Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


Скачать книгу
Baudoyer entfliehen.«

      »Das ist wahr, Ihr würdet einen so vortrefflichen General geben, als es der Herr Prinz ist.«

      »Habt Ihr begriffen?«

      »Vollkommen.«

      »Wie viel braucht Ihr, um Eure Banditen mit Wein zu berauschen und mit Gold zufrieden zu stellen?«

      »Oh! mein Herr, welch ein Ausdruck I Oh! mein Herr, wenn sie Euch hören würden I Einige von ihnen sind sehr empfindlich.«

      »Ich will damit sagen, daß man sie dahin bringen muß, daß sie den Himmel nicht mehr von der Erde unterscheiden können, denn ich werde morgen gegen den König kämpfen, und wenn ich kämpfe, will ich siegen, hört Ihr?«

      »Es wird geschehen, mein Herr . . . Gebt mir Eure anderen Gedanken.«

      »Das Uebrige ist Eure Sache.«

      »Also gebt mir Eure Börse.«

      »Gourville, zahlt dem Abbé hunderttausend Livres aus.«

      »Gut . . . nicht wahr, wir sollen nichts schonen?«

      »Nichts.«

      »Monseigneur,« sagte Gourville, »wenn man dies erfährt, verlieren wir den Kopf.«

      Ei! Gourville,« erwiederte Fouquet, purpurroth vor Zorn, »Ihr erregt mein Mitleid; sprecht doch für Euch, mein Lieber. Mein Kopf wankt nicht so auf meinen Schultern. Sagt, Abbé, ist es abgemacht?«

      »Abgemacht.«

      »Um zwei Uhr morgen?«

      »Um Mittag, weil unsere Hilfstruppen auf eine geheime Weise vorbereitet werden müssen.«

      »Das ist wahr: schont den Wein des Schenkwirths nicht.«

      »Ich werde weder seinen Wein, noch sein Haus schonen,« erwiederte der Abbé höhnisch lächelnd. »Ich habe meinen Plan, sage ich Euch, laßt mich denselben ins Werk setzen, und Ihr werdet sehen.«

      »Wo werdet Ihr Euch aufhalten?«

      »Ueberall und nirgends.«

      »Und wie werde ich Nachricht bekommen?«

      »Durch einen Eilboten, dessen Pferd im Garten Eures Freundes stehen muß. Doch sagt, wie heißt dieser Freund?«

      Fouquet schaute abermals Gourville an. Dieser kam dem Herrn zu Hilfe und sagte:

      »Das muß aus mehreren Gründen verschwiegen bleiben. Das Haus ist jedoch an dem Bilde Unserer Lieben Frau von vorne und an einem Garten, dem einzigen des Quartiers, von hinten zu erkennen.«

      »Gut, gut. Ich werde meine Soldaten unterrichten.«

      »Begleitet ihn, Gourville, und bezahlt ihm das Geld aus,« sprach Fouquet. »Einen Augenblick Geduld . . . wartet, Gourville . . . Welche Wendung gibt man der Entführung?«

      »Eine ganz natürliche, mein Herr . . . der Aufruhr.«

      »Der Aufruhr, worüber? Denn wenn das Volk von Paris je geneigt ist, dem König seine Huldigung darzubringen, so geschieht dies, wenn er Finanzpächter henken läßt.«

      »Ich werde das ordnen,« sagte der Abbé.

      »Ja, aber Ihr werdet es schlecht ordnen, und man wird die Sache errathen.«

      »Nein, nein, ich habe abermals einen Gedanken.«

      »Sprecht.«

      »Meine Leute werden Colbert, es lebe Colbert! rufen und sich auf die Gefangenen werfen, als wollten sie dieselben in Stücke hauen und den Galgen als einer zu milden Strafe, entreißen.«

      »Ah! das ist in der That ein Gedanke,« sagte Gourville. »Teufel! Herr Abbé, welche Einbildungskraft!«

      »Mein Herr, man ist der Familie würdig.« erwiederte stolz der Abbé.

      »Bursche!« murmelte Fouquet.

      Dann fügte er bei:

      »Das ist sinnreich! macht es so, und vergießt kein Blut.«

      Gourville und der Abbé entfernten sich sehr geschäftig mit einander.

      Der Oberintendant legte sich auf Kissen nieder, wachte bald über den widrigen Plänen für den andern Tag, träumte halb von Liebe.

       XIX.

      Die Schenke zum Bilde Unserer Lieben Frau

      Um zwei Uhr am andern Tag waren fünfzigtausend Zuschauer auf dem Platz um die zwei Galgen versammelt, welche man auf der Grève zwischen dem Quai de la Grève und dem Quai Pelletier, unsern voneinander an der Brustwehr des Flusses angelehnt, errichtet hatte.

      Am Morgen hatten, auch die geschworenen Ausrufer der guten Stadt Paris die Quartiere der Cité, besonders die, Hallen und die Vorstädte durchlaufen, und mit ihren heiseren, unermüdlichen Stimmen die große Gerechtigkeit verkündigt, welche der König an zwei Pflichtvergessenen, an zwei Betrügern, an zwei Volksaushungerern übe. Und dieses Volk, dessen Interesse man mit so warmem Eifer wahrte, verließ, um sich nicht gegen die seinem König schuldige Achtung zu verfehlen, Buden, Fleischbänke, Werkstätten, in der Absicht, Ludwig XIV. ein wenig Dankbarkeit zu bezeigen, gerade wie es Eingeladene machen dürsten, die eine Unhöflichkeit zu begehen befürchten würden, wenn sie sich nicht bei demjenigen, welcher sie geladen, einfänden.

      Nach dem Inhalt des Spruches, den laut und schlecht, die Ausrufer verlasen, sollten zwei Finanzpächter, Geldwucherer, Verschleuderer der königlichen Pfennige, Erpresser und Fälscher auf der Grève, ihren Namen an ihre Köpfe gehängt, die Todesstrafe erleiden.

      Was diese Namen betrifft, so erwähnte der Spruch derselben nicht.

      Die Neugierde der Pariser erreichte daher den höchsten Grad, und es erwartete mit fieberhafter Ungeduld, wie gesagt, eine ungeheure Menge die für die Hinrichtung anberaumte Stunde. Es hatte sich schon die Kunde verbreitet, daß die Gefangenen nach dem Schloß von Vincennes gebracht worden seien und aus diesem Gefängnis nach der Grève geführt werden sollten. Der Faubourg und die Rue Saint-Antoine waren auch überfüllt mit Menschen, denn die Bevölkerung von Paris theilt sich au diesen großen Hinrichtungstagen in zwei Kategorien, in diejenigen, welche die Verurtheilten vorbeiziehen sehen wollen, – dies sind schüchterne, sanfte Herzen, aber neugierig aus Philosophie, und in diejenigen, welche den Verurtheilten sterben sehen wollen, – dies sind nach Aufregungen gierige Herzen.

      An, diesem Tag entwarf d’Artagnan, nachdem er seine letzten Instructionen vom König erhalten, und von seinen Freunden, die sich in diesem Augenblick auf Planchet beschränkten, Abschied genommen hatte, seinen Reiseplan, wie es jeder beschäftigte Mensch machen muß, dessen Augenblicke gezählt sind, weil er ihre Bedeutung kennt.

      »Die Abreise,« sagte er, »ist auf Tagesanbruch, also auf drei Uhr Morgens festgestellt; ich habe daher fünfzehn Stunden vor mir. Rechnen wir daran ab die sechs Stunden des Schlafs, die mir unerläßlich sind, sechs; eine Stunde für das Essen, sieben; eine Stunde für einen Besuch bei Athos, acht; zwei Stunden für das Unvorhergesehene. Gesammtsumme, zehn.

      »Es bleiben mir also fünf Stunden.

      »Eine Stunde, um das Geld zu beziehen, das heißt, um mir das Geld von Herrn Fouquet verweigern zu lassen; eine andere, um dieses Geld bei Herrn Colbert zu holen und seine Fragen und Grimassen in Empfang zu nehmen; eine Stunde, um meine Waffen, meine Kleider in Augenschein zu nehmen und meine Stiefel schmieren zu lassen.

      »Es bleiben mir also zwei Stunden, Mordioux! wie reich bin ich!«

      Als er so sprach, fühlte d’Artagnan eine seltsame Freude, eine jugendliche Freude, einen Duft aus jenen schönen, glücklichen früheren Jahren in seinen Kopf steigen und ihn berauschen. Und der Musketier fuhr fort:

      »Während dieser zwei Stunden erhebe ich meinen Miethzins von dem Bilde Unserer Lieben Frau. Das wird ergötzlich sein! Dreihundert und fünfundsiebenzig Livres! Mordioux! das ist erstaunlich! Wenn der Arme, der nur einen Livre in seiner Tasche hat, einen Livre und zwölf Deniers hätte, so wäre dies billig, es wäre vortrefflich; doch nie kommt ein solcher Vortheil dem Armen zu. Der Reiche macht sich im Gegentheil Einkünfte mit seinem Geld,


Скачать книгу