CyberWorld 3.0: Evil Intentions. Nadine Erdmann

CyberWorld 3.0: Evil Intentions - Nadine Erdmann


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Bildung für heute«, befand Ned schließlich und speicherte den Kommentar ab, den er für Französisch geschrieben hatte. Er schloss den Schulordner und klickte stattdessen auf die Dateien, die Jamie ihm am Abend zuvor zugeschickt hatte. »Die sind echt cool geworden.« Beeindruckt betrachtete er die Vorlagen für den Riesenkraken, den Jamie aus verschiedenen Perspektiven für ihr CyberGame gezeichnet hatte.

      Zweifelnd sah Jamie auf den Bildschirm. »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob wir das Ding wirklich mit reinnehmen sollen. Ist doch ein totales Klischee.«

      »Nein, es ist ein Klassiker!«, grinste Ned. »Charlie wird die Krise kriegen, wenn dieses Biest unser Schiff in Stücke reißt und wir von ihm in die Unterwasserwelt gezogen werden. Denkst du, sie ist am Samstag wieder mit an Bord?«

      Jamie hob die Schultern. »Kann schon sein. Ich glaube, so langsam haben wir sie mit unserem Spiel richtig angefixt. Wenn sie also keine Bandprobe hat, ist sie bestimmt wieder dabei.«

      Ned schaltete seinen Laptop aus und stopfte ihn in die Tasche. »Ist sie jetzt eigentlich wirklich nicht mehr mit Colin zusammen?«

      Jamie hielt inne, seufzte und sah Ned dann ungewöhnlich ernst an. »Ich hab gesehen, wie du sie angeschaut hast. Heute in der Cafeteria.«

      Mist!

      Verlegen wich Ned Jamies Blick aus.

      War es so offensichtlich gewesen?

      Shit, etwa auch für Charlie?!

      Himmel, er wusste doch noch gar nicht, ob er wirklich was von ihr wollte! Außer vielleicht mal ausprobieren, ob dieses seltsame Kribbeln in seinem Inneren noch stärker werden konnte, wenn er – na ja, wenn er sich ein bisschen näher mit ihr befasste …

      Das Problem war nur, er hatte überhaupt keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Flirten oder gar Dates – das war komplettes Neuland für ihn und er hatte keinen Plan, wie man sich dabei nicht total lächerlich machte.

      »Lass es, Ned.«

      Irritiert sah Ned zu Jamie an. »Was denn?«

      »Charlie. Lass die Finger von ihr.«

      Der Satz wirkte wie ein Schlag in die Magengrube.

      »Ich weiß, sie ist cool und witzig und sie hat dich in letzter Zeit öfter angeflirtet, aber das macht sie mit jedem.« Jamie grinste halbherzig. »Manchmal sogar mit Zack oder mir. Es ist für sie nur Spaß. Ein Spiel. Nichts davon meint sie ernst. Und wenn sie sich einen Kerl schnappt, dann läuft es immer nur auf oberflächliche kleine Nummern raus, die meist nicht länger als ein paar Wochen dauern – bis es ihr zu langweilig wird und sie sich einen Neuen sucht.«

      Krampfhaft versuchte Ned das miese Gefühl zu ignorieren, das sich in seinem Inneren auszubreiten begann. »Kann es sein, dass du gerade ziemlich übertreibst?«, fragte er verärgert. »Warum machst du sie so runter? Seit ich sie kenne, war sie nur on-and-off mit Colin zusammen und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie im Off noch mit zig anderen Typen rumgemacht hat. Und selbst wenn! Ist doch okay, wenn sie Spaß haben will! Oder ausprobiert. Nicht jeder steht auf feste Beziehungen. Und nicht jeder trifft die große Liebe gleich beim ersten Date! Deshalb kannst du sie doch nicht gleich als nymphomanische Schlampe hinstellen!«

      Er war ziemlich pampig geworden. Mehr als er gewollt hatte. Mehr als gut war. Zumindest, wenn er nach dem Blick ging, mit dem Jamie ihn gerade bedachte.

      »Spinnst du? Das hab ich doch gar nicht! Ich mag Charlie! Sie ist toll! Und wenn es ihr Ding ist, mit jedem dritten Kerl auf diesem Planeten Spaß zu haben – wunderbar! Ich gönn es ihr von Herzen, wenn sie damit glücklich ist. Aber für dich ist sie nicht die Richtige.«

      Empört schnappte Ned nach Luft. »Hallo?! Woher willst du wissen, was das Richtige für mich ist? Vielleicht will ich ja auch einfach nur was ausprobieren und ein bisschen Spaß haben!«

      »Na ja.« Jamies Tonfall klang jetzt deutlich sarkastisch. »Du bist aber nun mal ein bisschen anders. Was glaubst du, wie lange du dein kleines Geheimnis vor Charlie verstecken könntest? Sie sucht ihre Typen nicht, um mit denen nur Händchen zu halten, das ist dir klar, ja? Wenn du also weiter vor aller Welt geheim halten willst, dass du in einem Biokörper lebst, kannst du dir ausprobieren und ein bisschen Spaß haben wohl nicht so einfach leisten, oder?«

      Ned spürte einen scharfen Stich und irgendwas in seinem Inneren fühlte sich an, als würde es zu Eis.

      Himmel, was war das denn?!

      Das Schmerzempfinden in seinem neuen Körper funktionierte normalerweise gar nicht, aber Jamies Worte taten gerade richtig weh …

      »Stimmt, ich bin ja bloß noch ein Robo-Freak!«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ballte die Fäuste.

      Jamie schüttelte den Kopf. »Ned, so hab ich das nicht gemeint. Und das weißt du auch! Aber wenn es dir so wichtig ist, deinen Biokörper geheim zu halten, dann –«

      »Ach, darum geht es, ja? Du bist sauer wegen der Geheimhaltung!«

      »Was?!« Verwirrt schüttelte Jamie erneut den Kopf. »Wieso denn sauer?«

      Doch Ned sprang nur wütend auf und raffte seine Sachen zusammen.

      Er musste hier raus! Sofort!

      Er konnte Jamie jetzt nicht länger ertragen.

      »Weißt du, ich kann verstehen, dass du angepisst bist, weil du die ganzen beschissenen Fragen und Kommentare wegen der Bioroboter abkriegst und nicht ich!« Er funkelte Jamie voller Zorn und Bitterkeit an. »Aber dass du mir Charlie miesmachst, weil du Typen wie Mike ertragen musst, das hätte ich echt nicht von dir gedacht!«

      »Was?! Hast du sie noch alle?« Aufgebracht stemmte Jamie sich vom Stuhl hoch. »Denkst du das wirklich von mir?«

      »Ich denke –«

      »Ich denke, es wäre besser, wenn ihr zwei euch für den Rest des Tages aus dem Weg geht«, fiel Max ihm ins Wort. Der Hightechhausmann war aus dem Küchenbereich herübergekommen und musterte die beiden Jungen ruhig. »Die Frequenzen eurer Stimmen zeigen, dass ihr aufgebracht seid, und die Analyse eures Gesprächsverlaufs weist eine zunehmend unsachlichere Argumentationsstruktur auf. Eine Fortsetzung eurer Diskussion zu diesem Zeitpunkt scheint daher wenig erfolgversprechend. Stattdessen würde euch etwas Abstand guttun, bevor womöglich etwas passiert, das ihr bereut.«

      »So was nennt man Streit, Max!«, fauchte Ned, ohne Jamie aus den Augen zu lassen. »Das kommt zwischen Menschen vor, selbst wenn einer von ihnen bloß noch ein Robo-Freak ist! Aber keine Sorge, meine Schaltkreise ticken schon nicht aus, und ich werd nicht plötzlich auf Jamie losgehen, falls das deine Befürchtung sein sollte!«

      »Warum denn nicht?«, zischte Jamie bissig. »Weil du dann ein noch größeres Arschloch als Mike wärst? Tu dir keinen Zwang an! Was deine bescheuerten Unterstellungen angeht, hast du sein Niveau immerhin schon locker unterschritten!«

      Neds Hände krallten sich in den Schulterriemen seiner Schultasche. Einen Moment lang bohrte er seinen Blick noch in Jamies, dann drehte er sich kommentarlos um und verließ das Haus.

      Lustlos zappte Jamie durch die Fernsehprogramme, ohne wirklich wahrzunehmen, was da über den Bildschirm flimmerte, als die Haustür geöffnet wurde.

      »Hi Max!«

      Zack und Jemma waren zurück.

      »Hallo ihr zwei. Wie waren die Fahrstunden?«

      »Meine war perfekt. Und Jem hat nur noch zwei Laternen und einen Mülleimer mitgenommen, also eine deutliche Verbesserung zum letzten Mal.«

      »Du fieser Mistkerl! Als ob! Wer musste denn bitte beim rückwärts Einparken gleich zweimal korrigieren, während ich schon beim ersten Mal absolut perfekt stand?«

      »Ein blindes Huhn findet halt ab und an auch


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