Markenrecht. Jennifer Fraser
1.Sinn und Zweck der Norm111 – 115
2.Der Begriff der notorischen Bekanntheit116 – 118
Literatur:
Albrecht Fremdsprachige Wörter im Markenrecht, GRUR 2001, 470; Beier Ausstattungsschutz für Farben, GRUR 1980, 600; Bender Die grafische Darstellbarkeit bei den neuen Markenformen, FS v Mühlendahl, 2005, S 157; Berlit Die Marke kraft Verkehrsgeltung – eine aktuelle Bestandsaufnahme zu § 4 Ziff 2 MarkenG, WRP 2002, 177; Bingener Von der grafischen Darstellbarkeit zur klaren und eindeutigen Bestimmbarkeit, MarkenR 2019, 145 ff; v Bomhard/Geier Nicht eingetragene Marken als relative Eintragungshindernisse, MarkenR 2016, 497; Dück Markenrechtlicher Schutz des DFB-Adlers, GRUR 2015, 546 ff; Fezer Was macht ein Zeichen zur Marke? Die latente Herkunftsfunktion als rechtliche Voraussetzung, WRP 2000, 1; Hacker Das Markenrechtsmodernisierungsgesetz (MaMoG) Teil I: Markenfähigkeit, absolute Schutzhindernisse und patentamtliche Verfahren, GRUR 2019, 113 ff; Heydt Zum Begriff der Weltmarke, GRUR 1952, 321; Klaka Schutzfähigkeit der dreidimensionalen Benutzungsmarke nach § 4 Abs 2 MarkenG, GRUR 1996, 613; Kunz-Hallstein Internationaler Schutz notorisch bekannter Marken nach Art 6bis PVÜ u Art 16 Abs 2 u 3 TRIPS im Lichte der WIPO Generalversammlung vom 29.9.1999, GRUR Int 2015, 7; Kur Die notorisch bekannte Marke iSv 6bis PVÜ und die „bekannte Marke“ iSd Markenrechtsrichtlinie, GRUR 1994, 330; dies Die WIPO-Vorschläge zum Schutz notorisch bekannter und berühmter Marken, GRUR 1999, 866; Lerach Entwicklungslinien der Rechtsprechung zur Bedeutung der Demoskopie bei Verkehrsdurchsetzung MarkenR 2017 152; Moll Die berühmte und die bekannte Marke, GRUR 1993, 8; Munz Die Zuordnung einer Marke durch Verkehrsgeltung des Zeichens im Verhältnis zwischen Hersteller nach Beendigung des Vertragsverhältnisses, GRUR 1995, 474; Niedermann Empirische Erkenntnisse zur Verkehrsdurchsetzung, GRUR 2006, 367; Piper Der Schutz der bekannten Marken, GRUR 1996, 429; Sack Sonderschutz bekannter Marken, GRUR 1995, 81; Schoene Der Benutzungszwang im Markengesetz, 2003; Sebastian Geistiges Eigentum als europäisches Markenrecht, GRURInt 2013, 524; Stieper Geschmack eines Lebensmittels als urheberrechtlich geschütztes Werk, Anm EuGH Große Kammer, Urt v 13.11.2018 – C-310/17 – juris, PR-WettbR 12/2018 Anm 1.
1. Die Tatbestände
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Gem § 4 entsteht der Schutz von Marken entweder durch die Eintragung eines Zeichens als Marke in das vom Patentamt geführte Register nach § 4 Nr 1 (BGH 23.9.2015 – I ZR 15/14, Rn 20, 27 – Amplidect/amplitey – juris), durch die Benutzung eines Zeichens im geschäftlichen Verkehr, soweit das Zeichen innerhalb beteiligter Verkehrskreise als Marke Verkehrsgeltung erworben hat nach § 4 Nr 2 (BGH GRUR 2009, 783 ff Rn 22 – UHU) oder durch die notorische Bekanntheit der Marke nach Art 6bis PVÜ, § 4 Nr 3. Dieser Gliederung folgend spricht man auch von der Registermarke, der Benutzungsmarke und der Notorietätsmarke (vgl nur Fezer § 4 Rn 1).
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§ 4 umfasst alle Marken für Waren und Dienstleistungen; dies folgt bereits aus Art 1 der MRL und § 3 Abs 1 (amtl Begr BT-Drucks 12/6581, 66).
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Der in § 4 Nr 1–3 statuierte Markenschutz kann jeweils gleichberechtigt für sich allein, aber auch kumulativ nebeneinander bestehen (OLG Frankfurt 12.9.2012 – 9 U 36/11, juris Rn 41, unter Hinweis auf die 2. Aufl). Wenn Rechte nach § 4 mit solchen nach § 5 zusammentreffen, ist für die Bestimmung des Vorranges der Rechte ihr Zeitrang maßgeblich (vgl KG NJW-WettbR 2000, 167 f). § 6 regelt den Vorrang und den Zeitrang im Falle des Zusammentreffens von Rechten nach §§ 4, 5 und 13.
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Zeichen genießen nach § 4 Nr 1-3 nur Schutz, wenn sie markenfähig sind. Dh die in § 3 geforderten Voraussetzungen gelten für alle in § 4 Nr 1-3 bezeichneten Marken. Nach § 3 Abs 1 sind alle Zeichen markenrechtsfähig, die geeignet sind, Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden. § 3 Abs 2 enthält Regelungen über die Schutzrechtsunfähigkeit von Zeichen, bei der es dann nicht darauf ankommt, ob sich die Zeichen etwa durchgesetzt haben (vgl § 3 Rn 3 ff).
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Das Markenrecht stellt ein Immaterialgüterrecht mit Ausschlusswirkung gegen jeden Nichtberechtigten dar (vgl BVerfG NJW 1988, 2594 ff – Esslinger Neckarhalde II; OLG Köln GRUR 2002, 264, 265 ff – DONA/PROGONA) und genießt den Schutz der Art 14 Abs 1, 5 Abs 1 GG (vgl BVerfG WRP 1997, 424 ff – Rauchen schadet der Gesundheit; NJW 1980, 383 ff – Weinbergrolle; BVerfG NJW 1988, 2594 ff – Esslinger Neckarhalde II; BPatG GRUR 2007, 63 – KielNET; statt vieler noch Schoene S 43 und § 14 Rn 12 ff, Art 17 Charta der Grundrechte der EU sowie Art 1ZP 1 EMRK (EGMR 11.1.2007, Nr 73049 – 01 – Anheuser-Busch Inc v Portugal und Sebastian GRURInt 2013, 524, 529 f mN).
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Der Schutzinhalt der Markenrechte nach § 4 Nr 1-3 ist in den Vorschriften dieses Gesetzes geregelt. § 14a könnte nach Abs 1 seines Wortlauts zwar zugunsten der Inhaber aller Marken nach § 4 Nr 1-3 gelten. Um jedoch eine einfach handhabbare Regelung zu finden, muss das gefälschte Zeichen eine eingetragene Marke nach § 4 Nr 1 oder eine geschäftliche Bezeichnung nach § 5 sein, da die Voraussetzungen für die Annahme einer Benutzungsmarke dem Zoll nicht ohne weiteres klar sein können. Aus diesem Grund gelten die Rechte aus § 14a Abs 1 nur für Inhaber eingetragener Marken sowie geschäftlicher Bezeichnungen, nicht aber für Inhaber von Benutzungs- oder Notorietätsmarken (vgl § 14a Abs 1 und Rn 13 aE).
2. Der Einfluss des Gemeinschaftsrechts auf die Interpretation von