Was Mörder nicht wissen .... Lori Moore
Hightech-Anlage.“
Sie gehen in einen Raum im Keller. Dort hängt an der Decke ein Roboterarm. Direkt darunter stehen ein Computertomograph und zusätzlich ein Scanner, welcher mit mehreren Kameras bestückt ist. Mit diesem Gerät können die Mediziner eine Autopsie ohne einen Schnitt vornehmen. Der technische Fortschritt ist so weit, dass damit eine Leiche obduziert wird, ohne sie zu beschädigen. Es dauert ein paar Sekunden, dann liefert das Gerät ein dreidimensionales Abbild der Leiche. Die scharfen Aufnahmen geben Aufschluss zu der Todesursache. Bei Verbrechen liefert das Gerät auch den Tathergang und die Waffe.
„Sehr beeindruckend, jetzt müssen einige Mörder zittern, denn die wissen nicht, was die heutige Technik in der Mordermittlung leisten kann! Das betrifft auch alle alten Mordfälle, da laufen noch viele Mörder frei herum“, bestätigt Moon und reibt sich genüsslich die Hände.
Der Mediziner: „Die Spezialkameras bilden nicht nur die Oberfläche ab, wie wir das von Fotoapparaten kennen. Mit diesem Gerät gehen wir tief unter die Haut.“
„Wie weit geht das?“
„Mit der richtigen Kameraeinstellung werden Verletzungen unter der Haut sichtbar, die man von außen nicht erkennt. Auch Spuren von fremden Körperflüssigkeiten am Körper werden sichtbar, das ist bei Sexualverbrechen wichtig.“
Moon macht eine Anmerkung: „Das ist wirklich wichtig, weil diese Verbrechen enorm gestiegen sind. Die Zahl der polizeilich erfassten Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung und sexuellem Übergriff mit besonders schweren Fällen, einschließlich Todesfolge, ist gestiegen. Von den Sexualstraftaten werden leider nur 5 % bis 8 % angezeigt. Im Durchschnitt jede dritte Frau wird Opfer einer Gewalttat, einer Vergewaltigung oder eines Angriffs. Deshalb finde ich diese Technik sehr gut.“
Virgin Reality – digitale Forensik
Voller Stolz erklärt der Ingenieur den beiden Kommissaren seine neuste Technik in der Mordermittlung:
„Sie erleben jetzt einen Blick in die Zukunft, mit Virgin Reality. Mit der 3D-Brille gehen wir zurück an den Tatort.“
Moon wird eine Brille in der Größe einer Skibrille aufgesetzt. Er kann den Tatort abrufen und hat das Gefühl, als wäre er mitten im Tatort. Das ist eine unglaubliche Dimension in der Tatortermittlung. Virtuell lassen sich die verschiedenen Tatortmöglichkeiten abrufen und einstellen. Das ist ein ausgezeichnetes Hilfsmitte für die Ermittler, den Staatsanwalt, die Richter und auch die Befrager der Täterschaft.
Mit Virgin Reality kommt man virtuell nochmals in den Tatort hinein, die Erinnerungen werden verstärkt und das hilft dem Gedächtnis auf die Sprünge. Norwin zieht die Brille ab, reicht sie Nils: „Genial, das ist Zukunft in der Mordermittlung.“
Der Techniker meint: „Mit diesem Gerät werden die kleinsten Verletzungen an den Knochen abgebildet. Bei der Schussabgabe können wir die Richtung, den Winkel, mit dem das Projektil abgefeuert wurde, bestimmen, was im vorliegenden Mordfall wichtig ist.“
Wir sind jetzt in der digitalen Forensik.
Moon und Light besprechen mit dem Techniker, was noch fehlt. „Wir brauchen die beiden Namen von Person A und B.“ Das Smartphone vom Tatort hat dem Opfer gehört. Die Forensiker durften erst auf diese Daten zugreifen, nachdem der Staatsanwalt den offiziellen Auftrag dazu erteilte. Bei Tötungsdelikten oder Kapitalverbrechen ist dies enorm wichtig. Der Digital-Forensiker knackt die Sperrung vom Handy. Wie er das macht, bleibt sein Geheimnis. Dank einer speziellen Software kann er jedes kleine Detail herauslesen.
Auf dem Bildschirm werden Anrufnummern, Chats, hunderte von Bildern sichtbar. Eine gigantische Datenflut steht den Kommissaren zur Verfügung. Es ist verrückt, was da alles nachträglich erkennbar gemacht werden kann. Ein Handy ist effektiv ein digitales Tagebuch aus dem Privatleben eines Menschen. Dank dieses Tagebuchs haben die Ermittler zwei Namen samt Telefonnummern herausgefunden. Der eine verdächtige Mann A heißt Aabid P., der zweite Mann B Chris W. Diese beiden Personen gelten ab sofort als verdächtig. Von den beiden Verdächtigen lassen die Ermittler Schuhe abholen. Sie erstellen einen Abdruck und wollen wissen, ob einer auf die blutige Schuhspur vom Tatort passt.
Mit der DNA finden die Forensiker Blut auf dem Messer. Bei einem der Verdächtigen gibt es Spuren am Hals des Opfers und DNA auf der Tatwaffe. Alle Beweismittel und DNA-Spuren haben den mutmaßlichen Täter überführt. Trotz modernster Hightech-Geräte auf der Jagd nach Mördern müssen Fingerabdrücke und DNA-Proben von Ermittlern weiterhin am Tatort gesichert werden. Die werden dann im Bereich der Forensischen Genetik untersucht.
Moon und Light lassen Aabid P. (Mann A) zur Befragung auf das Polizeirevier bringen. „Wir haben erdrückende Beweis, dass Sie die Tote getötet haben. Was sagen Sie dazu?“
„Ich war das nicht“, versucht er, einzuwenden, aber es klingt nicht überzeugend. „Wir zeigen Ihnen jetzt Beweismittel, welche gegen Sie vorliegen.“ Sie zeigen ihm die Auswertung der verschiedenen DNA-Spuren. Moon bringt den Verdächtigen so weit, dass er die Tat gesteht.
„Es ist besser, Sie kooperieren mit uns.“
Light holt Kaffee, damit Aabid P. in entspannter Atmosphäre reden kann.
„Es ist zum Streit gekommen, ich konnte es nicht ertragen, dass meine ehemalige Freundin mit mir Schluss gemacht hat. Als ich bei ihr war, musste sie kurz auf die Toilette und in dieser Zeit habe ich ihr Handy angeschaut. Dort habe ich Fotos von ihr mit einem anderen Mann gesehen, da bin ich durchgedreht.“
„Was genau ist dann passiert?“
„Es gab ein Gerangel. In blinder Wut habe ich sie am Hals gepackt, gewürgt und mit dem Kopf an die Türrahmenkante geschlagen.“
„Weiter.“
„Im Kampf habe ich ihr die Weinflasche auf den Kopf geschlagen.“
„Da fehlt noch was!“
„Ich bin wütend in die Tiefgarage zu meinem Auto gerannt. Im Handschuhfach hatte ich eine Pistole. Bin dann in voller Wut zurück in die Wohnung gegangen. Sie stand blutend im Badezimmer. Von der Badezimmertüre aus habe ich auf sie geschossen und habe dann fluchtartig die Wohnung verlassen.“
Er erzählt das so, als wäre das ein ganz normale Sache. Moon und Light erlebten die andere Seite, wie dank des Einsatzes der Kriminaltechniker am Tatort Beweise sichergestellt werden konnten, die zur Aufklärung dieses Mordfalles führten. Nur dank dieser Beweiskette mit den vielen Forensikern im Labor konnte Aabid P. des Mordes überführt werden. Aabid P. war total verstört, weil er sich nicht vorstellen konnte, was Mordermittler alles herausfinden und wissen.
Moon hat eine Aufgabe für Light: „Kannst du Chris W. (Mann B) zur Befragung aufbieten und abholen? Es gibt da ein paar Fragen.“ Am späteren Nachmittag können sie Chris W. befragen. Er ist total entsetzt, nachdem ihm mitgeteilt wurde, dass Corine L. verstorben ist, ermordet wurde.
Norwin beginnt direkt mit der Befragung: „Wo waren Sie in der Tatnacht?“
Weinerlich antwortet er: „Wieso fragen Sie mich das? Ich habe Sie nicht umgebracht.“
„Wir haben Ihre DNA auf der Weinflasche und auf dem Glas gefunden. Für uns sind Sie ein Verdächtiger im Mordfall Corine L.!“
Chris W. realisiert, dass er die Wahrheit sagen muss. „Corine L. und ich sind befreundet. An diesem Vorabend hatten wir Sex zusammen. Wir haben noch Wein getrunken, so gegen 23:00 Uhr bin ich nach Hause gefahren.“
„Können Sie das beweisen?“
„Ja, kann ich.“
Kommissar Moon klärt das ab und es kann einwandfrei nachgewiesen werden, dass Chris W. zur Tatzeit und in der Nacht nicht in der Wohnung war. Seine Eltern bestätigen dies auf dem Polizeirevier und die Handy-Ortung zeigt, dass er an seinem Wohnort war.
Aabid P. wird in Gewahrsam genommen und des Mordes angeklagt. Die Mordermittler erstellen ihre Protokolle und Beweismittel zuhanden der Staatsanwaltschaft.
Da es sich nicht um einen Indizienprozess handelt, sondern um eine Anklage mit erdrückenden Beweismitteln,