Tochter des Ozeans. Leinani Klaas

Tochter des Ozeans - Leinani Klaas


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verpetzt. Noch nicht!

      »Sehr schön, Darling. Aber würde es dir viel ausmachen, deine Schwester mitzunehmen? Sie sitzt hier doch sonst so einsam rum.«

      Verflucht! Das war Dan gewesen, ganz väterliche Fürsorge. Danke auch.

      Jetzt war es nur eine Frage von Sekunden, bis Delilah die Bombe platzen ließ.

      »Die ist nie und nimmer meine Schwester!«, fauchte Delilah böse und ich hörte, wie etwas in der Küche klappernd auf den Boden fiel.

      Delilah schien sich zu fangen, denn dann sagte sie zuckersüß:

      »Es geht hier ja gar nicht um mich. Wenn ich das zu entscheiden hätte, würde ich sie natürlich mitnehmen, aber meine Freunde… Ach, die mögen sie nicht so gerne. Ich kann da gar nichts für. Wirklich.«

      Wer‘s glaubt. Doch Mom und Dan schienen auf ihr feines Töchterchen reinzufallen.

      »Ach Liebling, versuch es doch mal. Bestimmt haben deine Freundinnen nichts dagegen«, sagte Mom sanft.

      Damit war das Thema für sie wohl beendet, denn sie verließ die Küche und verschwand im Bad.

      Doch Delilah hatte dazu sehr wohl noch etwas zu sagen. Natürlich.

      »Ach Daddylein, was soll ich denn machen? Sie ist einfach komisch, Demi und Bea würden niemals zulassen, dass sie mitkommt. Kannst du nicht mit Mom reden. Bitte?«

      Ich sah ihre Schmollschnute bildlich vor mir und schnaubte - was für eine hinterhältige Person.

      Beinahe wünschte ich mir, eine andere Familie gefunden zu haben, ohne eine Delilah, aber um Brenda und auch um Dan würde es mir leidtun.

      Als Dan zum Abendessen rief, konnte ich meine Nervosität kaum verbergen und wollte mich am liebsten in meinem Bett verkriechen, aber gleichzeitig wollte ich Delilah den Triumph nicht gönnen, also setzte ich ein freundliches Lächeln auf und verließ mein Zimmer.

      Das Abendessen verlief ruhig, fast harmonisch, doch ich konnte die bösen Blicke auf mir spüren und wagte es nicht ihr in die Augen zu schauen.

      Wir schafften es bis zum Nachtisch, Schokoladenpudding mit Kirschen, da kam es wie es kommen musste:

      Mom sagte: »Delilah, Schätzchen, wolltest du deine Schwester nicht noch etwas fragen?!«

      Delilah fiel fast vom Stuhl und riss die Augen auf. »Mooom!«, rief sie vorwurfsvoll. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken und spürte, wie ich rot wurde.

      Jetzt. Jetzt würde sie ihnen von meiner Aktion vor der Eisdiele erzählen, ich war mir sicher. Meine Fingernägel bohrten sich in meine Handflächen und ich hielt die Luft an.

      »Ich kann sie nicht mitnehmen. Wir wollen unter uns bleiben.« Trotz des Seitenhiebs schaffte sie es unschuldig drein zu schauen.

      »Du wirst deine Freunde schon umstimmen können.«

      »Außerdem ist das Auto voll…«

      Mom unterbrach sie mit einer unwirschen Handbewegung. »Dann fahrt ihr eben mit einem Auto mehr. Das wird kein Problem sein!« In ihrer Stimme schwang Missmut mit.

      »Aber das ist ein Privatstrand. Ich kann nicht einfach alle möglichen Leute mitnehmen, das…«

      »ES REICHT, DELILAH! Entweder du nimmst sie mit oder du bleibst daheim. Ende der Diskussion.«

      Entschlossen legte sie das Besteck zur Seite und wollte aufstehen. Doch jetzt meldete ich mich zu Wort. Keiner hatte mich gefragt, was ich eigentlich davon hielt. Aber dann hatte Delilah erwähnt, dass es wohl ans Meer gehen würde und da wollte ich auf gar keinen Fall hin. Unter keinen Umständen, absolut nicht.

      »Ist schon in Ordnung, ich muss da wirklich nicht mit. Ich habe genug Hausaufgaben zu machen und Dan wollte mit mir ein neues Beet anlegen.«

      Bitte, bitte, hör auf, darauf zu bestehen, Brenda, flehte ich in Gedanken.

      »Siehst du? Sie will gar nicht mit. Wir können sie ja nicht zwingen«, säuselte Delilah sanft und griff nach ihrem Glas. Sie lächelte und schien zufrieden.

      Doch Mom hatte endgültig genug: »Ich gehe jetzt zu Bett, ich hatte einen anstrengenden Tag. Ihr zwei habt gehört, was ich gesagt habe und ich erwarte, dass ihr euch daran haltet. Jetzt helft eurem Vater in der Küche. DELILAH, ich dulde keine Widerworte!«

      Ihre Tochter war aufgesprungen, das hübsche Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzogen. Jetzt wurde sie rot und schien fast zu platzen. Statt ihrer Mutter wütende Worte entgegenzuschleudern, fing sie an die Teller zusammen zu tragen, um sie dann schwungvoll in die Spülmaschine zu räumen, danach pfefferte sie die Servietten in den Mülleimer und rauschte aus der Küche. Wir hatten sie schweigend und in Moms Fall, verblüfft angestarrt. Die seufzte nun.

      »War ich zu hart mit ihr? Sollte ich besser nach ihr sehen, bevor sie wieder einen…«, sie unterbrach sich und warf mir einen merkwürdigen Blick zu.

      »Ich denke, sie wird schon zurechtkommen. Ich sehe später nach ihr. Leg dich ruhig hin, Schatz«, sagte Dan und ging um den Tisch herum auf sie zu. Als er sie sanft in die Arme schloss, schaute ich verlegen weg. Leise machte ich mich daran die Töpfe und den Rest der Küche aufzuräumen.

      »Schon in Ordnung, Clara. Ich mach den Rest, geh nur«, meinte Dan, der von hinten an mich herangetreten war und mir jetzt eine Hand auf die Schulter legte. Ich zuckte zurück und duckte mich unter seiner Berührung weg. Bereute es aber sofort, als ich Dans enttäuschten Blick auffing. Er verstand, dass ich mich nicht gern anfassen ließ, aber meine unbeabsichtigte Ablehnung schien ihn zu verletzen.

      »Es macht mir nichts aus, Dan«, murmelte ich und schaute auf den Boden.

      Er atmete hörbar aus und zwang sich dann zu einem Lächeln.

      »Gib mir mal das Geschirrtuch, dann schaffen wir es schneller.« Schweigend machten wir den Abwasch. Hin und wieder war das Klirren von Besteck zu hören, das Dan in einer Schublade verstaute. Danach setzte ich mich zu ihm ins Wohnzimmer, es lief ein Baseballspiel im Fernsehen, das ich nur halb verfolgte. Aber alleine in meinem Zimmer zu sitzen und zu grübeln, wäre noch schlimmer gewesen.

      Meine Gedanken kreisten um Delilah. Sie war eine fürchterlich eingebildete Göre und lügen konnte sie wie gedruckt. Ihre Eltern ließen sich von ihr um den Finger wickeln, ohne zu merken, dass sie veräppelt wurden. Sie konnten einem beinahe leidtun.

      Erschrocken fuhr ich zusammen als ich bemerkte, dass ich Dan und Mom zweimal ihre Eltern genannt hatte und nicht unsere.

      Was für ein furchtbarer Tag, dachte ich und war plötzlich todmüde. Ich wünschte Dan eine gute Nacht als ich vom Sofa aufstand und schlich in mein Zimmer. Zum Glück war Delilahs Tür schon zu, für eine Konfrontation mit ihr, hatte ich einfach keine Kraft mehr.

      Ich schaffte es noch meine Zähne zu putzen und den Wecker zu stellen, da fiel ich auch schon müde ins Bett und schlief sofort ein.

      KAPITEL 5

      Gaia - personifizierte Erde und eine der ersten Gottheiten,

      Ehefrau und Mutter des Pontos, mit dem sie Nereus gebar und

      Mutter des Okeanos

      Drohend hob er die Hand. Im Licht blitzte das blanke Metall der Schere auf, die er fest gepackt hielt und ich drängte mich zurück in die Ecke. Gestern hatte er die Heizung abgedreht, um mich zu bestrafen und ich fror in den dünnen Kleidern, die ich trug.

      »Was habe ich dir gesagt, Kind? Du hörst auf mich oder du wirst es bereuen.«

      Ein panischer Laut, einem Winseln gleich, drang über meine Lippen und ich schlug mir erschrocken die Hand vor den Mund. Er hasste Schwäche. Er verachtete sie beinahe noch mehr als Dummheit und da ich gerade nicht nur dumm gewesen war, sondern jetzt auch noch Angst gezeigt hatte, würde er mich seinen Zorn darüber spüren lassen. Ich hob die


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