Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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Vater, dieses Geld gehört mir, warum sollte ich davon sprechen?«

      »Seht, hierin sind unsere Ansichten verschieden, Ihr sagt, dieses Geld gehöre Euch, und ich glaube, daß es ein wenig Anderen gehört.«

      Mazarin fuhr mit einer kalten Hand über seine Stirne, auf der der Schweiß perlte.

      »Wie so?« stammelte er.

      »Hört. Eure Eminenz hat sich viel Vermögen . . . im Dienste des Königs erworben . . . «

      »Hm! viel ist nicht zu viel.«

      »Wie dem sein mag, woher kam dieses Vermögen?«

      »Vom Staat.«

      »Der Staat ist der König.«

      »Aber was schließt Ihr daraus, mein Ehrwürdiger?« fragte Mazarin, der zu zittern anfing,

      »Ich kann nicht schließen ohne eine Liste der Güter, die Ihr besitzt . . . Rechnen wir ein wenig, wenn es Euch beliebt: Ihr habt das Bisthum Metz?«

      »Ja.«

      »Ihr habt die Abteien Saint.Clement, Saint-Arnoud und Saint-Vincent, Alles in Metz?«

      »Ja.«

      »Ihr habt die Abtei Saint-Denis, ein schönes Gut!«

      »Ja, mein Ehrwürdiger.«

      »Ihr habt die Abtei Cluny, welche reich ist!«

      »Ich habe sie.«

      »Ihr habt die von Saint-Metarde in Soissons, hunderttausend Livres Einkünfte!«

      »Ich leugne es nicht.«

      »Die von Saint-Victor in Marseille, eine der besten im Süden!«

      »Ja, mein Vater.«

      »Eine gute Million jährlich. Mit den Einkünften des Cardinalats und des Ministeriums heißt zwei Millionen jährlich wenig gesagt.«

      »Ei!«

      »In zehn Jahren macht das zwanzig Millionen . . . und zwanzig Millionen, zu fünf Procent angelegt, geben durch Progression zwanzig weitere Millionen in zehn Jahren.«

      »Wie gut könnt Ihr rechnen für einen Theatiner!«

      »Seitdem Eure Eminenz unsern Orden im Jahr 1644 in das Kloster versetzt hat, das wir bei Saint-Germain-des-Prés inne haben, führe ich die Rechnungen der Gesellschaft.«

      »Und die meinigen, wie ich sehe, mein Ehrwürdiger.«

      »Man muß von Allem ein wenig wissen.«

      »Nun, so macht Euern Schluß.«

      »Ich schließe daraus, daß Euer Gepäcke ein wenig zu dickleibig ist, als daß Ihr durch die Pforte des Paradieses eingehen könntet.«

      »Ich werde verdammt sein?«

      »Wenn Ihr nicht zurückgebt, ja.«

      Mazarin stieß einen kläglichen Schrei aus.

      »Zurückgeben! aber wem denn, guter Gott?«

      »Dem Herrn dieses Geldes, dem König!«

      »Der König hat mir dies Alles geschenkt!«

      »Einen Augenblick Geduld! Der König unterzeichnet die Ordonnanzen nicht!«

      Mazarin ging vom Seufzen zum Aechzen über und stammelte:

      »Die Absolution!«

      »Unmöglich, Monseigneur,« erwiederte der Theatiner, »gebt zurück, gebt zurück!«

      »Aber Ihr absolvirt mich doch von allen Sünden, warum nicht von dieser?«

      »Weil Euch in dieser Hinsicht absolviren eine Sünde wäre, von der mich der König nie absolviren würde, Monseigneur,« antwortete der Ehrwürdige.

      Hiernach verließ der Beichtvater den Bußfertigen mit einer Miene voll Salbung und ging mit demselben Schritt hinaus, mit dem er eingetreten war.

      »Oh! mein Gott, mein Gott!« seufzte der Cardinal.

      . . . »Kommt, Colbert; ich bin sehr krank, mein Freund.«

       VI.

      Die Schenkung

      Colbert schien wieder unter den Vorhängen.

      »Habt Ihr gehört?« sagte Mazarin.

      »Ach! ja, Monseigneur.«

      »Hat er Recht? Ist all dieses Geld schlecht erworbenes Gut?«

      »Ein Theatiner, Monseigneur, ist ein schlechter Richter, was Finanzen betrifft,« erwiederte mit kaltem Tone Colbert. »Es wäre indessen möglich, daß Seine Eminenz nach ihren theologischen Ansichten ein gewisses Unrecht hat. Es ist das immer so, wenn man stirbt.«

      »Man hat vor Allem das, zu sterben, Colbert.«

      »Das ist wahr, Monseigneur. Gegen wen findet Euch der Theatiner im Unrecht? gegen den König?«

      Mazarin zuckte die Achseln.

      »Als ob ich nicht seinen Staat und seine Finanzen gerettet hätte.«

      »Das duldet keinen Widerspruch, Monseigneur.«

      »Nicht wahr? Ich hätte also trotz der Ansichten meines Beichtvaters auf eine sehr rechtmäßige Weise einen Lohn verdient?«

      »Das unterliegt keinem Zweifel.«

      »Und ich könnte sogar für meine so dürftige Familie einen guten Theil von dem, was ich gewonnen habe, oder sogar Alles behalten?«

      »Ich sehe kein Hindernis hiergegen, Monseigneur.«

      »Ich war überzeugt, ich würde, mich mit Euch berathend, eine weise Ansicht vernehmen,« sprach Mazarin ganz freudig.

      Colbert machte seine Pedantengrimasse und erwiederte:

      »Monseigneur, man müßte indessen wohl erwägen, ob das, was der Theatiner gesagt hat, nicht eine Falle ist.«

      »Nein! eine Falle? . . . warum? Der Theatiner ist ein ehrlicher Mann.«

      »Er glaubte Eure Eminenz vor den Pforten des Grabes, da Eure Eminenz ihn zu Rath zog . . . Habe ich ihn nicht zu Euch sagen hören: »»Unterscheidet das, was Euch der König gegeben hat, von dem, was Ihr Euch selbst gegeben habt . . . «« Sucht wohl, Monseigneur, ob er das nicht zu Euch sagte; das ist so ziemlich ein Theatinerwort.«

      »Es wäre möglich.«

      »In welchem Fall, Monseigneur, ich es so betrachte, daß es Euch von dem Theatiner zur Pflicht gemacht worden ist . . . «

      »Wiederzuerstatten?« rief Mazarin ganz erhitzt.

      »Ei! ich sage nicht nein.«

      »Alles wiederzuerstatten! Ihr denkt nicht daran . . . Ihr sprecht wie der Beichtiger.«

      »Einen Theil wiedererstatten, nämlich Seiner Majestät ihren Antheil zuscheiden, und das kann seine Gefahren haben, Monseigneur. Eure Eminenz ist ein zu gewandter Politiker, um nicht zu wissen, daß der König zu dieser Stunde keine hundertundfünfzig tausend Livres in seinen Kassen besitzt.«

      »Das ist nicht meine Sache,« entgegnete Mazarin triumphirend, »es ist die des Herrn Oberintendanten Fouquet, dessen Rechnungen ich Euch in den letzten Monaten insgesammt zu durchsehen und zu beglaubigen gegeben habe.«

      Colbert biß sich schon bei dem Namen Fouquet auf die Lippen.

      »Seine Majestät,« sagte er durch die Zähne, »hat kein anderes Geld als das, welches ihr Herr Fouquet aufhäuft; Euer Geld, Monseigneur, wird ein leckeres Futter für sie sein.«

      »Kurz, ich bin nicht Oberintendant der Finanzen des Königs; ich habe allerdings meine Börse, ich würde wohl einige Legate für die Wohlfahrt Seiner Majestät machen . . . aber ich kann meine Familie nicht verkürzen.«

      »Ein theilweises Legat entehrt Euch und beleidigt den König. Ein Theil, Seiner Majestät vermacht, ist das Geständniß, daß Euch dieser Theil


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