Ritter von Harmental. Александр Дюма

Ritter von Harmental - Александр Дюма


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der Liebhaber wäre entweder ich oder Sie!

      »Das ist eine schändliche Verläumdung, rief ich:

      »Leugnen Sie nicht, mein lieber Herzog, die Marquise hat bereits alles eingestanden.«

      »Wenn das der Fall ist, versetzte ich, »so habe ich ja weiter nichts zu berichten.«

      »Auch,« fuhr der Regent fort, »verlange ich von Ihnen keine umständliche Auskunft, es kommt hier nur darauf an, uns als Mitschuldige eines Verbrechens gegenseitig aus der Affaire zu ziehen.«

      »Und was haben Sie zu fürchten, gnädiger Herr?« fragte ich, »was mich betrifft, unter dem Schutze Ew, Königlichen Hoheit trotzte ich jeder Gefahr.«

      »Was wir zu fürchten haben? das Geschrei des Parabere, der nur will daß ich ihn zum Herzog mache.«

      »Nun, und wenn wir ihn nun zum Pair machten?« bemerkte ich scherzhaft.

      »Das wollen wir,« riefen Sr. Königliche Hoheit lachend, »Sie hatten denselben Gedanken wie die Marquise.«

      »Viel Ehre für mich!«

      »Es bedarf einer Art von Aussöhnung zwischen den beiden zärtlichen Gatten, welche den Marquis verhindert, uns einen fatalen Prozeß an den Hals zu werfen. Die Sache ist indeß nicht ohne Schwierigkeit, Parabere will seine Gemahlin durchaus nicht bei sich empfangen.«

      »So muß man ihn zu ihr bringen, entgegnete ich.

      »Da eben liegt die Schwierigkeit. Wie das bewerkstelligen?»

      »Entschuldigen Sie, Frau Marquise, ohne unbescheiden zu seyn, liebt Herr von Parabere noch immer den Chambertin?«

      »Ich besorge ja,« antwortete die Befragte.

      »Dann sind wir gerettet, gnädigster Herr! Ich lade den Herrn Marquis zum Soupee meinem kleinen Hause ein, ein Dutzend Libertins und hübsche Weiber sollen zugegen seyn. Sie, gnädigster Herr, senden den Dubois – –

      »Wie, den Dubois?« fragte der Regent.

      »Ohne Zweifel, es ist durchaus nothwendig, daß einer von uns nüchtern bleibe. Dubois selbst trinkt nicht, er muß aber Sorge tragen, daß der Marquis tüchtig trinke. Wenn alles dann unter dem Tische liegt, fischt er ihn heraus und macht mit ihm was er will das Uebrige ist die Sache seines Kutschers.«

      »Habe ich es nicht gesagt, daß Richelieu uns einen guten Rath geben würde?«, fragte der Regent; »Wissen Sie was, Sie sollen es unterlassen gewisse Paläste zu umkriechen, Sie sollten die Alte in Saint-Eyr ruhig sterben lassen und sich uns anschließen.«

      Ich zuckte die Achseln.

      »Eigensinniger Kopf murmelte der Regent.

      »Und der Herr von Parabere?« fragte der Chevalier von Harmental welcher neugierig war.

      Herr von Parabere? Ey, mit dem ging alles nach Wunsch. Er schlief gestern Abend bei mir ein, und erwachte diesen Morgen bei seiner Gemahlin. Sie begreifen, daß er einen gewaltigen Lärm machte, aber es konnte nicht mehr von einem Prozesse die Rede seyn. Sein Wagen rollte in das Hotel seiner Gemahlin, die ganze Dienerschaft kann seine Anwesenheit bezeugen. Er ist wider seinen Willen mit seiner Frau ausgesöhnt. Wollte er sich jetzt noch über dieselbe beklagen, so würde man ihm unwiderlegbar beweisen, daß er sie anbetet, und daß sie das unschuldigste Weib von der Welt ist.«

      »Chevalier, flötete in diesem Augenblick eine sanfte Stimme in das Ohr Harmentals, »wenn Sie Ihr Gespräch mit dem Herrn von Richelieu beendigt haben werden, so nehme ich Sie in Anspruch.

      »Entschuldigen Sie, Herr Herzog, sprach der Chevalier, »aber Sie sehen, man entführt mich.«

      »Ich lassen. Sie fort, jedoch nur unter einer Bedingung?«

      »Und unter welcher?«

      Unter der, daß Sie meine Geschichte jener allerliebsten Fledermaus mit dem Bedeuten erzählen, daß sie sie allen Nachtvögeln ihrer Bekanntschaft mittheile.

      »Ich fürchte sehr, dazu keine Zeit zu haben, entgegnete Harmental.

      »In diesem Falle desto besser für Sie, lachte der Herzog, indem er den Chevalier losließ, den er bis jetzt fortwährend am Kleide festgehalten hatte; »dann haben Sie jener Maske gewiß etwas Besseres zu erzählen.«

      So sprechend wandte er sich und nahm den Arm eines Dominos, der ihm im Vorübergehen über sein Abentheuer ein Compliment gemacht hatte. Der Chevalier von Harmental warf einen flüchtigen Blick auf die Maske, welche ihn angeredet hatte, und er sah wirklich auf ihrer linken Schulter das veilchenblaue Band, das ihm als Erkennungszeichen dienen sollte. Er beeilte sich daher sich von Canillac und Richelieu zu entfernen, damit ein Gespräch nicht behorcht werde, das für ihn von Interesse sein würde.

      Die Maske, welche durch den sanften Ton ihrer Stimme ihr Geschlecht verrathen hatte, war von mittlerer Größe, und schien, nach ihren elastischen Bewegungen zu urtheilen, noch eine sehr junge Frau, was übrigens ihr Aeußeres betraf, so war es für jetzt unmöglich, sich darüber Gewißheit zu verschaffen, denn die Maske einer Fledermaus ist bekanntlich ganz besonders geeignet, alle körperlichen Vorzüge und Mängel zu verdecken.

      »Chevalier nahm endlich die Maske das Wort,« und zwar ohne sich die Mühe zu geben ihre Stimme zu verstellen, denn vermuthlich glaubte sie, dieselbe say ihrem Begleiter unbekannt, »wissen sie auch daß ich Ihnen, zumal bei Ihrer jetzigen Gemüthstimmung für Ihr Erscheinen zwiefach verpflichtet bin. Leider kann ich diese Ihre Pünktlichkeit keinem andern Gefühl als dem der Neugier zuschreiben.

      »Schöne Maske, entgegnete Harmental, hast Du mir nicht geschrieben, daß Du mein guter Genius seyn wolltest? Gehörst Du vielleicht den Ueberirdischen an, so müssen Dir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht verborgen sein. Du wußtest also, daß ich kommen würde und meine Anwesenheit kann Dich nicht überraschen.«

      »Ach, entgegnete die Unbekannte, »man sieht, daß Du nur ein schwacher Sterblicher bist und das Glück hattest, Dich niemals über Deine Sphäre zu erheben, sonst würdest Du wissen, daß wenn wir auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kennen, wir diese Wissenschaft doch nicht bei Dingen anwenden können, die uns selbst betreffen; dasjenige gerade, was wir am liebsten wissen möchten, bleibt vor uns am dichtesten verhüllt.«

      »Alle Teufel,« erwiderte Harmental, »wissen Sie wohl, mein Herr Genius, daß mir die Sache sehr langweilig wird, wenn Sie mit solchen Reden fortfahren. Machen wir jetzt unser Gespräch interessanter, schöne Maske, da Dir in Betreff Anderer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bekannt sind, so zeige mir Deine Kunst!«

      »Nichts leichter als das,« sprach die Unbekannte, »reiche mir Deine Hand.«

      Harmental that wie sie begehrte.

      »Wackerer Ritter,« bemerkte die Maske, nachdem die seine Hand einen Augenblick lang forschend betrachtet hatte, »ich lese hier fünf Worte, welche die ganze Geschichte Deines Lebens enthalten. Diese Worte heißen: Muth, Ehrgeiz, Enttäuschung, Liebe, Verrath.«

      »Mein Seel, Du hast Deine Studien trefflich gemacht mein guter Genius, rief der Chevalier erstaunt.

      Ein Genius weiß alles, was die Menschen wissen, und noch weit mehr, fuhr die Maske fort. Aus jenen fünf Worten weiß ich, daß es Dein Muth war, der Dich zum Obristen erhob, daß diese Erhebung Deinen Ehrgeiz weckte, daß eine Enttäuschung Deiner Hoffnungen folgte, daß Du in der Liebe dafür Entschädigung suchtet, daß aber diese Dir Verrath bereitete.

      Nicht übel, entgegnete der Chevalier, »eine Sybylle hätte sich nicht besser aus der Sache ziehen können. Jetzt aber zur Gegenwart, schöne Maske, zur Gegenwart.«

      Die Gegenwart, Chevalier? Von der wollen wir leise sprechen, denn sie schmeckt etwas nach der Bastille!«

      Harmental fuhr ein wenig zusammen, denn er glaubte, daß außer denjenigen, welche zugegen gewesen waren, Niemand etwas von der Geschichte dieses Morgens wissen könne.

      »Es liegen,« fuhr die Unbekannte fort, in diesem Augenblick zwei wackere Cavaliere traurig auf ihrem Lager, während wir hier mit einander schwatzen, und das, weil ein gewisser Chevalier von Harmental ein großer Horcher an den Thüren, sich eines Spruches des Virgil nicht erinnert hat.

      »Und


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