Verraten . Морган Райс
ewige Liebe versprechen? Würde er sie küssen?
Sie ahnte, dass er genau das tun wollte, und bekam auf einmal Angst. Sie fürchtete sich vor ihrem neuen Leben und fragte sich, was passieren würde, wenn die Sache mit ihnen beiden nicht funktionierte. Statt einfach den Augenblick zu genießen, musste sie hingehen und den Zauber zerstören, indem sie ihren großen Mund wieder aufriss.
»Was ist mit dem Schwert passiert?«, fragte sie.
Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich von einer Sekunde auf die andere. Aus dem liebevollen Blick voller Leidenschaft wurde ein Ausdruck tiefer Sorge. Es war, als wäre eine dunkle Wolke über einen Sommerhimmel gezogen.
Er drehte sich um und ging einige Schritte auf die Steinbrüstung zu, blieb mit dem Rücken zu ihr stehen und sah auf den Fluss hinaus.
Was bist du nur für eine Idiotin, schalt sie sich. Warum musstest du überhaupt etwas sagen? Warum konntest du nicht einfach zulassen, dass er dich küsst?
Das Schwert war ihr wichtig, das stimmte, aber lange nicht so wichtig wie Caleb. Und doch hatte sie den Moment zerstört.
»Ich fürchte, wir haben das Schwert verloren«, erwiderte Caleb leise, ohne sich umzudrehen. »Es wurde uns gestohlen, zuerst von Samantha, dann von Kyle. Sie haben uns einfach überrumpelt. Ich hätte es vorhersehen müssen, aber ich habe nicht mit ihnen gerechnet.«
Caitlin ging zu ihm und legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, in der Hoffnung, dass sie die Stimmung vielleicht wieder drehen konnte.
»Sind deine Leute in Ordnung?«, fragte sie.
Als er sich umdrehte, sah er noch besorgter aus als zuvor.
»Nein«, erwiderte er. »Mein Clan ist in großer Gefahr. Und mit jeder Minute, die ich nicht da bin, wächst die Gefahr.«
Caitlin dachte nach.
»Warum bist du dann nicht zu ihnen gegangen?«, wollte sie schließlich wissen.
Doch sie kannte die Antwort schon, bevor er sie aussprach.
»Ich konnte dich nicht allein lassen«, sagte er. »Ich musste einfach wissen, ob es dir gut geht.«
Ist das alles?, dachte Caitlin enttäuscht. Wollte er nur sichergehen, dass es ihr gut ging? Und dann würde er einfach gehen?
Caitlin wusste, was er für sie geopfert hatte, und sie liebte ihn dafür. Trotzdem fragte sie sich jetzt, ob er sich nur um ihr körperliches Wohlbefinden sorgte und es ihm gar nicht um sie beide als Paar ging.
»Nun …«, begann sie zögernd, »dann wirst du also nun einfach gehen … da du jetzt ja weißt, dass es mir gut geht?«
Erneut hörte sie sich viel zu schroff an. Was war los mit ihr? Warum konnte sie nicht netter und sanfter sein, so wie er? Dabei meinte sie es doch gar nicht so. Eigentlich wollte sie doch bloß sagen: Bitte, lass mich nicht allein.
»Caitlin«, sagte er sanft, »ich möchte, dass du mich richtig verstehst. Meine Familie, mein Volk, mein Clan – sie sind in großer Gefahr. Das Schwert ist irgendwo da draußen, und es ist in die falschen Hände geraten. Ich muss zurück zu meinen Leuten, ich muss sie retten. Um ehrlich zu sein, ich hätte schon vor einer Woche aufbrechen sollen … und nachdem ich mich jetzt vergewissert habe, dass du dich gut erholt hast … Na ja, ich will dich nicht verlassen. Aber ich muss meiner Familie helfen.«
»Ich könnte mit dir kommen«, schlug Caitlin hoffnungsvoll vor. »Ich könnte dir helfen.«
»Du bist noch nicht vollständig erholt«, erwiderte er. »Diese Bruchlandung eben war kein Unfall. Es dauert eine Weile, bis Vampire ihre Kräfte vollständig erlangt haben. Und in deinem Fall kommt noch hinzu, dass das Schwert dir eine furchtbare Verletzung zugefügt hat. Die Heilung kann viele Tage oder sogar Wochen dauern. Wenn du mitkommen würdest, könntest du dich verletzen. Ein Schlachtfeld ist momentan nicht der richtige Ort für dich. Aber hier kannst du ausgebildet und unterrichtet werden, deshalb habe ich dich hergebracht.«
Caleb drehte sich um und überquerte die Terrasse, um mit ihr zusammen hinunter in den Hof zu blicken.
Tief unten sahen sie Dutzende Vampire, die im Licht der Fackeln trainierten, mit Schwertern kämpften und Ringkämpfe ausfochten.
»Auf dieser kleinen Insel lebt einer der besten Clans«, erklärte er. »Sie haben zugestimmt, dich aufzunehmen. Sie werden dich unterrichten. Sie werden dich ausbilden. Sie werden dich stärker machen. Und dann, wenn deine Kräfte vollständig entwickelt sind, wenn du vollständig geheilt bist, wird es mir eine Ehre sein, mit dir an meiner Seite zu kämpfen. Doch bis dahin kann ich dich leider nicht mitnehmen. Der Krieg, der vor der Tür steht, wird außerordentlich gefährlich sein. Selbst für einen Vampir.«
Caitlin runzelte die Stirn – sie hatte befürchtet, dass er so etwas sagen würde.
»Aber was ist, falls du nicht zurückkommst?«, fragte sie.
»Wenn ich überlebe, kehre ich zu dir zurück, das verspreche ich dir.«
»Aber wenn du nicht überlebst?«, fragte sie voller Furcht. Sie brachte die Worte kaum über die Lippen.
Caleb wandte sich ab und blickte zum Horizont. Er atmete tief ein, starrte in die Wolken und schwieg.
Das war Caitlins Chance, denn sie wollte unbedingt das Thema wechseln. Er war fest entschlossen, zu gehen, das war deutlich zu sehen, nichts konnte ihn aufhalten. Und genauso offensichtlich war, dass er sie nicht mitnehmen konnte. Als eine Welle der Erschöpfung sie überkam, merkte sie, dass er recht hatte: Sie war noch nicht bereit für den Kampf. Zuerst musste sie ganz gesund werden.
Deshalb wollte sie nicht noch mehr Zeit damit verschwenden, ihn umzustimmen. Sie wollte auch nicht mehr über Vampire, Kriege und Schwerter reden. Nein, sie wollte die kostbare verbleibende Zeit nutzen, um über sie beide zu sprechen. Über Caitlin und Caleb. Ihre gemeinsame Zukunft als Paar. Ihre Liebe zueinander. Sie wollte endlich wissen, wie die Dinge standen.
Außerdem hatte sie inzwischen begriffen, dass sie ihn in der Vergangenheit für selbstverständlich hingenommen hatte – seit ihrer ersten Begegnung. Nie hatte sie innegehalten, ihm in die Augen geblickt und ihm gesagt, wie tief ihre Gefühle für ihn waren. Sie war jetzt eine Frau, und es war Zeit, auf ihn zuzugehen und sich wie eine erwachsene Frau zu benehmen. Ihm zu sagen, was sie wirklich für ihn empfand. Er musste es erfahren. Vielleicht hatte er schon gespürt, wie sehr sie ihn liebte, aber sie hatte es noch nie ausgesprochen. Caleb, ich liebe dich. Ich habe dich vom ersten Moment an geliebt. Und ich werde dich immer lieben.
Caitlins Herz hämmerte, und sie fürchtete sich mehr vor diesem Moment als vor allem anderen. Zitternd hob sie die Hand und berührte seine Wange.
Langsam drehte er sich zu ihr um.
Endlich war sie bereit, ihm zu sagen, was in ihr vorging.
Doch als sie es versuchte, brachte sie kein Wort hervor.
Gleichzeitig blitzte Besorgnis in seinen Augen auf. Dann öffnete er den Mund, um ihr etwas zu sagen.
»Caitlin, es gibt etwas, was ich dir sagen muss …«, setzte er an.
Doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden.
Plötzlich hörten sie, dass eine Tür aufging, und Caitlin spürte sofort, dass sie nicht mehr allein waren.
Sie drehten sich um, um herauszufinden, wer da gekommen war.
Es war eine Vampirfrau. Eine unglaublich schöne Frau. Sie war größer und schlanker als Caitlin und hatte eine bessere Figur, außerdem lange rote Haare und leuchtend grüne Augen.
Als Caitlin erkannte, wer sie war, sank ihr das Herz.
Nein, das konnte nicht sein.
Doch sie war es tatsächlich: Sera, Calebs Exfrau.
Caitlin war ihr nur einmal kurz in The Cloisters begegnet, doch sie hatte sie nicht vergessen.
Mit der Eleganz eines Geschöpfes, das schon seit Jahrtausenden auf diesem Planeten weilte, kam Sera auf sie zu. Voller Selbstvertrauen. Ohne Caitlin aus den Augen zu lassen, stellte sie sich neben Caleb.
Dann