Ange Pitou Denkwürdigkeiten eines Arztes 3. Александр Дюма

Ange Pitou Denkwürdigkeiten eines Arztes 3 - Александр Дюма


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vorzeigte, »Seine Majestät hat von Ihnen sprechen hören, und wenn sie Sie nicht persönlich kennt, so weisen Sie darum doch nicht die Ehre zurück, die sie Ihnen anthut, und empfangen Sie diejenigen, welche in ihrem Namen erscheinen, mit Anstand.«

      Und mit einer artigen Verbeugung und mit einem kleinen freundschaftlichen Augenwink schloß der Gefreite die Thüre wieder, wonach die Ausspäherei ihren Fortgang nahm.

      Billot schwieg und ging mit gekreuzten Armen, wie ein Löwe im Käfig, in der Stube umher; er fühlte sich gefangen und in der Gewalt dieser Menschen.

      Das Werk der Durchsuchung wurde stillschweigend fortgesetzt. Diese Menschen schienen vom Himmel gefallen zu sein. Niemand hatte sie gesehen als der Taglöhner, der ihnen den Weg gezeigt. In den Höfen hatten die Hunde nicht gebellt; der Anführer der Häscher mußte unter seinen Genossen ein Meister sein von Kraft und nicht zum erstenmal bei der Ausführung eines ähnlichen Handstreichs.

      Billot hörte das Seufzen seiner in der Stube über ihm eingeschlossenen Tochter. Er erinnerte sich ihrer prophetischen Worte, denn es unterlag keinem Zweifel, daß der Grund der Verfolgung, die den Pächter traf, das Buch des Doktors war.

      Es hatte indessen neun Uhr geschlagen, und Billot konnte durch sein vergittertes Fenster, einen nach dem andern, seine Knechte zählen, die von der Arbeit zurückkamen. Bei diesem Anblick begriff er, daß im Falle eines Zusammenstoßes wohl die Stärke, wenn auch nicht das Recht, auf seiner Seite wäre. Diese Überzeugung machte das Blut in seinen Adern kochen. Er hatte nicht die Geduld, sich länger zu bewältigen, packte die Thüre beim Handgriff und rüttelte einmal so gewaltig daran, daß er mit ein paar ähnlichen Erschütterungen das Schloß gesprengt hätte.

      Die Polizeiagenten öffneten sogleich und sahen den Pächter hoch aufgerichtet und drohend auf der Schwelle erscheinen; überall war das Oberste zu unterst gekehrt.

      »Aber was sucht ihr denn bei mir?« rief Billot. »Sagt es, oder beim Teufel, ich schwöre, daß ich Euch zwinge, es zu sagen.«

      Die allmählige Rückkehr der Leute des Pachthofes war einem Mann von so geübtem Auge, wie das des Gefreiten, nicht entgangen. Er hatte die Knechte gezählt und die Überzeugung erlangt, er könnte im Falle eines Zusammenstoßes das Schlachtfeld nicht wohl behaupten. Er näherte sich daher Billot mit einer Höflichkeit, die noch honigsüßer als gewöhnlich, bückte sich bis auf den Boden und sprach:

      »Ich will es Ihnen sagen, lieber Herr Billot, obgleich das gegen unsere Gewohnheiten ist. Wir suchen bei Ihnen ein Buch, das den Umsturz predigt, eine aufrührerische Broschüre, die von unseren königlichen Zensoren verboten worden ist.«

      »Ein Buch bei einem Pächter, der nicht lesen kann?«

      »Darüber darf man sich nicht wundern, wenn Sie der Freund des Verfassers sind und er es Ihnen geschickt hat.«

      »Ich bin nicht der Freund des Doktors Gilbert,« erwiderte der Pächter, »ich bin sein ergebenster Diener; Freund des Doktors, das wäre eine zu große Ehre für einen armen Pächter meiner Art.«

      Dieser unüberlegte Ausfall, in dem sich Billot dadurch verriet, daß er gestand, er kenne nicht nur den Verfasser, was als ganz natürlich erscheinen mußte, da der Verfasser sein Grundherr war, sondern auch das Buch, sicherte dem Agenten den Sieg. Er richtete sich auf, nahm seine liebenswürdigste Miene an, berührte den Arm von Billot mit einem Lächeln, das sein Gesicht wie durch einen Querschnitt zu teilen schien, und sprach:

      »Du bist's, der ihn genannt – kennen Sie diesen Vers, mein guter Herr Billot?«

      »Ich kenne keine Verse.«

      »Er ist von Herrn Racine, einem sehr großen Dichter.«

      »Nun, was bedeutet dieser Vers?« fragte Billot ungeduldig.

      »Er bedeutet, daß Sie sich verraten haben.«

      »Ich? Wie dies?«

      »Indem Sie zuerst Herrn Gilbert nannten, welchen wir nicht zu nennen so diskret gewesen sind.«

      »Das ist wahr,« murmelte Billot.

      »Sie gestehen also?«

      »Ich werde mehr thun.«

      »Oh! mein lieber Herr Billot, Sie sind allzu gütig; was werden Sie thun?«

      »Wenn es dieses Buch ist, was Sie suchen, und wenn ich Ihnen sage, wo Sie es finden können,« erwiderte der Pächter mit einer Unruhe, die er nicht völlig verbergen konnte, »werden Sie dann aufhören, alles umzukehren?«

      Der Gefreite gab den zwei Häschern ein Zeichen.

      »Ganz gewiß,« sagte er, »da dieses Buch der Gegenstand der Haussuchung ist. Nur werden Sie uns vielleicht ein Exemplar eingestehen, während Sie zehn haben?« fügte er mit seiner lächelnden Grimasse bei.

      »Ich habe nur eines, das schwöre ich Ihnen.«

      »Lieber Herr Billot, sprach der Gefreite, wir sind verpflichtet, die genaueste Nachforschung zu halten. Gedulden Sie sich also noch fünf Minuten; wir sind nur arme Agenten, die Befehle von der Behörde erhalten haben, und Sie werden sich nicht gern dem widersetzen, daß Leute von Ehre, – es gibt in allen Ständen, lieber Herr Billot, – Sie werden sich nicht gern dem widersetzen, daß Leute von Ehre ihre Schuldigkeit thun.«

      Der schwarze Mann hatte den rechten Ton gefunden. So mußte man mit Billot sprechen.

      »Thun Sie es, aber geschwinde,« sagte er.

      Und er wandte ihnen den Rücken zu.

      Der Gefreite machte ganz sachte die Thüre zu und drehte nicht minder sachte den Schlüssel einmal um. Billot ließ ihn, die Achseln zuckend, gewähren, denn er war sicher, die Thüre an sich ziehen zu können, sobald er wollte.

      Der schwarze Mann gab seinerseits den Häschern ein Zeichen und sie gingen ans Geschäft, und in einem Augenblick hatten alle drei, ihre Thätigkeit verdoppelnd, Bücher, Papiere und Wäsche geöffnet, entfaltet, entziffert.

      Plötzlich erblickte man hinten in einem geöffneten Schranke ein Kistchen von Eichenholz mit eisernem Beschlag. Der Gefreite fiel darüber her, wie ein Geier über seine Beute. Schon beim Anblick, schon beim Geruch, schon bei der Berührung allein erkannte er ohne Zweifel das, was er suchte, denn rasch verbarg er das Kistchen unter seinem Mantel und bedeutete den zwei Häschern durch ein Zeichen, die Sendung sei erfüllt.

      Gerade in diesem Augenblick wurde Billot ungeduldig: er blieb vor seiner geschlossenen Thüre stehen.

      »Aber ich sage euch, daß ihr es nicht finden werdet, wenn ich euch nicht bezeichne, wo es ist,« rief er. »Es ist ganz unnötig, alle meine Sachen um nichts und wieder nichts unter einander zu werfen. Was Teufels! ich bin kein Verschwörer! Hört ihr mich? Antwortet, oder beim Gewitter! ich gehe nach Paris und beklage mich dort beim König, bei der Nationalversammlung, bei aller Welt!«

      In jener Zeit setzte man den König noch vor das Volk.

      »Ja, mein lieber Herr Billot, wir hören Sie, und wir sind ganz bereit, uns Ihren vortrefflichen Gründen zu fügen. Sagen Sie uns, wo das Buch ist, und sobald wir uns überzeugt haben, daß Sie nur dieses einzige Exemplar besitzen, so werden wir es in Beschlag nehmen, und uns sodann ganz einfach entfernen.«

      »Wohl denn!« erwiderte Billot, »dieses Buch ist in den Händen eines ehrlichen Jungen, dem ich es heute morgen anvertraut habe, um es zu einem Freunde zu bringen.«

      »Und wie heißt dieser ehrliche Junge?« fragte mit aller Einfalt der schwarze Mann.

      »Ange Pitou. Er ist eine arme Waise, die ich aus Barmherzigkeit bei mir aufgenommen habe, und die gar nicht weiß, von was das Buch handelt.«

      »Ich danke, lieber Herr Billot,« sprach der Gefreite, indem er die Wäsche wieder in den Schrank warf, und den Schrank über der Wäsche, aber nicht mehr über dem Kistchen schloß. Aber wo ist, wenn es beliebt, dieser liebenswürdige Junge?«

      »Ich glaube ihn bei meiner Rückkehr, bei den Feuerbohnen, unter dem Laube bemerkt zu haben. Gehen Sie, nehmen Sie das Buch, aber thun Sie ihm kein Leid an.«

      »Ein Leid, wir! oh! lieber Herr Billot, Sie kennen uns schlecht! Wir würden keiner Fliege


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