Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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Beichte beginnen; Ihr gebt mir sodann eine gute Absolution, und ich werde mich ruhiger fühlen.«

      »Monseigneur,« erwiederte der Ehrwürdige, »Ihr seid nicht so krank, daß eine allgemeine Beichte nothwendig wäre, und überdies ist das zu sehr ermüdend . . . nehmt Euch also in Acht.«

      »Ihr nehmt an, sie werde lange währen, mein Ehrwürdiger?«

      »Wie sollte ich glauben, es könnte anders sein, wenn man so vollständig gelebt hat, wie Eure Eminenz?«

      »Ah! das ist wahr . . . Ja, die Erzählung kann lang werden.«

      »Die Barmherzigkeit Gottes ist groß,« näselte der Theatiner.

      »Hört,« sprach Mazarin, »ich fange an, selbst darüber zu erschrecken, daß ich so viele Dinge zugelassen habe, welche der Herr mißbilligen dürfte.«

      »Nicht wahr?« sagte naiv der Theatiner, indem er von der Lampe sein Gesicht, das so sein und spitzig war, wie das eines Maulwurfs, entfernte. »Die Sünder sind so: Anfangs vergeßlich und dann bedenklich, wenn es zu spät ist.«

      »Die Sünder? sagt Ihr mir dieses Wort mit Ironie, und um mir alle die Genealogien vorzuwerfen, die ich auf meine Rechnung habe machen lassen? . . . ich, eines Fischers Sohn?«

      »Hm!l« machte der Theatiner.

      »Das ist eine erste Sünde, mein Ehrwürdiger, denn ich habe es am Ende geduldet, daß man mich von alten römischen Consuln abstammen ließ. T. Geganius Macerinus I., Macerinus II. und Proculus Macerinus III., von dem die Chronik von Halvander spricht . . . Die Ähnlichkeit von Macerinus und Mazarin war verführerisch. Macerinus, ein Verkleinerungswort, bedeutet ein magerer Mensch. Oh! mein Ehrwürdiger, Mazarin kann heute mager wie Lazarus bedeuten! Seht!«

      Und er zeigte seine fleischlosen Arme und seine vom Fieber verzehrten Beine.

      »Darin, daß Ihr aus einer Fischerfamilie abstammt, sehe ich nichts für Euch Aergerliches, denn der heilige Peter war auch ein Fischer, und wenn Ihr ein Kirchenfürst seid, so war er das Oberhaupt der Kirche: gehen wir weiter, wenn es Euch beliebt.«

      »Um so mehr, als ich mit der Bastille einen gewissen Brunei, einen Priester von Avianon, bedroht habe, der eine Genealogie von Casa Mazarini veröffentlichen wollte, welche viel zu wunderbar war . . . «

      »Um wahrscheinlich zu sein.«

      »Oh! wenn ich in diesem Sinn gehandelt hätte, mein Ehrwürdiger, wäre ich des Lasters der Hoffart schuldig gewesen und das ist eine andere Sünde.«

      »Es war ein Exceß des Geistes, und nie kann man Jemand dergleichen Mißbräuche zum Vorwurf machen. Weiter, weiter!«

      »Ich war bei der Hoffart . . . Seht, mein Ehrwürdiger, ich will das nach Todsünden abzutheilen suchen.«

      »Ich liebe wohlgeordnete Abtheilungen.«

      »Das freut mich. Ihr müßt wissen, daß im Jahr 1630 . . . ach! das sind nun einunddreißig Jahre her!«

      »Ihr waret damals neunundzwanzig Jahre, Monseigneur.«

      »Ein brausendes Alter! Ich spielte den Soldaten und stürzte mich in Casale ins Musketenfeuer, um zu zeigen, daß ich so gut ritt als ein Officier. Es ist wahr. ich brachte den Spaniern und den Franzosen den Frieden, und das sühnt ein wenig meine Sünde.«

      »Ich sehe nicht die geringste Sünde darin, daß man zeigt, man verstehe zu reiten,« erwiederte der Theatiner; »das ist eine Sache, welche von vortrefflichem Geschmack zeugt und unser Gewand ehrt. In meiner Eigenschaft als Christ billige ich, daß Ihr das Blutvergießen verhindert habt; als Ordensgeistlicher bin ich stolz auf den Muth, den ein College von mir an den Tag gelegt.«

      Mazarin machte eine demüthige Verbeugung mit dem Kopf.

      »Ja,« sagte er, »doch die Folgen!«

      »Welche Folgen? . . . «

      »Ei! die verdammte Sünde der Hoffart hat endlose Wurzeln . . . Seitdem ich mich so zwischen zwei Heere geworfen, seitdem ich Pulver gerochen und die Linien der Soldaten durchlaufen hatte, schaute ich die Generale ein wenig mitleidig an.«

      »Ah!«

      »So daß ich seit jener Zeit nicht einen einzigen mehr erträglich fand.«

      »Es ist nicht zu leugnen, die Generale, die wir hatten, waren nicht stark,« sprach der Theatiner.

      »Oh!« rief Mazarin, »da war der Herr Prinz, und den habe ich sehr gequält!«

      »Er ist nicht zu beklagen, er hat genug Ruhm und Vermögen erworben.«

      »Es mag sein, was den Herrn Prinzen betrifft; doch Herr von Beaufort zum Beispiel, den ich im Thurm von Vincennes so sehr leiden ließ?«

      »Ah! das war ein Rebell und die Sicherheit des Staats heischte es, daß Ihr dieses Opfer brachtet . . . Gehen wir weiter.«

      »Ich glaube, daß ich die Hoffart erschöpft habe. Und ich komme zu einer andern Sünde, die ich nur mit Furcht qualificiren würde.«

      »Nennt sie immerhin, ich werde sie qualificiren.«

      »Eine sehr große Sünde, mein Ehrwürdiger.«

      »Wir werden, sehen, Monseigneur.«

      »Ihr habt unfehlbar von einem gewissen Verhältnis gehört, in dem ich mit Ihrer Majestät der Königin Mutter gelebt haben soll . . . Die Böswilligen . . . «

      »Die Böswilligen, Monseigneur, sind Dummköpfe; . . . mußtet Ihr nicht für das Wohl des Staats und im Interesse des jungen Königs in gutem Einvernehmen mit der Königin leben? Weiter, weiter . . . «

      »Ich versichere Euch, daß Ihr mir eine furchtbare Last von der Brust nehmt,« sprach Mazarin.

      »Das sind Alles nur Lappereien! sucht ernste Dinge.«

      »Es hat viel Ehrgeiz obgewaltet, mein Ehrwürdiger.«

      »So geht es bei großen Sachen, Monseigneur.«

      »Selbst das Gelüste nach der Tiara.«

      »Papst sein heißt der erste Christ sein . . . Warum solltet Ihr das nicht gewünscht haben?«

      »Man hat gedruckt, ich habe, um dies zu erreichen, Cambray an die Spanier verkauft.«

      »Ihr habt vielleicht selbst Pamphlete gemacht, ohne die Pamphletisten zu sehr zu verfolgen.«

      »Dann, mein Ehrwürdiger, ist mein Herz sehr sauber. Ich fühle nur noch leichte Sünden . . . «

      »Nennt sie.«

      »Das Spiel.«

      »Das ist ein wenig weltlich; doch Ihr waret durch Eure hohe Stellung verpflichtet, ein Haus zu machen.«

      »Ich gewann gern.«

      »Kein Spieler spielt, um zu verlieren.«

      »Ich betrog wohl auch ein wenig . . . «

      »Ihr waret auf Euren Vortheil bedacht. Weiter.«

      »Mein Ehrwürdiger, nun fühle ich nichts mehr auf meinem Gewissen. Gebt mir die Absolution, und meine Seele kann, wenn sie Gott zu sich ruft, Hinderniß zu seinem Thron emporsteigen.«

      Der Theatiner rührte weder die Arme, noch die Lippen.

      »Worauf wartet Ihr, mein Ehrwürdiger?« sagte Mazarin.

      »Ich warte auf das Ende.«

      »Das Ende wovon?«

      »Von der Beichte, Monseigneur.«

      »Ich habe schon geendigt.«

      »Oh! nein! Eure Eminenz täuscht sich.«

      »Nicht daß ich wüßte.«

      »Sucht wohl.«

      »Ich habe so gut als möglich gesucht.«

      »Dann will ich Euer Gedächtniß unterstützen.«

      »Thut das.«

      Der Theatiner hustete


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