Ritter von Harmental. Александр Дюма

Ritter von Harmental - Александр Дюма


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Heftigkeit und Unbesonnenheit an. Der Letztere trat einen Schritt zurück.

      »Ha, Ha, Sie weichen schon, mein großgewachsener Herr! rief Ravanne.

      »Weichen ist nicht Fliehen, mein kleiner Ritter,« versetzte der Capitain, »es ist ein Theil der Fechtkunst, den ich Sie auffordere nachzuahmen. Ueberdem macht es mir Spaß, Ihr Spiel zu studieren. Sie sind, wie es mir scheint, ein Zögling Berthelots. Ein trefflicher Meister, nur das Pariren lehrt er schlecht. Sehen Sie,« fügte er hinzu, indem er eine Secunde seines jungen Gegners zurückschlug, »wenn ich jetzt gewollt hätte, so hätte ich Sie wie eine Lerche gespießt.«

      Ravanne war in die höchste Wuth getrieben, denn in der That hatte er die Degenspitze seines Gegners auf der Brust gefühlt, aber so leicht nur, daß er es für die Berührung einer Blume halten konnte. Die Ueberzeugung, daß er dem Capitain sein Leben verdanke, regte seinen Zorn immer und mehr an, und seine Ausfälle wurden noch heftiger als zuvor.

      »Ruhig, ruhig, junger Mann,« warnte der alte Soldat, »Sie verlieren ganz und gar den Kopf, Sie stoßen nach dem Gesicht, Sie werden mich zwingen Sie zu entwaffnen. Doch schon wieder! Nun, wenn Sie es durchaus nicht anders wollen, da, suchen Sie Ihren Degen wieder auf. Mit diesen Worten schlug der Capitain seinem jungen Gegner die Waffe aus der Hand, daß sie zwanzig Schritte weit wegflog.

      Dies schien Ravanne abgekühlt zu haben. Er hob den Degen zögernd wieder auf und kehrte langsam zu dem Capitain zurück, der die Spitze einer Waffe zu Boden gesenkt hatte. Der junge Mann war bleich wie eine Leiche, auf seiner weißen Weste zeigten sich einzelne Tropfen Blut.

      »Sie hatten Recht mein Herr, ich bin nur noch ein Kind,« sprach er, »mein Zusammentreffen mit Ihnen aber, wird hoffentlich dazu beitragen, mich zum Manne zu machen. Noch ein Paar Gänge, wenn es Ihnen beliebt, damit es nicht heiße: daß die ganze Ehre auf Ihrer Seite say.« – So sprechend nahm er eine Stellung wieder ein.

      Der Capitain hatte Recht. Es fehlte dem jungen Chevalier nur an Ruhe, um ihn zu einem furchtbaren Gegner zu machen. Jener gewahrte bald, daß er zu seiner Vertheidigung auf einer Huth sein müsse; er besaß aber in der Fechtkunst eine allzu große Geschicklichkeit, als daß Ravanne einen Vortheil hätte über ihn gewinnen können.

      Der Kampf endete also, wie zu erwarten fand. Der Capitain schlug seinem jungen Gegner die Waffe noch einmal aus der Hand, diesmal aber hob er sie selbst wieder auf und überreichte sie dem Letzteren mit einer Höflichkeit, deren man ihn kaum für fähig gehalten hätte.

      »Mein Herr Chevalier,« sprach er dabei, »Sie sind ein tapferer junger Mann; glauben Sie es aber einem alten Besucher der Fechtschulen, der die Kriege in Flandern mitgemacht hat, bevor Sie das Licht der Welt erblickten; der, als Sie noch in der Wiege lagen, in Italien focht; und in Spanien kämpfte, als Sie noch Page waren, nehmen Sie einen andern Lehrer an, verabschieden sie den Berthelot, der Ihnen nur das gezeigt hat, was er selbst weiß, wenden Sie sich an Bois Robert, und der Teufel soll mich holen, wenn Sie nach sechs Monaten nicht den Degen führen, wie ich selbst.«

      »Ich danke für die Lehre,a entgegnete Ravanne, indem er dem Capitain die Hand reichte, wobei einige Thränen, die er nicht zurückhalten konnte, über seine Wange hinabrollten, sie soll mir gute Dienste leisten. – Bei diesen Worten senkte er, wie der Capitain bereits gethan, seinen Degen wieder in die Scheide.

      Beide richteten darauf ihre Blicke auf ihre Kampfgenossen, um zu sehen, wie bei diesen die Sachen standen. Das Duell war beendigt. Lafare saß auf dem Rasen, den Rücken gegen einen Baum gelehnt, er hatte einen Stoß empfangen, der ihm die Brust durchbort hätte, zum Glück aber an einer Rippe abglitt, so daß die Wunde gefährlicher schien, als sie es wirklich war. Dennoch aber war er in Ohnmacht gesunken. Harmental kniete vor ihm und suchte das Blut mit einem Tuche zu stillen.

      Fargy und Valef waren. Beide leicht verwundet, der eine im Schenkel, der andere im Arm; sie entschuldigten sich gegen einander und gelobten sich für die Zukunft innige Freundschaft.

      »Da schauen Sie hin, junger Mann, sprach der Capitain zu Ravanne, indem er auf den Kampfplatz deutete, »da fließt das Blut von drei wackern Männern, und das vermuthlich um einer leichtsinnigen Frau Willen,

      »Mein Seel,« entgegnete der junge Mann. »Ich glaube. Sie haben Recht Capitain, vielleicht sind Sie von uns allen der Einzige, welcher gesunden Menschenverstand besitzt.«

      In diesem Augenblick schlug Lafare die Augen auf und erkannte Harmental in demjenigen, der ihm Pflege spendete. »Chevalier,« sprach er, »wollen Sie in eine Gefälligkeit erzeigen, so lassen Sie das Stück von Wundarzt rufen, das sich im Wagen befindet und das ich für jeden Fall mitbrachte; dann eilen Sie, so schnell. Sie können nach Paris, zeigen Sie sich diesen Abend auf dem Ball im Opernhause und wenn man Sie nach mir befragt, so sprechen Sie, Sie hätten mich in acht Tagen nicht gesehen. Was mich betrifft, so können Sie vollkommen ruhig sein, Ihr Name soll nicht über meine Lippen kommen. Sollte Ihnen übrigens rücksichtlich unserer Angelegenheit etwas Unangenehmes begegnen, so geben Sie mir schnell davon Nachricht, und ich werde alsdann alles schon so einrichten, daß die Sache keine Folgen hat.«

      »Vielen Dank, Herr Marquis !« entgegnete Harmental, »ich verlasse. Sie nur, um Sie besseren Händen zu übergeben, als die meinen sind, sonst, glauben Sie es mir, würde nichts in der Welt mich vermocht haben, eher von Ihrer Seite zu weichen, als bis ich Sie auf Ihrem Lager ruhen wüßte.«

      »Die glücklichste Reise, lieber Valef, rief Fargy »denn ich hoffe, die kleine Schmarre wird Sie nicht verhindern, sich nach Spanien auf den Weg zu machen. Nach der Rückkehr vergessen Sie nicht, daß Ihnen auf dem Platz Louis le Grand No. 14 ein Freund wohnt.«

      »Und Sie, lieber Fargy, haben Sie vielleicht Aufträge für Madrid, so bitte ich darum, Sie können sie nicht zuverlässigeren und bereitwilligeren Händen anvertrauen.«

      »Adieu, junger Mann, leben Sie wohl,« sprach der Capitain zu Ravanne. Vergessen Sie meinen Rath nicht, schaffen Sie den Berthelot ab, nehmen Sie den Bois Robert, vor allen aber kaltes Blut, dann werden Sie einmal einer der besten Fechter Frankreichs werden. Mein langer Degen läßt sich dem Bratspieße Ihrer Frau Mutter ganz gehorsamst empfehlen.«

      Ravanne wußte, trotz seiner Geistesgegenwart, dem Capitain nichts zu entgegnen, er erwiderte dessen Abschiedsgruß und trat zu Lafare, der ihm von einen beiden Gefährten am meisten verwundet schien.

      Harmental, Valef und der Capitain schritten zu dem Eingange des Gehölzes zurück, wo sie den Wagen und in demselben den Wundarzt fanden, der ganz gemüthlich ein Schläfchen machte. Harmental benachrichtigte ihn, daß der Marquis von Lafare und der Graf von Fargy, zu denen er ihm den Weg zeigte, seines Beistandes bedürften. Er gebot über dem noch seinen Diener, dem Wundarzte zu folgen, um diesem nöthigenfalls zur Hand zu gehen. Dann wandte er sich zu dem Manne mit den orangefarbenen Epauletts: »Capitain, sprach er, »ich glaube nicht, daß es gerathen wäre, das Frühstück zu verzehren, das wir beordert haben, empfangen Sie also meinen Dank für den Ritterdienst, den Sie mir geleistet, und haben Sie die Gefälligkeit, zur Erinnerung an mich, eines meiner beiden Pferde anzunehmen, wählen Sie das Beste, es sind beides treffliche Thiere, die Sie nicht im Stiche lassen werden, wenn Sie einst acht bis zehn Lieues in einer Stunde zurücklegen wollen.«

      »Mein Seel, Chevalier, entgegnete der Capitain, indem er einen Seitenblick auf die schönen Pferde warf,« dessen bedurfte es nicht; unter Cavaliren sind Blut und Geldbeutel Dinge, die man sich einander mit Freuden borgt; Sie aber machen mir das Anerbieten mit so unwiderstehlicher Anmuth, daß ich dasselbe nicht zurückzuweisen vermag. Bedürfen Sie je meiner wieder, so vergessen Sie nicht, daß ich ganz und gar zu Ihren Diensten bin.«

      »Und in einem solchen Falle, wo würde ich Sie aufzusuchen haben?« fragte lächelnd Harmental.

      »Ich habe grade keine feste Wohnung, Chevalier; wenn Sie mich aber zu sprechen wünschen, so fragen Sie bei der Fillon nur nach dem Capitain Roquefinette.«

      Und während die beiden jungen Cavaliere sich auf ihre Rosse schwangen, bestieg der Capitain das dritte, nicht ohne dabei zu bemerken, daß der Chevalier ihm von seinen Pferden das schönste zurückgelassen hatte. Sie befanden sich grade an einem Kreuzwege und jeder von ihnen sprengte nach verschiedener Richtung hin.

      Der Baron Valef kehrte durch die Barriere von Paffy nach Paris zurück,


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