habe. Es verwundert mich ja selbst.

      Cees Mundwinkel zucken leicht. Obwohl die Geschichte über mein blaues Auge eine Lüge ist, so bringt sie der Gedanke, wie ich mit einer Hantel zusammengestoßen sein könnte, doch zum Schmunzeln.

      »Okay, wenn ihr genug über mich gelacht habt, hättest du dann mal die Güte und zeigst uns deine Autos?«

      »Aber sicher doch«, meint Gordon immer noch grölend. Als er sich endlich beruhigt hat, zeigt er über den Platz zu ein paar Autos. »Ich dachte mir, dass du am ehesten wieder eines haben möchtest wie dein letztes. Da vorne habe ich gleich drei dieser Art.«

      Cee und ich folgen ihm, bis er vor ein paar Gebrauchtwagen stehen bleibt.

      »Ich habe einen Toyota, einen Honda und einen Ford. Das wären diese hier.« Er deutet auf drei Wagen, die auf den ersten Blick wie Cees alter Toyota aussehen. Als ich kritisch die Augenbrauen zusammenziehe, sagt er an Cee gewandt: »Ich habe auch noch weitere Modelle, falls du an etwas anderem interessiert bist.«

      »Nein, die passen mir ganz gut.« Sie läuft an den Autos vorbei und wirft einen ersten Blick ins Wageninnere.

      Ich folge ihr. Auch wenn Gordon ein gewissenhafter Autohändler und mich oder meine Familie niemals übers Ohr hauen würde, schaue ich auf sichtbare Schäden.

      »Es sind absolute Babys«, höre ich Gordon hinter mir sagen. »Die machen dir in den nächsten Jahren bestimmt keine Probleme.«

      »Ich finde alle ganz schnuckelig. Der vielleicht eine Spur mehr.« Cee zeigt auf den weißen Ford.

      Wie ich muss auch Gordon ein Lachen unterdrücken. Ein Auto schnuckelig nennen, kann wohl nur eine Frau. »Willst du eine Probefahrt machen?«

      Cee sieht mich an. »Hast du Zeit?«

      »Sicher. Aber mach doch mit allen eine kurze Fahrt, dann kannst du vergleichen«, schlage ich vor.

      »Das hätte ich ebenfalls gleich angeboten. Ich hole schnell die Schlüssel, dann könnt ihr eine Runde drehen.«

      Nicht mal eine Stunde später hat sich Cee für den blauen Honda entschieden. Während sie darauf wartet, bis Gordon alle Papiere vorbereitet hat, mache ich mich auf den Weg ins Fitnesscenter. Jedoch nicht, bevor ich meiner Schwester eine Einkaufsliste überreicht habe.

      Tyler ist gerade mit einem Kunden an der Klimmstange, als ich das Studio betrete. Eine Kundin ist auf dem Laufband und eine auf dem Hometrainer. Von der rechten Ecke höre ich, wie Gewichte gestemmt werden. Das Fitnesscenter ist nicht sonderlich groß, vielleicht mag meine Kundschaft gerade das. Denn über fehlende Mitgliedschaften kann ich mich nicht beklagen. Das Studio ist in drei Räume unterteilt. Im ersten stehen Geräte, um sich aufzuwärmen. Sowie zwei Klimmstangen und ein paar Matten für zum Beispiel Sit-ups zu machen. Im nächsten sind die Kraftgeräte. Dann gibt es links hinten noch einen Raum, in dem Sophia Bauch-Beine-Po und andere Aerobic Workouts durchführt. Nach der Musik zu urteilen, die durch die geschlossene Tür dringt, sind sich gerade ein paar Mädels am Abschwitzen.

      Wie gesagt, nicht riesig, dafür habe ich noch den Hinterhof. Dort habe ich die Möglichkeit den neusten Trend anzubieten: Seilschwingen.

      Ich winke Tyler und begrüße die Frauen auf den Aufwärmgeräten, als ich an ihnen vorbei in die Umkleide gehe, um mich umzuziehen. Obwohl ich nur einen Stock weiter oben wohne, habe ich hier die meisten meiner Sportsachen deponiert. Es hat sich einfach so ergeben. Womöglich auch, weil es unter der Dusche ab und an interessant wird.

      Ich weiß, man sollte nichts mit Kundinnen anfangen, aber solange beide Seiten wissen, auf was sie sich einlassen, sehe ich das nicht so streng. Nicht wie meine Schwester, die mir deshalb schon mehr als einmal in den Ohren lag.

      Als ich meine schwarzen Shorts und ein grünes Tanktop mit dem Schriftzug meines Fitnesscenters übergezogen habe, gehe ich wieder in den Trainingsraum hinaus. Gleich neben dem Eingang gibt es eine Bar, die als Anmeldung dient und an der wir gleichzeitig frische Fruchtsäfte wie auch Powerriegel und solches Zeug anbieten. Ich überlege mir schon seit längerem, ob ich dafür eine neue Hilfskraft einstellen soll. Lorena kann nur noch an drei Tagen die Woche. Die restliche Zeit müssen Tyler und Logan, meine zwei Fitnesstrainer, und Sophia und ich uns darum kümmern.

      Bevor ich an die Bar gehe, um mir einen O-Saft zu machen, sage ich den restlichen Kunden noch hallo. Ich kenne praktisch alle mit Namen. Mit dem einen oder anderen führe ich Small Talk.

      Ich habe noch nicht mal eine Orange ausgepresst, betritt Lucy das Studio. Eine heiße Schwarzhaarige Mitte dreißig, mit einem gigantischen Vorbau, den sie heute in einen rosa Sport-BH gequetscht hat. Mit ihr habe ich die nächste Trainingsstunde. Seit einem halben Jahr bin ich jetzt ihr Personaltrainer. Zwar finde ich, dass sie die Übungen auch gut ohne mich machen könnte, doch sie besteht darauf – besonders auf die Lauftrainings im nahegelegenen Wald, die ich auf Wunsch anbiete. Soll mir recht sein, gibt extra Kohle – und Spaß für meinen Schwanz.

      »Hey Süßer. Machst du mir auch einen?«, fragt sie mich mit zuckersüßer Stimme und setzt sich auf einen der Barhocker.

      »Klar.« Also presse ich noch weitere Orangen aus. Dabei entgeht mir nicht, wie sie meinen Bizeps anstarrt.

      »He, was ist denn da passiert?« Sie zeigt auf mein demoliertes Auge. Da ich keine Lust habe, ihr eine Erklärung abzuliefern, zucke ich bloß mit den Schultern. Wie ich sie eingeschätzt habe, genügt ihr das als Antwort. »Und, hast du dir schon überlegt, wie du mich heute foltern wirst?« Mein Blick schnellt hoch. Lucy beobachtet mich mit einem lasziven Lächeln.

      Ich versuche nicht zu stark auf ihren Flirt zu reagieren und darauf zu achten, wie ihre Zunge immer wieder über ihre Lippen fährt. Es hat mir zu viele Leute im Studio. Und ich will ja professionell rüberkommen, nicht wie ein notgeiler Hengst.

      »Zuerst kannst du dich entweder auf dem Laufband oder dem Hometrainer aufwärmen. Danach gehen wir an den Butterfly.« Ich schiebe ihr ein Glas Saft über die Bar. »Hier, du kannst ihn ja mitnehmen.«

      »Okay«, sagt sie lächelnd, zieht am Strohhalm, der im Glas steckt, ehe sie vom Stuhl hopst. »Bis gleich.«

      »Bis gleich.«

      Tyler stellt sich zu mir hinter die Bar. Wie immer stehen auch heute seine schwarzen Haare wie ein Igel vom Kopf ab. »Brauchst du mich noch?«, möchte er wissen und holt sich eine Dose Isostar aus dem Kühlschrank, während ich die Reste der ausgepressten Orangen in den Müll werfe.

      »Nein, ich komme schon alleine zurecht.«

      »Sicher?« Er schielt zu Lucy, die sich aufs Laufband gestellt hat.

      Er weiß, dass hie und da etwas zwischen uns läuft, doch sollte er auch wissen, dass für mich das Studio und die Arbeit an erster Stelle stehen. Statt ihm eine Antwort zu liefern, frage ich ihn nach seiner Schicht. »Gab es irgendwelche Vorfälle?«

      Tyler schüttelt den Kopf, er ist etwas größer als ich. »Es war ziemlich ...« Plötzlich leuchten seine grünen Augen. »Scheiße, was hast du denn gemacht? Gegen eine Faust gelaufen? Vielleicht gegen eine vom Lover von deiner momentan Auserwählten?«

      Ich atme genervt aus. Ich habe es satt, dauernd blöd angemacht zu werden, auch wenn ich wusste, dass es so kommen würde. »Wenn du nochmals so einen Spruch fahren lässt, bekommst du auch gleich eine geklatscht. Na, noch Fragen? Und hör auf so bescheuert zu grinsen.«

      Tyler hebt beschwichtigend die Hände, kann aber nicht aufhören eine amüsierte Fresse zu ziehen. »Zurück zu deiner Frage. Es war alles ruhig. Wahrscheinlich wirst du gegen Abend ein volles Studio haben, wenn es draußen nicht mehr so heiß und die Sonne untergegangen ist.« Er nimmt einen Schluck von seinem Isostar. »Dann bin ich mal weg, okay?«

      »Alles klar.«

      Er ist bereits auf der anderen Seite der Bar, als er sich nochmals umdreht. »Ehe ich’s vergesse, ich habe


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