Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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Wein trinken, das er mir unfehlbar anbietet.

      »Doch es muß Ordnung sein, Herr d’Artagnan, Ordnung.

      »Organisiren wir also unsere Zeit und theilen, wir die Verwendung derselben ein,

      1. Art. Athos.

      2. Art. Das Bild Unserer Lieben Frau.

      3. Art. Herr Fouquet.

      4. Art. Herr Colbert.

      5. Art. Abendbrod.

      6. Art. Kleider, Stiefel, Pferde, Mantelsack.

      7. und letzter Art. Der Schlaf.«

      In Folge dieser Anordnung ging d’Artagnan geraden Wegs zum Grafen de la Fère, dem er bescheiden und naiv einen Theil seines Glückes mittheilte.

      Athos war seit dem vorhergehenden Tage nicht ohne Unruhe in Beziehung auf den Besuch von d’Artagnan beim König; doch vier Worte genügten ihm als Erläuterung, Athos errieth, daß Ludwig XIV. d’Artagnan mit einer wichtigen Sendung beauftragt hatte, und versuchte es nicht einmal, ihn das Geheimniß gestehen zu machen. Er empfahl ihm, sich zu schonen, und bot sich discret an, ihn zu begleiten, wenn dies möglich wäre.

      »Theurer Freund,« erwiederte d’Artagnan, »ich reise durchaus nicht ab.«

      »Wie! Ihr kommt, um von mir Abschied zu nehmen, und reist nicht ab?«

      »Ob! doch, doch,« erwiederte d’Artagnan, ein wenig erröthend, »ich reise, um einen Ankauf zu machen.«

      »Das ist etwas Anderes, und ich ändere meine Formel. Statt zu sagen: Laßt Euch nicht tödten, sage ich: Laßt Euch nicht betrügen!«

      »Mein Freund, ich werde Euch benachrichtigen, wenn ich meine Blicke auf ein bestimmtes Gut geworfen habe; Ihr werdet dann wohl so gefällig sein, mir einen Rath zu geben.«

      »Ja, ja,« sagte Athos, zu zartfühlend, um sich die Genugthuung eines Lächelns zu erlauben.«

      Raoul ahmte die väterliche Zurückhaltung nach, D’Artagnan begriff, es wäre zu geheimnißvoll, Freunde unter einem Vorwand zu verlassen, ohne ihnen nur den Weg zu nennen, den man nehmen würde.

      »Ich habe das Mans gewählt,« sagte er zu Athos. »Ist das ein gutes Land?«

      »Ein vortreffliches, mein Freund,« erwiederte der Graf, ohne ihm bemerklich zu machen, das Mans habe dieselbe Richtung wie die Touraine, und wenn er zwei Tage warten würde, so könnte er die Reise mit einem Freunde antreten.

      Aber verlegener als der Graf, höhlte d’Artagnan bei jeder neuen Erklärung den Morast, in den er sich allmälig versenkte, tiefer aus.

      »Ich werde morgen bei Tagesanbruch abreisen,« sagte er endlich. »Willst Du bis dahin mit mir kommen, Raoul?«

      »Ja, Herr Chevalier,« erwiederte der junge Mann, »wenn der Herr Graf meiner nicht bedarf.«

      »Nein, Raoul, ich habe heute nur Audienz bei Monsieur, dem Bruder des Königs.«

      Raoul verlangte von Grimaud seinen Degen, und dieser brachte ihn auf der Stelle.

      »Nun also, lebt wohl, theurer Freund,« sprach d’Artagnan, indem er seine Arme Athos öffnete.

      Athos hielt ihn lange umschlossen, und der Musketier, der seine Discretion wohl begriff, flüsterte ihm ins Ohr:

      »Skaatsangelegenheit!«

      Was Athos mit einem bezeichnenden Händedruck erwiederte.

      Dann trennten sie sich. Raoul nahm den Arm seines alten Freundes, der ihn durch die Rue Saint-Honoré führte.

      »Ich führe Dich zu dem Gott Plutus,« sagte d’Artagnan zu dem jungen Mann; »halte Dich bereit; Du wirst heute den ganzen Tag Thaler aufhäufen sehen. Mein Gott, wie bin ich verändert!«

      »Oho! da sind viele Leute auf der Straße.«

      »Ist heute eine Prozession?« fragte d’Artagnan einen Müssiggänger.

      »Herr, es ist ein Henken,« erwiederte der Andere.

      »Wie! Henken?« versetzte d’Artagnan, »auf der Grève?«

      »Ja, Herr.«

      »Der Teufel soll den Schuft holen, der sich gerade an dem Tage henken läßt, wo ich nothwendig meinen Miethzins erheben muß!« rief d’Artagnan. »Raoul, hast Du henken sehen?«

      »Nie, Herr, Gott sei Dank!«

      »Das ist die Jugend . . . Hättest Du die Wache im Laufgraben, wie ich sie hatte, und ein Spion würde . . . Doch siehst Du, verzeih, Raoul, ich schwatze ungereimtes Zeug . . . Du hast Recht, es ist häßlich, henken zu sehen . . . Um welche Stunde wird man henken, wenn’s beliebt, mein Herr?«

      »Mein Herr,« erwiederte der Müssiggänger. ehrerbietig, denn er war entzückt, ein Gespräch mit zwei Männern vom Schwert anzuknüpfen, »es soll um drei Uhr geschehen.«

      »Oh! es ist erst halb zwei Uhr, strecken wir die Beine aus, und wir kommen zur rechten Zeit an, um meine dreihundert und fünfundsiebenzig Livres einzuziehen und wieder wegzugehen, ehe der arme Sünder erscheint.«

      »Die armen Sünder, mein Herr,« fuhr der Bürger fort, »denn es sind ihrer zwei.«

      »Mein Herr, ich danke Euch tausendmal,« sprach d’Artagnan, der mit dem Alter eine raffinirte Höflichkeit angenommen hatte.

      Und er zog Raoul fort, und wandte sich rasch nach dem Quartier der Grève.

      Wäre der Musketier nicht sosehr an das Volksgedränge gewöhnt gewesen, hätte er nicht die unwiderstehliche Faust besessen, mit der sich eine ungewöhnliche Geschmeidigkeit der Schultern verband, so würde weder der eine, noch der andere der beiden Wanderer den Ort seiner Bestimmung erreicht haben.

      Als sie die Rue Saint-Honoré verließen, durch die sie gingen, nachdem sie von Athos Abschied genommen hatten, folgten sie dem Quai.

      »D’Artagnan marschirte voran: sein Ellenbogen, seine Faust, seine Schultern bildeten Ecken, die er kunstreich in die Gruppen einzuspeideln wußte, um sie zu spalten und wie Stücke Holz auseinanderspringen zu machen.

      Oft bediente er sich auch als einer Verstärkung des eisernen Griffes seines Degens. Er schob ihn zwischen zu widerspänstige Rippen, ließ ihn in Form eines Hebels oder einer Zange spielen, und trennte so im geeigneten Augenblick den Mann von seiner Frau, den Oheim vom Neffen, den Bruder vom Bruder. Dies Alles so natürlich und mit einem so freundliches Lächeln, daß man hätte eherne Rippen haben müssen, um nicht um Verzeihung zu bitten, wenn das Faustgelenke sein Spiel machte, oder diamantene Herzen, um nicht entzückt zu sein, wenn sich das Lächeln auf den kippen des Musketiers ausbreitete.

      Seinem Freunde folgend, schonte Raoul die Frauen, welche seine Schönheit bewunderten, schob die Männer zurück, die die Stärke seiner Muskeln fühlten, und Beide durchschnitten mit Hülse dieses Manoeuvre die sehr gedrängte und ein wenig schmutzige Volkswoge.

      Sie kamen ins Angesicht der Galgen, und Raoul wandte mit Ekel seine Äugen ab. D’Artagnan sah sie nicht einmal; sein Haus mit dem gezackten First, mit den Fenstern voll von Neugierigen, erregte, verschlang sogar die ganze Aufmerksamkeit, der er fähig war.

      Er erblickte auf dem Platz und um die Häuser her viele beurlaubte Musketiere, welche die einen mit Frauen, die anderenmit Freunden den Augenblick der Ceremonie erwarteten.

      Ganz ungemein aber freute er sich, als er sah, daß sein Miethsmann, der Schenkwirth, vor Geschäften nicht wußte, wo ihm der Kopf stand.

      Drei Kellner genügten nicht, um die Trinker zu bedienen. Es waren deren in der Bude, in den Zimmern, im Hof sogar.

      D’Artagnan machte Raoul auf diesen Zustrom aufmerksam und fügte bei:

      »Der Bursche wird keine Entschuldigung haben, um seinen Termin nicht zu bezahlen. Sieh alle diese Trinker, Raoul, man sollte glauben, es wären Leute von guter Gesellschaft. Mordioux! man findet keinen Platz hier.«

      Es gelang indessen d’Artagnan, den, Patron bei der Ecke seiner Schürze zu erwischen und sich ihm zu erkennen zu geben.

      »Ah!


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