Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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meine Freundschaft sichert.«

      »Müßte ich mich für Euch ins Feuer stürzen, Monseigneur, ich würde es thun.«

      »Gut,« sagte Fouquet, »was ich von Euch verlange, ist einfacher.«

      »Wohl, Monseigneur, um was handelt es sich?«

      »Mich in die Zimmer der Herren Lyodot und d’Emeris zu führen.«

      »Will mir Monseigneur erklären, warum?«

      »Ich werde es Euch in ihrer Gegenwart sagen, während ich Euch zugleich alle Mittel gebe, ihr Entweichen zu bemänteln.«

      »Entweichen! Monseigneur weiß also nicht?«

      »Was?«

      »Die Herren Lyodot und d’Emeris sind nicht mehr hier.«

      »Seit wann?« rief Fouquet zitternd.

      »Seit einer Viertelstunde.«

      »Wo sind sie denn?«

      »In Vincennes, im Thurme.«

      »Was hat sie von hier weggebracht?«

      »Ein Befehl des Königs.«

      »Wehe!« rief Fouquet sich vor die Stirne schlagend. »Wehe!«

      Und ohne ein einziges Wort mehr zu dem Gouverneur zu sagen, der wieder ausstieg, warf er sich, die Verzweigung im Gemüth, den Tod auf dem Gesicht, in seinen Wagen zurück.

      »Nun?« fragte Pelisson voll Angst.

      »Nun! unsere Freunde sind verloren! Colbert bringt sie nach dem Thurm. Sie sind es, die wir unter der Arcade Saint-Jean gekreuzt haben.«

      Wie vom Blitz getroffen, erwiederte Pelisson nichts. Mit einem Vorwurf hätte er seinen Herrn getödtet.

      »Wohin fährt Monseigneur?« fragte der Bediente.

      »In mein Haus in Paris; Ihr, Pelisson, kehrt nach Saint-Mandé zurück und bringt mir binnen einer Stunde den Abbé Fouquet. Geht!«

       XVIII.

      Schlachtplan

      Die Nacht war schon vorgerückt, als der Abbé Fouquet bei seinem Bruder ankam.

      Gourville hatte ihn begleitet. Bleich durch die zukünftigen Ereignisse, glichen diese drei Männer weniger drei Mächtigen des Tages, als drei durch einen lind denselben Gedanken einer Gewaltthat vereinigten Verschwörern.

      Fouquet ging lange, das Auge starr auf den Boden geheftet, die Hände an einander reibend, im Zimmer auf und ab.

      Endlich faßte er unter einem großen Seufzer Muth,

      »Abbé,« sagte er, »Ihr spracht Heute von gewissen Leuten, die Ihr unterhaltet.«

      »Ja, mein Herr,« erwiederte der Abbé.

      »Wer sind, streng genommen, diese Leute?«

      Der Abbé zögerte.

      »Sprecht ohne Furcht, ich drohe nicht, ohne Prahlerei, ich scherze nicht.«

      »Da Ihr Wahrheit fordert, so hört: ich habe hundert und zwanzig Freunde oder Vergnügensgefährten, die sich mir ergeben haben, wie die Diebe dem Galgen.«

      »Und Ihr könnt auf sie zählen?«

      »In Allem.«

      »Und Ihr seid nicht dabei gefährdet?«

      »Ich werde nicht selbst auftreten.«

      »Und es sind entschlossene Leute?«

      »Sie brennen Paris nieder, wenn ich ihnen verspreche, daß man sie nicht dafür verbrennt.«

      »Was ich von Euch verlange, Abbé.« sprach Fouquet, den Schweiß abwischend, der von seinem Gesichte fiel, »ist, daß Ihr Eure hundert und zwanzig Mann in einem gewissen gegebenen Augenblick auf die Leute werft, die ich Euch bezeichnen werde . . . ist das möglich?«

      »Es ist nicht das erste Mal, daß ihnen dergleichen begegnet sein wird.«

      »Gut, doch werden diese Banditen . . . die gewaffnete Macht angreifen?«

      »Das ist ihre Gewohnheit.«

      »Dann versammelt Eure hundert und zwanzig Mann, Abbé.«

      »Gut! wo dies?«

      »Auf dem Weg nach Vincennes, morgen auf den Punkt zwei Uhr.«

      »Um Lyodot und d’Emeris zu entführen? . . . Dabei sind Schläge zu ernten.«

      »In großer Zahl. Habt Ihr bange?«

      »Nicht für mich, sondern für Euch.«

      »Eure Leute werden also wissen, was sie thun?«

      »Sie sind zu verständig, um es nicht zu errathen. Ein Minister aber, der Meuterei gegen seinen König treibt . . . setzt sich großer Gefahr aus.«

      »Was ist Euch daran gelegen, wenn ich bezahle? . . . Falle ich übrigens, so fallt Ihr mit mir.«

      »Es wäre also klüger, mein Herr, keinen Aufruhr anzufangen und den König diese kleine Genugthuung nehmen zu lassen.«

      »Bedenkt wohl, Abbé, daß Lyodot und d’Emeris in Vincennes ein Vorspiel zum Untergang meines Hauses sind. Ich wiederhole, werde ich verhaftet, so werdet Ihr eingekerkert; bin ich eingekerkert, so werdet Ihr verbannt.«

      »Mein Herr, ich bin zu Euren Befehlen. Habt Ihr mir zu geben?«

      »Ich will, daß morgen die zwei Finanzpächter, die man zu Opfern zu machen sucht, während es so viele unbestrafte Verbrecher gibt, der Wuth meiner Feinde entrissen werden. Nehmt demnach Eure Maßregeln. Ist es möglich?«

      »Es ist möglich?«

      »Nennt mir Euren Plan.«

      »Er ist von einer reichen Einfachheit. Die gewöhnliche Wache bei Hinrichtungen besteht aus zwölf Mann.«

      »Es werden morgen hundert sein.«

      »Ich rechne darauf. Ich sage mehr, es werden zweihundert sein.«

      »Dann habt Ihr nicht genug mit hundert und zwanzig Mann?«

      »Verzeiht, mein Herr. In jeder aus hunderttausend Zuschauern bestehenden Menge finden sich zehntausend Banditen oder Beutelschneider; nur wagen sie es nicht, die Initiative zu ergreifen.«

      »Nun?«

      »Es werden morgen auf der Grève, die ich als Terrain wähle, zehntausend Helfer für meine hundert und zwanzig Mann sein. Wird der Angriff von diesen begonnen, so vollenden die Andern das Werk.«

      »Gut! doch was macht man auf der Grève mit den Gefangenen?«

      »Hört: man läßt sie in irgend ein Haus des Platzes eintreten; hier wäre eine Belagerung nöthig, um sie herauszuholen . . . Und noch ein anderer, erhabenerer Gedanke: gewisse Häuser haben zwei Ausgänge, einen nach dem Platz, den andern nach der Rue de la Mortellerie, oder de la Vannerie, oder de la Tixeranderie. Sind die Gefangenen durch den einen Eingang hineingekommen, so gehen sie durch den andern hinaus.«

      »Sagt mir etwas Bestimmtes.«

      »Ich suche.«

      »Und ich,« rief Fouquet, »ich finde; hört wohl, was mir in diesem Augenblick einfällt.«

      »Ich höre.«

      Fouquet machte Gourville ein Zeichen, und dieser schien zu begreifen.

      »Einer meiner Freunde leiht mir zuweilen die Schlüssel eines Hauses, das er in der Rue Baudoyer vermiethet, und dessen Gärten sich hinter einem gewissen Hause des Grèveplatzes ausdehnen.«

      »Das ist es, was wir brauchen,« sprach der Abbé. »Welches Haus meint Ihr?«

      »Eine ziemlich stark besuchte Schenke, deren Schild das Bild Unserer Lieben Frau darstellt.«

      »Ich kenne das.«

      »Diese Schenke hat Fenster nach dem Platz und einen Ausgang in einen Hof, von dem man in den Garten meines Freundes durch eine Verbindungsthüre gelangen muß.«

      »Gut!«

      »Tretet


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